Auf den letzten Drücker zu den 60-Meter-Zügen nach Halle

Etwa ein Jahr lang standen in Halle aufgrund des Neubaus der Elisabethbrücke die MGT6D nach vielen Jahren wiedermal in Doppeltraktion im Einsatz. Da der Einsatz schon früh für recht lange Zeit absehbar war, schob ich den Ausflug Monat für Monat vor mir her, bis es Ende August 2024 schließlich knapp wurde und ein Besuch in Halle “unausweichlich” wurde.


Der Neubau der Elisabethbrücke und die Sanierung der Mansfelder Straße sorgten ab dem Sommer 2023 dafür, dass die Neustadt in Halle für rund ein Jahr nurmehr eingleisig von der Innenstadt aus angebunden war. Der eingleisige Abschnitt wurde zum Nadelöhr und sorgte für eine Taktlimitierung vor allem auf den Linien 9 und 10. Um die Kapazität in die Neustadt trotz eines werktäglichen Viertelstunden-Taktes halbwegs hoch zu halten, erinnerte man sich scheinbar an die Traktionsfähigkeit der MGT6D. Recht zu Beginn ihrer Karriere wurden die MGT6D schon einmal als Doppeltraktionen in die Neustadt eingesetzt. Fast zeitgleich mit der Eröffnung der Zweigstrecke zur Soltauer Straße endete diese Episode allerdings bereits im Jahr 2003. Wohl auch dank der Zwischenlänge der in der Regel immer in Doppeltraktion eingesetzten MGT-K, kam es später nicht mehr zur Bildung der 60-Meter-Einheiten, da mit den MGT-K-Traktionen und den verbliebenen T4D-Zügen ausreichend fassungsstarke Einheiten zur Verfügung standen, zumal einige Jahre ohnehin eine so knappe Fahrzeugdecke herrschte, das die Bildung weiterer Traktionen keine Option war. Nun durften die MGT6D auf ihre alten Tage also noch einmal als 60-Meter-Züge durch Halle fahren.

Bei der schönen Tagesausflugsentfernung war ein Besuch eigentlich Pflicht, wurde dann aber doch immer weiter verschoben, bis es im Hochsommer 2024 langsam knapp wurde: Für den Fahrplanwechsel Anfang September war ein Ende der Doppeltraktionen angekündigt. Zwar war die Strecke in die Neustadt gegen Ende August schon wieder zweigleisig freigegeben, allerdings ließ man die 60-Meter-Züge noch bis zum Fahrplanwechsel im Einsatz. So machten wir uns am Samstag, den 24. August auf den Weg nach Halle. An diesem Wochenende fand an der Saale auch das traditionelle Laternenfest statt, was für zahlreiche Verstärkerfahrten mit den Linien 2E und 8E sorgte, wo hauptsächlich MGTK-Doppel eingesetzt wurden.

Wir liefen am Morgen den P+R-Trotha an und arbeiteten uns zunächst an den Linien 9 und 10 entlang. Aufgrund einer Baustelle an der zweiten Ost/West-Innenstadtquerung gab es noch immer kleine Umleitungen: Die Linie 9 fuhr aus der Neustadt über Glauchaer Platz, Franckeplatz und Leipziger Turm zum Hauptbahnhof, die Linie 10 aus der Neustadt über Glauchaer Platz, Franckeplatz, Marktplatz und Steintor zur Friesenstraße.
Da die beiden Linien nicht wirklich ein tagesfüllendes Unternehmen sind an einem langen Sommertag, blieb auch etwas Zeit, sich die Verstärkerfahrten anzusehen. Vor allem aber musste man bei den 34-Grad nicht in Eile verfallen angesichts dieses entspannten Tagesprogrammes. Im Folgenden der Bilderbogen dieses 24. August 2024.


Aus Trotha kommend trafen wir erst am Marktplatz auf die 60-Meter-Züge auf der Linie 10. Am Morgen liegt der Platz wunderbar im Licht und es ist um kurz vor zehn an einem Samstag gerade noch so wenig los, dass man eine solche Doppeltraktion auch auf voller Länge frei vor die Linse bekommt. MGT6D 603 und 608 verlassen die Haltestelle Richtung Neustadt.


Wir wollten die Linie von der Friesenstraße aus aufrollen, wofür wir erstmal bis zum Steintor hinauffuhren. Dort passten wir das MGT6D-Doppel aus 605 und 607 ab. Den komplett sanierten Kreuzungspunkt Am Steintor kannte ich auch noch nicht. Im Gegensatz zum alten Zustand eine sehr deutliche Verbesserung. Etwas viel versiegelt ist es aber vielleicht schon.


An der Haltestelle an der zum Hauptbahnhof abzweigenden Strecke läuft MGT6D 613 als Linie 5 ein.


Hinter dem Steintor ging es für die 10 nur noch einmal um die Ecke zur Haltestelle Friesenstraße, wo über einen Gleiswechsel gewendet werden kann. Das MGT6D-Doppel 601+611 ist bereit zur Abfahrt Richtung Neustadt. Nach dem Bild an der Haltestelle stiegen wir ein und fuhren erstmal der ganzen Länge nach durch die noch weitgehend verschattete Innenstadt – Steintor und Marktplatz waren als einzige Sonnenspots schon abgearbeitet.


Die Sonne erreichte uns erst am Franckeplatz wieder, den garstigen Abschnitt entlang der Hochstraße kann man sich aber guten Gewissens sparen. So stiegen wir erst hinter der neuen Elisabethbrücke am Rennbahnkreuz wieder aus. Vom Franckeplatz bis in die Neustadt begleitet uns nun auch die Linie 9. Die beiden Endpunkte in der Neustadt werden wechselseitig bedient. MGT6D 603 und 608 verlassen auf dem Weg zum Hauptbahnhof die Haltestelle Rennbahnkreuz.


Wir liefen ein Stück zurück über die neue Elisabethbrücke. Noch steht nebenan die alte Brücke, bald dürfte diese Aufnahme mit beiden Brücken und dem MGT6D-Doppel 609+602 allerdings historisch sein. Letzteres schon ab September 2024. Ob die MGT6D in Zukunft noch einmal in Traktion zum Einsatz kommen werden? Zumindest ein Teil der Flotte wird in den kommenden Jahren durch neue Fahrzeuge ersetzt werden.


Da die Haltestelle Saline nun näher war, liefen wir bis dort weiter entgegen unserer eigentlichen Reiserichtung. Nach einem Abstecher in den Norma, um bei der sommerlichen Hitze die Flüssigkeitsreserven nachzufüllen, gelang noch ein Nachschuss mit MGT6D 618 und 620 Richtung Neustadt.


Wirklich viel geben die beiden Linien in die Neustadt im weiteren Verlauf nicht her, an der Haltestelle Zentrum Neustadt stachen aber die kolossalen, teils entkernten Plattenbauten ins Auge. Was für eine Kulisse für einen 60-Meter-Zug. Einige Versuche brauchte es auch an einem Samstag mit dem parallelen Autoverkehr, mit MGT6D 607 und 605 klappte es dann aber als Nachschuss bei der Einfahrt in die Haltestelle.


Das MGT6D-Doppel 601+611 brachte uns anschließend zur Endstation Göttinger Bogen. Leider nicht so ganz passend für den langen Zug, zumindest aber sind hier die Bahnsteige mal ausreichend lang. An vielen anderen, selbst neugebauten Haltestellen entlang der Strecke, war schon eine Präzisionsbremsung nötig, um alle Türen halbwegs am Bahnsteig zu positionieren.


Anschließend ging es rüber zur anderen Endstation in der Neustadt, der Schleife Soltauer Straße. Kurz davor kommen uns die MGT6D 631 und 632 entgegen.


Einer der schönsten an diesem Tag eingesetzten Züge war noch das Doppel aus MGT6D 608 und 603, bei denen jeweils nur das Mittelteil mit Werbung beklebt war. Einen ganz werbefreien Zug gab es leider nicht. Dieser hier und das Doppel 607+605 konnte man sich aber sehr gut gefallen lassen. Am Rand der Neustadt erreicht der 60-Meter-Zug als Linie 10 die Schleife Soltauer Straße.


Sogleich wird umgeschildert und am Ende der Schleife kommt der Zug bereits als Linie 9 zum Hauptbahnhof an.


Dorthin fuhren auch wir anschließend im bereits gut geheizten Zug mit. Beim Wenden für die Rückfahrt ließ sich das Doppel Zeit und fuhr erst kurz vor Ankunft der nächsten 12 als Falschfahrt aus der Haltestelle aus und über den Gleiswechsel wieder auf das passende Richtungsgleis für die Rückfahrt in die Neustadt.


Für uns ging es mit der 12 hinüber zum Steintor, wo nun die in der Zwischenzeit ins Licht gerückten Motive bis hinab zum Marktplatz auf dem Plan standen. Zunächst das MGT6D-Doppel 609+602 am Abzweig der Linie 12 zum Reileck.


An der Ausfahrt der Haltestelle Am Steintor Richtung Innenstadt konnten die MGTK der zweiten Generation 701 und 702 auf der Linie 2 aufgenommen werden. Der Takt der Linie 2 wurde inzwischen mit Verstärkern bis zur Friesentraße verdoppelt. Die neuen Scheinwerfer und das weiße Stoßelement tragen inzwischen auch die meisten MGTK der ersten Generation, sodass die neuen Fahrzeuge auf den ersten Blick nur noch an den an der Front herumgezogenen Schürzen auf Höhe der Kupplung auffallen.


Gleich das nächste MGTK-Doppel der zweiten Generation kommt wenig später mit 696 und 695 auf den Joliot-Curie-Platz zugerollt.


Am Joliot Curie Platz war die Sonne schon fast in der Gleisachse. Mit dem MGT6D-Doppel 632+631 reichte es gerade noch. Danach luden das mittägliche Hochlicht und die Hitze erstmal zu einer Pause in einem nahen Café ein.


Mit der Ausbeute der Doppeltraktionen waren wir nun schon recht zufrieden und widmeten uns nach der Pause erstmal dem Linienkonglomerat vom Reileck/Mühlweg und der Seebener Straße hinab zur Burg Giebichenstein, wo heute aufgrund des Laternenfestes an der Saale die 8E die Taktfrequenz der Linie 8 verdoppelte und abweichend zur 8 über die Saalebrücke nach Kröllwitz fuhr. MGTK-Doppel habe ich auf der eingleisigen Strecke der Linie 8 durch den Mühlweg bei den letzten Besuchen zumindest nicht angetroffen. Als 8E sind 682 und 681 unterwegs nach Kröllwitz.


Als nächstes folgt eine reguläre 8 nach Trotha, die wie gewohnt mit MGT6D bedient wird. Im Hintergrund biegt gerade noch eine 8E aus der Gegenrichtung ab und der Weg für MGT6D 640 in den eingleisigen Abschnitt ist frei.


Zwischen den Haltestellen Volkspark und Diakoniewerk kam uns zufällig der Museumswagen 401 entgegen.


An der Burg Giebichenstein hatte ich schon einige Jahre keine MGTK mehr angetroffen. Die 8E mit ihrem abweichenden Linienweg brachte heute einige Züge auf diese Strecke über die Saalebrücke Richtung Kröllwitz. MGTK 684 und 683 schlängeln sich hier hinab zur Saalebrücke.


Schon eine Viertelstunde später war die Fuhre zurück aus Kröllwitz und rollt hier über die Saalebrücke auf dem Weg in die Innenstadt.


Für eine weitere 60-Meter-Zug-Aufnahme ging es anschließend noch einmal zurück auf den Marktplatz, wo es die Sonne im Sommer geradeso weit genug herumschafft. Den kritischen Schatten des Roten Turms und der Hausmannstürme der Marktkirche kann man dabei regelrecht beim Hineinwandern ins Motiv zuschauen. Das MGTK-Doppel auf der 8E mit 677 an der Spitze passte aber noch perfekt in die Lücke. Die Fahrzeuge mit den alten Lampen scheinen mittlerweile klar in der Minderheit zu sein.


Da die Gegenrichtung früher angeschlagen war, ging es kurz für eine Aufnahme in der Großen Steinstraße um die Ecke herum. MGT6D 607 und 605 kommen auf der Großen Steinstraße an der Ersatzhaltestelle Kleinschmiede vorbei.


Für den 60-Meter-Zug aus MGT6D 611 und 601 war der Sonnenspot dann anschließend schon ein wenig zu kurz. Zumindest schaffte es aber eine Gegenbahn gerade noch rechtzeitig aus dem Bild. Anschließend wollten wir noch einmal zur Saalebrücke an der Burg Giebichenstein. Nachdem sich die rappelvolle und stickig warme Bahn der Linie 7 aber an der Haltestelle Burg Giebichenstein geleert hatte, bog diese unvermittelt Richtung Trotha ab, anstatt über die Brücke Richtung Kröllwitz. Gerade kam noch eine letzte 7 von der Brücke, danach schienen die Linien 7 und 8E nach Trotha umgeleitet zu werden. Das Fest an der Saale hatte wohl für eine abendliche Sperrung der Brücke gesorgt.


Wir beließen es dann dabei und fuhren weiter nach Trotha zum Auto. Bevor es zurück Richtung Braunschweig ging, wollte aber noch der HFC-MGT6D 641 bei der Ausfahrt aus der Schleife im schönsten Abendlicht aufgenommen werden.

Wiedermal ein schöner Besuch in Halle. Auch wenn es etwas ungewohnt war, hier erstmals nicht den letzten Tatras hinterherzujagen. Stattdessen sind inzwischen die MGT6D das alte Eisen und werden wohl schon bald nicht mehr in dieser Vielzahl im Einsatz stehen. Ob jemals wieder in Doppeltraktion im Planverkehr, bleibt abzuwarten. Vermutlich scheitert es auf vielen Linien allein schon an den Haltestellenlängen, die auch auf der jetzigen Route nicht immer optimal waren. Sehr positiv aufgefallen waren uns bei diesem Besuch die vielen freundlichen Fahrpersonale. Immer wieder gab es einen netten Gruß oder zumindest ein verschmitztes Grinsen. Man kennt es in Deutschland leider bei vielen Betrieben auch anders. Das ist zwar immer sehr anekdotische Evidenz, irgendwie macht es aber einen Fototag immer gleich noch ein bisschen schöner, wenn man mal einen Tag Glück hat und keine heruntergelassenen Sonnenblenden oder seltsame Gesten erntet. Vielen Dank auch an den Hobby-Kollegen aus Halle, der mich über die Monaten stets über den aktuellen und häufiger mal veränderten Einsatz der 60-Meter-Züge auf dem Laufenden gehalten hat. So ist das Thema auch nie in Vergessenheit geraten und gerade rechtzeitig hat es noch zu einem gelungenen Tag an der Saale gereicht.

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