Saisonabschluss mit Tramlink und KT4D in Erfurt

Nach dem Tag an der Thüringerwaldbahn, galt es am folgenden 31. Oktober noch die neuen Tramlink in Erfurt aufzunehmen. Daneben sorgte auch die übrige Fahrzeugvielfalt und die Stadtrundfahrt für Unterhaltung am Reformationstag in der Landeshauptstadt.


Wir starteten mit Anbruch der Dunkelheit zur kurzen Fahrt aus Gotha hinüber nach Erfurt. Hinter einem Nachtblinden hinterher und dann noch halb um Erfurt herum, war das aber gar nicht mal so schnell gegangen wie gedacht. Eigentlich war es aber auch egal. Es war eh dunkel und wir würden von unserem Gasthaus am Abzweig Wiesenhügel nur noch für ein Abendessen in die Stadt fahren.
Nachdem man uns nach hartnäckigem Klingeln eingelassen hatte, konnten wir auch das kleine Dachzimmer beziehen. Warum kann man bei booking ein Hotel buchen, wo es dann anschließend heißt, man müsse bereits zu einer Uhrzeit angereist sein, die vor dem Zeitpunkt der Buchung lag? Aber es hatte ja am Ende doch geklappt…

Nachdem noch hektisch von irgendwo eine FFP2-Maske gekramt und ein Automat schleunigst mit einigen Münzen gefüttert wurde, ging es sich um Sekunden genau aus mit der nächsten 3 von unserer Hotelhaltestelle Melchendorf. Die Maske erschien derweil irgendwie fehlplatziert: Anders als bei uns, hielt sich hier die überdeutliche Mehrheit nicht mehr an die nur noch im ÖPNV und damit längst überholte Pflicht. Dafür wurden wir direkt von einem der neuen Tramlinks chauffiert und der lief doch einigermaßen manierlich gegenüber dem Combino-Geruckel, das ich im Sommer erst in Ulm wieder genießen durfte. Allerdings saßen wir auch in einer Sänfte und die Wagen sind ja kaum ein Jahr in Betrieb. Bleibt abzuwarten, wie es in zwanzig bis dreißig Jahren aussieht…
In der Stadt mussten wir dann feststellen, dass hier doch einiges mehr los war am Abend, als im fast ausgestorbenen Gotha. Noch bis zum morgigen Reformationstag stand auf dem Domplatz das Oktoberfest und sorgte für ordentlich Leben in der Innenstadt. Ein paar Versuche von aus der Hand geschossenen Nachtaufnahmen waren noch drin. Besonders das bunt leuchtende Riesenrad direkt in der Straßenflucht der Marktstraße Richtung Domplatz machte im Dunkeln was her, war aber auch entsprechend schwierig umzusetzen.


Combino 635 steht an der zentralen Straßenbahnhaltestelle Anger.


Wir laufen weiter durch die Fußgängerzone Richtung Domplatz und erreichen den Fischmarkt mit Rathaus. Dort hält das Combino-Doppel aus 643 und 705 als Linie 2 zum Wiesenhügel.


Für ordentlich Leben sorgte an diesem Sonntagabend das noch bis morgen laufende Oktoberfest. Der freie Tag am morgigen Reformationstag dürfte sein Übriges zur abendlichen Besucherfrequenz in der Innenstadt beigetragen haben.


Durch die Dämpfe der Buden leuchtete die Luft über dem Markt in den bunten Farben der Fahrgeschäfte. Ein Doppel mit Combino 630 an der Spitze hält derweil an der Haltestelle Domplatz Süd.

Die Mägen verlangten jetzt nach dem ganzen Radfahren heute doch nachdrücklich nach etwas Essbarem. Etwas abseits vom Trubel des Oktoberfestes ließen wir uns am Benediktsplatz im Haus zum Naumburgischen Keller nieder. Ein gemütliches Wirtshaus, in dem entsprechend Rouladen mit Klößen bestellt wurden, ergänzt durch eine wohlverdiente Ration Gerstensaft. Kurz nach neun machten wir uns dann wieder zu Tramhaltestelle am Fischmarkt auf und enterten die nächsten 3 Richtung Urbicher Kreuz. Alt wurden wir an diesem Abend mit gut gefüllten Mägen und ausreichender Bettschwere dann nicht mehr.


Das Hotel war so ein typischer deutscher Provinz-Gasthof, der mit seiner Inneneinrichtung abgesehen vom WLan irgendwann in den 70er Jahren stehen geblieben war. Es fehlte eigentlich nur das in den Bettkasten integrierte Analog-Radio 😀 In dem Dachzimmer mit Vorraum war es auch fast so laut, als würde man direkt an der vor dem Haus verlaufenden Straße stehen, aber zum Glück gibt es Oropax…
Das Frühstück war dafür aber besser als erwartet, um nicht zu sagen, durchaus lecker und reichhaltig. Offensichtlich waren wir aber nicht die Einzigen, die spontan das gute Herbstwetter genutzt hatten und so entstand doch einiges an Stau am Buffet. Wir verschoben dann das Auto noch vom Gasthof ein Stück weiter Richtung Stadt und sattelten auf die Räder um. Während ich den Sonnenschein am Vormittag Richtung Innenstadt nutzen wollte, zog es die zweite Hälfte der Gemeinschaft in die Platte. Sicher auch keine schlechte Wahl bei der flachen Sonne, in der Innenstadt musste man wirklich die jeweils 30 Minuten genau abpassen, die die jeweiligen Straßen und Motive Ende Oktober nicht verschattet sind. Aber Einiges gelang doch bis zum Mittag, als dann auch wie angesagt der Siff immer dominanter wurde. Es zog nie eine klare Wetterkante rein, sondern wurde einfach kaum merklich immer seifiger am Himmel, bis irgendwann am frühen Nachmittag fast kein direktes Sonnenlicht mehr durchkam.


Unweit der Haltestelle am Schwemmbach an den Linien 2 und 3 ging es heute mit dem Rad los. Interessanterweise scheinen im Sonntagsfahrplan diverse MTG6D im Frühverkehr im Einsatz zu stehen, die dann am Vormittag durch fassungsstärkere Einheiten ausgetauscht werden. So kam auch der MGT6D 603 von seiner Fahrt zum Wiesenhügel nicht zurück, sondern verschwand nach der Fahrt wohl über das Dreieck Wiesenhügel im Betriebshof am Urbicher Kreuz.


Dem auf der Melchendorfer Straße aufgenommenen MTG6D 602 erging es kaum anders, nur das dieser an seinem Ziel Urbicher Kreuz direkt im nahen Betriebshof verschwinden konnte.


An der Haltestelle Tschaikowskistraße kommt das Combino-Doppel 655+708 entgegen.


Unter dem Hauptbahnhof hindurch (wer hat sich eigentlich diese alternativlose Fahrradengstelle ausgedacht?) kommt auf der Bahnhofstraße der MGT6D 610 entgegen. Ich hatte ja gedacht, die Fahrzeuge hier auf einen Feiertag überhaupt nicht mehr anzutreffen. Umso schöner, dass hier am Morgen doch noch einige entgegenkamen. Auf den Linien 1 und 6 verblieben auch einige der MGT6D den gesamten Tag, von der 2 und 3 wurden sie bis zum Einsetzten des 15-Minuten-Taktes allerdings komplett ausgewechselt gegen Combino-Traktionen und Tramlink.


Natürlich hatte ich auch wieder nachgeschaut, zu welchen Zeiten denn die Stadtrundfahrten derzeit laufen, die praktisch das ganze Jahr am Wochenende und in ausgewählten Zeiträumen auch unter der Woche unterwegs sind. Den zur Schleife Domplatz Süd ausrückenden KT4D 512 passte ich direkt am Domplatz beim Abbiegen aus der Marktstraße ab.


Dann kam erstmals ein Tramlink auf der 3 zum Wiesenhügel. Deren Dichte sollte sich mit dem Tausch der Fahrzeuge gegen die MGT6D aber deutlich erhöhen in der nächsten Stunde, sodass die Linie 3 bald nennenswert von den Tramlink bedient wurde. Daneben fand sich auch auf der Linie 5 noch ein einzelner Kurs mit Tramlink. Tramlink 805 ist hier auf der Bahnhofsstraße hinter dem Anger unterwegs.


Eine weitere Aufnahme gelang an der Bahnhofsunterführung, wo der Tramlink Richtung Wiesenhügel und Urbicher Kreuz abbiegt.


Für die nochmalige Begleitung eines Tramlink durch die Innenstadt, ging es wieder zurück zum Domplatz. Mit dem Rad alles ein Katzensprung. Abgesehen von der Bahnhofsunterführung ist auch in der gesamten Fußgängerzone entlang der Straßenbahn das Fahrradfahren erlaubt. Bevor der nächste Tramlink kam, gab’s am Domplatz Süd noch diese Combino-Traktion aus 648 und 704. Leider sind doch insbesondere die Combinos aller drei Generationen sehr werbegeplagt. Gerade bei der eigentlich sehr ansehnlichen und auf ganzer Fahrzeuglänge gestalteten Lackierung der Niederflurwagen in Erfurt, die zum Glück auch bei den Tramlink wieder Anwendung fand, doch ein wenig schade.


Dann war der nächste Tramlink auf der 3 an der Reihe. 804 erreicht hier den Domplatz Richtung Urbicher Kreuz.


Hinter dem Hauptbahnhof gelang noch eine weitere Aufnahme von Tramlink 804 an der Haltestelle Robert-Koch-Straße. Mit den kurzen Sonnenspots muss man hier Ende Oktober wirklich schon gut haushalten.


Bevor sich das Sonnenfenster neben dem Rathaus wieder schloss, wurde hier noch eine kleine Foto-Session eingelegt. Sehr zur Freude kam auch ein Ur-Combino ohne Werbung durch, der mit seiner Länge noch am Besten in die Lücke passt. Gerade durch die geringe Anzahl von nur sieben Fahrzeugen dieser Type, ist es besonders schwer, mal ein werbefreies Exemplar zu erwischen. Combino 624 ist eines von derzeit wohl nur zwei werbefreien Fahrzeugen der ersten Combino-Generation.


Der lange Tramlink 806 passt natürlich nicht in die Lücke. Auf dieser Länge wird es bei Innenstadtmotiven ohnehin schwer, in der quirligen Erfurter Innenstadt nicht übermäßig viele Menschen vor der Bahn zu haben.


Abschließen soll diese kleine Session der KT4D 512, der in Diensten der Stadtrundfahrt natürlich auch den Fischmarkt passiert.


Um auch ein richtiges Türseitenbild mit anschließender Fahrzeugaufnahme vom Tramlink abzustauben, fuhr ich noch die andere Seite der 3 bis zur Uni raus. Dort passte es dann mit Tramlink 805 beim Verlassen der Haltestelle vor der Uni.


Zurück am Domplatz kreuzt erneut der KT4D 512 beim Abbiegen aus der Marktstraße meinen Weg.


Mit ohne Werbung machen die MGT6D doch schon was her. Äußerlich zumindest machen die Erfurter Fahrzeuge noch einen sehr guten Eindruck. Seine bald 30 Jahre Einsatzzeit sieht man MGT6D 614 auf der Schlösselbrücke zwischen Fischmarkt und Anger auch dank des recht zeitlosen “Nicht-Design” kaum an. Technisch sorgen die EEF-Fahrwerke und die 90er-Jahre-Elektronik inzwischen dafür, dass sich diese Fahrzeuggeneration bei mehreren Betrieben auf dem absteigenden Ast befindet, oder wie bei der BOGESTRA bereits Geschichte ist.


Wie angekündigt soff das Licht jetzt gegen Mittag langsam aber sicher ab. Ich hatte aber schon gut was im Kasten und zwischenzeitlich war der Wetterbericht auch deutlich pessimistischer gewesen, als es sich nun letztendlich zeigte. Im Halblicht rollt Combino 641 hier über den Anger auf die zentrale Haltestelle zu.


Am Rathaus entließ wenig später der KT4D 512 am Ende der Stadtrundfahrt seine Fahrgäste und hielt dabei kurzzeitig den Tramlink 808 auf der Linie 3 auf.


Bei einem Kaffee und Gebäck trafen wir uns am Anger wieder, beide soweit zufrieden mit der Ausbeute. Anschließend ging es nochmal ohne klares Ziel zum Domplatz rüber – mit Licht war jetzt eh nicht mehr viel. KT4D 512 wartete am Domplatz Süd noch immer auf den Start der nächsten Runde.


Tramlink 806 erreicht die Haltestelle Domplatz Nord als Linie 3 zum Europaplatz.


Es folgte dann auch bald zum Abschluss in der Innenstadt die zweite Runde der Stadtrundfahrt mit KT4D 512.


Auf dem Rückweg folgte noch ein Schwenk über die Steigerstraße, fuhr doch auf der Linie 6 gerade der schöne werbefreie MGT6D 614 raus. Leider war die Pause dort so sportlich, dass keine Zeit mehr blieb, noch nach dem besten Motiv zu suchen. Also quer über die Straße, wie MGT6D von der Endhaltestelle kommend aus der Nerlystraße auf die Steigerstraße einbiegt.


Der nächste Kurs durch das beschauliche, städtische Wohnviertel war dann zwar ein Combino, mit 628 aber wenigstens ein werbefreies Exemplar. Diese Blockumfahrungen durch Wohnsiedlungen mit Kopfsteinpflaster gefallen mir doch immer sehr, auch wenn sie wegen der vielen geparkten Autos oft nicht einfach umzusetzen sind.


Gerade auf dem endgültigen Rückweg, jagte dann direkt im Blickfeld der KT4D hinaus zur Thüringenhalle. Also noch mal nachgesetzt, aber auf eigenem Bahnkörper und bergauf war der 512 klar im Vorteil. Nach der Schleifenfahrt an der Thüringenhalle erwischten wir ihn aber noch auf dem Weg zurück in die Innenstadt.


Der nächste Kurs der Linie 1 hatte es derweil weit weniger eilig und pausierte noch eine Weile an der Thüringenhalle.

Quer rüber zur Linie 3 ist es von der Thüringenhalle nur ein Katzensprung, anders als würde man sich am Straßenbahnnetz orientieren. So war das Auto schnell erreicht, die Räder verladen und es konnte heimwärts gehen. Das Grau in Grau kündigte nun auch passgenau den drohenden November an. Durch immer dicker werdende Suppe ging es über A71, B86 und B180 zur A36 hinüber. Obwohl doch recht mittig in Deutschland gelegen, hat man bei der Fahrt durch das Mansfelder Land doch immer das Gefühl in der tiefsten Provinz gelandet zu sein. Es wirkt doch alles etwas trostlos, wozu die graue Suppe bei anbrechender Dunkelheit natürlich ihr übriges beitrug. Nach dann doch fast drei Stunden Fahrt war Braunschweig erreicht und die Urlaubs- und Reisesaison damit für das Jahr 2022 auch beendet. Die nächsten Monate würde es wieder durchzuhalten heißen, bevor langsam wärmende Sonnenstrahlen und bunte Farben zurückkehren und es wieder auf Tour geht…

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