Langsam aber sicher zeichnet sich das Ende des Urlaubes ab. Erstmal steht allerdings noch ein Besuch der Rigi-Bahnen am Vierwaldstättersee an, der zu einem klaren Highlight des Jahres werden sollte.
Schon seit Längerem steht die Rigi ganz oben auf meiner To-Do-Liste. Etwas tiefgreifender hatte ich das Thema bereits im Prolog im ersten Teil ausgerollt. Heute soll es nun aber nach meinem ersten Besuch dort im Jahr 2009, endlich wieder an den berühmten Ausflugsberg des Vierwaldstättersees gehen.
Die Sonne schien schon vom klaren blauen Himmel, dementsprechend trödelte ich beim Frühstück nicht übermäßig und nachdem das stählerne Kaffeekännchen und die aufgeschäumte Milch geleert waren, brach ich Richtung Vierwaldstättersee auf. Eine Übernachtung für heute Abend hatte ich nicht mehr gebucht, damit stieg die Wahrscheinlichkeit, dass dies der letzte Tag der Reise werden würde und ich heute am späten Abend, nach einem letzten Tag auf steilen Pfaden, das Weite suchen würde. Ausschlaggebend war vor allem das Wetter: Bis Mitte der Woche war es eher so mittelprächtig angesagt und viel länger als bis Ende der Woche hätte ich keine Zeit mehr. Ab Montag also drei Tage irgendwie totschlagen, um dann auf besseres Wetter gegen Wochenende zu hoffen, war da nicht so der geniale Plan. Zudem fand ich irgendwie an den potenziellen Zielorten im Jura oder entlang der MOB für die nächsten zwei Nächte auch keine adäquaten Unterkünfte – die Schweizer haben eben auch Ferien jetzt…
So war ich mir beim Hinabrollen der Gotthardstrasse recht sicher, dass es nun das letzte Mal für diesen Urlaub wäre und freute mich einfach auf diesen letzten Tag, den ich nochmal in voller Länge genießen wollte.
In Gersau hatte ich einen sonntags geöffneten Volg ausgemacht, wo ich schonmal den Proviant für die Bergtour und die anschließende Nachtfahrt besorgte. Immer wieder angenehm, dass eine Auswahl der Supermärkte auch am Sonntag geöffnet hat. So restriktiv wie Deutschland (und vielleicht noch Österreich) ist da einfach kaum ein anderes Land… Gerade auf Reisen im Sommer, wo die Möglichkeiten den Einkauf kühl zu halten beschränkt sind, nervt das manches Mal schon enorm, wenn alles geschlossen hat.
Das Auto ließ ich in Vitznau gleich am erstbesten Parkplatz hinter dem Ortseingang stehen. Die sieben oder acht Franken für die Tagesmiete gingen vollkommen in Ordnung.
Alles Nötige für den Tag gepackt, kurz ein Blick auf Osmand geworfen und schon radelte ich Richtung Berg. Neun Uhr war schon wieder durch und so ließ ich die Talstation gleich links liegen, um möglichst schnell ins erste Motiv zu kommen und noch ein wenig Morgenlicht zu nutzen.
Hinter der Talstation bog ich im Ort dann auf den Weg Richtung Mittelschwanden ab, der ersten Station auf dem Weg zur Rigi. Die ersten Meter in der Bebauung am Hang des Vierwaldstättersees waren noch gut befahrbar. Mit dem Abbiegen auf den kleinen Wirtschaftsweg Richtung Mittelschwanden bei einem kleinen Weingut, wurde die Steigung dann aber so brutal, das ein Steigen des Vorderrades nur noch mühsam zu verhindern war und sich das Schieben schnell als bessere Option herausstellte. Ich hatte mir im Vorhinein überlegt, ob es auf die Rigi mit dem Rad gehen könnte. Als kritischen Teil hatte ich schnell den großen Anstieg zwischen Mittelschwanden und Kaltbad ausgemacht. Die Schotterpisten sahen aber auf den Karten und Satellitenaufnahmen alle überraschend breit und noch einigermaßen befahrbar aus. Einziges Hindernis könnte daher die Steigung sein, die im Zusammenspiel mit den Geröllpisten die Traktion enorm erschweren könnte. Aber zumindest bergab sollte dann wohl alles problemlos befahrbar sein und so hatte ich mich schlussendlich für’s Rad entschieden, auch wenn ich mich darauf einstellen musste, bergauf durchaus 60% des Weges schieben zu müssen. Für die abendliche Abfahrt würden sich die 11 kg Schiebelast aber lohnen, denn steiles bergab laufen ist dann wirklich nervig – der Pilatus lässt grüßen 😀 Eine technisch anspruchsvolle, einstündige Abfahrt ist demgegenüber eine riesen Gaudi 😉
Halb fahrend, halb schiebend erreichte ich gegen zehn Mittelschwanden. Erstaunlich wenigen Wanderern war ich unterwegs begegnet, die meisten scheinen sich dann doch hochfahren zu lassen. Bei der kleinen Siedlung oberhalb von Vitznau wartete ich anschließend einige Minuten auf die nächsten Bergfahrer. Auf dem See war das Anlegen des Dampfschiffes zu sehen, ein sicheres Zeichen für die Abfahrt der nächsten Züge. Als das Nebelhorn über den See die Hänge hinauf schallte, nahm ich das Aufnahmegerät zur Hand, in Erwartung der Bergfahrer.
Von Mittelschwanden bietet sich bereits ein toller Blick über den Vierwaldstättersee und nach Vitznau hinunter. Am Anleger bei der Talstation der Zahnradbahn legt gerade das Dampfschiff ab, ein sicheres Zeichen für die Abfahrt der nächsten Bergfahrer.
Nur wenige Wanderer stiegen von ganz unten von Seehöhe hinauf zur Rigi. Just mit Ankunft der nächsten Bergfahrer tauchte dann doch ein Ehepaar älteren Semester auf dem Weg auf, schaffte es aber noch weit genug, um das Bild zu bereichern, anstatt es zu zerstören. Zusammen mit BDhe 4/4 22, ist Wagen 21 das neueste Triebfahrzeug der Rigibahnen – mit Baujahr 1986!
Die Hauptlast auf der Vitznauer Rampe tragen noch immer die Bhe 2/4 1-4 von SLM/BBC aus den Jahren 1937 und 1953. Bhe 2/4 2 schiebt bei Mittelschwanden einen offenen Sommerwagen auf die Rigi.
Da ich nicht damit rechnete, bis zu den nächsten Talfahrern noch ins nächste Motiv zu kommen, verschob ich mich nur wenige Meter nach unterhalb der Station Mittelschwanden und wartete im Schatten einer Baumgruppe auf den nächsten Korso – so weit unten war es doch schon ordentlich warm in der Sonne.
Auf den zweiten Vitznauer BDhe 4/4, folgte im Korso BDhe 4/4 15. Die Arth-Rigi-Bahn (ARB) beschaffte bereits 1982 einen BDhe 4/4 mit passendem Steuerwagen bei SLM/BBC. Durch die Fusion der Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) mit der ARB zu den Rigibahnen im Jahr 1992, kommt die Welchblechgarnitur inzwischen freizügig an beiden Rampen zum Einsatz und wechselte im weiteren Tagesverlauf wieder an die Rampe nach Arth-Goldau.
Nun musste ich aber langsam an Höhe gewinnen, wenn ich heute noch den Gipfel erreichen wollte. In brutaler Steigung schlängelte sich der Weg durch Wiesen und einen erfrischenden Waldabschnitt zur nächsten Station Grubisbalm hinauf. Die Brücke zwischen Mittelschwanden und Grubisbalm ließ ich mal links liegen, dafür hätte ich mich vorher damit auseinandersetzten müssen, wie und wann diese am Besten umzusetzen ist. Auch die Wiesen bei Grubisbalm beachtete ich nicht weiter. Hier wären sicher auch einige Ansichten umsetzbar. Unterhalb der Station fand sich glücklicherweise eine Zapfstation. Die am Rad montierte Liter-Ration ging bereits bedenklich zur Neige, auf so geringer Höhe ist die Steigung im Sommer dann doch ganz ordentlich schweißtreibend. Hier holte ich auch wieder das ältere Ehepaar von der zweiten Aufnahme ein, dass ebenfalls die Flaschen an dem kleinen Wasserhahn auffüllte. Wie am Pilatus, war es auch hier wieder ein ständiges Überholen mit immer wieder denselben zwei, drei Wandergruppen 😀
Ich schob und trat weiter in Richtung Freibergen. Kurz unterhalb der Station vernahm ich vom See plötzlich ein unerwartetes Zischen und Stampfen. Das hörte sich unverkennbar nach einer kleinen Dampfmaschine an. Praktischerweise war ich kurz vor der Wegkreuzung mit der Bahn unterhalb des zweigleisigen Abschnittes, sodass ich noch schnell auf die Sonnenseite wechseln konnte, bevor die 1923 bei SLM gebaute H 2/3 16 mit zwei Vorstellwagen den Berg hinauf gestampft kam. Eine wirklich nette Überraschung – vor allem, dass der Dampfzug nicht in der letzten Viertelstunde durchkam, als die Strecke größtenteils außer Sicht war… Manchmal sollte man sich doch besser vorbereiten, denn bei der Fahrt schien es sich um eine planmäßige Dampffahrt zu halten. Aber so ist das eben bei spontaner Planung, da ist man eben nicht auf alles bis ins Detail vorbereitet – dann braucht’s eben mal ein wenig Glück 😉
G 2/3 16 schiebt zwei Vorstellwagen unterhalb der Kreuzungsstation Freibergen in Richtung Berg.
Als ich einige Minuten später den Bahnhof Freibergen erreichte, wurde ich schon wieder überrascht: Der Dampfzug stand hier noch in der Station herum. Viel seltsamer war allerdings, dass auf dem selben Gleis noch ein Bhe 2/4 herumstand, der aber gar nicht vor dem Dampfzug hinaufgefahren war. Die Verwirrung war einigermaßen komplett, aber wenn die hier herumstehen, wird schon noch irgendwas kreuzen, zumal eigentlich nach Plan Züge aus beiden Richtungen dran waren. Also ging ich am Zweispurabschnitt oberhalb der Station, welcher über Romiti Felsentor bis nach Kaltbad First hinaufführt, bis ins nächste Motiv weiter. Als nächstes kam dann von unten die Wellblechgarnitur 22 und überholte den Dampfzug über das linke Gleis. Von oben kam der BDhe 4/4 21 herunter und dem 22 folgte noch der Bhe 2/4 1 Richtung Berg. Somit ergab die ganze Sache allmählich Sinn: Der Bhe 2/4, der im Bahnhof auf demselben Gleis wie der Dampfzug wartete, war bereits der erste Kurs des talfahrenden Korsos, gemeinsam mit BDhe 4/4 21. Der Dampfzug war nun vorerst in dasselbe Gleis gefahren, um die Bergfahrer BDhe 4/4 22 und Bhe 2/4 1 überholen zu lassen. Als die beiden Bergfahrer dann durch waren, setzte der Dampfzug folgerichtig über die Einfahrtweiche zurück und folgte den Bergfahrern übers linke Gleis. Anschließend konnten auch die beiden Talfahrer ihre Fahrt nach Vitznau fortsetzen. Da sieht man mal, wie aufwendig es ist, in einen so dichten Taktfahrplan noch irgendwie einen lahmen Dampfzug hinein zu quetschen.
Die Welchblechgarnitur 21 kommt von der Rigi hinab und erreicht Freibergen.
Bhe 2/4 1 mit einem der geschlossenen Vorstellwagen bei Freibergen auf Bergfahrt. Die Doppelspur führt von Freibergen über Romiti Felsentor bis nach Kaltbad First hinauf.
Der Dampfzug hat auf dem rechten Gleis gewartet und die Bergfahrer überholen lassen. Anschließend hat die G 2/3 16 mit dem Zug ins linke Gleis umgesetzt und folgt den schnelleren Triebwagen den Berg hinauf.
Jetzt musste ich ein weiteres Mal Strecke machen. Ohne weiteren Fotohalt an der Station Romiti Felsentor, kämpfte ich mich den letzten Steilanstieg bis nach Kaltbad First hinauf. Auf dem grobgeschotterten Rigiweg war an Fahren wiedermal nicht zu denken, zu schnell kam der Untergrund hier ins Rollen. Hier kamen mir nun auch die ersten Talläufer entgegen, die zum Großteil am Morgen mit der Bahn hinauf gefahren sein mussten. Gegen Mittag erreichte ich die neue Station Kaltbad First. Auf den Schock hier musste ich erstmal einen kräftigen Zug aus dem Brunnen nehmen: Der ganze Bahnhof und Umgebung waren nach meinem letzten Besuch 2009 kaum wiederzuerkennen. Das hier der SPA-Tourismus seit einigen Jahren immer stärker wütete und die gesamte Station umgebaut wurde, hatte ich über mehrere Zeitungsartikel mitbekommen. Bilder hatte ich aber nicht wirklich im Kopf und wenn man das Ganze dann mit eigenen Augen sieht, ist es doch nochmal etwas anderes. Der gesamte alte Bahnhof, der nur aus einem Durchfahrtsgleis und einem Ladegleis mit Portalkran bestand, wurde eingestampft. Auch das alte Bahnhofsgebäude wurde kurzerhand platt gemacht. Zwei großzügige Gleise mit separaten Bahnsteigen führen nun vor einem neuen, irgendwie zwanghaft modern wirkenden Bahnhofsgebäude entlang. Daneben gibt es noch ein zusätzliches Abstellgleis für aussetzende Züge oder Güter. Auf der Westseite des Bahnhofes liegt eine riesige Spa-Anlage, die in den alpinen Almwiesen ebenso unpassend modern in der Landschaft steht wie der Bahnhof selbst.
Das einzige was fehlte waren die Scharen an Touristen aus Asien und Amerika, die Berichten zufolge inzwischen DEN Schweizer Berg schlechthin in Beschlag genommen haben. So war das Treiben auch sehr moderat, von hier starteten nun aber die Gutwetter-Spaziergänger, die mit der Bahn herauf gekommen sind und nur den letzten Abschnitt hinauf zum Gipfel zu Fuß oder mit den hier zum Verleih stehende E-Bikes in Angriff nehmen.
Ich wartete die nächste Zugkreuzung ab, um dieses eigenartige Ensemble wenigstens einmal abgelichtet zu haben.
Zugkreuzung in Kaltbad First: Bhe 2/4 3 und BDhe 4/4 beim Fahrgastwechsel im neuen Bahnhof. Die Mittagsperpektive kaschiert das “neue” Kaltbad noch ganz gut.
Bhe 2/4 3 verlässt oberhalb des Bahnhofes Kaltbad First die Doppelspur hinauf nach Rigi Staffel.
Über 80 Jahre und noch immer im täglichen Einsatz: Bhe 2/4 1 verbringt die Mittagstunden im Abstellgleis von Kaltbad First.
Ab Kaltbad First war die Strecke nun wieder gut fahrbar. In einigen Abschnitten zwar durchaus steil, aber auf gut befestigtem Untergrund. Über Rigi Staffelhöhe fuhr ich ohne Fotohalt weiter bis Rigi Staffel, wo ich auf die ehemalige ARB-Strecke traf. Die blaue Wellblechgarnitur war inzwischen wieder auf die ARB zurückgekehrt und pausierte über die Mittagsstunden im Bahnhof Staffel. Die nächsten Bergfahrer waren aber in Kürze an der Reihe und ich postierte mich knapp unterhalb des Bahnhofes. Zu meiner Freude kam BDhe 2/4 7 aus Arth-Goldau den Berg hinauf. Mit Baujahr 1925 nochmal eine Ecke älter als die Bhe 2/4 der VRB. Der Altersunterschied zwischen diesen beiden Baureihen wirkt derweil deutlich größer als die gerade einmal 12 Jahre, die zwischen den beiden Fahrzeuggenerationen liegen.
BDhe 2/4 7 kurz vor Rigi Staffel. Im Bahnhof steht die Welchblechgarnitur abgestellt, die ich am Morgen noch an der Vitznauer Rampe aufgenommen hatte.
Im Korso folgt noch der BDhe 2/4 Pendel 12+22. Mit Baujahr 1949 sind die vier Garnituren auch nicht mehr ganz taufrisch, wickeln aber den Großteil des Verkehrs an der Goldauer Rampe ab.
Nun ging es erstmal die letzten Höhenmeter Richtung Bergstation hinauf. Gut bevölkert war der Betonweg hinauf auf den Gipfel, aber mehr als Schritttempo fuhr ich hier ohnehin kaum in der starken Steigung. Erstmals ergab sich mir nun auch der grandiose Blick Richtung Norden über den Zugersee ins “Flachland”. Der Fernblick war für einen warmen Sommertag an diesem Vormittag wirklich noch erstaunlich gut. Nach dem obligatorischen Bild auf Rigi Staffel mit Vierwaldstättersee dahinter, ging es hinauf zum Bahnhof und mit einem U-Turn über die beiden Gleise auf der anderen Seite gleich wieder ein Stück hinunter, um die Doppelspur im gerade noch von der Bergseite stehenden Sonnenlicht aufzunehmen. Dabei blieb im angenehmen Baumschatten direkt an der Strecke auch Zeit für einen kleinen Imbiss aus dem Rucksack, bevor ich die nächsten vier Stunden die zahlreichen Motive rund um Rigi Kulm, Staffel und Wölfertschen-First an der ARB-Rampe abarbeitete. Insgesamt dreimal fuhr ich zwischen Staffel und Kulm hin und her, um jeweils bei passenden Sonnenstände mit den gewünschten Zugkompositionen an der richtigen Stelle zu stehen. An dieser Stelle lasse ich die zahlreichen Bilder mal weitgehend für sich sprechen:
BDhe 2/4 12 mit Bt 22 auf dem Weg hinab nach Staffel. Dort steht bereits der BDhe 4/4 21 der ehemaligen VRB
Vom Weg hinauf nach Kulm eröffnet sich dann auch der Blick über den Zugersee ins “Flachland”. Dort quillen bereits die Wolken, die Rigi werden sie aber erst am späten Nachmittag erreichen.
Mit einem U-Turn über die Gipfelstation gelangte ich auf die andere Seite der Strecke. Für diese Perspektive war es um kurz vor 2 Uhr auch schon aller höchste Zeit. Der ARB-Pendel 14+24 auf dem Weg Richtung Gipfel.
Zurück in der Gipfelstation ein kurzer Blick auf die anwesenden Kompositionen: Die Wellblechgarnitur mit BDhe 4/4 21 und der BDhe 2/4-Pendel 14+24 nehmen die nächsten Fahrgäste nach Vitznau und Arth-Goldau auf.
Neben dem Dampfzug, der zahlreiche Blicke und Selfies auf sich zieht, verbringt auch der Bhe 2/4 3 seine Mittagspause in der Gipfelstation. Noch ist dieser Anblick alltäglich, schon sehr bald dürfte auch der Einsatz eines der über 80 Jahre alten elektrischen Triebwagen deutlich mehr Interesse auf sich ziehen…
Da der Dampfzug bereits zahlreiche Fahrgäste aufgenommen hatte, rechnete ich mit der baldigen Talfahrt nach den beiden Planzügen und rollte wieder nach Staffel hinab. Die Ausfahrt aus Rigi Staffel lässt sich am frühen Nachmittag noch gut von einem kleinen Kamm mit Blick Richtung Norden umsetzen. H 2/3 16 bremst hinab Richtung Staffelhöhe und Kaltbad First.
Etwas seitlicher gesellen sich auch Teile des Zugersees mit ins Bild.
Besonders die BDhe 2/4 Pendel der ehemaligen ARB aus den späten 40ern hatten es mir angetan. Wie ich finde, noch heute wirklich formschöne Fahrzeuge, die im Gegensatz zu dem noch deutlich älteren Gelumpe der ARB, trotz ihres betagten Alters, nicht wie aus der Zeit gefallen wirken. So ging es am Nachmittag für einige Züge die Arth-Goldauer Rampe bis kurz unterhalb von Wölfertschen-First hinab. Kurz unterhalb von Staffel wartete ich auf den Pendel 12+22 auf Bergfahrt.
Allgegenwärtig ist der exponierte Gipfel der Rigi und schleicht sich auch auf der Alm unterhalb von Wölfertschen-First gemeinsam mit einem BDhe 2/4 Pendel ins Bild.
Im Verlauf des Nachmittages rücken auch die Bergpanoramen unterhalb von Wölfertschen-First ins Licht. Gemütlich auf einer Bank Brotzeit haltend, wartete ich bei langsam wieder angenehmer werdenden Licht auf BDhe 2/4 13 mit Bt 23 auf dem Weg Richtung Gipfel.
Zurück in Staffel steht noch immer der Pendel aus 13 und 23. Daneben ist gerade der Bhe 2/4 2 auf Talfahrt eingelaufen.
Dem Bhe 2/4 2 folgte im Korso noch die Welchblechgarnitur 22 hinab nach Vitznau.
Auch die Innenkurve der Doppelspur Richtung Gipfel gesehen stand noch auf dem Zettel. Überraschend drehte auch der BDhe 2/4 7 noch eine zweite Runde. Nachdem mir bei der letzten Talfahrt keine ansprechende Aufnahme gelungen war, freute mich die Extrarunde des rüstigen Triebwagens umso mehr.
Hinter BDhe 2/4 7 lieferten sich Bhe 2/4 1 und BDhe 12 ein Wettrennen zum Gipfel. Immer wieder eigenartig diese Parallelfahrten 😀
Ganz war die Sonnen von der anderen Seite noch nicht herum, als Bhe 2/4 1 wenig später wieder hinab kam. Die Möglichkeiten, die Bhe 2/4 von der Türseite aufzunehmen, sind hier oben allerdings arg begrenzt. Für die nächsten drei Stunden zwischen 17:00 und 20:00 Uhr ist dies auch die letzte Fahrt der Vitznauer Linie zwischen Kulm und Staffel.
Erst gegen Abend rücken die ersten Motive von der Türseite ins Licht. Sehr gut funktioniert die Ausfahrt Staffel Richtung Vitznau. Bis dorthin hatte ich den Bhe 2/4 1 auf den inzwischen recht leeren Wegen längst wieder überholt.
Für die beiden Züge nach Arth-Goldau ging es schnell an die andere Rampe. Mit dem Rad lassen sich die Motive einfach unglaublich schnell wechseln und sogar Züge überholen – jedenfalls bergab 😀 Sehr mäßig gefüllt bremst BDhe 2/4 12 nach Arth-Goldau hinab.
Deutlich stärker ausgelastet ist da schon die Fahrt mit dem “historischen” Kurs, besonders im offenen Sommerwagen. Aber welches Fahrzeug ist hier eigentlich nicht historisch? Eine Wolke zog gerade noch rechtzeitig vom Gleis ab, als BDhe 2/4 7 letztmals für den Tag gen Tal fuhr.
Das große Spektakel war nun vorüber. Auf der Vitznauer Rampe fur bis 20:00 Uhr gar kein Zug mehr bis zum Gipfel, auf der Goldauer Rampe liefen wenigstens im Stundentakt noch einfach geführte Kurse nach Kulm. Im Gegensatz zu anderen Bergbahnen wird aber noch bis in den späten Abend ein Zugangebot aufrechterhalten. So sollte der letzte Zug erst um 22:40 Uhr vom Gipfel Richtung Vitznau hinabfahren. Für spektakuläre Landschaftsaufnahmen vom Gipfel mit Sonnenuntergängen sicher ein reizvoller Kurs. Mit dem Rad würde ich allerdings noch im Hellen den Weg hinab antreten müssen. So weit war es aber noch nicht und einen Programmpunkt hatte ich mir für den zugarmen Abend aufgespart: Aussicht genießen vom Gipfel. So trat ich ein letztes Mal den Weg von Staffel Richtung Gipfel an. Weiter als bis zur kleinen Jausenstation Kessiboden am Kulmweg kam ich allerdings nicht. Zu verlockend war das Angebot eines Koffeinsüppchens mit Kuchen für gerade mal sieben Stücken Geld. Den ganzen Tag schon hatte mich diese Hütte immer wieder breit angegrinst, für eine Rast außerhalb potentieller Motive war allerdings bislang keine Zeit gewesen – Züge jagen war wiedermal wichtiger 😀
Schon erstaunlich, wie schnell sich die Schweizer Berge am Nachmittag leeren. So saß ich hier um halb sechs fast allein und genoss die kleine Kaffeepause.
Nachdem ich mich wieder aufgerafft hatte, stand auch schon die nächste Fahrt der Goldauer Linie an. Die Sonne war nun auch einigermaßen weit herum, um die Gipfelstation von der Bergseite mit Landschaft im Hintergrund aufzunehmen.
BDhe 2/4 13 erreicht gegen 18 Uhr die Gipfelstation.
Der große Trubel ist vorüber, fast menschenleer ist der Bahnhof Rigi Kulm und auch die Fahrgäste für BDhe 2/4 13 halten sich in Grenzen. Was hier tagsüber abgeht, wenn noch die Touristen aus Fernost, ganz Europa und der restlichen Welt hinzukommen, möchte ich mir nicht vorstellen. So war es doch irgendwie angenehmer.
Die nächste Dreiviertelstunde lief ich ganz entspannt den fast leeren Kulm-Rundweg auf dem Gipfel herum und genoss die tolle Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Die aufgezogenen Wolken verliehen dem Ganzen gleich noch mehr Stimmung, auch wenn die Fernsicht besonders Richtung Berge über den Tag deutlich abgenommen hatte. Nach dem Trubel des Tages, war es hier oben jetzt einfach nur zum Genießen. Darüber war ich mir mit einem E-Biker einig, der spontan erst am späten Nachmittag von Kaltbad aufgebrochen war und nicht minder begeistert davon war, wie allein man hier oben nach 18 Uhr ist. Nach einem kurzen Schnack lief ich einmal die ganze Runde um den Gipfel und ließ den Blick schweifen.
Blick vom Kulm-Rundweg auf der Rigi hinab auf den Zugersee. Der Pfad am Hang rechts dürfte zum Zugersee hinunterführen. Mit dem Rad aber eher nicht zu empfehlen 😀
Blick auf Arth direkt am Zugersee und Goldau an Bahnlinie und Autobahn. Vom SBB-Bahnhof oberhalb der Autobahn startet die Arth-Goldauer Strecke. Sogar einen der blauen Triebwagen konnte ich beim Herausvergrößern am Endpunkt erkennen. Weit hinten müssten irgendwann die Bündner Alpen beginnen und dahinter dann Österreich. Wie weit der Blick tatsächlich an diesem Abend reichte, konnte ich aber nicht wirklich ausmachen.
Blick Richtung Rigi Staffel und Vierwaldstättersee. Erst die aufgezogenen Quellwolken verleihen dem Ganzen eine fast schon mystische Stimmung. Ohne Wolken wäre es in diese Richtung einfach nur gegenlichtig gewesen.
Und noch der Blick Richtung Lauerzersee. Rund herum hatten sich ordentlich Wolken gebildet, die Luft blieb aber überraschend klar und die Rigi selbst verschwand erst am späten Abend immer wieder im Schatten.
Einfach nur Erholung pur. Vor allem mit dem Wissen, jetzt noch rund 1200 Meter hinabheizen zu dürfen, genoss ich die letzten Stunden auf der Rigi ganz besonders. Für den 19 Uhr Zug ab Kulm nach Goldau rollte ich noch einmal an die Goldauer Rampe unterhalb von Staffel hinab. Nur knapp verpasste der Bergfahrer einen kurzen Sonnenspot. Dennoch fand die Aufnahme im Nachhinein irgendwie gefallen mit den dunklen Wolken und den mit Sonnenspots überzogenen Wiesen. Die Zeit bis zur Talfahrt überbrückte ich mit dem Verzehr der letzten mitgebrachten Fressalien. Immer wieder lecker diese frischen Silserkränze mit Tatare bestrichen! Dazu noch einen gespritzten Apfelsaft und die Stärkung sollte für die nächsten Stunden reichen. An solche Orte würde ich mein Abendessen gern öfter verlagern 😉
Bei der anschließenden Talfahrt erwischte der Triebwagen ganz knapp noch einen Sonnenspot. Nur Momente später versank die Sonne ohnehin hinter dem Bergkamm von Staffel.
BDhe 12 auf dem Weg zum Gipfel für den 19 Uhr Zug nach Goldau.
Auf der anschließenden Talfahrt streifte der Pendel noch soeben einen der letzten Sonnenspots, der es noch zwischen die Wolken und den Bergkamm zwischen Staffel und Staffelhöhe schaffte.
Nun würde hier oben wieder eine Dreiviertelstunde Ruhe einkehren, bis auch von der Vitznauer Seite nach längerer Zeit mal wieder ein Bergfahrer kommen würde. Zu holen war aber nichts mehr und so schlug ich den Weg gen Tal ein. Eine Abfahrt, wie ich sie auch noch nicht oft gefahren bin. Wechselt man im Normalfall bei Talbremsungen ständig zwischen Vorder- und Hinterradbremse, um Scheiben und Beläge zwischendurch abkühlen zu lassen, ließ die Steigung dies über weite Strecken einfach nicht zu. Durch den meist recht geröllhaltigen Untergrund, musste ich auch die Geschwindigkeit so geringhalten, dass ich bei einem blockierenden Rad, dieses notfalls noch wieder einfangen konnte, bevor sich das ganze Bike quer stellt. Durch die niedrige Geschwindigkeit fiel allerdings die Kühlung der Scheiben durch den Rotations- und Fahrtwind nahezu weg. Ist aber auch schon Wahnsinn, wenn ich daran denke, wie anstrengend die Bergfahrt war und dass diese Energie nun in einem Bruchteil der Zeit von den Bremsen gefressen werden wollte… Also legte ich besser alle paar hundert Höhenmeter eine kleine Kühlpause ein und genoss die grandiosen Ausblicke auf den Vierwaldstättersee, der unter den schweren Wolken eine mystische Stimmung ausstrahlte.
Die Abfahrt Richtung Vitznau unmittelbar nach Verlassen von Kaltbad.
Unterhalb von Romiti-Felsentor kam mir dann auch der Bergfahrer aus Vitznau entgegen. Ungeplant gelang doch noch eine ganz schöne Aufnahme im Schimmer des Abendlichtes.
Die Welchblechgarnitur 21 darf noch ein letztes Mal die Vitznauer Rampe bedienen und konnte zwischen Romiti Felsentor und Freibergen aufgenommen werden.
Blick über den Vierwaldstättersee unterhalb von Freibergen.
So sahen weite Teile des Weges aus. Im Grunde gut befahrbar, nur die Steigung erlaubte keine hohen Geschwindigkeiten, da der Untergrund einfach zu lose war.
Nun schon auf der Höhe von Grubisbalm. Der See rückt immer näher und nach einer letzten Waldpassage rückt oberhalb von Mittelschwanden bereits Vitznau in den Blick.
Von Mittelschwanden nach Vitznau hinab ist der Weg dann durchgehend befestigt, wirklich laufen lassen kann man das Rad bei der Steigung aber nicht, sodass vor dem letzten Steilabschnitt noch eine kurze Bremsenkühlpause eingelegt wurde.
Nun war es also geschafft. Mit fast einer Stunde definitiv eine der längsten durchgehenden Abfahrten, die ich bislang gefahren bin. Gut, einige kurze Kühlpausen muss ich noch rausrechnen, aber es war auf jeden Fall ein riesen Spaß. Der schweißtreibende Aufstieg hatte sich gelohnt!
In Vitznau warf ich noch einen kurzen Blick auf Talstation mit Drehscheibe und Schiffsanleger. Nur noch ein Wagen war an der Vitznauer Rampe unterwegs und entsprechend war hier um 20 Uhr schon die abendliche Ruhe eingekehrt.
Abendruhe an der Talstation mit Anleger in Vitznau
Anschließend gondelte ich die letzten hundert Meter zum Parkplatz. Die Bremsen waren nun Vorn wie Hinten nach dieser Downhill-Fahrt runter und auch die Reifen wollten langsam ersetzt werden – der Hinterreifen war immer noch der, den ich im letzten Jahr im Engadin aufgezogen hatte und dementsprechend sah das Profil spätestens nach den vergangenen zwei Wochen auch aus…
Ersatz hätte ich für beides noch dabei gehabt, aber über den Tag war die endgültige Entscheidung gefallen, nun den Abflug zu machen. Also alle Anbauteile vom Rad im Kofferraum verstaut eine im Auto vergessene Banane entsorgt die nun gleichmäßig durchgegart war und mal ganz vorsichtig “Braunschweig” ins Navi eingegeben: Schlappe 780 km sollten es sein, Fahrzeit rund sieben Stunden. Die Anzeige “+d” neben der Ankunftszeit hatte ich auch noch nicht oft gesehen 😀
Na dann mal viel Spaß 😀 3:14 Uhr würde kaum zu halten sein bei 780 km. Das “+d” neben der Anzeige für die Ankunftzeit, bekomme ich auch nicht häufig zu sehen 😀
Einem dem Akzent nach russischen Urlauber, verscherbelte ich anschließend noch einen ganzen Teil meines schwer in der Tasche liegenden Münzgeld: Verzweifelt hatte er den Versuch gestartet, an der Parkuhr bargeldlos zu zahlen und fragte, ob das Gerät bei mir noch funktioniert habe? Heute morgen jedenfalls schon, ich hatte aber auch mit Münzen gezahlt und so wechselte ein 20 Franken Schein gegen 20 Franken in Münzen den Besitzer und die Parkuhr spuckte freudig grunzend ein Parkticket aus.
Ich ließ die Maschinen hochlaufen und machte mich auf die lange Heimfahrt über Zürich, Basel, A5 und A7. Kurz nach Abfahrt gab es aber noch einen letzten Fotohalt im Abendlicht am Vierwaldstättersee mit Blick auf Vitznau.
Ein letzter Blick auf Vitznau und den Vierwaldstättersee, dann geht es durch die Nacht zurück nach Hause.
800 km, zwei Kaffeepausen und einen Tankstop im Nirgendwo hinter Freiburg später, erreichte ich bereits wieder im Hellen gegen 5 Uhr die Löwenstadt. Außer ein wenig Stop and Go bei Zürich, lief es völlig problemlos und mit ausreichend Pausen und Koffeinsüppchen konnte die Müdigkeit in Schach gehalten werden. So entspannt war ich schlussendlich noch nie aus dem Urlaub zurückgefahren, das werde ich wohl in Zukunft immer wenn möglich per Nachtfahrt erledigen. Neben einer Übernachtung spart man dabei auch jede Menge Nerven. Wenn ich so an die Rückfahrt letztes Jahr aus dem Engadin denke – da war ich 13 Stunden tagsüber unterwegs und es war einfach nur ätzend auf den Straßen. Dann lieber eine Nachtschicht einlegen 😀
Weniger freundlich war das Herumlärmen der Handwerker am nächsten Morgen pünktlich um 8 Uhr, sodass ich kaum zu drei Stunden Schlaf kam. Die Freude am zurückliegenden Urlaub konnte mir aber auch das nicht nehmen…
Epilog
War der Abschluss des Sommerurlaubes mit einer Woche Schweiz gelungen? Auf jeden Fall, würde ich sagen! Die beiden Bergbahnen, die ganz oben auf meiner Liste standen, konnte ich abarbeiten und an der MGB wurden viele weitere Motivlücken geschlossen und die derzeit noch herrschende Fahrzeugvielfalt ausgiebig auf den Chip gespeichert. Selbst die zwischenzeitlichen Wetterkapriolen hatten mir nicht nur fototechnisch einige unvergessliche Momente beschert. Einzig mit der DFB bin ich irgendwie nicht ganz warm geworden, das schreit nach einer Wiederholung mit ausgeklügelterer Vorplanung und viel Zeit. Aber auch am Pilatus, der Rigi und der MGB habe ich noch immer viele Motiv- und Tourideen auf dem Zettel, sodass ich diese Ecke der Schweiz bestimmt in nicht allzu ferner Zukunft gern wieder besuchen werde. Schon deshalb, weil diese Form des Urlaubes trotz, oder gerade wegen der körperlichen Anstrengungen, für mich einfach Entspannung pur ist. Wobei kann man besser abschalten, als beim Radeln, Wandern und nebenher in der wunderbaren Landschaft Züge fuzzen? 😉