Ein erster Tag in Rom sollte direkt mal einiges an Sonne mit sich bringen. Zu Beginn des Tages hatten wir noch nicht so wirklich einen Plan, was für ein Programm abgearbeitet werden sollte. Letztendlich würden wir uns an den beiden Niederflurlinien 3 und 8 herumtreiben und zwischendurch immer mal wieder ein bisschen Kulturprogramm mit einbauen.
Donnerstag, 11. April 2024: Entlang der Linien 3 und 8 durch Rom
Ein Blick aus dem Fenster offenbarte an diesem Morgen jede Menge blauen Himmel. Frühstück hatten wir auch in diesem Hotel nicht dazu gebucht und so dauerte es nicht lang, bis wird das Hotel verlassen konnten. Nachdem wir die paar Meter zur Straßenbahn runter gegangen waren, mussten wir uns entscheiden, ob wir nach rechts in Richtung Bahnhof oder nach links in Richtung Porta Maggiore starten wollten. Wir entschieden uns für den großen Platz an der Porta Maggiore, an dem sowohl alle Straßenbahnlinien, als auch die Vorortbahn verkehrten. So würden wir einen ersten Überblick über den Betrieb bekommen. Außerdem kam uns in diese Richtung deutlich mehr Licht entgegen, welches in die andere Richtung noch von den hohen Häuserfassaden davon abgehalten wurde, auf die Strecke zu scheinen.
An der Porta Maggiore angekommen, schauten wir uns erstmal ein wenig um und analysierten die Lage. Zuerst fiel mir auf, dass es eine ganze Menge Motive zu völlig unterschiedlichen Tageszeiten gab, die hier umzusetzen waren. Danach bemerkte ich bei einem Blick auf die Fahrtziele der ankommenden Straßenbahnen, dass viele Bahnen “Limitata Porta Maggiore” eingeschildert hatten. Das war insofern ungewöhnlich, als das an diesem Platz eigentlich gar nichts planmäßig endete. Möglich war das allerdings sehr wohl, denn es gibt einen kompletten Schienenkreis auf dem Platz, einmal um die Porta Maggiore herum. Nach kurzer Zeit wurden die Linien 3 und 19 jeweils aus der einen Richtung als diejenigen Kurse identifiziert, die hier endeten. Somit war schnell klar, dass der gesamte Ast der Linien 3 und 19 nach Valle Giulia respektive Risorgimento/S. Pietro nicht in Betrieb war. Damit verbunden war es auch unwahrscheinlich, dass die Linie 2 fahren würde, welche die Linie 19 auf der Via Flaminia kreuzt und ansonsten keine Kontaktpunkte zum Netz hat. Die 2 wäre dann komplett vom restlichen Schienennetz abgeschnitten und da sich an der Linie auch kein Depot befindet, bestand keine Möglichkeit die Wagen dort nachts abzustellen. Als weiteres ungewöhnliches Ereignis stellte ich fest, dass sich auch die Haltestelle der Vorortbahn mehr und mehr mit Menschen füllte. An sich ist das nichts Seltenes. Als nach über einer Stunde Aufenthalt aber immer noch nichts auf der Strecke gefahren war, waren wir uns sicher, dass die Bahn wohl heute einfach nicht fahren würde. Eine Information, warum dies so war, wurde allerdings auch nicht mitgeteilt. Nach und nach verließ auch die wartenden Fahrgäste die letzte Hoffnung, dass hier heute noch etwas kommen würde und sie gaben ihre Positionen an der Haltestelle auf. Wir kümmerten uns daher nur um die Straßenbahn, auf der zumindest häufig etwas kam. Zudem wurde sich in einem nahe gelegenen Café um das längst überfällige Frühstück gekümmert.
Bevor die Straßenbahn das erste Mal interessant in Erscheinung trat, zeigte sich erstmal die Polizia, als eine von mehreren verschiedenen Polizeidirektionen, eindrucksvoll: Mit einem Lamborghini Aventador fuhr sicherlich ein nicht ganz niedriger Rang an Polizist über den großen Kreisel rund um die Porta Maggiore. Dabei wurde er aus Sicherheitsgründen von einem mit einem Polizisten bemannten Roller vorne und einer Zivilstreife hinten eskortiert.
Der erste Stanga-Wagen zeigt sich mit Stanga 7039 in meinem Bild. Hier schön zu erkennen sind die für italienische Betriebe typischen Außenfalttüren, vor denen man sich beim Einsteigen immer in Acht nehmen muss. Bei dem Exemplar handelt es sich um einen erstaunlich gut erhaltenen Wagen, wobei viel wahrscheinlicher ist, dass er vor kurzem eine Generalüberholung bekommen hat. Zumindest der Lack lässt vermuten, dass hier einiges am Wagen gemacht wurde.
Kurz danach kam bereits der nächste Stanga-Kurs in Form von Wagen 7077. Generell waren relativ viele der ältesten Wagengeneration unterwegs. Vor allem auf den Linien 5, 14 und 19, auf denen nur die Stangas und Socimis verkehren, war die Frequenz an Altwagen sehr hoch. Hier verlässt der Wagen gerade die Porta Maggiore in östliche Richtung zur Endstation Gerani.
90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht, stehen wir kurze Zeit später an der Ausfahrt der Linie 3. Dort rumpelt gerade Wagen 9233 über die Weiche, um die Gleisschleife an der Porta Maggiore zu verlassen. Bei dem Wagen handelt es sich um einen der wenigen Wagen der zwei Cityway-Serien von FIAT/Alstom, der nicht mit Vollwerbung beklebt sind und sich somit für ein Fahrzeugbild eignet. Für das perfekte Licht würden wir an dieser Stelle nochmal zu einer anderen Tageszeit wiederkommen müssen, allerdings ist im Gegensatz zum Aquädukt zumindest der Wagen perfekt belichtet.
Erneut 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht, eröffnet sich die nächste Zufahrt zur Porta Maggiore. Bei dieser Achse handelt es sich um die Achse zum Bahnhof, an der sich auch unser Hotel befand. Hier kommt gerade ein etwas abgerockteres Exemplar der Stanga-Baureihe mit Wagen 7059 vom Bahnhof in Richtung Porta Maggiore gefahren.
Auch auf dem Platz selbst gibt es so einige Perspektiven, die man zu dieser Tageszeit umsetzen kann. Durch die Sperrung des einen Astes, endeten auf dem Platz die Linie 3 und 19, weshalb eine Haltestelle planmäßig genutzt wurde, die sonst nur als Betriebshaltestelle dient. So konnte Cityway II 9235 bei der Einfahrt in seine übergangsmäßige Endhaltestelle festgehalten werden.
Wenig später ist es als Linie 14 ein Kurs vom Bahnhof, der sich hier in Form von Stanga 7105 an der Haltestelle zeigt. Von dort war schon längere Zeit nichts mehr gekommen, weshalb nun gleich vier Kurse hintereinander herfuhren. So wirklich sinnvoll erschien mir das nicht, denn so mussten die Kurse immer schon vor der Haltestelle warten, bis die vorherigen Kurse die Haltestelle geräumt hatten.
Nun hatten wir genug von der Porta Maggiore. Zu dieser Tageszeit hatten wir so langsam alle Motive abgearbeitet. Zwar war hier einiges los, was für die ATAC schon nicht sehr häufig zutrifft, aber irgendwie wollten wir nun doch mal was anderes vom Netz sehen. Einzig die Motive der Vorortbahn fehlten noch. Da diese heute allerdings beschlossen hatte, nicht zu verkehren, würden wir uns darum an einem der nächsten Tage kümmern. Somit fiel die Vorortbahn auch bei der Überlegung der weiteren Tagesplanung raus. Auch der nicht betriebene Ast der Straßenbahn minimierte die Auswahl. So blieben noch die Äste der Linie 3 und der Linien 5 und 19. Der Ast der Linie 5 und 19 versprach nicht sonderlich interessant zu sein und daher entschieden wir uns für den Ast der Linie 3. Zwar fuhren dort nur die beiden neusten Generationen der Niederflurwagen, dafür bot die Linie deutlich mehr Motive. Darunter auch das Kolosseum, welches sich direkt an der Linienführung befindet. Zudem schließt die Linie an ihrem Ende an die Linie 8 an, die eine Querverbindung darstellt. So ging es mit dem nächsten Kurs der Linie 3 einfach mal los. Obwohl die Wagen eigentlich deutlich moderner waren, gefiel mir von Anfang an der Fahrkomfort in den alten Stanga-Wagen besser. Aber dazu an einer anderen Stelle mehr…
Schon zwei Stationen nach der Porta Maggiore ist bereits das nächste Motiv erreicht. An der Station Porta S. Giovanni erhebt sich im Hintergrund die Basilica di San Giovanni in Laterano. Davor zeigt sich Cityway II 9226 an der dazugehörigen Haltestelle.
Einige Stationen weiter präsentiert sich das Hauptmotiv dieser Linie. Direkt an der Linie 3 steht das Kolosseum, um welches sich der Linienverlauf leicht herum windet. Allerdings war das Licht zu diesem Zeitpunkt schon ein Stückchen zu weit herumgewandert, weshalb sich dieses Motiv für den nächsten Morgen gemerkt wurde. Ein Bild ohne Straßenbahn geht hingegen auch bei diesem Lichtstand, schließlich ist das Gebäude rund, weshalb irgendwo immer Licht auf die Fassade scheint. Außerdem waren die Schatten bei dem trüben Licht ohnehin nicht sonderlich hart.
Da wir nun eh schon am Kolosseum waren und gerade mal nicht so viele Touristen außen um das Gebäude herum lagerten, gingen wir ein wenig um das Kolosseum und so eröffnete sich diese Perspektive der alten Mauer.
Auch an der nächsten Haltestelle der Straßenbahn ist im Hintergrund noch das Kolosseum zu erkennen. Leider war inzwischen eine dichte Schleierwolkenschicht aufgezogen, weshalb das Licht ein wenig diesig wurde. Davon ließen wir uns aber erstmal nicht unterkriegen und so wurde hier Cityway II 9249 abgelichtet.
Nur ein paar Meter weiter ist es kurze Zeit später ein Nachschuss des nächsten Kurses. Cityway I 9101 der zweitneuesten Fahrzeuggeneration verlässt die kleine Anhöhe, auf die sich die Strecke begeben hat wieder. Dadurch verschwindet nun auch das Kolosseum endgültig aus dem Sichtfeld.
Von Minute zu Minute zog es sich am Himmel mehr zu. Die Siffschicht verdichtete sich zu einer handfesten Wolkenschicht und das Licht wurde weniger. Daher sank unsere Motivation zum Fotografieren nun doch ein wenig, denn für die nächsten Tage war das Wetter wieder makellos angesagt. Somit hätten wir noch genug Zeit für ausgiebige Sonnenbilder der Straßenbahn. Deshalb entschieden wir uns dazu, der Kultur schon heute etwas mehr an Platz einzuräumen. Nachdem wir etwas illegal auf den Straßenbahnschienen entlanggewandert waren, gelangten wir zur nächsten Station. Dort bot sich uns schon die erste Möglichkeit für mehr Kultur. Denn nahe der Station befanden sich die Überreste des Circus Maximus. Dabei handelte es sich früher um eine riesige Arena, von der heutzutage nur noch ganz wenige Bestandteile an der Oberfläche zu sehen sind. Ein Großteil der einst 150.000 Zuschauer fassenden Arena befindet sich inzwischen unter der Erde. Nachdem wir uns das Gebilde wie gute Touristen vom Aussichtspunkt angeguckt hatten, entschieden wir uns gegen eine Begehung der weitläufigen Fläche. So wirklich viel war dort eh nicht zu sehen und daher ging es lieber weiter die Strecke entlang. Mit der nächsten Bahn ging es also weiter. So richtig weit kommt man in Rom aber nicht, wenn man nicht die Augen völlig verschließt. Denn sobald man aus dem Fenster guckt, eröffnet sich fast überall etwas Interessantes. So gelangten wir nur zwei Stationen später an eine kleine Zwischenschleife der Straßenbahn, die inzwischen nicht mehr betrieben wird. Dort befindet sich aber auch ein großes Stadttor und eine etwas befremdlich wirkende Pyramide. Zudem befindet sich in unmittelbarer Nähe die Endstation der “Strandmetro”. Mit dieser kann man von hier aus direkt bis zum Meer fahren, was ihr den Namen verleiht. Meine Reisebegleitung beschäftigte sich mit der Metro, während ich mich bei dem an der Station liegenden Museum umguckte. Dort stand ein alter Triebwagen des ehemaligen Verkehrsbetriebes STFER auf dem Vorhof.
Anschließend ging es weiter bis zur Querverbindung der Linie 8. Dort sollte uns eigentlich etwas mehr Betrieb erwarten. Da hatten wir aber mal wieder nicht mit der ATAC gerechnet. Denn anstatt mehr Verkehr war auf der Querlinie erstmal überhaupt kein Verkehr. Aus einiger Entfernung erkannten wir einen Kurs der Linie 8, der mit Warnblinker auf der Strecke stand. Hier ging also erstmal gar nichts. Daher konnten wir das anvisierte Motiv erstmal vergessen und legten eine kurze Essenspause ein. Denn obwohl die Linie 3 von der Störung eigentlich gar nicht betroffen schien, streikte die Linie kollektiv mit und es kam erstmal gar nichts mehr. Dieses unveränderte Bild fanden wir auch vor, als wir den Laden wieder verließen und so konnten wir das Eingekaufte erstmal gemütlich auf der Bank vor dem Laden verzehren. Irgendwann kam dann auch mal wieder ein Wagen der Linie 3 durchgefahren. Noch einmal ein ganzes Stück später kam auch endlich wieder ein Kurs der Linie 8. Das war unser Zeichen die kurze Essenspause zu beenden und trotz des trüben Himmels weiter die Linie zu erkunden. An der Zwischenschleife der Linie 3 angekommen, wurde wieder eine kurze Pause eingelegt und darüber gegrübelt, wieso ein Kurs der Linie 8 in der Schleife der Linie 3 endete und dafür eine Linie 3 von dem Ast der Linie 8 zurück kam. Vielleicht handelte es sich dabei noch um die Nachwirkungen der Störung. Mindestens genauso wahrscheinlich war, dass die ATAC mal wieder selber nicht wusste, warum sie das machte, was sie machte. Uns war das egal, denn zumindest fuhr überall irgendwas.
So wirklich viel zu sehen ist heutzutage nicht mehr vom Circus Maximus. Aber die Dimensionen sind anhand der weitläufigen Fläche durchaus zu erahnen.
Auch die Straßenbahn verkehrt natürlich unweit des Areals. Ganz leicht ist der Turm, vor dem wir eben noch standen, im Hintergrund zu erkennen. Auch die Sonne gibt für dieses Bild nochmal alles und beleuchtet den Wagen. Der Fahrer des Cityway II 9216 scheint ebenfalls sehr glücklich über unsere Aktivität zu sein und grinst freundlich mit zwei Peace-Zeichen in Richtung unserer Kameras. Der Wagen selbst trägt die für Italien typische idealista-Werbung, die ich zumindest bei den drei großen Betrieben aus Mailand, Rom und Turin abgelichtet habe.
Ein typisches Beispiel, wie sehr es in Rom vor Kultur wimmelt, zeigt sich an der Station Porta San Paolo. Dort befindet sich ganz in der Nähe der Station das namensgebende Tor und direkt daneben eine Pyramide, die dort ein wenig fehl am Platz wirkt. Eine Infotafel am Tor selbst gibt aber Aufschluss darüber, dass die Pyramide dort wirklich so gebaut wurde. Natürlich war auch dabei Sklavenarbeit im Spiel, wie so häufig bei Bauten aus alten Zeiten.
An der Endstation der “Strandmetro” befindet sich ein kleines Museum, auf dessen Areal einige alte Fahrzeuge des ehemaligen Verkehrsbetriebes STFER abgestellt sind. So wirklich gut gepflegt werden die Wagen offenbar zwar nicht, interessant anzuschauen ist Wagen 404 trotzdem. Die Serie 400 der STFER stellt gewissermaßen den Urahn der noch heute von der ATAC eingesetzten Stanga-Gelenkwagen dar. Der Prototyp 401 entstand 1938, die Serie 402 bis 412 ab 1941. Die Fahrzeuge waren die erste Straßenbahnen, bei denen das Prinzip des mittigen Jakobsdrehgestells serienmäßig zum Einsatz kam. Vom Prototyp 401 der STFER wurde der Stanga-Prototyp 7001 für die damalige ATAG abgeleitet, dessen serienmäßige Weiterentwicklung ab 1948 ausgeliefert wurde und in Gestalt der 7000er-Serie noch heute auf den Schienen Roms unterwegs ist. Leider verhinderte ein Zaun, dass man näher an das Fahrzeug herankam, weshalb mir nur das Bild blieb, bei dem der Baum einen kleinen Teil des Wagens 404 abschnitt.
Nach unserer ausgiebigen Mittagspause beschloss auch die ATAC aus ihrer kurzen Mittagspause wieder aufzuwachen und nahm den Verkehr wieder auf. Dafür kamen direkt mehrere Kurse hintereinander. Hier ist es mit Fiat 9101 ein Kurs der Linie 3, der die Station Ippolito Nievo verlässt und sich auf den Weg in Richtung Endstation macht. Im Hintergrund ist unter den Bäumen schon der nächste Wagen zu erahnen. Dabei handelt es sich um einen Kurs der Line 8, die inzwischen auch wieder den Fahrbetrieb aufgenommen hatte. Für Rom ein ganz typisches Bild, denn alleine fahren die Wagen hier nur sehr ungern.
Der eben angesprochene nachfolgende Kurs konnte von uns ein paar Meter weiter abgelichtet werden. Hier befinden wir uns inzwischen ein bisschen außerhalb des touristischen Kerns von Rom, weshalb die Sehenswürdigkeiten am Streckenrand wirklichen Wohnhäusern gewichen sind. Interessant ist hier auch, dass die Häuser sich in mehreren Ebenen übereinander an der Strecke entlang ziehen, da hier eine leicht hügelige Umgebung vorherrscht. Auf der Strecke ist Cityway I 9104 zu erkennen, der direkt von einem dritten Kurs verfolgt wird.
In der Schleife Stazione Trastevere der Linie 3 angekommen, treffen wir wieder auf den Cityway I 9101. Hier ist auch schön die Beschilderung “Limitato Porta Maggiore” zu erkennen, die auf den eingestellten Ast der Linie 3 hinweist. Die Schleife ist direkt mit einem zweiten und dritten Wagen belegt, da insgesamt vier Fahrzeuge hintereinander herfuhren, von denen nur ein Kurs weiter in Richtung der Schleife der Linie 8 verkehrte. Dabei handelte es sich auch bei dem Wagen im Hintergrund um einen Kurs der Linie 8, der aber scheinbar keine Lust hatte, weiter in Richtung seiner eigentlichen Schleife zu fahren.
Im Gegensatz zum Kurs im Hintergrund wollten wir uns hingegen schon zur Endstation der Linie 8 begeben. Daher ging es zur nahegelegenen Haltestelle, von der aus uns hoffentlich bald eine Straßenbahn weiter befördern würde. Nach einiger Wartezeit und der steigenden Angst, dass da nichts kommen würde, nahte doch ein Wagen der Linie 8, der uns bis zur letzten Station vor der Endstation mitnahm. Dort wurde ein Bild eingeworfen, bevor es zu Fuß die letzten paar Meter bis zur Endstation eine kleine Steigung hinaufging. Die Endstation selbst war relativ groß und umfasst direkt zwei Abfahrtshaltestellen sowie eine Möglichkeit für die Wagen, in der großen Schleife eine kurze Pause einzulegen. Was mich etwas stutzig machte war, dass in der Schleifenanlange zeitweise vier Bahnen gleichzeitig standen und Pause machten. Da fragt man sich dann schon, wie so große Taktlücken zu Stande kommen können, wenn genügend Luft im Fahrplan offensichtlich vorhanden ist. Da wir uns einige Zeit an der Station aufhielten, konnten wir das Treiben noch ein wenig länger beobachten. Irgendwie kamen trotz der vier vorhandenen Wagen weitere zwei Fahrzeuge an der Endstation an. Da wäre es mal interessant zu wissen, wie viele Wagen insgesamt auf der Linie 8 unterwegs sind, wenn bereits sechs gleichzeitig in der Schleife waren. Dafür fuhren kurze Zeit später auch direkt zwei Kurse hintereinander ab. Auch bei dieser Aktion hinterfragte ich so ein wenig den Sinn. Aber schon am ersten Tag in Rom fing ich an, dass bei der ATAC lieber nicht zu häufig zu tun, denn eine zufriedenstellende Antwort bekam man eigentlich nie. So auch nicht bei der Aktion, die darauf folgte: Ein weiterer Wagen kam in der Schleife an und ließ die Fahrgäste an der Ankunftshaltestelle aussteigen. Aber anstatt wie üblich in die Schleife vorzurücken und sich hinter die anderen Wagen zu stellen, begab sich der Fahrer in den anderen Fahrerstand des Fahrzeugs. Kurzerhand fuhr er rückwärts aus der Schleife wieder heraus und über den kurz vor der Haltestelle liegenden Gleiswechsel. Für einen so konstruierten Wagen, wie die neueste Generation Cityway, schon fast ein Selbstmordkommando. Als der Wagen sich endlich irgendwie über den Gleiswechsel gequält hatte, kam der Fahrer zu den wartenden Fahrgästen und forderte uns auf, doch bitte über die Gleisanlangen in die Bahn einzusteigen, denn nochmal rückwärts zum Bahnsteig der Abfahrtshaltestelle wollte er dann wohl doch nicht. So wurden die Fahrgäste einfach auf offener Strecke und mit deutlichem Höhenunterschied in die Bahn gebeten. Ein wenig verwundert saßen wir so kurze Zeit später in der Bahn und es ging in Richtung Piazza Venezia.
Nun wollten wir die andere Hälfte der Linie 8 erkunden und uns an der Endstation wieder ein wenig der Kultur widmen. Wir kamen bis zur Station Belli, an der wir die Bahn wieder verließen. Diese befindet sich direkt an einer Querung des Tibers. Dabei handelt es sich um den berühmten Fluss, der einmal quer durch ganz Rom fließt und kurz danach ins Tyrrhenischen Meer mündet. Von dieser Station aus bewegten wir uns zu Fuß in Richtung Endstation.
Eine Station vor der Endstation Casaletto kommt Cityway I 9247 aus einer Baumallee auf die Station zu gefahren. Der gesamte Streckenabschnitt ab der Zwischenschleife der Linie 3 bis zur Endstation der Linie 8 ist relativ unfotogen und wurde daher großzügig ausgelassen. Einzig wenn eine Straße kreuzt, wie es hier der Fall ist, ergibt sich eine Chance auf ein Bild.
Die Endstation Casaletto der Linie 8 ist gut besucht mit Fahrzeugen. Obwohl Cityway II 9207 noch den größten Anschein erweckt, losfahren zu wollen, war es kurze Zeit später Cityway I 9116 im Hintergrund, der zuerst die Haltestelle verließ. Rechts hinter dem wartenden 9207 befindet sich die Ankunftshaltestelle, aus der einer der folgenden Wagen rückwärts auf die Strecke zurückkehrte und somit die Schleifenfahrt umging.
Am anderen Ende der Linie 8 kam schon kurz vor der Endstation Piazza Venezia die Sonne doch noch ein wenig zurück. Somit wurden die Bilder auch wieder ansehnlicher. Cityway I 9116 hat gerade die Endstation verlassen und ist auf dem Weg in Richtung Casaletto. Die Straßenbahnschienen sind hier das einzige, was nicht überfüllt ist. Die Autospur rechts im Bild war einfach immer voll mit Bussen und Autos, sowie dazwischen rumwühlenden Rollern. Der Fußweg wurde wahlweise von Schulklassen belagert, die zur besseren Erkennung unterschiedlich farbige Caps trugen, wie hier links im Bild zu sehen, oder es schoben sich anstelle dessen zahlreiche Touristen durch die Straße.
Dass die Linie 8 auf dieser Seite schon wieder deutlich näher am touristischen Kern angekommen ist, verrät auch ein Blick von der Endhaltestelle Piazza Venezia. Hier fällt der Blick von der Haltestelle auf das Nationaldenkmal Vittorio Emanuele II, das als eine der vielen touristischen Attraktionen Roms gilt. An der Endhaltestelle wartet Cityway II 9247 auf seine Abfahrtszeit, die natürlich nicht unbedingt einem wirklichen Plan folgt.
Einige Bilder auf dem Weg von der Station Belli bis zur Endstation Venezia habe ich hier bewusst ausgelassen. Da das Wetter die nächsten Tage noch besser angesagt war, werde ich an diese Strecke noch ein weiteres Mal kommen und dort deutlich mehr Sonne vorfinden.
Wir wollten uns nun einmal das Nationaldenkmal Viktor Emanuels II. genauer angucken. Im Volksmund wird das Gebäude aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes häufig auch als Schreibmaschine betitelt. Aus frontaler Sicht auf das Gebäude erkenne sogar ich, der nicht mehr mit Schreibmaschinen aufgewachsen ist, doch deutliche Ähnlichkeiten. Weitere Namen für das Gebäude sind Vittoriano oder Altare della Patria. Errichtet wurde der Bau, wie der Name schon verrät, zu Ehren Vittorio Emanuele II., dem ersten Königs des vereinigten Italiens. Das Gebäude kann man auch ohne Eintritt besichtigen und dabei über eine Menge Treppen auf die Terrassen auf dem Gebäude selbst gehen. Daher nutzten wir die Chance uns einen besseren Überblick über die Umgebung zu verschaffen und genossen ein wenig die Aussicht von oben. Auch in näherer Umgebung gab es so einiges an alten Steinen zu bewundern. So verbrachten wir die nächste Stunde damit, uns einen Eindruck von der Umgebung zu machen, bevor es wieder zurück zur Straßenbahn ging.
Aus fast frontaler Sicht wirkt das Gebäude schon sehr mächtig. Leider war die Front ein wenig mit Baugerüsten verschandelt, wodurch der Anblick etwas litt. Aus dieser Perspektive wird der Spitzname der “Schreibmaschine” nochmal deutlicher.
Auch der Mann, dem dieser Bau gewidmet wurde, wurde davor verewigt. Zudem besteht die Front aus sehr vielen weiteren kleinen, in den Stein eingearbeiteten Figuren. Der Reiter auf dem Sockel wird zudem von zwei Quadrigen auf dem Gebäude selbst flankiert.
Auch von hier fällt der Blick auf einen Teil des Kolosseums. In Rom ist es aber auch fast unmöglich bei einem Blick über die Stadt nicht irgendwo das Kolosseum zu sehen.
Ein typisches Bild Roms repräsentiert dieser Blick. Eine Menge alte Steine liegen irgendwie verteilt in der Gegend herum und die kleinen bunten Punkte an Touristen schleichen dazwischen herum. So wirklich zu erkennen, worum es sich dort mal gehandelt haben soll, war mir bei den kaputten Steinen nicht möglich. Ich kann dem Ganzen nicht übermäßig viel abgewinnen. Wenn nur noch so kleine Teile des ehemaligen Gebäudes übrig sind, fehlt mir die Motivation, mir diese alle einzeln anzugucken und da etwas hinein zu interpretieren. Mir reicht es noch größtenteils vollständige Attraktionen, wie das Kolosseum, zu sehen, um einen Eindruck zu bekommen. Hier half mir eine Touristenführerin, die neben mir stand und ein Bild in der Hand hielt, wie das hier früher mal ausgesehen haben soll. Das wäre die einzige Möglichkeit, mich auch für so etwas zu begeistern.
Zurück an der Straßenbahn hatten sich inzwischen sogar zwei Fahrzeuge an der Endhaltestelle an der Piazza Venezia eingefunden. Immerhin handelte es sich beim Wagen rechts nicht mehr um den gleichen wie vor einer Stunde, was ich mir durchaus auch hätte vorstellen können. Auch im Hintergrund erhebt sich wieder einiges an Kultur, wobei Kirchen dieser Art in Rom wirklich keine Seltenheit sind. So richtig klar war es nicht, welcher Wagen hier als nächstes starten würde. Cityway I 9124 hat links aber noch die Rücklichter an, während im Cityway II 9207 rechts zumindest schon ein Fahrer ist.
Am Ende war es Wagen 9207, der sich zuerst in Gang setzen sollte. Da sich auf beiden Seiten des Fahrzeugs Türen befanden, gab es auch kurze Unstimmigkeiten, wo denn eingestiegen werden sollte. Letztendlich war aber auch das geklärt und es ging zurück in Richtung des Abzweigs der Linie 3. Dort wurde ein kurzer Zwischenstopp eingelegt, bevor es mit dem nächsten Kurs der Linie 3 weiter in Richtung Porta Maggiore ging. Bis dorthin wurde kein weiterer Zwischenstopp eingelegt, denn die Strecke hatten wir eigentlich ganz gut abgearbeitet oder uns die Motive für die nächsten Tage notiert. Zurück an der Porta Maggiore wurde sich dazu entschieden, einen Abstecher die Linie 5 und 19 zu machen. Da das Wetter aber nicht besser wurde, wurde auf weitere Bilder verzichtet und das letzte ernsthafte Bild entstand an der Porta Maggiore selbst.
Am Abzweig der Linie 3 Trastevere/ Min. P. Istruzione wurde ein Linienwechsel vollzogen, um mit der Linie 3 zurück zur Porta Maggiore zu gelangen. Dabei fiel uns ein weiteres Motiv ins Auge. Cityway II 9249 kommt soeben als Linie 3 auf die Kreuzung mit der Linie 8 zugefahren und passiert dabei ein etwas schäbiges Gebäude. Dazu im Kontrast steht die Chiesa di Sant’Anselmo all’Aventino, die perfekt gepflegt auf einem Hügel im Hintergrund zu erkennen ist.
Das letzte Bild des Tages entstand wie bereits das erste an der Porta Maggiore. Stanga 7111 steht an der außerplanmäßigen Endhaltestelle der Linie 19 und wartet auf Abfahrtszeit. Zwar befindet sich die eigentliche Haltestelle ein Stück weiter hinten, allerdings rückten die Wagen auf dem Gleis immer nach ganz vorne durch, um Platz für einen weiteren Wagen dahinter zu lassen. Da hinter der Haltestelle auch die Vorortbahn verkehrt, sowie die Strecke zum Bahnhof abzweigt, müssen die Wagen relativ weit vorne auf Abfahrt warten, um dort nichts zu blockieren.
Das letzte Bild des Tages war geschossen. Nun ging es zurück zum Hotel. Als Abendbrot gab es heute nur noch schnell etwas aus einem nahe gelegenen Einkaufsladen, denn nach so einem langen Tag hatten wir beide keine Lust mehr, noch groß etwas essen zu gehen. Daher wurde es sich im Hotel gemütlich gemacht und der Abend, wo der Abend ausklang. Die nächsten Tage würden noch anstrengend genug werden. Auch morgen stand wieder einiges an Programm auf dem Plan. Neben weiteren Bildern an der Straßenbahn, sollte auch der kulturelle Teil Roms nicht zu kurz kommen. Darüber wird natürlich mehr im nächsten Teil “Alle Wege führen nach Rom” berichtet.