Die Insel der Pandas VII: Ein letzter Tag FCE und Abschluss in Catania

Bevor am morgigen Sonntag der Betrieb bei der FCE wieder stillsteht, haben wir heute noch einen vollen Tag Sonne zwischen Adrano und Randazzo vor uns. Morgen geht es dann zum Abschluss noch auf eine Erkundungstour durch Catania, bevor am Nachmittag schon die Rückreise ansteht.


Samstag, 13. April 2024: Letzter Tag an der FCE

Erstes Ziel am heutigen Morgen: Das Lavafeld bei Bronte – mal wieder. Zum einen gibt es dort einfach Motive ohne Ende, zum anderen hat dort auch der frühe Zug um halb acht schon an diversen Stellen Sonne. Wir kamen heute etwas langsam los aus Adrano, sodass es an “unserem” Parkplatz am Rand der neuen Wohnsiedlung am Ortsrand von Bronte schon reichlich spät war, als wir durch das schroffe Lavagestein zur Strecke hinaufkletterten. Es war dann nicht mehr viel Zeit für die Stellensuche und so wurde es die erstbeste Ansicht, die schon im Licht lag, denn von hinten kam recht überraschend ein Vulcano angepirscht. Im Gegensatz zu den alten Baureihen, die stets rechtzeitig durch gurgelnde und aufheulende Motoren auf sich aufmerksam machen, säuseln die Vulcanos nur recht unmerklich vor sich hin.


Der Vulcano 004 kam so überraschend still von hinten aus Randazzo angeschlichen, dass nicht einmal genug Zeit blieb, sich so zu stellen, dass wir uns nicht gegenseitig im Bild standen. Andererseits… wenn man es nicht weiß, entdeckt man mich auf dieser Aufnahme kaum.


Ich zielte dem Vulcano von der anderen Streckenseite hinterher, um ihn in der Kurve oberhalb Bronte etwas aus dem spitzen Licht heraus zu bekommen.


Durch Lava-Riesen ging es anschließend zurück zum Auto unten am Wohngebiet.

Den Tag heute hatte ich gestern noch genau durchgetaktet, um mit den wenigen Leistungen noch möglichst viele der notierten Motive abzuarbeiten. Dabei sollte das Ganze heute aber ohne große Fahrerei abgehen, denn eigentlich lagen alle Motive im Bereich von Maletto und Bronte. Umso gemütlicher dürfte der Tag wohl werden, mit immer wieder langen Pausen und damit der Möglichkeit, sich in einem der Cafés niederzulassen oder einfach irgendwo in der Landschaft herumzusitzen. Die morgendlichen TR.6, TR.5 und TR.7 waren hier in Bronte geplant. Ersterer war nun durch, erstmals heute mit einem Vulcano. Als nächstes war nun also in nur etwa einer halben Stunde der TR.5 aus Catania an der Reihe. Für den spekulierte ich darauf, dass die Sonne an einem schönen Ortsblick von der Straße in Bronte schon hoch genug stehen würde. Johannes stellte sich an der Straße paar Meter weiter unten auf der Brücke über die Strecke. Der Ort erwachte gerade wunderbar zum Leben, überall quollen Pandas, Arbeiter und Schüler aus den Gassen und machten sich auf den Weg zu ihrem Tagwerk oder kehrten erstmal auf einen Espresso in eines der örtlichen Cafés ein. Dazwischen zwitscherten munter die Vögel und die höher steigende Sonne brachte langsam einen Riesenfenchel nach dem nächsten passend für mein Motiv ins Licht. Überraschend gurgelte dann das kantige Doppel aus ADe 23 und 24 die Schleife durch Bronte hinauf. Das war natürlich auch eine nette Überraschung, hatten wir diese Type bislang doch nur gestern im Sifflicht. So ganz perfekt passte die Zuglänge dann nicht in mein Motiv, aber es ging sich so gerade eben aus und im Nachschuss saß der Zug perfekt in der Lücke.


Erste Sonnenstrahlen erreichen die Baulücke mitten in Bronte oberhalb der Bahnstrecke, die diesen morgendlichen Blick auf die FCE ermöglicht. Heute bedienen ADe 23 und 24 den TR.5 Catania Borgo – Randazzo. Wo die Strecke im Hintergrund verschwindet, muss sich der Haltepunkt Bronte Casello befinden.


Die Strecke macht mitten im Ort eine große Kehre zum Höhengewinn. Gleich erreicht das Doppel den Bahnhof von Bronte.


In der Gegenkurve hinter dem Bahnhof schoss Johannes den TR.5 von der Straßenbrücke gesehen.

Zeit für’s Frühstück! Ich lief zu Johannes die Straße hinunter und wir trafen uns an der Ecke zur Hauptstraße an einem typischen Café, dass uns vorhin aufgefallen war. Es gab die bekannten Americano und Cornetti und wir setzten uns raus an die Straße. Die übliche Versammlung älterer Herren trank ihre Espressi, palaverte und rauchte die erste Morgen-Zigarette. Ein fescher Italiener in Lederjacke kam dann bald mit seinem neuen Bock vor dem Café vorgefahren und präsentierte einigen Kumpels stolz die glänzende Maschine. Natürlich musste jeder der Runde erstmal eine Probefahrt mitten über die im morgendlichen Chaos versinkende Ortsstraße drehen. Man(n) kennt sich in einem Ort wie Bronte und so hielten auch noch weitere bekannte spontan mitten auf der Straße und brachten Wissenswertes über den neuen Feuerstuhl in Erfahrung. Ob man dabei mitten auf der Straße den Verkehrsstrom zum Kollabieren bringt, spielt hier bekanntlich eine untergeordnete Rolle. Einfach herrlich schon wieder hier bei Kaffee zu sitzen und das Treiben zu beobachten 😀

Stress kam auch bei uns nicht auf, denn bis zur nächsten Zugbewegung waren es 1 1/2 Stunden Zeit. Ich hatte mir die Kurve vor dem bekannten “Ätna-Blick-Bahnübergang” vorgenommen, an der man am Morgen schön in die entgegengesetzte Richtung mit Blick in die weite Landschaft fotografieren kann. Johannes hatte hier im Ort eben noch was entdeckt und kletterte zu Fuß wieder ins Lavafeld hinauf, während ich den 500X mal wieder die Schotterpiste zum Bahnübergang oberhalb Bronte hinaufquälte. Nach weiteren zwanzig Minuten warten kam ein gemischtes Doppel aus dem grünen ADe 13 und dem modernisierten 16 hinaufgedröhnt. Für Abwechslung war ja wiedermal gesorgt heute. Eigentlich lief nichts wie an den bisherigen Tagen. Meine bei der Vigezzina entworfene Chaostheorie beim Fahrzeugeinsatz auf italienischen Schmalspurbahnen bestätigte sich wiedermal.


Bei Johannes kam der TR.7 aus ADe 13 und 16 an der Kante zwischen dem Lavafeld und dem Wohngebiet von Bronte etwa vier Minuten früher durch, als bei mir oben am Bahnübergang, sodass er mich schon einmal vorwarnen konnte.


Das Gurgeln und Rülpsen des Altbauzuges war dann aber durch die Felsen des Lavafeldes auch so rechtzeitig zu hören, um noch die Zeitkamera auf dem Stativ auf der anderen Streckenseite für ein Video zu starten – das gibts dann vielleicht auch irgendwann mal zu sehen. Vorher aber ADe 13 und 16 aus der Außenkurve gesehen.


Im Gegenlicht verschwindet der Zug unterhalb des Ätna Richtung Randazzo. Damit wäre nun erstmal wieder warten angesagt…

Bis zur nächsten Zugbewegung in diesem Abschnitt wären es damit schon wieder rund 1 1/2 Stunden. Das Übliche halt. Wir hatten aber angesichts der nächsten von mir anvisierten Stelle noch einige Fragezeichen und so vertrieben wir uns die Zeit diesmal nicht anderweitig, sondern gingen kundschaften. Das kleine Steinviadukt zwischen Maletto und Randazzo ist zwar durchaus von zahlreichen Aufnahmen bekannt, irgendwie hatten wir bei einem Versuch am Sonntagmorgen – als eh kein Zug gekommen wäre – aber noch nicht den richtigen Zugang gefunden. Von oben von der Hauptstraße aus waren da irgendwie massivst ein Friedhof, eine Tankstelle und diverse etwas ernster gemeinte Zäune im Weg. Wir fuhren also mal den Abzweig Richtung Maletto die aufgeständerte Schlängelstraße runter und wieder rauf. Auch alles abgezäunt, aber an einer Stelle würde man durchschlüpfen können. Also den 500X auf einem gigantischen Parkplatz abgestellt, der unerklärlicherweise an dieser Abfahrt hinab nach Maletto errichtet worden war. Wer soll hier parken wollen? Viel kurioser aber war die E-Ladesäule, die hier installiert war. Wer bitte will denn hier sein Fahrzeug aufladen, mal davon abgesehen, dass die Ladesäule nicht so richtig betriebsfähig wirkte. Wenn da nicht wiedermal Fördergelder in mafiösen Strukturen verschwunden waren…
An der obersten der drei Serpentinen schlüpften wir durch den Zaun und liefen querfeldein hinüber nach dort, wo wir den Blick auf die Brücke vermuteten. Wir trafen auch ganz gut und mussten keinen weiteren Zaun überwinden, uns dafür aber einen Weg durch ein wildes Riesenlavendelfeld bahnen. Weiter unten oberhalb der Bahn war derweil jemand dabei, einen umzäunten Bereich mit einem Schieberasenmäher zu mähen. Das dürfte eine tagesfüllende Unternehmung werden. Die Gestalt warf uns zwar aus der Ferne einen Blick zu, schien sich aber auch nicht an uns zu stören und unterbrach nicht einmal die mühevolle Handarbeit.
So waren wir dann doch recht zeitnah ins Motiv gekommen und durften hier in dieser fast vorindustriell wirkenden Landwirtschaftsidylle abseits der Straße noch fast eine Stunde im Riesenfenchel warten – gibt Schlimmeres…


Wir haben uns wiedermal nicht das ungemütlichste Plätzchen zum Warten ausgesucht. Am Weg zum Motiv fällt der Blick zurück auf Maletto.


Dann kommt nach einer Stunde warten auch schon der ADe 13 zurück aus Randazzo, wo er sich seines modernisierten Verwandten entledigt haben muss. Von unserer 180°-Stelle ließ sich perfekt in beiden Richtungen um einen Strunk Riesenfenchel herum fotografieren.


Hauptmotiv war der Nachschuss auf das kleine Steinviadukt Richtung Bronte, für das wir zwar schon eine Stunde zu spät waren, aber die seitliche Perspektive konnte das gut kaschieren.


Am Weg zurück zum Auto fällt der Blick noch einmal auf Maletto, das in der Eisenbahn-Romantik-Folge 585 über diese Bahn recht gut und vielleicht mit einem kleinen Zwinkern wie folgt beschrieben wurde: “Leider ist in den modernen Zeiten eine etwas chaotische Stadtplanung über den kleinen Ort hereingebrochen. Die unverputzten Backsteinhäuser stehen wie Kraut und Rüben um den eigentlich ganz hübschen historischen Kern.” Ein Satz, der wohl für so einige Orte auf dieser Insel kaum zutreffender formuliert werden könnte. Die Folge illustriert im Übrigen wunderbar den eigentlich positiven Fortschritt dieser Bahn in den vergangenen fast 20 Jahren. Wenn man die Aufnahmen von damals so sieht, machte das alles einen vollkommen abgewirtschafteten Eindruck, als würde es kurz vor dem Ende stehen. Diesen Eindruck macht es zwar heute politisch auch wiedermal, allerdings ist die Infrastruktur grundsätzlich doch auf einem ganz ordentlichen Level und die Fahrzeuge sauber und recht gepflegt.

Zum nächsten geplanten Motiv hatten wir jetzt “nur” eine gute Stunde: Der Ausweichbahnhof Gurrida, an dem sogar, obwohl mitten im Nichts gelegen, noch offiziell gehalten wird. Wie man dort hingelangen sollte, war wiedermal recht unklar. Eine Schotterpiste führt zwar am Bahnhof vorbei und kreuzt dort die Strecke, allerdings war auf beiden Seiten der Piste am Satelliten unklar, wie man da drauf käme. Auch OSM gab darüber nicht wirklich Auskunft, dort war die Piste aber als unterste Kategorie eingezeichnet. Mit dem Auto würde das also eher nichts werden. Wir versuchten also erstmal so nah wie möglich heranzukommen und fuhren zwischen Maletto und Randazzo von der SS284 auf eine schmale ausgeschlagene Piste hinab in die Plantagen. Dort wo dann der Pfad auf die Piste Richtung Bahnhof abging, war sogar ein Durchgang im Zaun, allerdings mit einem Privat-Hinweis. Angesichts der Ruinen hinter dem Zaun rechneten wir nicht damit, hier auf jemanden zu stoßen, zumal wir hier eigentlich nur durchwollten, um auf die schmale Asphaltpiste zu gelangen, die kurz hinter den Ruinen wieder begann. Also den Fiat an einer breiteren Stelle abgestellt, denn netten Hinweis übersehen und an den Ruinen vorbei auf die Piste zum Bahnhof. Die Piste führte uns nach wenigen Minuten ziemlich genau dorthin, wo wir hinwollten: An den Aussichtspunkt auf die Außenkurve hinter dem Bahnhof Gurrida Richtung Maletto. Das hatte ja wiedermal ganz gut geklappt. Diesmal hieß es dann auch nur noch etwa eine halbe Stunde warten, bis der TR.14 aus Randazzo kommen würde. Der Wind war allerdings schon krass hier an unserem Aussichtshang. Es wehte im Grunde die ganzen Tage schon recht ordentlich über die Insel, aber hier war selbst auf unterste Stufe das Stellen des Statives mit der Zweitkamera für ein Video quasi unmöglich. Wie üblich auf irgendwelchen Lavabrocken balancierend, musste selbst beim Fotografieren schon aufgepasst werden, dass es einen nicht umhaute. Als Entschädigung kam dafür aber wiedermal der orange ADe 15 aus Randazzo. Heute wurde wirklich noch einmal alles an Abwechslung aufgeboten.


Aus Randazzo kommend hat ADe 15 den mitten im Nichts zwischen Lava und Plantagen gelegenen Bahnhof Gurrida passiert. Hier wurde gleich zweimal gestoppt und laut brüllend wieder angefahren: Einmal im Bahnhof selbst und dann noch am dahintergelegen BÜ, der, wie wir inzwischen herausgefunden hatten, allerdings mit einem normalen Fahrzeug kaum erreichbar sein dürfte.

Als nächstes – wie gewohnt – rund 1 1/2 Stunden Pause. Perfekt für ein Mittagessen in Bronte. Unser nächstes Motiv wäre zwar in Maletto, aber wirklich weit ist es ja nicht hinüber nach Bronte, wo wir noch einmal in das Café von heute Morgen wollten, denn dort hatten wir auch eine Menge Leckereien entdeckt, die sich für ein Mittagessen eignen würden. Zum einen natürlich Arancini, zum anderen aber auch wiedermal ein paar gut aussehende Blätterteigtaschen. Hunger würden wir den restlichen Tag also nicht mehr leiden 😀
Anschließend ging es wieder rüber nach Maletto, wo diesmal die Stellensuche nicht schwer war, lag das Motiv doch direkt an einem Bahnübergang und wir hatten es vorhin auch schon kurz auskundschaftet. Der Versuch, diesmal durch den Ort hindurch “abzukürzen”, scheiterte allerdings kläglich am undurchdringlichen Gassenlabyrinth, dass uns am Ende doch nur den Rückzug auf die “neue” Umfahrung auf der aufgeständerten Schlängelstraße ließ. So war dann diesmal die Wartezeit sogar ungewöhnlich kurz, bis von hinten ein Vulcano angesäuselt kam.


Der TR.15 aus Catania brachte mit dem Vulcano 001 wieder was Neues zu uns. Heute war abgesehen vom allein aus Randazzo zurückkommenden ADe 13 wirklich jeder Zug bislang ein anderes Fahrzeug gewesen. Schon irgendwie erstaunlich.


Johannes stand direkt unten am Bahnübergang und schoss dem Vulcano etwas steiler Richtung Randazzo hinterher. Am Bahnübergang wurde zuvor natürlich ordentlich gehalten und gepfiffen.

Eine gute Stunde war nun wieder auf der Uhr, bevor wir noch ein letztes Pflichtmotiv für den heutigen Tag umsetzen wollten, mit der dann schon wieder vorletzten Zugbewegung in unserem Abschnitt. Die Ausfahrt Maletto auf der kleinen Brücke vor der mächtigen Ortskulisse musste auf jeden Fall noch sein. Zunächst blieben wir aber an Ort und Stelle, war es hier doch wunderbar idyllisch für eine kleine Siesta im Auto nach der Kalorienbombe zum Mittag. Hin und wieder bog ein Panda von der über den Bahnübergang führenden Straße auf die abzweigende Piste an der wir parkierten ab und knatterte, Staub aufwirbelnd, lautstark an uns vorbei. Ansonsten herrschte Stille, abgesehen vom noch immer starken Wind der den Staub um uns herum ebenso aufwirbelte wie die Pandas. Nach einer halben Stunde verschoben wir uns dann mal auf die andere Seite des Ortes und versuchten den richtigen Standpunkt für das Motiv auszumachen. Problem dabei war eine Art Bauhof, der sich innerhalb der unteren Serpentine befand, also genau dort, wo man ungefähr hätte stehen müssen. Das Tor stand zwar offen, aber man war gerade am herumfuhrwerken und da wollten wir nicht unbedingt zwischen rumschleichen. Johannes näherte sich mal etwas fragend nach dem richtigen Standpunkt in der Gegend herumsuchend dem Tor an. Das erweckte die Aufmerksamkeit des Meisters, der sogleich zu uns rüber geschlendert kam. Bei solchen Höfen rechnet man dabei ja erstmal mit einer abweisenden Reaktion, was man hier treiben würde. Stattdessen schien uns unser Kameraequipment direkt zu verraten und auch ohne sprachliche Schnittmenge war die Hilfsbereitschaft des Mannes schnell zu erkennen. Er rief seinen Jungen zu uns, er solle uns doch zur perfekten Aussicht auf die Ausfahrtskurve führen, ohne das wir auch nur darum gebeten hatten. So wurden wir auf einen kleinen Hügel mit einer nett angelegten Rabatte und Madonnenstatur unter einem kleinen Säulendach geführt. Es war nicht ganz die Perspektive, die man von zahlreichen Aufnahmen kannte, sondern etwas weiter hinten und oben und somit noch mit der aufgeständerten Schlängelstraße im Bild. Irgendwie gefiel es mir aber auch so sehr gut, denn authentischer, als mit einer bröckelnden Hochstraße im Bild konnte es nun wirklich nicht mehr werden auf Sizilien 😀 Wenig später kam der TR.24 durch den Ort gedröhnt und orgelte durch die elegante Ausfahrtskurve. Erneut mit einer neuen Zugskombination aus den modernisierten ADe 19 und 18. Wirklich jeder Zug was anderes heute…


Mit TR.22 verlässt gegen halb vier schon der letzte Zug Richtung Catania den Ort Maletto. Nur um wenige Sekunden verpasste der Zug einen herrlichen originalen Panda auf der Serpentinenstraße, aber auch so war die röhrende Durchfahrt ein akustischer Hochgenuss.


Der unterhalb des Madonnenhügels grasende Esel hat es unter Fotografen schon zu einiger Berühmtheit geschafft. Zumindest liest man in den verschiedenen Reiseberichten immer wieder von dem störrischen Tier, welches sich nie im rechten Moment passend im Bild platzieren will. Auch bei uns verschob er sich im letzten Moment leider etwas weit hinter den Felsen. Die brüllenden FIAT-Motoren interessierten ihn unterdessen nicht im Geringsten.

Zum wiederholten Mal wollten wir unser Glück mit einer Verfolgung Richtung Adrano versuchen. Ich für meinen Teil allerdings nur bis zur Ausfahrt Bronte, wo ich noch einmal den Ortsblick von oberhalb des Tunnelportals hinter Bronte Casello versuchen wollte. Das war gestern doch einigermaßen unsonnig gewesen. Die Sportlichkeit dieses Vorhabens war mir durchaus bewusst. Da Johannes was weiter unten Richtung Adrano versuchen wollte, würde ich von der Hauptstraße aus an die Stelle hinauflaufen müssen, da der Zug sonst für Johannes weg wäre, wenn er mich oben an der Kröppelpiste absetzen würde. Also unten an der Hauptstraße schnell alle Sachen geschnappt und den Berg hoch gesprintet. Aus einem Kaltstart heraus mal eben die 500 Meter die Piste hochzusprinten, brachte mich dann doch etwas ins Schnaufen, dafür ging es sich um Haaresbreite aus: Oberhalb des Tunnelportals angekommen konnte ich den Zug in Bronte Casello abfahren hören.


Den Ortsblick hinter Bronte Casello kennen wir nun schon von zwei vorherigen Gelegenheiten: Einmal kurz nach dem Zug, einmal ohne Sonne und nun klappte es endlich zur Zufriedenheit. Dass die Sonne schon außen stand, störte bei dieser spitzen und dachlastigen Perspektive im Grunde nicht.


Johannes hatte sich an dem schwer zugänglichen, aber an vielen Stellen von der Straße aus einsehbaren Abschnitt zwischen Bronte und Adrano an die Strecke hinauf gekämpft.


Praktischerweise auch gleich eine Zweirichtungsstelle, sodass auch noch ein Nachschuss auf den letzten Zug Richtung Catania bis Montagfrüh gelang.

Als letzte Leistung hatten wir nun noch den altbekannten TR.23 aus Catania mit Ankunft Randazzo um 17.30. Ob der heute als einziger Konstanz zeigen sollte und von einem Vulcano gefahren würde? Wir konnten uns nur überraschen lassen. Wir hatten verabredet, uns erst nach dem TR.23 wiederzutreffen. Ich wollte vom letzten Motiv aus nun zu einem kleinen Spaziergang durch die herrliche Landschaft starten, der mich der hierherführenden Piste weiter folgend, bald wieder an die Strecke am unteren Lavafeld von Bronte führen sollte. Dort waren wir am Montag schon einige Stunden am Morgen gewesen, aber am Nachmittag sollte hier auf jeden Fall auch was gehen. Es war ein herrlicher Marsch durch die Landschaft entlang einiger zwielichtiger, hoch eingezäunter Anwesen und Plantagen. Nach einem Abzweig führte die nächste Piste wieder hinab zur Bahn und über einen Pfad quasi bis an die Gleise heran. Paar Meter musste man an der Strecke noch laufen, dann war der verlassene Streckenposten erreicht, der am Montag schon aus ganz anderer Perspektive in meinem Bild gestanden hatte. Da noch genug Zeit war, probierte ich einige weitere Ansichten aus, am besten gefiel am Ende aber doch die Perspektive direkt vom Streckenposten aus mit dem Gipfel des Ätna prominent im Bild. Das wäre doch ein würdiger Abschluss. Ein gut 3 Meter hoher Riesenfenchel direkt an der Trasse musste für die Aufnahme dann leider fallen, denn der Stand wirklich mitten im Weg. Gar nicht so einfach, so ein fettes Ding zu fällen. Einfach abknicken ließ sich der Riesenbrummer nicht, es gelang erst mit einer Technik des langsamen Aufschaukelns, bis die Last schließlich so groß war, das der dicke Stiel brach. Zum krönenden Abschluss dieses genialen Tages kam dann leider doch nur eine Vulcano durch, aber darauf war ich auch eingestimmt gewesen. Die Schwingungen in den Gleisen hörten sich bei der Durchfahrt gepaart mit dem seltsamen Motorsound irgendwie außerirdisch an. War das ein Raumschiff der Borg?


Die kleine Wanderung zum nächsten Motiv offenbarte immer wieder Blicke durch den Riesenfenchel Richtung Ätna.


Vulcano 004 brachte den krönenden Abschluss des heutigen Tages, natürlich noch einmal mit Riesenfenchel und Ätnablick. Dies würde damit auch das letzte FCE-Bild dieser Tour werden, zumindest was fahrende Züge angeht, denn morgen am Sonntag wäre wieder Betriebsruhe. Den 004 kannten wir schon von heute Morgen, sodass er mit der Abwechslung, die über den Tag geherrscht hatte, erstmals brach.

Ich lief noch um die nächsten zwei Ecken herum zu der Stelle, die an den ersten beiden Tagen unser Ausgangspunkt für dieses Lavafeld gewesen waren. Dort wurde ich von Johannes bereits erwartet und es blieb nun nichts mehr an der FCE zu tun, sodass wir erstmal in die Unterkunft nach Adrano zurückfuhren.

Wir entschieden uns dann heute Abend noch einmal für die Trattoria die Hauptstraße Richtung Ortsausgang hinunter. Da heute am Samstag keine Arbeiter eingekehrt waren und wir für italienische Verhältnisse noch extrem früh dran waren, war es noch fast leer im Gastraum. Man schien aber noch viele Gäste zu erwarten, denn heute war der Pizzaofen angeheizt, wie uns mitgeteilt wurde. Von Pizza hatten wir nach einer Woche Italien nun aber langsam wirklich genug. Für Johannes gab es was Gegrilltes mit Pommes, ich wählte diesmal andere Nudeln und einen Salat dazu. Heute gab’s dazu ein “Arbeiterbier”: Eine stattliche 0.75l-Flasche Peroni. So rann auch der letzte Abend dieses Urlaubs bei einem Schnack über dies und das in der Trattoria dahin.

Für morgen steht dann nicht mehr viel auf dem Programm. FCE fährt nicht und große Sprünge sind nicht mehr drin, da wir am Nachmittag am Flughafen sein müssen. Da bot es sich an, einfach mal Catania selbst und nicht nur dem Flughafen einen Besuch abzustatten und den Urlaub damit ausklingen zu lassen.


Sonntag, 14. April 2024: Die versunkenen Schiffe von Catania

Letzter halber Tag des Urlaubes, bevor es am Nachmittag zurückgehen würde. Eigentlich war dieser halbe und der Sonntag vor einer Woche, in Unwissenheit über die Betriebsruhe der FCE, noch für die Schmalspurbahn geplant gewesen. Da wäre heute auch noch einges gegangen, denn die Betriebsdichte ist Morgens und am Vormittag bekanntlich höher und das Wetter war wieder grandios. So hatten wir dann heute aber nur einen Stadtbummel in Catania auf dem Programm, ein Gewaltstart war daher nicht nötig. Zimmer geräumt, des Schlüssels entledigt und schon steuerte ich den 500X auf der inzwischen bekannten Schnellstraße Richtung Catania. Auch wenn Sonntag war, wollten wir es auf die letzten Stunden nicht auf das Verkehrschaos in der Stadt ankommen lassen. Viel entspannter war es, den FIAT an der ersten Metrostation kostenfrei abzustellen und mit der Metro in die Stadt zu fahren. An der Endstation Nesima gibt es sogar einen P+R, der zumindest am Sonntag geöffnete Schranken hatte, ohne nach Geld zu verlangen. Die Metro legt sonntags wenigstens noch einen 15-Minuten-Takt hin. Zum Einsatz kamen bei dem Takt lediglich die neusten, erst ab 2022 ausgelieferten Fahrzeuge. Mehr als vier Fahrzeuge dürfte es auch nicht brauchen, wenn solo alle 15 Minuten gefahren wird. In Borgo legten wir eine kurze Pause ein, um ein Blick auf das Betriebszentrum der FCE zu werfen. Hier stand der übliche ausrangierte Schrott herum: Noch mindestens zwei der seit Corona(?) ausrangierten RALn, einige überzählige ADe und die schon seit einigen Jahre abgestellten Beiwagen. Da der Bahnhof selbst wegen des Metrozugangs immer offen ist, stand der betriebsfähige Teil des Fahrzeugparks im hinteren, abgetrennten Bereich vor und in der Fahrzeughalle. Spannend wird es sein, wie man ab dem Ende der Sommerferien, wenn der Streckenabschnitt bis Paternó eingestellt ist, die Fahrzeuge unterhalten will. In Frage kommt dafür eigentlich nur Randazzo. Ansonsten gibt es nur in Riposto noch einen größeren Schuppen, in den aber allem Anschein nach schon seit Ewigkeiten kein Fahrzeug mehr gefahren ist. Vielleicht werden die Fahrzeuge für größere Arbeiten auch weiterhin nach Borgo übersstellt, dann eben per Tieflader?


In Catania Borgo befinden sich neben der Hauptwerkstätte auch mehrere Gleise mit ausrangiertem Material.

Nach 15 Minuten ging es weiter in die Innenstadt. Wir nutzten unser Einzelfahrt voll aus und fuhren den ganzen Bogen durch die Stadt bis zur Endstation Stesicoro. Die Einzelfahrt galt netterweise nur zeitlich begrenzt und konnte somit unterbrochen werden. Zumindest ließ uns die Bahnsteigsperre ohne Murren wieder hinab in den Untergrund.
Die Endstation Stesicoro liegt mitten in der Stadt zwischen der Piazza Repubblica und der Piazza Stesicoro. Das war für unser heutiges Anliegen eines Stadtbummels optimal. Direkt gegenüber des Metroausgangs lud am Straßenrand das Caffé Bellini zu einem Frühstück ein. Obwohl fast im touristischen Zentrum, waren hier die Preise noch ganz in Ordnung, war es doch eher noch ein normales, klassisches Straßencafé. Direkt auf der Via Etnea in einem der typischen Touristenläden, wäre es sicher bedeutend teurer gewesen. So saßen wir erstmal, wie zur Gewohnheit geworden, eine halbe Stunde bei mehreren Kaffee und Cornetti und beobachteten das wilde Treiben von Personal und Gästen.

Nach dem Frühstück starteten wir unseren kleinen Spaziergang durch die Stadt. Ich hatte ein paar Ziele rausgesucht, die ganz interessant aussahen. Sicher keine Geheimtipps dabei, sondern eher Marco Polo gut bekannte Spots. Anschließend standen noch der Hafen und der botanische Garten auf meiner Liste. So klapperten wir die nächsten Stunden eines nach dem anderen ab. Die Fontana dell’Elefante war leider Großbaustelle, dafür entdeckte ich neben dem Dom auf der Kuppel der Badia di Sant’Agata einige Menschen. Für fünf Euro käme man dort hoch, stellte sich heraus und die Aussicht von dort war wirklich empfehlenswert. Das römische Theater ließen wir dafür aus, dort wollte man dann über zehn Euro für den Eintritt haben. und so richtig spannend fanden wir das auch nicht.


Die Piazza Stesicoro in deren unmittelbarer Nähe die Metro endet.


Direkt an der Piazza Stesicoro befindet sich die Ausgrabungstätte des Anfiteatro Romano.


Die Umrisse der freigelegten Ränge und Gänge lassen das einstige Aussehen nur erahnen. Die heutige Stadt befindet sich einige Meter darüber.


Auf der Via Etnea, der zentralen Einkaufs- und Touristenmeile der Stadt, geht es Richtung Piazza del Duomo an der Piazza Università vorüber, von der wir hier zurück Richtung Ätna blicken.


Die bekannte Fontana dell’Elefante war leider weitgehend eine Baustelle. Nur der Elefant selbst ließ sich einigermaßen ablichten.


Wir erklommen dann durch enge Wendeltreppen den Turm der Badia di Sant’Agata. Allgegenwärtig natürlich auch hier der über allem thronende Vulkan.


Auch ein schöner Blick auf das Universitätsgebäude eröffnet sich von hier oben.


Kontrastprogramm auf der anderen Seite der Kuppel: Ein ordentlich abgerockter sizilianischer Innenhof.


Der nebenan auf der Südseite der Kuppel stehende Dom war leider komplett im Gegenlicht, aber auch sonst recht nah für eine vernünftige Aufnahme. Der Blick in einer Zwischenebene Richtung Süden fällt auf eine der mächtigen Glocken der Badia di Sant’Agata.


Nebendran hängt noch ein handlicheres Exemplar.


Nachdem wir am Teatro Antico greco-romano beschlossen hatten, nicht hinein zu gehen, schlugen wir noch einen Bogen zum Castello Ursino. Auch hier konnte sich der Ätna noch ins Bild mogeln.

Damit hatten wir schon den Großteil meiner in etwa einer halben Stunde gestern Abend zusammengesammelten Kartenmarkierungen abgearbeitet. Blieben nurmehr einige etwas weniger konkrete Ziele wie der Hafen und der botanische Garten und an den Wegen dorthin einfach das etwas ziellose Umherschlendern in den Gassen. Dabei kamen wir auch an dem recht grausligen Touristenmarkt rund um den Giardino Pacini vorbei. Ein fürchterliches Geschiebe zwischen stinkendem, toten Meeresgetier und Ständen mit lauter Plunder, den doch eigentlich niemand brauchen kann. Wir waren froh, als wir dort durch waren. Am ehemaligen Zollhaus des Hafens stolperten wir dann recht zufällig über ein Bahnmotiv mit dem langen Viadukt, das zwischen Hafen und Innenstadt in den Centrale hineinführt. Abgesehen von zwei Elektronikbetonhäusschen, war das gar nicht mal so schlecht. Auf einem Kübel eines Baumes konnte man etwas erhöht und im Schatten stehen und so warteten wir mal auf eine Zugbewegung. Es dauerte dann kürzer als erwartet an einem Sonntag und einer der bunten Alstoms schob sich über das Viadukt.


Ein bunter Alstom auf der Archi della Marina, die zwischen Hafen und Innenstadt vom Centrale Richtung Westen führt. Mit Hochstativ oder Drohne ließe sich das richtig gut darstellen vor der Kulisse der Altstadt. Ob das hier im Hafen aber so empfehlenswert ist? Wir haben ohnehin beides nicht in unserem Equipment…

Wir schlenderten anschließend in den Hafen. Was dort so an Boten herumdümpelte, war schon etwas erschreckend. Sofern es überhaupt noch dümpelte und nicht halb gekentern in den Seilen hing oder gar vollständig unter die Wasseroberfläche abgetaucht war. Wie kann man denn solchen untergegangenen Schrott im Hafenbecken liegen lassen? Ob dafür noch jemand Liegegebühren zahlt? Szenen aus dem ersten Teil von Fluch der Karibik kommen in Erinnerung, in denen Johnny Depp gerade noch vom Fahnenmast seines ansonsten bereits gesunkenen Bootes auf den Anleger springt und fragt, wofür er denn Liegegebühren zahlen solle angesichts des nicht mehr sichtbaren Bootes…

Auch die noch schwimmenden Boote waren teils irgendwie ziemlich abgerockt und wirkten alle seltsam zusammengespachtelt. Der Yachthafen war das hier auf jeden Fall nicht. Gerade waren zwar keine Kreuzfahrtschiffe an den beiden großen Anleger, aber etwaige Landgänger bekommen da jedenfalls einen sehr authentischen Eindruck der Insel, kaum sind sie von ihrem schwimmenden Hochhaus auf den Anleger getreten.


Direkt vor dem ehemaligen Zollgebäude geht es noch halbwegs ordentlich zu. Auch wenn selbst diese Schiffe teilweise schon etwas eigenwillig zusammengezimmert wirken.


Was man aber ansonsten teilweise so im Hafenbecken schwimmen, oder eben auch nicht schwimmen sieht, ist kaum in Worte zu fassen.


Die beiden hier hielten sich noch mit Mühe zumindest teilweise über Wasser oder hatten sich so am Boden zur Ruhe gelegt, dass eine Seitenwand weiterhin über Wasser lag. Von anderen ragte Jack Sparrow-like nur noch der Fahnenmast aus dem Wasser…


Immerhin ein weiteres Bahnbild gelang per Zufall noch beim Blick zurück über das Hafenbecken. Ein IC(?) bahnt sich seinen Weg über die Archi della Marina in den Centrale.

Wir hatten zwar beim Besuch des Hafens eher mit etwas anderem gerechnet, spannend war es aber auch so allemal gewesen. Zum Abschluss wollten wir jetzt noch einmal von Süd nach Nord die Innenstadt durchmessen, dabei am Teatro Massimo Bellini vorbeischauen und schließlich an den großen Parkanlagen mit dem botanischen Garten enden. Ersteres klappte auch noch wie vorgesehen und auch den ständig geöffneten Teil des öffentlichen Parks im Norden der Innestadt konnten wir noch schön im Schatten der riesigen Bäume durchschreiten. Der eigentliche botanische Garten war dann aber am Sonntag geschlossen. So traten wir von dort aus den Rückzug an.


Typische Häuserfassade Catanias an der Via Teatro Massimo.


Das Teatro Massimo Bellini.


Immer seltener scheinen die typischen italienischen Minitankstellen zu werden. Auch diese am Rand unseres Weges durch die Stadt schien nicht mehr in Betrieb. Oder war hier nur Sonntagsruhe?

Da noch über eine Stunde Zeit war, bis wir mit der Metro aufbrechen mussten, gönnten wir uns in den Gassen noch Kaffee und Kuchen zu Touristenpreisen. Die “normalen” Straßencafés hatten nun am Sonntagnachmittag alle bereits geschlossen. An einem der großen Kaffees an der Via Entea besorgte sich Johannes noch eine Tüte voller Arancini als Mitbringsel und heutiges Abendessen, ich würde mich stattdessen den restlichen Tag mit Trockenfutter aus dem Rucksack zufriedengeben.

Die Luft war nun etwas raus und so brachen wir reichlich früh mit der Metro zum Auto auf. Der Weg zum Flughafen von der Endstation Nesima war dann auch nur wenige Minuten. Wir waren schon fast an der Rückgabe des Autos, da fiel uns ein, dass wir vielleicht noch volltanken sollten. Also noch eine Extrarunde zurück Richtung Autobahn und die nächstbeste Tankstelle angelaufen, wobei mir der Fehler unterlief, jene in Richtung Flughafen zu wählen, welche sich dann als saftige 50cent teurer herausstellte. Das war schon ziemlich frech. Noch frecher allerdings die Frage nach einem Tip des Heinis, der mir die schwere Last abnahm, den Wagen selbst zu betanken. Alles klar, ihr zieht hier schon die Mietwagenrückgeber über den Tisch und dann noch einen Tip für eine unerwünschte Tankhilfe – ganz mein Humor…

Die Rückgabe unseres rollenden Gefährtes der letzten Woche war dann völlig problemlos. Die junge Angestellte, die den Wagen noch kontrollierte, fragte noch, ob alles in Ordnung gewesen sei. Ich antwortete vielsagend: “Ein Fiat halt”. Nur auf die nach 70.000 Mietwagenkilometern völlig runtergefahrenen Bremsen wies ich sie noch hin, die waren inzwischen wirklich langsam ein Sicherheitsrisiko. Hatte ich bislang noch nicht erwähnt in meinem “Fahrbericht”, aber mindestens eine Bremse hörte sich extrem nach Metall auf Metall an – und bremste hin und wieder auch so… Am Ende hatte uns dieser Karren mit all seinen Unzulänglichkeiten aber zuverlässig überall hingebracht, wo wir hinwollten. Und bei dem Mietpreis (~230€ für neun Tage unbegrenzt inkl. Zweitfahrer und Vollkasko) sieht man dann über einen nur mit gutem Zureden seine Gasse findenden 3. Gang, einen missmutig synchronisierenden Rückwärtsgang oder eine ein Eigenleben führende Auto-Hold auch mal hinweg 😉 Ein Standard-Golf wäre doch langweilig gewesen und es gäbe nichts zu erzählen…
In Augenschein nahm die Angestellte den Wagen dann auch nicht ernsthaft, der war ja auch schon vorher vollkommen zerkratzt und angeschlagen und bei der Dreckkruste der vergangenen Tage konnte man Kratzer von sizilianischer Patina ohnehin nicht unterscheiden. Sehr entspannt die Rückgabe. Noch eine Unterschrift für irgendwas gesetzt – eine Waschmaschine wurde bis heute zum Glück nicht geliefert – und ab zum Terminal.

Trotz der Extrarunde zur Tanke hatten wir noch viel Zeit, Johannes für seinen Teil sogar sehr viel, denn sein Eurowings-Direktflug nach Stuttgart würde erst knapp 2 Stunden später rausgehen. Wir tranken noch einen Kaffee und hingen noch etwas in der Halle vor der Sicherheit ab, da Johannes so früh seinen Koffer natürlich noch nicht aufgeben konnte. Bald verabschiedete ich mich dann durch die Sicherheit, dahinter gab es dann wenigstens adäquate Sitzgelegenheiten, während jemand auf dem an italienischen Flughäfen wohl obligatorischen Flügel klimperte. Der hatte es aber schon drauf und zog regelmäßig eine Traube begeisterte Zuhörer um sich.

Kurz vor 18 Uhr ging das Boarding los und die LH1909 startete pünktlich gen München. Ein Highlight war dann noch einmal der Überflug der Österreichischen Alpen: Schon im Sinkflug war man den Bergen nicht mehr gar so fern und eine mystische Sonnenuntergangsstimmung mit Wolkenbänken lag über den Tälern und schneebedeckten Gipfeln.


Blick auf die Österreichischen Alpen während der Abenddämmerung aus LH1909.


Die Lichtstimmung gepaart mit der bereits niedrigeren Flughöhe ergab meinen bislang schönsten Alpenüberflug. Da wurde auch mal die Kamera statt des Smartphones hervorgekramt, die ich zum Glück in der Tasche direkt am Platz hatte.

Der kurze Anschlussflieger aus München nach Hannover hatte dann leider noch mal rund eine halbe Stunde Verspätung, das machte jetzt aber auch nichts mehr aus. Ich meldete eben die neue geplante Ankunft der LH2106 an mein Taxi in Hannover.

Beim Boarding dann ein irgendwie bekanntes Gesicht, dass ebenfalls einen Platz weit hinten im Flieger einnahm. Es handelte sich um den ehemaligen Bundesligatrainer André Breitenreiter, der schräg hinter mir Platz nahm. Scheinbar gibt es auch in der Freizeit kein anderes Thema, jedenfalls wurde während des gesamten Fluges über den Gang mit einem Bekannten alles Mögliche zum Ballgeschiebe erörtert. Aber auch in einer wichtigtuerischen Lautstärke, dass es schon ein wenig nervte. Zum Glück hatte ich Kopfhörer und den Forschung Aktuell-Podcast auf den Ohren… Sympathischer ist mir der Mann jedenfalls nicht geworden. Bei PKs und am Spielfeldrand sind das ja manchmal einfach andere Menschen, aber wie da über andere Vereine und Spieler geurteilt wurde, war schon unangenehm. Was soll man erwarten von einem ex. 96-Trainer 😉 Einen Monat später wurde Breitenreiter übrigens bei Huddersfield Town entlassen, wo er erst zu Jahresbeginn angeheuert hatte, den Abstieg in die 3. englische Liga aber nicht verhindern konnte. Wohl doch nicht nur alle anderen schlecht…

Von Hannover ging es dann noch schnell per Privatshuttle in die Löwenstadt rüber und schon lag die zweite Reise des Jahres hinter mir.


Epilog

Trotz des einigermaßen katastrophalen Starts mit dem Chaos auf der Hinreise (für den ich inzwischen von der Lufthansa eine höhere Entschädigung bekam, als Hin- und Rückflug zusammen gekostet haben – kein so schlechter Deal) und dem zugegebenermaßen von uns verpeilten Nicht-Betriebs am Sonntag, hatten wir das Blatt eigentlich schon an eben jenem Sonntag mit einem schönen Ersatzprogramm zum Positiven gewendet. Und so ging es auch weiter mit insgesamt drei Tagen Sonne pur an der FCE und einem dazwischen geflochtenen Kulturprogramm, dass uns auch andere Ecken der Insel näherbrachte und nicht weniger interessant war. So war das Reisen und Unterwegssein in Italien wieder ein großer Spaß und dank der zumindest uns trotz Sprachbarriere aufgeschlossenen begegnenden Menschen unkompliziert. Da kommt jemand, der kein italienisch spricht – macht nichts, dann finden wir eben einen anderen Weg uns zu Verständigen. Es gibt Länder und Regionen, wo ich andere Erfahrungen gemacht habe. Manchmal sogar, obwohl man sich sprachlich verstand 😀

Was bleibt also am Meisten in Erinnerung von dieser Tour? Ich werfe drei Schlüsselwörter dieser Reise in den Ring: Riesenfenchel, Fahrplanlücken und Pandas 😀

1. Der Riesenfenchel: Steht sicherlich stellvertretend für unsere Reisezeit Anfang April. Es beginnt überall schön zu blühen und in nicht so trockenen Jahren sicher auch noch mehr zu grünen. Riesenfenchel und Ginster oder Blühbäume sind immer willkommene Bildbereicherungen. Das Licht ist aber noch nicht so brutal und die Temperaturen super angenehm. Es braucht nur das Glück, nicht in eines der letzten großen Wintertiefs im Mittelmeerraum zu geraten.

2. Die Fahrplanlücken: Stehen hier für den katastrophalen Fahrplan und vielleicht auch den aktuellen Gesamtzustand der FCE: Man bekommt angesichts der völlig unzureichenden Zugdichte, dem frühen Betriebsschluss und dem parallelen Busverkehr unwillkürlich das Gefühl, die Bahn ist politisch einfach nicht mehr gewollt. Und das, obwohl scheinbar große Summen in die Infrastruktur investiert wurden, denn Oberbau und Trassierung machen einen durchweg guten Eindruck und sind durchaus konkurrenzfähig zur teilweise überlasteten Straße – wenn man nicht an jedem Übergang hält zumindest… Fahrgastpotenzial dürfte es angesichts der vollen Straßen und der großen Orte mindestens bis Randazzo schon im ÖPNV mehr als genug geben, die touristischen Möglichkeiten, die diese Bahn bei entsprechender Vermarktung bieten würde, noch gar nicht beachtet. Aber das ist eben auch Italien: Man lässt ein tolles Stück Infrastruktur langsam zu Grunde gehen, da man mit Betrieb einfach kein Geld verdienen kann. Wenn dann wieder Mittel für die Instandsetzung aus irgendeinem Topf kommen, darf sich wieder jemand eine goldene Nase verdienen.
Man mag sich nun abschließend zur FCE noch fragen, warum wir eigentlich gerade im Abschnitt Catania-Paternó, der nun stillgelegt wurde, keine Aufnahmen gemacht haben. Dieser schien uns einfach am wenigstens attraktiv zwischen den sizilianischen Müllbergen und Zäunen mit praktisch null Motiven abseits der Bahnhöfe. Und da wir erstmals auf Sizilien waren und man nie so recht weiß, wie lange so eine Bahn überhaupt noch fährt, haben wir uns eben auf die schöneren Abschnitte beschränkt.

3. Die Pandas: So extrem ist mir ein einzelnes Automodell auf den heutigen liberalen Märkten noch nirgends aufgefallen. Pandas jeder Generation an jeder Ecke, in jedem Zustand. Aber er passt auch einfach wunderbar zu den engen verwinkelten Gassen der Provinzdörfer, zu den schmalen ausgeschlagenen Pisten durch die Plantagen und überhaupt zum Gesamtzustand des Straßennetzes. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat es mir wieder großen Spaß gemacht im italienischen, irgendwie doch gewissen Regeln folgenden Straßenchaos mitzumischen. Man muss eben ständig damit rechnen, dass plötzlich in einer engen Ortsdurchfahrt jemand aus einer Seitenstraße sticht, oder zumindest die Schnauze raushält um sehen zu können. Verkehrsregeln sind eher Empfehlungen, aber es wundert sich halt auch niemand, wenn auch der jeweils andere das so sieht und plötzlich mitten in einer ampelgeregelten Baustelle ein Reisebus entgegenkommt. Jeder nimmt also für sich mal was heraus, gönnt aber auch dem anderen mal einen “Ausrutscher”. Für manch einen ist das, das viel regelbasiertere Verkehrsgeschehen in Deutschland gewöhnt, purer Stress. Mir macht es einfach großen Spaß und schon nach einem Tag fahre auch ich italienisch – sonst wird das Vorankommen auch mühsam. Natürlich gibt es auch hin und wieder einfach verrückte und risikoreiche Manöver einiger Verkehrsteilnehmer, aber das gibt es wohl überall.

Alles in Allem war es eine gelungene Reise mit abwechslungsreichem Programm, vielen schönen Stunden gemeinsamen Wartens und dem nötigen Glück, was das Wetter angeht. In der Hoffnung, dass der Circumetnea doch noch eine lange Zukunft bevorsteht, hätte ich zumindest schon jetzt große Lust, noch einmal nach Sizilien zu reisen, dann am liebsten mal im Herbst.

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