Für heute stehen bei mir noch einmal die Tram 2000 in Zürich auf dem Plan. Abgesehen von den bereits ausgemusterten “blinden Kühen”, gab es auch über zwei Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Flexitys noch reichlich der Hochflurtrams im Einsatz zu erleben.
Freitag, 6. Oktober 2023
Nachdem wir uns gestern noch in den weiteren Dunstkreis von Zürich verschoben hatten, ging es heute Morgen früh raus aus unserem Gasthof in Merenschwand. In den Zürcher Berufsverkehr wollten wir nun wirklich nicht mitten hineingeraten und ebenso wenig vor einem ausgebuchten Parkplatz stehen. Letztere Sorge stellte sich am P+R Urdorf als unbegründet heraus. Genau genommen hatten wir bei den rund 20 Stellplätzen am Bahnhof noch fast die freie Auswahl. Demgegenüber war es schon überraschend, wie viel auf den 20 Minuten Fahrt hierher schon losgewesen war auf den Straßen um kurz vor sieben. Der SBB-Automat stellte uns dann aber doch vor größere Probleme, wollte der uns doch nicht so recht freiwillig eine Tageskarte für die Stadt Zürich mit Erweiterung bis hier hinaus verkaufen. Sehr wahrscheinlich lag das Problem auf unserer Seite des Bedienfeldes, aber das Attribut “bedienerfreundlich” würde ich dem Ganzen nicht unbedingt zuschreiben. Nächstes Mal also doch die VBZ-App runterladen… Ich fuhr dann schließlich mit einem sündhaft teuren Einzelfahrschein die eine Station nach Altstetten hinüber und zog mir dort am VBZ-Automaten mein Tagesticket. Der Mitreisenden hatte zuerst sein Glück mit dem Automaten versucht und schließlich auch irgendein Ticket bekommen. Ob das jetzt so ganz das Richtige war, blieb aber ein Rätzel, weshalb ich mich für die sichere Variante mit dem Einzelfahrschein entschied. Warum Altstetten? Erstens, weil die Sonne eh noch brauchte, um über die Hausdächer zu kommen und hier damit die erste passende Anlaufstelle für ein Frühstück aus dem Coop war. Zweitens, weil hier seit Dezember 2022 die neuste Tramlinie der Agglo Zürich verkehrt, die Limmattalbahn. Für die interessierte sich zumindest der Mitreisende, ich war von den weißen Bahnen durch die moderne Beton-Agglo – so zumindest meine vollkommen vorurteilsfreie Einschätzung dieser Strecke – eher weniger angetan und wollte mich stattdessen voll den Tram 2000 auf dem VBZ-Netz widmen. Die neue Limmattalbahn wird demgegenüber von der AVA betrieben, die man beispielsweise von der Bremgarten-Dietikon-Wohlen-Meisterschwanden-Bahn (BDWM) kennt. An eben diese schließt die Limmattalbahn auf etwa halber Strecke in Dietikon auch an. Die Zürcher Tramlinie 2 wurde ab Altstetten mit der Eröffnung der Limmattalbahn bis zur neuen Schleife Schlieren Geissweid verlängert. In Dietikon teilt sich die Limmattalbahn wiederum einen kurzen Abschnitt mit der BDWM. So ist die Limmattalbahn betrieblich bestens integriert und schließt einige Lücken im Schienennahverkehrsnetz. Fotografisch interessierte mich das aber trotzdem nur so mäßig. Gesehen hatte ich die neuen Tramlink auf dem Bahnhofsvorplatz von Altstetten während des Frühstücks nun aber zumindest mal. So trennten wir uns nach Kaffee und Stückchen und ich fuhr mit der S-Bahn weiter in die Innenstadt, wo ich am HB ausstieg, auf der Suche nach den ersten Sonnenspots Richtung Bahnhofsbrücke schlenderte und mich anschließend etwas an der Limmat auf und ab verschob.
Nach dem Frühstück geht langsam die Sonne auf und es bestehen ersten Chancen auf Sonnenfotos, sodass es von Altstetten aus mit der S-Bahn weiter Richtung Innenstadt ging. Für eine Stadt der der Größe von Zürich ist das Nahverkehrsnetz und besonders auch das S-Bahn-Netz schon beeindruckend. Was da in kurzer Taktung an Sechs-Wagen-Zügen auf den verschiedenen Linien in die Agglo hinausdüst, würde man anderswo eher in einer Millionenmetropole erwarten. Ein Zug der Linie S12 nach Brugg kommt mir hier beim Warten auf die nächste S-Bahn Richtung HB entgegen.
Der Hauptbahnhof ist ja auch so eine etwas seltsame Sache: Von der offenen Nordseite sieht es fast so aus, als würde da ein Zug quasi auf der Straße stehen. Die Cobra 3027 passiert hier als Linie 4 die Nordseite und biegt gleich vor den Kopf des Bahnhofes zur Haltestelle “Bahnhofquai/HB” ab.
Be 5/6 3084 überquert mit auffälliger Ganzwerbung die Bahnhofsbrücke hinüber zum Central. Mit dem derzeitigen Generationswechsel bei der Tram dürften die 88 von 2001 bis 2009 in Betrieb genommenen Cobras mit den Nummern 3001-3088 inzwischen den häufigsten Wagentyp in Zürich stellen. Das innovative Konzept der Cobra schaffte es allerdings nie über Zürich hinaus. Die Typenbezeichnung Be 5/6 zeigt schon, dass bei der Cobra wohl einmalig im Straßenbahnbereich fünf von Sechs Achsen angetrieben sind. Wobei man von Achsen bei dem Fahrzeug mit Einzelrädern ohnehin nicht sprechen kann. Noch ungewöhnlicher ist dabei allerdings, das auf der rechten Fahrzeugseite vier, auf der linken alle sechs Räder angetrieben sind. Grund sind die längs zwischen den Rädern angeordneten Motoren, die jeweils zwei Räder antreiben. Durch die Tür im mittleren Fahrzeugsegment war hier rechts allerdings kein Einbauraum für einen Motor. Vier angetriebene Räder hätten wiederum nicht ausgereicht, um die anspruchsvollen Steigungen in Zürich bewältigen zu können. So sind im Mittelteil nur die beiden linken Räder über einen Längsmotor angetrieben. Nur eines von vielen interessanten Details dieses einmaligen Fahrzeugtyps. Ein weiteres Kapitel wäre die Anlenkung der Einzelräder, der den Cobras trotz dem fehlen klassischer Drehgestelle einen seidenweichen Kurvenlauf verschafft. Wohl aufgrund dieser komplexen Konstruktionen und den damit verbundenen Stück- und Wartungskosten fand die Cobra nie andere Abnehmer und hat damit Potenzial, irgendwann einmal Kult-Status in Zürich zu erlangen.
Vier Brücken weiter südlich an der Limmat tut sich bereits der Zürichsee auf. Von der Münsterbrücke, die direkt in die Altstadt hinüberführt, fällt der Blick auf die Quaibrücke mit dem heute diesigen Zürichsee dahinter. Ein Be 4/6 + Be 2/4-Doppel überquert gerade die Brücke zwischen Bellevue und Bürkliplatz.
Wenig später fällt der Blick zurück vom Limmatufer an der Quaibrücke Richtung Altstadt. Eines der aus Norddeutscher Sicht nur schwer verständlichen Oktoberfeste scheint inzwischen aus Bayern auch nach Zürich hinübergeschwappt zu sein.
Zwischen Bellevue und Opernhaus fällt ein erster Sonnenspot auf den das Limmatufer hinunterfahrenden 15er. Diese Verstärkerlinie wurde noch immer vollständig mit solo fahrenden Be 4/6 bedient, hier 2077 kurz vor seinem Ziel Bahnhof Stadelhofen.
Links im letzten Bild zu sehen übrigens die Aufsteller des diese Tage stattfindenden Zurich Film Festival. Unter anderem die unter Verantwortung des SRF in Zusammenarbeit mit der ARD gedrehte Serie “Davos 1917” feierte hier Weltpremiere. Überraschenderweise durchaus sehenswert und in beiden Mediatheken verfügbar. Später am Tag hatte ich das “Vergnügen”, dass von hier eine deutsche Fotografin vom Festival zustieg und fortan auf Englisch einem weiteren Fotografen vom Festival, der keine Chance zur Flucht hatte, mit den krudesten Theorien zutextete. Erstmal wurde über das ohnehin bedeutungslose Festival hergezogen, dann ging es direkt zur Politik: Dass ja auch die Schweiz eigentlich, genau wie Deutschland, nur von wenigen Großkonzernen gelenkt werde und Politik und Bürger nur Marionetten seien. Der Sprung zu Corona war da natürlich nicht weit, schließlich sei dort nur mit Impfungen um sich geworfen worden, damit eben jene Großkonzerne sich noch mehr die Taschen füllen konnten. Schließlich fehlten nur noch Theorien über den Angriffskrieg gegen die Ukraine, die ich hier nicht wiedergeben will. Interessantes Detail aber: Die Fotografin hatte vor dem Angriffskrieg für Nordstream gearbeitet – man könnte eine gewisse Befangenheit unterstellen… Ich wurde wiedermal das Gefühl nicht los, da ist einfach jemand verdammt unzufrieden mit seinem eigenen Dasein und spinnt sich daher ein Geflecht zusammen aus Entschuldigung dafür und Ablenkung davon, warum man dort gelandet ist wo man ist und nun an angeblich so unwichtigen Events wie dem Zurich Film Festival irgendwelche C-Promis fotografieren müsse. Schuld natürlich: Alle Anderen und insbesondere “Die da oben”. Eine Erlösung, als die Tante endlich ausstieg. Nicht jedoch für den scheinbar im selben Hotel untergebrachten Fotografen, der von ihr zugetextet wurde und dank gewisser Sprachbarriere wohl längst nicht alles verstand – oder zumindest so tun konnte…
Nach diesem kurzen Fremdscham-Exkurs aber zurück zu den Tram 2000 an der Limmat:
Zwischen Helmhaus und Bellevue war inzwischen ein weiteres Motiv ins Licht gerückt, mit den Türmen der Kirche Fraumünster und St. Peter. Be 4/6 2096 passiert dieses Altstadtensemble aus sicherer Entfernung am anderen Limmatufer.
Als eine der wenigen Stellen boten sich hier auch schon Ansätze von Herbstfärbung mit dem folgenden Be 4/6 2082. In drei Bauserien und drei Varianten wurden die insgesamt 170 Tram 2000 zwischen 1976 und 1992 gebaut. Eine vierte Variante bildeten später die mit Niederflurmittelteil verlängerten Fahrzeuge. Das Tram 2000 prägt damit seit über 40 Jahren das Stadtbild von Zürich und ist inzwischen ein echter Klassiker. Von den Be 4/6 der ersten Bauserie mit den Nummern 2001-2045 schienen trotz Werktag nurmehr einige letzte Vertreter im Einsatz, uns begegneten auf Linie noch die Be 4/6 2028 und 2032 und 2005 als Fahrschule. Vollständig ausgemustert waren bereits die “blinden Kühe” aus der ersten Bauserie, also die 15 fahrerstandslosen Be 4/6 2301-2315 mit senkrechter Frontpartie von 1978. Die Be 4/6 2046-2098 und die Beitriebwagen Be 2/4 2401-2420 der zweiten Bauserie waren demgegenüber noch zahlreich auf verschiedensten Linien im Einsatz. Genauso die mit Niederflurmittelteil verlängerten Be 4/8 2099-2121 und die Beitriebwagen 2421-2435 aus der dritten Bauserie. Insgesamt haben wir so allein schon 31 Tram 2000-Züge fotografieren können, sieben davon mit Be 4/8. Viele weitere dürften in dem großen Netz aber von uns unfotografiert geblieben sein, sodass man derzeit also noch keinesfalls gezielt nach den Hochflurkursen suchen muss.
Inzwischen ist die Bahnhofsbrücke in ganzer Länge in der Sonne, sodass sich die klassischen Gespanne aus Be 4/6 + Be 2/4 wunderbar im Licht umsetzen lassen. 2059+2424 überqueren vom Bahnhof kommend die Brücke hinüber zum Central.
Nach einem Besuch im Coop an der Bahnhofsbrücke für ein zweites Frühstück und Kaffee ließ ich mich erstmal einige Minuten auf einer Bank am Central nieder, um frühes Aufstehen und zweites Frühstück gleichermaßen zu verdauen. Immer wieder ein Wahnsinn was hier für ein Gewimmel an Straßenbahnen herrscht: Aus vier Richtungen kommen und gehen sechs Linien in dichter Taktung und schneiden sich an drei gegensätzlich gebogenen Haltestellen. Einfach herrlich zu beobachten die Szene. Besonders spannend wird es immer, wenn der MIV versucht, zwischen den teilweise 40 Meter langen Zügen mit ungewissem Richtungswunsch irgendwie seinen Weg zu finden. Zumal das Tram im Straßenverkehr in der Schweiz grundsätzlich Vorrang genießt und daher ohne Ampelschaltung jederzeit zu berücksichtigen ist. Nachdem ich das einige Minuten von meiner sicheren Bank beobachtet hatte, ließ ich mich weiter durch die Stadt treiben, immer mit dem Ziel einer Linie mit Tram 2000-Einsatz. Auf der 3 schien mir eine Vielzahl von Tram 2000-Zügen unterwegs zu sein, sodass ich an der Haltestelle Sihlpost den nächsten Halt einlegte. Viele Linien wie die 3 wurden aber auch schon gemischt betrieben, sodass natürlich erstmal nur Niederflurer kamen nach einem Autoschaden. Da das Motiv hier nicht der Brülle war und eine relativ geringe Chance auf Gelingen hatte, zog ich bald eine Brücke weiter zur Sihlbrücke und versuchte es dort mit den Linien 2 und 9.
An der Sihlpost mit den Linien 3 und 14 wurden die parallel fahrenden Rechtsabbieger doch zum Problem, sodass ich bald aufgab und mich mit einer Aufnahme von Flexity 4008 zufriedengab. 70 Stück der Be 6/8 erhält die VBZ derzeit und will damit in mittlere Zukunft mindestens die gesamte erste Baureihe der Tram 2000, sowie sehr wahrscheinlich auch die Be 4/6 der zweiten Bauserie ersetzen. Nach dem mir bekannten Plan sollen dann in Zukunft nur noch die teilniederflurigen Be 4/8 nach Bedarf im Doppel mit Be 2/4 zum Einsatz kommen, um so der Behindertengleichstellung Sorge zu tragen.
Kaum besser standen die Chancen an auf der Sihlbrücke, wo ich auf die Linien 2 und 9 traf. Auf ersterer standen aber zumindest die Chancen auf Tram 2000 wieder sehr gut. Beim Gespann aus Be 4/6 2084 und 2032 blieb hier zumindest der vordere Wagen frei.
Bei dem dichten Liniennetz in der Innenstadt kann man einfach etwas kreuz und quer laufen und trifft immer wieder auf Linienbündel. Vom Paradeplatz an der weltbekannten Bahnhofstraße ging es in Richtung Haltestelle Stockergasse, wo mir unterwegs auf dem 13er das Be 4/6-Doppel mit 2054 und 2028 an der Spitze begegnete. Mit Be 4/6 2028 eines der wenigen Erstserien-Fahrzeug, die ich heute noch auf Linie antreffen konnte. Auch auf dem 13er waren noch über die Hälfte der Züge mit Tram 2000 bestückt, hier ausschließlich Be 4/6-Doppel.
Auf dem 8er biegt Be 4/8 2102 in die Haltestelle Stockergasse ein.
Mit dem nächsten 7er ging es zwei Haltestellen weiter zum Bahnhof Zürich Enge. Das Halbrund des Empfangsgebäudes ist durchaus eindrucksvoll. Be 4/8 2113 und 2427 verlassen die Haltestelle vor dem Bahnhof. Ein weiteres Gleis für den 5er befindet sich rechts. Dieser schlängelt sich in einer S-Kurve am Bahnhof Enge entlang, aus der General-Wille-Straße kommend und durch die maximal enge Kurve Seestraße/Bederstraße Richtung Laubegg entschwinden. Da ich dort bislang 100% Tram 2000 gesichtet hatte, entschied ich mich in der Folge spontan diese Linie einmal abzufahren.
Zunächst ging es in Richtung Kirche Fluntern. An der Kantonsschule kommt mir leider schon in der Lichtachse das Doppel aus Be 4/6 2063 und Be 2/4 2403 entgegen. Abgesehen von einem solo fahrenden Be 4/8 waren alle Kurse der Linie mit solchen Zügen bestückt.
Das letzte Stück zur Kirche Fluntern geht es fast schon idyllisch anmutend steil bergauf. Nicht umsonst sind die Trams in Zürich alle gut motorisiert. Be 4/6 2098 und Be 2/4 2404 erklimmen die Steigung hinauf zur Zwischenschleife.
An der Zwischenschleife “Kirche Fluntern” wendet der 5er wiedermal maximal eng um drei auf dem Dorfplatz stehende Gebäude, eines davon hier bereits im Hintergrund zu sehen. Während es für die Linie 6 noch weiter bis zum Zoo geht, sind Be 4/6 2098 und Be 2/4 2404 schon auf dem Rückweg nach Laubegg.
Weiter auf dem Weg zurück in die Innenstadt fällt das Kunsthaus Zürich an gleichnamiger Haltestelle ins Auge. Auch hier natürlich gleich wieder ein Kreuzungspunkt mehrerer Linien des dichten und hochgradig verflochtenen Netzes. Das Tram 2000-Doppel mit Be 4/6 2062 an der Spitze verlässt die Haltestelle und rollt hinab nach Bellevue.
Im tiefen Einschnitt nach Bellevue hinab konnte als nächster Kurs der Be 4/8 2101 aufgenommen werden.
Kurz bevor ich Bellevue erreichte, bog ich für einen kleinen Schwenk Richtung Bahnhof Stadelhofen / Opernhaus ab. Der 15er endet vor dem Bahnhof Stadelhofen und wendet zurück Richtung Innenstadt. Auf dem inneren Gleis wendet derweil die meterspurige S-Bahn-Linie 18, besser bekannt als Forchbahn, bei der unter anderem sehr enge Verwandte der Tram 2000 im Einsatz stehen. Be 4/6 2082 bricht zu einer weiteren Runde zum Bucheggplatz auf, während dahinter Be 4/8 2110 auf dem 8er zum Hardturm hält.
Zurück am 5er fuhr ich gleich über den Bahnhof Enge bis zur anderen Endschleife Laubegg hinaus. Auch hier überlagert sich der 5er mit einer anderen Linie, in diesem Fall dem 13er nach Albisgütli und wendet vorzeitig in einer Zwischenschleife. Wie in Fluntern, ist wohl auch diese Schleife annähernd im Mindestradius ausgeführt, aber für die kurvengängigen Tram 2000 2083 und 2410 oder auch die Cobras ist das kein Problem. Wie man sich angesichts zahlreicher solcher anspruchsvoller Stellen im Netz, oftmals noch überlagert mit Neigungswechseln, für einen Multigelenker mit fast starren Fahrwerken entscheiden konnte, bleibt mir ein Rätsel. Mit einem Flexity möchte ich irgendwie ungern den 5er entlangsägen…
Angesichts der derzeitigen Zuglängen und der weitgehenden Überlagerungen mit anderen Linien, dürfte in Zukunft aber auf dem 5er auch eher mit dem Einsatz der Be 4/8 oder der Cobras zu rechnen sein, was es auf anderen Linien natürlich nicht besser macht. Hier verlässt der Zug aus Be 4/6 2098 und Be 2/4 2404 die Schleife Laubegg und biegt in den Verlauf des 13ers zurück in die Innenstadt ein.
Ich folgte noch einige Meter dem 13er Richtung Albisgütli, waren doch auch hier etwa die Hälfte der Kurse mit Be 4/6-Doppeln bestückt. Vorher kam aber überraschend noch der Be 4/6 2089 als Fahrschule durch. Leider nicht der 2005, den der Mitreisende am Paradeplatz als Fahrschule erwischen konnte. Rein äußerlich unterscheiden sich die beiden Bauserien aber ohnehin nicht, abgesehen davon, dass von der ersten Bauserie deutlich mehr Fahrzeuge eines der hübschen Wappen der verschiedenen Zürcher Stadtteile trugen.
Etwas weiter die Straße hinauf eilt hinter der Haltestelle Uetlihof das Doppel aus Be 4/6 2078 und 2065 die Richtung Albisgütli hinauf. Rechts hinter den Bäumen befindet sich hier der gigantische Uetlihof-Komplex aus den 70er-Jahren, in dem sich die Betriebszentrale der Credit Suisse befindet. Die Stimmung dürfte dort im Herbst 2023 eher so mäßig gewesen sein…
Anschließend ging es zurück zum Bahnhof Enge, um den dortigen Coop zu konsultieren. Das frühe Aufstehen forderte in Form ein wenig Durchhängens nun doch seinen Tribut, sodass zu einem leckeren Nachmittagssnack dringend eine Dosis Koffein in Gestalt eines großen schwarzen Emmi-Bechers hermusste. So hing ich eine gute Viertelstunde am Bahnhof Enge herum, an der vorhin schon erwähnten, extrem engen Kurve Seestraße/Bederstraße der Linie 5 und beobachtete die zahlreichen Tram 2000 auf dieser und den Linien 7 und 13, während der 6er fest in Hand der Cobras zu sein schien.
Ein Be 4/6-Doppel mit 2073 an der Spitze steuert in der Seestrasse auf den Bahnhof Zürich Enge zu und wird dazu gleich in Fahrtrichtung links abbiegen.
An der Bahnhofsbrücke kommt man immer mal durch und auf dem 3er Richtung Albisrieden kam gerade das Doppel aus Be 4/6 2059 Be 2/4 2424 vorbei.
Ein wenig Ideenlosigkeit war auch nach dieser Pause noch vorhanden. Vielleicht war es einfach das Überangebot an Tram 2000, dass ich so über zwei Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Flexitys nicht mehr erwartet hätte. Auf der anderen Seite war es den Tag über auch immer mal wieder so ein bisschen Murphys Law gewesen und immer, wenn man gerade irgendwo stand kam ein Niederflurer oder das Tram 2000 wurde zugefahren. Jedenfalls schienen mir die Linien 5 und 15 die einzigen, auf denen ausschließlich Tram 2000 unterwegs waren. Die hatte ich nun abgearbeitet, letztere auch schon intensiv beim Besuch in 2021. Ich fuhr ein wenig umher, aber auch die Oktoberschatten wurden in der Stadt nun langsam zum Faktor, wenn die Straße nicht optimal ausgerichtet war. Letzter Abstecher des Tages war dann eine Tour mit dem 9er Richtung Hirzenbach. Ohne zu wissen was kommt, verschwand der hinter Milchbuck plötzlich im Tunnel. Von dieser Tunnelstrecke hatte ich durchaus schon gehört, ebenso von den sich kreuzenden Richtungsgleisen, damit im Tunnel an Mittelbahnsteigen gehalten werden kann. Eine Kuriosität, die es so etwa auch in Göteborg gibt. Aus fotografischer Sicht war das jetzt aber nicht unbedingt mein Ziel gewesen, sodass es hinter dem Tunnel postwendend zurück zum Abzweig Milchbuck mit den Linien 7, 9, 10 und 14 ging. An der Haltestelle traf ich dann zufällig auf den Mitreisenden und es bestätigte sich wiedermal, dass die Tram 2000 wirklich noch fast überall zwischen fuhren: Binnen kürzester Zeit kamen auf dem 7er, 9er und 14er Tram 2000-Züge durch. Irgendwann wird man sicher an solche Momente zurückdenken, wie inzwischen an Wien, wo für einen ständige Präsenz der E1-Züge in allen Gassen der Stadt irgendwie auch selbstverständlich war und ich mich auch deshalb in den letzten Einsatzjahren nie aufgemacht hatte, um irgendwo die letzten traurigen Reste in Floridsdorf aufzunehmen.
Nach einigem Herumgefahre ohne große fotografische Ausbeute traf ich zufällig zu einer Tram 2000 Rush-Hour an der Station Milchbuck mit den Linien 7, 9, 10 und 14 ein. Auf dem 14er hält ein Doppel mit Be 4/6 2086 an der Spitze.
Zum Abschluss ging es gemeinsam noch einmal dorthin, wo ich heute Morgen angefangen hatte: In die Innenstadt an die Limmat, denn dort hat man mit den Schatten erst sehr spät ein Problem rund um die Brücken und die Uferstrecke des 15ers. Als kleine Überraschung kam auch der “Elefant” Ce 4/4 1330 auf Charterfahrt die schöne Uferstrecke an der Limmat entlanggefahren. So ließen wir den fotografischen Tag hier ausklingen, bevor es hinüber zum HB ging.
Wenn er denn fährt, ist der kurze 15er einfach eine Bank in Sachen Tram 2000. Einen anderen Fahrzeugtyp habe ich hier bei den letzten Besuchen nicht gesehen. Zwischen Rudolf-Brun-Brücke und Central konnte Be 4/6 2097 aufgenommen werden.
Dann überraschte mich nicht an der schlechtesten Stelle der “Elefant” Ce 4/4 1330 vom Central kommend als Charterfahrt. Mit 50 Fahrzeugen waren die wegen ihrer hohen Zugkraft schnell “Elefanten” genannten Ce 4/4 301-350, später Be 4/4 1301-1350, ab 1925 prägend für den Tram-Betrieb in Zürich. Mit bis zu drei Beiwagen konnten die “Elefanten” auf den Flachstrecken behängt werden, immerhin zwei Beiwagen schleppten die Muskelpakete über die steigungsreicheren Strecken. Die letzten Fahrzeuge wurden noch bis 1972 eingesetzt. Gleich drei Fahrzeuge dieser ikonischen Serie blieben mit 1321, 1330 und 1350 erhalten, wobei der hier zu sehende 1330 als Partywagen mit Tischen und Bar hergerichtet ist.
Auf dem 15er folgt Be 4/6 2082. Typisch für Schweizer Hochflurfahrzeuge war die ausklappende, unterste Trittstufe, sodass eine Stufe aus dem Innenraum ausgelagert werden konnte und die Treppen dadurch weniger Platz im Fahrzeug verbrauchten und weniger steil waren. Ebenso typisch sind die nach außen klappenden Falttüren, wodurch die Stufen im Fahrzeuginneren nicht verjüngt werden müssen. Bei den Niederflurfahrzeugen sind die Falttüren freilich nicht mehr verbaut, die nach oben klappende Stufe ist aber weiterhin bei den Cobras und den Flexitys vorhanden, um die Entfernung der an die Klappstufen der Hochflurer angepassten Bahnsteige zu überbrücken.
Be 4/6 2077 biegt aus der Weinbergstrasse kommend auf den Central ein.
Der laue Freitagabend lockt im Oktober noch einmal die Menschen an die Limmat.
Dann kommt zum Tagesabschluss noch einmal der “Elefant” 1330 zurück zwischen Rudolf-Brun-Brücke und Central.
Das war es dann gewesen mit dem Abschied von der Tram 2000 Vielfalt in Zürich. Bei einem nächsten Besuch werden die Tram 2000 in Gestalt der teilniederflurigen Be 4/8 sicher noch nicht ganz verschwunden sein, aber in den Massen, wie sie für mich immer typisch für Zürich gewesen waren, wird man die Fahrzeuge wohl schon bald nicht mehr erleben können. Eigentlich hatte ich mich ja schon 2021 ein wenig verabschiedet, aber es war doch schön, diesen ohnehin etwas diesigen Tag aus den Bergen hinausgefahren zu sein und einen Tram-Tag in Zürich eingelegt zu haben.
Nach einem Einkauf des Abendessens im Coop, ging es zur S-Bahn im HB hinüber, mit der wir schnell wieder draußen in Urdorf beim Auto waren. Unser nächstes Ziel: Wieder zurück in die Berge! Am Montag hatten wir uns als Fixpunkt den ABe 6/6 auf der Vigezzina gesetzt, denn das Wetter sah jetzt einfach nur optimal aus für die nächsten Tage, sodass der nächste Werktag gleich für dieses Fahrzeug genutzt werden sollte. Nicht, dass das Wetter irgendwann schonmal schlecht gewesen wäre in dieser nun schon einen Woche, aber bisschen diesig war es die letzten zwei Tage nun doch gewesen – Jammern auf ganz hohem Niveau. Die nächsten drei Tage waren nun aber schlichtweg genial angesagt: Keine Wolken, kein Siff, einfach nur stahlblauer Himmel und Sonne pur.
Wir entschieden uns für die Route Saanen, Pillon, Rhonetal, Simplon um nach Domodossola zu gelangen. Da gäbe es dann nämlich einige nette Sachen unterwegs zu machen. Morgen einen ganzen Tag MOB, sodass wir uns die nächsten zwei Tage in Château-d’Oex einquartierten. Am Sonntag dann über den Pillon etwas an der ASD entlang und mit einem Abstecher zum Mont-Blanc-Express schließlich am Sonntagabend über den Simplon nach Masera bei Domodossola. Hört sich jetzt wieder super weit an alles, aber zum Glück ist die Schweiz ja einfach nicht sonderlich groß und solang die Pässe alle offen sind, geht es dann alles. Obwohl die jetzige Route über den Simplon auch im Winter offengehalten wird. Und die dunkeln Oktoberabende eignen sich dann ja eh optimal dazu etwas Strecke zu machen, sodass wir von Urdorf nun Richtung Château-d’Oex aufbrachen. Wir hatten uns für die entspannte Autobahnroute über Bern, Fribourg, Bulle entschieden, die zugleich auch zeitlich und streckenmäßig ziemlich das Optimum war. Etwas nervig war das Gefahre jetzt am Freitagabend aber schon noch, zumal die Schweizer Spezialisten darin sind, schon bei nur etwas mehr Verkehr, wo es anderswo mit 120 entspannt dahinlaufen würde, ständig irgendwelche Störungen aus dem Nichts zu produzieren, wo es dann kilometerlang ohne ersichtlichen Grund immer zwischen 70 und 120 hin- und herstottert. Auf einer zweispurigen Autobahn mit Elefantenrennen in Deutschland würde ich das verstehen, aber hier gibt’s so wenig LKWs, dass nur in den seltensten Fällen mal ein Elefantenrennen der Auslöser ist.
Ich ließ noch die “Servus, Grüezi, Hallo”-Folge vom Mittwoch laufen und nach etwa halber Strecke wechselten wir die Fahrzeugseiten, sodass ich die restliche Fahrt gemütlich entspannen konnte. Nur die letzten 30 Kilometer ab Bulle sind dann ein bisschen ein Gekurve gewesen im Dunkeln, ansonsten war es eine gemütliche Autobahnroute. Gute 2 1/2 Stunden dauerte die Fahrt dann aber doch, sodass wir mit fast leerem Tank gegen 21 Uhr Château-d’Oex erreichten. Da müsste wohl morgen mal das Auto gefüttert werden, auch wenn es für mich morgen hauptsächlich wieder per Rad losgehen würde.
Wir verspeisten noch das Abendessen und dann war nach dem frühen Tagesstart und der eben noch langen Fahrt auch schnell Feierabend.