Belgiens letzte PCCs IV: Auch am Samstag noch PCC nach Eilandje

Der letzte Tag des Kurztrips nach Belgien sollte noch einmal eine nette Überraschung bereithalten, sodass mir auch hier in Antwerpen das Programm nicht ausgeht, bis es am Nachmittag über Brüssel zurück geht.


Heute hatte ich noch bis etwa gegen 15 Uhr Zeit mir in Antwerpen die Zeit zu vertreiben, ehe dieser Kurztrip schon wieder seinem Ende entgegengehen würde und ich Richtung Brüssel zu meinem ICE nach Frankfurt müsste. Der Himmel zeigte schon wieder viel blau, auch wenn ein wenig Siff angesagt war, aber schlecht sollte es erst Richtung späteren Nachmittag werden – das passte ja wiedermal perfekt! Ich hatte mir einige Stellen in den Hafengebieten vorgenommen, denn mit Hochflurwagen rechnete ich jetzt am Samstag eigentlich nicht mehr, angesichts des schon geringen Einsatzes Vorgestern am Donnerstag. So ganz traute ich dem Braten aber doch nicht und wollte dahingehend lieber auf Nummer sicher gehen. Um kurz nach acht aus der Citybox gefallen, schlenderte ich daher erstmal den Frankrijklei hinunter zur Nationalbank, um sicherzugehen, dass auf der 7 heute wirklich keine PCCs mehr liefen.


Morgendlicher Blick von der Oper in die Leysstraat auf dem Weg zur Nationalbank.

Einige Minuten an der Nationalbank gewartet und was schob sich dann aus Mortsel kommend um die Ecke? Richtig: Ein PCC-Doppel. Na toll, war es also wieder nichts mit einem entspannten Herumtreiben am heutigen Tag – stattdessen noch einmal PCC-Jagd 😀 Ich sprang in den Wagen und fuhr ein Stück mit. Aber angesichts des Sonnenstandes und der langen Schatten würde wohl an der Umleitungsstrecke zum Bolivarplaats noch nicht viel gehen. Also in Meirbrug wieder raus um erstmal beim Panos ein Frühstück zu besorgen. Doch die nächste Überraschung: Der PCC bog gar nicht auf die Umleiterstrecke zum Bolivarplaats ab, sondern in die Sint-Katelijnevest Richtung Eilandje, wie es das Fahrtziel fälschlicherweise auch vorgestern schon verkündet hatte. Ein kurzer Blick in die Gasse zeigte: Die Baustelleneinrichtungen waren verschwunden oder beiseite geräumt. Das war jetzt aber wirklich mal eine tolle Sache, denn draußen am Hafen hatte ich vorgestern Abend schon gedacht wie schade es sei, dass die PCC hier gerade nicht fuhren. Unter lautem Knistern der Schleifstücke auf der Fahrleitung jagte der PCC auf noch nicht mal blankgefahrenen Gleisen davon. Hier fuhr also wirklich erst seit wenigen Stunden wieder etwas.

Ich holte noch Kaffee und Stückchen vom Panos und stellte mich an die Haltestelle Meirbrug in der Sint-Katelijnevest. Ein Hermelijn brachte mich wenig später Richtung Eilandje. Dummerweise schien die Wendezeit dort aber so kurz, dass mir der PCC schon an der vorletzten Haltestelle entgegenkam, als ich gerade aussteigen wollte. Egal, meine Motive würden hier nicht weglaufen und ich könnte einfach gemütlich warten, bis mal wieder ein PCC auftauchen würde. Ich schlenderte zum Museum auf dem Willemdok hinüber, dass ich vorgestern schon am Abend abgelichtet hatte und wartete auf einem Hafenpoller sitzend was so kommen möge. Klingt jetzt erstmal gemütlich, war es aber nur bedingt. Denn auf dem Willemdok wummerten in abnormer Lautstärke die Bässe zu wirklich schlechtem Elektro-Trash. Dazu peitschte irgendeine schreckliche Animateurin eine Masse an geltungssüchtigen, überwiegend jungen Frauen ein, die auf Hometrainern auf der Stelle fuhren und dabei durch die Animateurin angestachelt das Letzte aus sich herauszuholen vorgaben. Wie schön könnte es sein, mit einem schnellen Rad an diesem herrlichen Morgen durch die leeren Straßen zu jagen und so sein Fitnessprogramm zu absolvieren. Wie verloren muss man stattdessen sein, um sich mit billigen Einpeitsch-Floskeln von so einer Animateurin zu schlechten Bässen anbrüllen zu lassen? Auch ein professioneller Fotograf samt Drohne durfte natürlich nicht fehlen, die bizarre Szene aus allen Winkeln festzuhalten, damit jede später (oder noch währenddessen?) den richtigen Shot und die passende Story auf Insta (oder schon TikTok?) posten könnte. Das Ganze schwankte bei mir irgendwo zwischen Belustigung angesichts dieser absurden Szene und Hinterfragen, wie selbstverliebt und geltungssüchtig man denn sein kann, hier so eine als Sport verkleidete Selbstdarstellung abzuziehen und dabei am Samstagmorgen mit diesem Lärm wahrscheinlich auch noch den Anwohnern mächtig auf den Geist zu gehen. Ähnliches konnte ich in den Gesichtern anderer Passanten lesen 😀 Bei uns ist es inzwischen unverständlicherweise den Jugendlichen verboten selbst irgendwo abgelegen im Park Musik spielen zu lassen – hier scheint die Stadtverwaltung dahingehend aber mal völlige Gleichgültigkeit walten zu lassen 😀 Für Unterhaltung war so jedenfalls gesorgt während des Wartens…


Ein gemütlicher Morgen am Willemdok beim Warten auf den nächsten PCC nach Eilandje.


Gemütlich? Den Anwohnern bleibt nur zu wünschen, dass dieser Frühsportwahnsinn hier nicht regelmäßig abgezogen wird.


Zwischendurch jagten schon ein paar Hermelijn durch, die die Linie 7 am Samstag doch schon zu dominieren schienen. 7279 verlässt hier die Blockschleife mit der Endhaltestelle MAS in Eilandje für eine weitere Fahrt nach Mortsel.


Hier bieten sich besonders am Morgen einige wirklich tolle Fotomöglichkeiten. Mit etwas Windglück geht auch ein bisschen Spiegelung.


Dann hatten die PCCs nach einer Dreiviertelstunde endlich ihren Auftritt. Drei Züge standen im Einsatz, die seltsamerweise sehr im Pulk auftraten: Zunächst 7065+7146, dann ein Hermelijn dem dann 7141+7068 und 7083+7154 folgten. Nach langem Warten hieß es heute also immer wieder schnell zwischen den Motiven zu wechseln, wenn der Pulk wieder im Anmarsch war. Erstere Traktion eilt hier den Rijnkaai hinunter auf die Haltestelle Brouwersvliet zu.


Fast die gleiche Stelle vom Willemdok hinüber zum Rijnkaai gesehen mit PCC 7141+7068 Richtung Endhaltestelle MAS.


Einmal um den Gebäudekomplex zur Endhaltestelle gefahren und schon wenig später geht es für 7141+7068 wieder zurück Richtung Innenstadt.


Noch eine weitere Perspektive auf den Rijnkaai mit 7141+7068.


Für das letzte Doppel verschob ich mich zur Haltestelle Brouwersvliet. 7083+7154 bilden den Abschluss des PCC-Pulks auf der Linie 7.

Der Pulk war nun erstmal durch und würde in Sonnenrichtung erst in etwa einer Stunde wieder durchkommen. Für mich also der perfekte Slot mein Zimmer in der Citybox zu räumen. Um den Rucksack mit den Wertsachen nicht schleppen zu müssen, hatte ich das wieder so lang wie möglich herausgezögert, was mit der Räumungszeit erst um 12 Uhr bei der Citybox erfreulich lang funktioniert. Ein Hermelijn gab es noch zwischen den Haltestellen Klapdrop und Keizerstraat, dann lief ich entlang der Baustelle der Linien 11 hinüber zur Citybox.


Hermelijn 7269 zwischen den Haltestellen Klapdorp und Keizerstraat.

Kurz das Zimmer aufgeräumt, den Koffer runtergebracht, ausgecheckt und den Rucksack geschultert, dann verschob ich mich zur Nationalbank, wo ich die nächste Durchfahrt des Pulks Richtung Mortsel an verschiedenen Motiven erwarten wollte. Taktisch etwas unklug startete ich an der Haltestelle Van Bree, sodass ich den beiden nächsten PCC-Kursen zu meinen weiteren Motiven am Leopoldplaats dann entgegenlaufen musste. So verdaddelte ich den zweiten Kurs, dafür klappten der erste und der letzte aber perfekt bei Sonne, was angesichts der aufgezogenen, “richtigen” Wolken nicht mehr selbstverständlich war.


An vielen Stellen ist Antwerpen eher nicht die typische, gemütlich verwinkelte Altstadt wie man sie beim Gedanken an Belgien im Kopf hat. Viel mehr prägt funktionaler Geschossbau bis hin zu Westplatte weite Teile der Industrie- und Hafenstadt. So gesehen ist die Szenerie an der Haltestelle Van Bree mit PCC 7065+7146 eigentlich viel typischer für Antwerpen, als viele der anderen Aufnahmen in diesem Reisebericht.


Der Leopoldplaats aus der Vormittagsperspektive stand natürlich noch auf dem Zettel, nachdem das Vorgestern noch nicht geklappt hatte. Die Vormittagsperspektive ist derweil Mitte September eher etwas für mittags, wenn die Baumschatten so gerade eben für eine Stunden aus den Gleisen wandern, das Motiv aber eben noch passend ausgeleuchtet wird. PCC 7083+7154 überqueren hier den Leopoldplaats. An der Aufnahme musste jedoch etwas digital Hand angelegt werden, denn passend mit Durchfahrt des PCC-Doppel wimmelten plötzlich links zwei Autos durch’s Bild. Zum Glück blieb aber der Triebwagen frei, sodass er in eine Auslösung wenige Sekunden später “überführt” werden konnte. Normalerweise hätte ich bei sowas einfach auf den nächsten Kurs gewartet, aber der nächste PCC würde jetzt erst wieder in über einer Stunde durchkommen und das Motiv bis dahin nicht mehr gehen…

Für eine weitere PCC-Session sollte die Zeit noch reichen, bevor ich die Rückreise antreten müsste. Um nicht erneut einen der drei PCC-Kurse zu versemmeln, hatte ich nun etwa eine Stunde Zeit, die Strecke hochzulaufen und zu schauen, was in den Gassen des Innenstadtabschnittes zu dieser Tageszeit im September lichtmäßig geht. Sollte sich eigentlich mit allen drei Kursen was machen lassen war das Ergebnis. Unterwegs nahm ich zwischen Oudaan und Mechelseplein noch einen Hermelijn mit. Dieser blieb dann aber plötzlich neben mir stehen und der Fahrer gestikulierte wild. Ich befürchtete zunächst wieder das Schlimmste: Irgendjemand der meint man hätte es auf ihn abgesehen, obwohl man gerade bei den Hermelijn sowieso absolut nichts vom Fahrer sieht in der dunklen Kabine. Stattdessen grüßte der Fahrer aber freundlich, er habe mich schon vorhin irgendwo gesehen und reichte mir einen Zettel mit der aktuellen Fahrzeugaufstellung von Antwerpen aus dem Fenster. Da der Wagen mitten auf der Strecke stand, blieb natürlich keine Zeit für einen weiteren Austausch. Ich dankte freudig überrascht und 7237 zog weiter zur Haltestelle Mechelseplein. Natürlich offenbarte der Zettel keine größeren Geheimnisse, wenn man sich ein wenig auskennt, aber einfach eine tolle Geste, die den Tag gleich noch etwas schöner machte.


Hermelijn 7237 kommt mir auf meiner Motivsuche für die PCCs zwischen den Haltestellen Oudaan und Mechelseplein entgegen. In einer knappen Stunde wäre die Sonne hier wohl schon etwas weit, aber wahrscheinlich würde es trotzdem eine Anlaufstelle für einen der drei Kurse werden.


Der nächste Hermelijn kam bei Meirbrug entgegen. Hier herrscht immer viel Gewimmel, sodass sich 7269 trotz Ampelschaltung etwas seinen Weg bahnen muss über die Kreuzung.

Bis zur Haltestelle Keizerstraat lief ich vor. Hier sollte die erste Aufnahme entstehen, dann würde ich vor den beiden weiteren PCC-Kurse “weglaufen” zu einer Stelle in der engen Gasse mit der Sint-Carolus Borromeuskerk und dann sollte zum Abschluss noch etwas im Abschnitt zwischen Oudaan und Mechelseplein gehen. Das sollte sich zeitlich eigentlich alles gut ausgehen. Von hinten kam auch schon die erste der drei PCC-Traktionen angerauscht, sodass es nun keine 20 Minuten mehr dauern sollte. Problem an meinem ersten Standpunkt war neben dem Verkehr auf der Straße, dass ich hier genau neben der Fassade besagter Kirche stand, an der irgendein Christusschrein hing, an dem alle Touristengruppen stehen blieben und zig Bilder und Selfies mit ihren Smartphones schossen. Potenziell eine Menge Störfaktoren also, sodass im Zweifel eine schnelle Reaktion gefragt war. Schlussendlich war es dann aber doch klassisch das Auto, das von hinten reinfuhr und eine etwas frühere Auslösung als gewünscht erforderlich machte. Aber es hätte deutlich schlimmer kommen können an dieser belebten Ecke…


PCC 7065+7141 erreichen die Haltestelle Keizerstraat Richtung Mortsel. Links die Fassade der Sint-Carolus Borromeuskerk. Von hinten erzwang ein Auto die etwas verfrühte Auslösung, geplant war natürlich, den PCC noch zwei Meter vorfahren zu lassen. Aber ein derart raumgreifendes Motiv mitten in einer belebten Innenstadtgasse am Samstagmittag ist natürlich auch ein wenig gewagt. Da kann man dann mit 95% auch mal sehr zufrieden sein!

PCC 7065+7141 kamen irgendwie nicht voran, sodass ich sie zu Fuß schnellen Schrittes wieder überholen konnte und das eigentlich für den zweiten Kurs angedachte Motiv mit der Sint-Carolus Borromeuskerk schon mit diesem Doppel eintüten konnte. Auch im Anschluss überholte ich den Kurs bei Meirbrug noch einmal, dass Ergebnis ist allerdings nicht zeigenswert.


Den zweiten Kurs mit PCC 7141+7068 gab es dann entsprechend schon an der Stelle hinter der Haltestelle Oudaan mit dem Boerentoren im Hintergrund. Leider nicht mehr so schön ausgeleuchtet wie eben mit dem Hermelijn und daher etwas steiler umgesetzt.


Zum Abschluss dann der Mechelseplein mit PCC 7083+7154 zunächst bei der Einfahrt in die Haltestelle.


Die Ausfahrt wurde dann von einem Auto und einem Passanten torpediert, der PCC 7083 selbst blieb aber geradeso frei. An einem dunklen Winterabend könnten die “Störfaktoren” also auch hier noch aus dem Bild eliminiert werden 😉

Das war jetzt aber nochmal sehr ergiebig gewesen heute, wenn man mal von der Basis abspringt, dass ich heute eigentlich gar nicht mehr mit einem PCC-Einsatz gerechnet hatte. Für einen weiteren Umlauf würde es jetzt nicht mehr reichen. Ich lief daher zur Nationalbank hinüber, schoss noch ein paar Niederlfurer und fuhr dann hinüber nach Roosevelt. Von einem CAF hatte ich noch gar keine Fahrzeugaufnahme geschossen, kam mir da in den Sinn, sodass es die letzten Minuten bevor ich zum Bahnhof musste noch zur Haltestelle Paardenplaats an den Linien 1 und 24 ging. Neben einem CAF kam zu meiner Freude auch noch ein Solo-PCC auf Fahrschulfahrt durch. Zurück an der Haltestelle Roosevelt um den Koffer zu holen, rauschte dann beim Aussteigen sogar noch der Museumswagen 9994 in Gegenrichtung hinter meinem CAF durch. Es reichte noch für einen Nachschuss in der Haltestelle zu Doku-Zwecken.


An der Nationalbank verlässt Flexity 7336 die Haltestelle als Linie 1 nach Zuid.


Optisch wurden die Niederflurer aus meiner Sicht mit jeder Generation etwas hässlicher, aber das ist Geschmackssache. Vom Fahrkomfort her konnten mich die Urbos von CAF gerade auch im direkten Vergleich wiedermal deutlich mehr überzeugen als die Flexity 2 von Bombardier. CAF 7439 hält hier an der Nationalbank.


An der Haltestelle Paardenplatz kam überraschend PCC 7094 durch.

Noch überraschender dann an der Haltestelle Roosvelt der Musuemswagen 9994, irgendwie notgedrungen als Nachschuss. Wahrlich kein Kalenderbild, aber wenigstens noch halbwegs im Licht.

Nach diesen zwei Überraschungen holte ich den Koffer aus der Citybox und zog Richtung Centraal. Am Panos ließ ich noch ein Mozzarella-Panini und einen Kaffee mitgehen und suchte anschließend meinen IC Richtung Brüssel auf. Zum Abschied gab es noch einen Genter PCC auf dem Bahnhofsvorplatz.

Abschiedsbild aus Antwerpen: Bei einem nächsten Besuch werden hier sicher keine PCCs mehr laufen. Noch drehen die Genter aber unermüdlich ihre Runden auf der 12, wie hier PCC 6207 vor der Centraal-Station.

Die “schnellen” 45-Minuten-Verbindungen gab es irgendwie am Samstag nicht oder zumindest deutlich seltener. Stattdessen sollte es heute eine Stunde dauern mit einigen zusätzlichen Halten und etwas abweichender Strecke. Mit einem IC hatte das jedenfalls nichts mehr zu tun 😀 Los ging es dafür aber auch von Ebene 0 und nicht im Keller und es stand auch keiner der klassischen Doppelstock-IC bereit, sondern eine Traktion aus Desiros. War mir aber auch recht. Richtung Bahnhof war der schon gut gefüllt, daher lief ich den Bahnsteig raus und enterte den Zug fast ganz vorn, wo sich noch reichlich Platz fand. So konnte ich erstmal in Ruhe Kaffee trinken und bald ging es auch los. Um 16:25 sollte mein ICE 317 in Bruxelles Mid Richtung Frankfurt auslaufen. Es blieb also noch Zeit ein wenig im Carrefour express zu shoppen und ein paar zuckerhaltige Mitbringsel im Rucksack unterzubringen. Der ICE 3 stand schon lange vor Abfahrt bereit und lief schließlich pünktlich aus Bruxelles Midi aus. Einen Sitzplatz hatte ich irgendwie trotz 1. Klasse zunächst nicht reservieren können bei der Buchung und mich auch anschließend nicht mehr darum gekümmert. In der 1. Klasse findet sich eigentlich immer irgendwo ein Platz auf dem man nicht umziehen muss. Es lief dann einfach so dahin über Lüttich, Aachen und Köln und dann noch die nächste Rennpiste nach Frankfurt runter. Das BordBistro schloss dann leider schon vor Köln, sodass es zur besten Abendbrotzeit nichts zu essen mehr gab…
So richtig der alltägliche DB-Wahnsinn sollte dann aber erst in Frankfurt beginnen. Pünktlich kam ich um 19:31 in Frankfurt an und wollte dort auf den ICE 790 nach Berlin über Braunschweig um 19:53 wechseln. Dass dieser Anschluss klappt, damit hatte ich eigentlich eh nicht gerechnet, sondern war schon mit einer verspäteten Ankunft meines ICEs aus Brüssel ausgegangen. Nun stellte aber mein Anschluss nach Braunschweig das Problem dar, denn der kam nicht. Von +10 ging es die übliche Leiter hoch bis +50. Zwischendurch wurde noch zweimal der Bahnsteig gewechselt, was zu einer Massenwanderung führte, nur damit schlussendlich wieder auf den Bahnsteig zurückgewechselt wurde, wo es von Anfang an losgehen sollte. Ich nahm es mit Humor, hatte aber auch keine Tonnen an Gepäck oder Mitreisenden zu organisieren und war mit sehr sicher, dass ich vor Betriebsschluss noch irgendwie Richtung Braunschweig kommen würde. Daher ja überhaupt die Wahl über Frankfurt, anstatt über das Ruhrgebiet zurückzufahren.

Der Zug war dann irgendwann doch im Bahnhof angekommen, fehlte nur noch ein Chauffeur. Der sei mit dem Taxi unterwegs zum Bahnhof hieß es. Mit +60 ging es dann schließlich los, das BordBistro sei aber erst wieder ab Kassel besetzt. Für mich dann doch etwas zu spät. Wobei – hätte ich gewusst, dass wir jetzt wegen der Nachtsperre der Schnellstrecke auch noch auf irgendwelchen Kröppelstrecken nach Göttingen (oder war es Hildesheim?) jüppeln würden, hätte es für etwas Essen noch locker gereicht. Das gab dann schließlich auch den Ausschlag, dass wir die Stunde Verspätung ganz locker rissen und ich im Nachgang problemlos noch 20, der 80 Euro für die Fahrt zurückbekam – so geht das 😀

In der Löwenstadt war ich am Abend noch zu einem Geburtstag eingeladen, sodass es vom Bahnhof mit dem Auto direkt dorthin ging. Statt 23 Uhr war es jetzt zwar eine reichliche Stunde später geworden, aber es ging dann doch noch ein paar Stunden, eine Partie Bierpong wurde souverän gewonnen und reichlich Essen gab es auch noch, nachdem die Rückfahrt kulinarisch doch sehr spärlich ausgefallen war, dank der regelmäßig geschlossenen Bord Restaurants. Ich glaube um vier, halb fünf war ich dann auch mal zuhause und fiel erledigt in die Federn.


Epilog

Mit vier Tagen Zeit inklusive An- und Abreise für einen großen und einen riesengroßen Betrieb, kann man nicht erwarten, neben einem Kernanliegen noch viel in andere Ecken der Stadt zu schauen oder gar ernsthaft Kulturprogramm unterzuschieben. Man muss sich fokussieren auf das zuvor ausgegebene Ziel. Und das hatte doch unterstützt von reichlich Sonnenschein prächtig geklappt auf diesem Kurztrip. Besonders Brüssel war da sehr ergiebig und konnte noch mit der ganzen PCC-Fülle seit Abstellung der letzten Einrichter aufwarten. Zudem kannte ich vom Brüsseler Straßenbahnnetz bislang fast nichts und so waren die Bereiche abseits der Schnelllinien 39 und 44 noch weitgehend Neuland und es war umso schöner, diese nochmals mit reichlich Altwagen zu bereisen.

Antwerpen war da schon etwas enttäuschender, im Grunde war ich dort ein Jahr, mindestens aber einige Monate zu spät. Spätestens mit Beginn der Baustelle an der Linie 11 im März und dem damit verbundenen Ausscheiden der letzten Fahrzeuge der älteren PCC-Baureihe, ist der PCC-Einsatz doch auf ein Maß zurückgegangen, dass es nicht mehr übermäßig spannend macht, wenn man den Betrieb noch mit PCCs auf nahezu allen Linien Solo und in Traktion und auch noch mit der älteren PCC-Serie kennt. Gerade der Samstag war dann aber doch nochmal unerwartet sehr schön dank der Wiedereröffnung der Linie 7 nach Eilandje. Und nicht zu vergessen war der Besuch schon allein wegen der mir in Antwerpen noch fehlenden Genter Zweirichungs-PCC Pflicht.

Alles in allem nach Oslo also schon der zweite sehr erfolgreiche Kurztripp in diesem Jahr, auch wenn Oslo natürlich deutlich prägender war mit vier Tagen für eine Stadt, zumal dort für mich auch alles noch gänzlich unbekannt war. Einen Besuch in Belgien hatte ich nun schon lange vor mir hergeschoben, der letzte lag schon mehr als ein Jahrzehnt zurück – erschreckend wie häufig man inzwischen in der Dekaden-Kategorie rechnet 😀 Es in Brüssel noch rechtzeitig und in Antwerpen wirklich kurz vor knapp in diesem Jahr noch eingeschoben zu haben, war im Nachhinein aber eine gute Entscheidung. So hinterlässt diese Tour nicht unbedingt dieses “auf-jeden-Fall-wieder-hinmüssen-Gefühl”, das nach manch anderen Reisen einige Monate sehr präsent ist, sondern eher das wohlige, “Schön-es-gemacht-zu-haben-und-jetzt-warten-wir-mal-wieder-eine-Dekade-was-so-passiert-Gefühl” 😉

 

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