Düwag-Fahrzeuge
- Bielefelder GT6 und GT8 von Arad bis Lodz
- Duisburger GT8 und Typ Mannheim in Dessau, Norrköping und Graz
- Düsseldorfer GT6 in Posen, Stettin und Timisoara
- Düsseldorfer GT8 in Posen
- Düsseldorfer GT8S in Krakau und Posen
- Frankfurter GT8 (N-/O-Wagen) in Polen und Rumänien
- Wiener GT6 Lizensbauten von Braila bis Sarajevo
- Mainzer GT6 in Elbing und Arad
- Die Würzburger Duewag-Geschichte von Hagen bis Arad
Kurzgelenkwagen
Tatrawagen von CKD
- Hallenser T4D/B4D in Arad
- Die Wege des KT8 aus Košice nach Miskolc, Strausberg, Sarajevo, Brünn und Prag
Sonstige deutsche Gelenkwagen
- Kasseler GT6 von Wegmann und Credé in Gorzów
- Mainzer GT6 von Wegmann in Elbing und Arad
- Nürnberger GT6 von MAN in Krakau (Kraków)
Ab den 80er Jahren gelangten immer mehr gebrauchte deutsche Fahrzeuge vor allem ins osteuropäische Ausland. Zwei Faktoren spielten dabei eine zentrale Rolle:
Zum Einen der Gedanke der Behindertengleichstellung: Diesem wurde teilweise durch neue Stadtbahnkonzepte mit Hochbahnsteigen Sorge getragen. Dadurch wurden beispielsweise in Stuttgart und Bielefeld zahlreiche Fahrzeuge entbehrlich, welche ihre wirtschaftliche Lebenserwartung auch in Deutschland noch nicht erreicht hatten. Ab den 90er Jahren hielt dann die Niederflurtechnik allmählich Einzug, sodass von weiteren hochflurigen Stadtbahnkonzepten mit Blick auf die Behindertengeleichstellung abgesehen werden konnte.
Zum Zweiten öffnete sich mit dem Fall des “Eisernen Vorhangs” in den 90er Jahren ein riesiger Gebrauchwagenmarkt in Osteuropa. Den Betrieben mit ihren teils völlig heruntergekommenen Fahrzeugflotten der ehemaligen DDR, in Polen, Rumänien und vielen anderen Ländern, drohte teilweise sogar die Einstellung. Die deutschen Betriebe hielfen an dieser Stelle meist zu symbolischen Beträgen aus und überließen diesen Betrieben als Entwicklungshilfe große Teile ihrer abgängigen Fahrzeugflotten, welche in Deutschland von modernen Niederflurwagen ersetzt wurden. Oftmals wurden diese Hilfen von engagierten Ehrenamtlichen initiiert und selbst die Transportkosten mussten teilweise nicht von den klammen Abnehmerbetrieben gestemmt werden.
Später erfreuten sich auch die bei vielen ostdeutschen Betrieben deutlich besser erhaltenen oder aufwendig modernisierten Tatrabahnen des tschechischen Herstellers CKD, bei osteuropäischen Betrieben großer Beliebtheit aufgrund der bekannten Technik und Robustheit.
Durch die EU Osterweiterungen stieg die Wirtschaftskraft vieler osteuropäischen Länder, nicht zuletzt durch die Investitionsprogramme der EU, auch nach der Jahrtausendwende beträchtlich. Für modernere Gebrauchtwagen, wie beispielsweise die Düwag M-/N-Wagen, die Düsseldorfer GT8S oder jüngst sogar die Niederflurwagen MGT6D der Bogestra, ergaben sich damit sogar wirtschaftlich, für die chronisch unterfinanzierten ÖPNV-Betreiber in Deutschland lukrative Deals. So spülten einige Gebrauchtwagenverkäufe durchaus noch einmal sechsstellige Beträge in die Kassen der deutschen Straßenbahnbetriebe.
Da die Gebrauchtwagen aus Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern auch in Osteuropa mittlerweile nicht mehr den Ansprüchen an modernen ÖPNV gerecht werden, ist man insbesondere in Polen dazu übergegangen, die Fahrzeuge großen Zweiterstellungsprogrammen zu unterziehen. Bestes Beispiel sind die polnischen Betriebe in Lodz, Danzig und Krakau, wo ehemalige M-/N-Wagen, aber auch Wiener E6, teils umfangreich modernisiert, teils komplett neuaufgebaut wurden. In der Regel werden bei diesen Umbauten auch Niederflurmittleteile eingebaut, denn gerade die gummibereifte Konkurrenz erhöht hier, durch die deutlich kürzeren Lebenszyklen der Fahrzeuge, den Druck zur Barrierefreiheit auch bei der Straßenbahn.
In Deutschland wird von derartigen Programmen in der Regel abgesehen. Als Grund gelten hier meist die zu hohen Arbeitskosten für derartige Umbauten. Zudem genügen Fahrzeuge mit lediglich 20-30% Niederfluranteil den Ansprüchen in Deutschland nicht mehr. Spannend wird zu beobachten sein, wie sich dies bei den Niederflurwagen aus den 90er Jahren entwickelt. Während beispielsweise München und Nürnberg sich bei ihren GT6N-Flotten für umfangreiche “Refit”-Programme entschieden haben, werden die Niederflurbahnen der ersten Generation in Bremen in den kommenden Jahren fast vollständig ersetzt. Auch bei der Bogestra wurde dieser Weg beschritten und bis 2020 die gesamte MGT6D-Flotte ausgemustert. Zahlreiche der Fahrzeuge gelangten ins polnische Łódź, sodass dieser Betrieb der erste ist, welcher eine ganze Serie gebrauchter Niederflurwagen aus Deutschland übernommen hat.
„Straßenbahnen im Exil“ präsentiert in losem Zusammenhang derartige Straßenbahnfahrzeuge, welche nach der Ausmusterung bei einem oder mehreren Betrieben eine neue Heimat gefunden haben. Dabei werden sowohl “Exportschlager” wie die Düwag GT6/GT8 oder die Esslinger GT4, als auch eher kleine Serien, wie die Mainzer oder Nürnberger GT6 behandelt. Soweit möglich, werden auch kurze Ausleihen oder Testeinsätze mit berücksichtigt.
Anspruch der Serie ist es dabei, die Fahrzeuge in ihrer neuen Umgebung im Ausland und die dortigen, teils landestypischen Veränderungen in bildlichen Portraits zu zeigen. Auf genaue Fahrzeugstatistiken wird dabei nur einleitend kurz eingegangen, genauere Details können bei Interesse einfacher auf bekannten Seiten wie traminfo.de oder phototrans.eu nachvollzogen werden. Oftmals führen auch Freunde der örtlichen Betriebe in Deutschland auf ihren Seiten ausführliche Statistiken über die jeweiligen Fahrzeuge.
Die oben stehende Liste zeigt alle bereits erschienenen Artikel sortiert nach Bauarten. Zusätzlich gibt sie zu gegebener Zeit einen kleinen Ausblick, was in den nächsten Wochen und Monaten in dieser Serie zu erwarten ist. Mit der Zeit werden so immer wieder neue Artikel zu dieser Serie hinzukommen.