Auch am zweiten Tag in Budapest gibt es wieder einen abwechslungsreichen Querschnitt durch die Stadt: Wir fahren mit der Linie 41 ins Grüne, schauen uns bei der Standseilbahn und rund um die Donau um und auch ein erster Abstecher zur Zahnradbahn ist drin.
Donnerstag, 30. Mai 2024
Gleicher Tagesbeginn wie gestern: Draußen strahlte schon die Sonne vom blauen Himmel im flachen Winkel über die Dächer der Stadt, also so früh wie möglich runter zum Frühstück. Um acht stand ich unten auf der Straße und zum Start des Tages wollte ich mich heute ein wenig am Pester Teil der GANZ-Linie 47 und 49 zum Deák Ferenc tér umsehen. Von hieraus nur zwei Metrostationen mit der Linie 2 entfernt, waren die Schatten sogar noch etwas lang, als ich am Deák Ferenc tér wieder ans Tageslicht kam. Eine Haltestelle Richtung Donau bot sich an der Kreuzung Astoria aber schon ein Sonnenspot. Nach einigen Versuchen dort im erdrückenden Straßenverkehr klappte es halbwegs und ich kehrte für die nun sonnige Aufnahme an der Endhaltestelle noch einmal zum Deák Ferenc tér zurück.
Die Kreuzung an der Haltestelle Astoria geht schon ziemlich im Verkehr unter. Besonders von hinten mit der Grünphase ins Bild rollende Busse waren ein Problem. Irgendwann klappte es aber mit dem Werbewagen GCSM 1369. Für ausreichend Versuche sorgt der dichte Takt der beiden Linien, auf denen jeweils acht Bahnen pro Stunde und Richtung rollen.
Zurück am Deák Ferenc tér war die Endhaltestelle nun ausreichend ausgeleuchtet. GCSM 1360 startet seine nächste Fahrt auf der Linie 47 zum Városház tér. Der dichte Takt, der an der Endhaltestelle nicht mehr unbedingt ganz sauber ankommt, sorgt hier häufiger für leichte Verstopfung mit den nur zwei Gleisen an der Endstation. Der Ausstieg ist daher hier im Vordergrund noch vor der Fahrt über den Gleiswechsel möglich.
Im Hintergrund haben wir eben schon GCSM 1318 gesehen, der an der Abfahrtshaltestelle wartet. Die Strecke geht noch eine gute Wagenlänge um die Kurve, um das Abstellen von zwei weiteren Fahrzeugen zu ermöglichen, etwa wenn ein Fahrer für eine längere Pause aussetzt.
Bei den GCSM auf den Linien 47 und 49 und der nur samstags verkehrenden 48, scheint die Zeit stehengeblieben: Von den klassischen Steckschildern über die Scheinwerfer, die Lackierung, die Chrom-Zierleisten, die Fahrgeräusche und teilweise auch noch die Innenräume und deren Geruch – nahezu alles scheint hier noch wie zur Auslieferung in den 70er-Jahren. Man muss schon nach Details wie den Türdrückern suchen, die zur Auslieferung der Fahrzeuge noch nicht zur Ausstattung gehörten. Das ein Fahrzeugtyp 50 Jahre ohne erkennbare Veränderungen im Einsatz steht, findet man doch eher selten anderswo.
Der Innenraum von GCSM 1318 wurde zumindest schon ein wenig aufgefrischt. Die karge Sitzplatzanordnung, typisch für die Großstadtbetriebe in Ost- und Südosteuropa, ist allerdings unverändert geblieben.
Schon an der Haltestelle Kálvin tér sprang ich wieder ab und fertigte noch einen Nachschuss vom GCSM 1318 an.
Ich wollte mir jetzt einmal die Außenstrecken der GCSM-Triebwagen ansehen. Über den Szent Gellért tér ging es daher zunächst weiter bis zum großen Knotenpunkt am Móricz Zsigmond körtér. Dort treffen sich die Linien 17, 19, 41, 47, 48, 49 und 56. In Seitenlage des Platzes endet ohne Gleisverbindung zur Kreuzung zusätzlich die Ringlinie 6. Es ist also mächtig was los, so richtig DIE Motive stachen mir beim jetzigen Sonnenstand aber nicht ins Auge. Einzig die Strecke der Linien 17 und 61 auf die Kreuzung zu, gab ein wirklich nettes Motiv ab. Dem Spar auf der Ecke wurde noch ein Versorgungsbesuch abgestattet, ebenso wie der Keramikabteilung der Metrostation, bevor es aus dem innerstädtischen Bereich raus in die Randbezirke ging.
Kurzer Stopp am Szent Gellért tér geht immer. GCSM 1364 vor dem Gellertberg, links angeschnitten das mächtige Gellerthotel. Auf der anderen Seite der Haltestelle war gerade ein TW6000 mit dem Wenden über den Gleiswechsel beschäftigt, dem Anschein nach eine Fahrschulfahrt. Planmäßig erreichen die TW6000 den Budaer Teil des Netzes aktuell nicht, womit das durchaus eine Besonderheit war. Leider ergab sich aber keine Aufnahme.
An der Haltestelle der Linien 17 und 61 vor dem Móricz Zsigmond körtér lässt sich die Größe des Knotenpunktes kaum erkennen. Als Linie 61 erreicht das T5C5-Doppel mit 4311 an der Spitze den Móricz Zsigmond körtér.
Vom Móricz Zsigmond körtér folgte ich den Linien 17, 41, 47 und 56. Bevor sich die Linien hinter dem großen Betriebshof Kocsiszín in zwei kurze und einen langen Ast aufteilen, geht es für geraume Zeit über zehn Haltestellen schnurgeradeaus entlang einer zunächst breiten Ausfallstraße. Wenig Anlass auszusteigen. Erst nachdem die Straße etwas kleiner und die Strecke in Seitenlage verschwenkt, stieg ich aus, um die Situation rund um die Haltestelle Albertfalva utca bildlich festzuhalten. GCSM 1443 hat die Haltestelle verlassen und rollt weiter Richtung Városház tér.
Auf der anderen Seite der Haltestelle kommt wenig später GCSM 1363 die Strecke entlanggerollt.
Erst in Richtung des großen Betriebshofes wurde mir klar, in welcher Ecke des Netzes ich war und ich erinnerte mich an die schöne Überlandlinie 41, an der wir schon 2007 unterwegs gewesen waren. Damals fuhren auch dort noch die GCSM, inzwischen war die Linie 41 fest in Hand der T5C5-Doppel. Trotzdem wollte ich mir das auch bei diesem Besuch nochmal etwas genauer ansehen und beschloss, mit dem nächsten Tatra-Doppel Richtung Kamaraerdei Ifjúsági Park zu reiten. Wobei “reiten” bei dieser Strecke durchaus noch zutrifft, denn im Gegensatz zu anderen Ecken des Netzes war hier noch nicht viel investiert worden. In Gefahr dürfte die Strecke dennoch nicht sein, denn führte sie 2007 im hinteren Teil noch weitgehend durch unbebaute Gegend, waren inzwischen an allen Ecken moderne Vorortsiedlungen aus dem Boden geschossen oder noch im Bau. Sicher nicht für den ärmeren Teil der Bevölkerung, wenn man sich die Bauten so ansah…
Einen ersten Stopp am Ast der 41 legte ich an der Haltestelle Rózsavölgy felső ein. Wie bestellt kam der GCSM 7671 als Fahrschule durch und lockerte den Viertelstundentakt etwas auf. Die Strecke verläuft hier lauschig in Seitenlage zwischen einer uralten Allee und einem kleinen Bach, der immer wieder von kleinen Brücken gekreuzt wird. Leider stand die Sonne an den meisten Stellen schon auf der Seite der Allee, sonst wären hier durchaus einige nette Stellen über den Bach gesehen möglich.
Ich lief eine Haltestelle weiter und passte unterwegs den Gegenzug mit T5C5 4246 an der Spitze zwischen den Haltestelle Pék utca und Rózsavölgy felső ab.
Hinter der Haltestelle Kelenvölgy-Péterhegy wandelt sich das Bild noch einmal. Fortan geht es ziemlich durchs Grüne. Die parallele Straße ist abgebogen und mit ihr die Baumallee. Die Strecke wird nur noch von einer kleinen Piste oder sogar nur einem neu angelegten Weg des nahen Parks begleitet. Ich lief hier noch einmal ein längeres Stück um ein wenig das Überland-Flair einzufangen. Zwischendurch traf ich auch erstmal seit dem Frühstück auf Jonas, der heute Morgen einige Minuten nach mir gestartet war und irgendwie waren wir uns nicht wieder über den Weg gelaufen, obwohl wir weitgehend den gleichen Teil des Netzes beackert hatten. Ich glaube er hatte den morgendlichen Abstecher zum Deák Ferenc tér weggelassen und war mir daher immer eine Idee voraus gewesen. Nach einem gemütlichen Warten an der lauschigen Endstation – die Wagen stehen hier fast eine Viertelstunde – trennten sich die Wege auf der Rückfahrt auch schon wieder, da wir jeweils noch andere Motive an der Strecke auf dem Zettel hatten. Für den besseren Überblick zeige ich die Aufnahmen an der 41 aber weiterhin geografisch geordnet.
Hinter der Haltestelle Kelenvölgy Péterhegy ändert sich das Bild der Strecke wie schon beschrieben. An der folgenden Haltestelle Balatoni út quert eine Brücke die Linie 41 und ermöglicht einen erhöhten Überblick auf die Umgebung und T5C5 4279. Das große Sportzentrum jenseits des Parks stand schon beim letzten Besuch im Jahr 2007 quasi “auf der grünen Wiese”. Inzwischen sind rund herum große moderne Wohnquartiere entstanden und die Brachflächen rund um das Gewässer wurden in einen lauschigen Park mit vielen gefiederten Bewohnern umgewandelt.
Zwischen den Haltestellen Fülőke utca und Repülőtér geht es noch ziemlich durchs Grüne. Der Anschein trügt aber, denn jenseits der Bäume auf der rechten Seite ist ebenfalls ein Wohngebiet. Der T5C5-Zug mit 4257 an der Spitze ist auf dem Rückweg in städtischere Gefilde.
Die Infrastruktur ist an dieser Linie durchaus noch rustikal, so auch an der Haltestelle Repülőtér, wo ein kleines Sträßchen die Strecke kreuzt. T5C5 4165 ist als Fahrschule unterwegs und legt am Wartehäuschen einen kurzen Stopp ein.
Auch die Endstation Kamaraerdei Ifjúsági Park ist durchaus lauschig im Grünen gelegen. Vor Endhaltestelle existiert noch ein dreigleisiges Layout, das zumindest für den heutigen Verkehr etwas überdimensioniert wirkt. T5C5 4001 und 4056 haben hier fast eine Viertelstunde Pause.
Mein nächstes Ziel war nun die kurze Strecke der Linie 47 vom Abzweig Budafoki elágazás zur Endstation Városház tér. An der Haltestelle Budafoki elágazás hieß es daher umsteigen. Auf der 41 kommt noch ein T5C5-Doppel an der hübsch bemalten, ehemaligen Trinkhalle(?) vorbei.
Der Abzweig liegt kurz hinter dem großen Betriebshof Budafok Kocsiszín und direkt am Rand einer Brücke über die Eisenbahn. GCSM 1400 fährt mit freundlichem Gruß des Fahrers in die Haltestelle ein und bringt mich anschließend bis zur Endstation.
Die Strecke endet nach drei Haltestellen in Seitenlage am Városház tér. GCSM 1364 verlässt die Endstation auf dem Weg zurück zum Deák Ferenc tér.
Der GCSM 1400 muss unlängst etwas aufgefrischt worden sein, wie die satte, etwas ins Orange neigende Lackierung, neue leicht getönte Seitenscheiben und der Einholmstromabnehmer verraten. Auf ihre alten Tage erleben einige der Wagen also doch noch leichte Modifikationen. Anders als bei inzwischen fast allen anderen Fahrzeugtypen, scheint eine Umrüstung auf LED-Anzeigen aber nicht mehr stattzufinden. An der Endstation trifft gerade GCSM 1313 neben dem auf die Abfahrt wartenden 1400 ein.
Der nur eine Haltestelle lange Ast der Linie 17 endet neben der großen Mall Savoya Park und sah auf den Luftbildern maximal uninteressant aus. Diesen sparte ich mir daher im Anschluss und fuhr mit der 47 stadteinwärts. Beim Bäcker an der Fonyód utca legte ich noch eine kleine Pause ein, bevor ich mich nach der Landpartie wieder ins städtische Getümmel stürzen würde. Bei Kaffee und Croissant ließ ich einige Bahnen der drei momenten fahrenden Linien an mir vorbeiziehen, bevor es mit einem T5C5-Doppel weiter stadteinwärts ging. Für das schlimmste Hochlicht hatte ich mir aber noch einen Lückenfüller ausgesucht und so stieg ich schon an der Kreuzung mit der äußeren Ringstrecke Etele út / Fehérvári út mit der kreuzenden Linie 1 wieder aus, um hier auf dem noch recht neuen, zum Bahnhof Kelenföld verlängerten Abschnitt einige Aufnahmen der Langzüge zu versuchen. Im Gegensatz zu gestern, ging hier am neuen Streckenabschnitt durchaus etwas und trotz der auch hier in Mittellage verlegten Strecke, war die Straße in diesem Plattenbauquartier weit weniger erdrückend als am gestrigen Abschnitt. Ich lief in der folgenden Stunde den drei Haltestellen langen, neuen Abschnitt bis zum Bahnhof Kelenföld ab und versuchte hier und dort mein Glück mit den Autos, besuchte einen Spar und ließ es etwas gemütlich angehen während der doch schon recht warmen Hochlichtphase.
An der Kreuzung Etele út / Fehérvári út kreuzt die Ringlinie 1 die Linien 41, 47, 48, und 49. Erst seit 2015 verkehrt die Linie 1 bis zur Haltestelle Etele út / Fehérvári út im Hintergrund, seit 2019 über die Kreuzung hinaus bis zum heutigen Endpunkt am Bahnhof Kelenföld. Die gesamte Ringlinie 1 wurde darüber hinaus ab 2013 saniert und auf den Betrieb der Niederflurwagen vorbereitet. Eines der größten Straßenbahnprojekte der letzten Dekade in Budapest. Heute bietet sie einen schnellen und bequemen Transfer zwischen den verschiedenen sternförmig nach außen laufenden Straßenbahn- und Metrolinien. Die kreuzende Strecke der 40er-Linien dient den langen Urbos mittels eines Abzweiges als Zufahrt zum ebenfalls komplett umgebauten Betriebshof Budafok Kocsiszín, in dem mindestens ein Teil der Urbos-Flotte beheimatet ist. Dort waren wir vorhin schon vorbeigekommen. Nichts erinnerte mehr an die alte rumpelige Abstellanlage mit den üblichen Depothunden und kleiner Wagenhalle. Inzwischen sind dort ein komplett überdachtes Abstellareal und moderne Wartungshallen entstanden.
Mit Grüngleis durch sanierte Plattenviertel gibt die Linie 1 hier ein ganz anderes Bild ab, als gestern in Mitten von Gewerbegebiet und achtspuriger Straße. Da lässt es sich doch gleich angenehmer fotografieren. Das T5C5-Triple 4262+4264+4260 ist zwischen den Haltestellen Etele út / Fehérvári út und Bikás park unterwegs.
Nachschuss in Richtung der Haltestelle Bikás park, an der Übergang zur Metrolinie 4 besteht.
Die Ringlinie 1 ist in der HVZ mit bis zu 14 Bahnen pro Stunde getaktet, tagsüber mindestens aber mit zehn Bahnen pro Stunde. Auf einem Teilstück verdichtet zusätzlich noch die Linie 1A. Im Zusammenspiel mit den langen Zügen also ein wahres Massenverkehrsmittel. Inzwischen haben sich über den Osten der Stadt drei Ringlinien herausgebildet: Auf 18,2 km umrundet die Linie 1 in 51 Minuten mit 31 Haltestellen den Osten der Stadt inzwischen zu mehr als der Hälfte und kreuzt entsprechend einmal in Norden und einmal im Süden die Donau. Weiter innen, quasi direkt um das Stadtzentrum herum, bilden die Ringlinien 4 und 6 mit den Combinos ebenfalls etwas mehr als einen Halbkreis mit zwei Donauquerungen. Eine noch äußere Ringstrecke bildet inzwischen die Linie 3, die in einem noch weiteren Bogen als die Linie 1 durch die Außenbezirke verläuft, allerdings auf der gesamten Streckenlänge östlich der Donau bleibt. Gestern waren wir schon am südlichen Ende der Linie 3, morgen werden wir der Linie am nördlichen Ende erneut begegnen. Zusammen mit den sternförmigen Linien und der Metro ergibt sich so ein sehr engmaschiges Schienennetz, egal ob man Richtung Zentrum oder radial unterwegs ist.
Einige Meter weiter erreicht Urbos 3 2112 an der nächsten Kreuzung gleich die Haltestelle Bikàs park mit Übergang zur Metro.
Die Dreifachtraktion mit T5C5 4261 an der Spitze verlässt die Haltestelle Bártfai utca.
Einige Meter weiter ist für die Dreifachtraktion mit T5C5 4250 an der Spitze der Bahnhof Kelenföld schon fast erreicht. Rechts wirft die gigantische Etele-Mall ihren Schatten.
Einmal im rechten Winkel um die Mall herum, enden die Bahnen der Linie 1 in einer großen Endstationsanlage mit drei Bahnsteiggleisen und weiteren, nachgelagerten Abstellmöglichkeiten. Auf der anderen Seite des Bahnhofsvorplatzes, direkt neben dem Bahnhofsgebäude, endet die alte Strecke zum Bahnhof Kelenföld mit den Linien 19 und 49, die auf direktem Weg vom Móricz Zsigmond körtér hierher verkehren. Eine Gleisverbindung zur neuen Endstationsanlage der Linie 1 besteht allerdings nicht.
Allmählich setzte nun wieder schöneres Nachmittagslicht ein und ich hatte bei diesem noch eine Rechnung mit der Standseilbahn am Clark Ádám tér offen. Irgendwie hatte ich aber vollkommen verpeilt, was ich eben zur letzten Aufnahme erläutert hatte, dass hier auf der anderen Seite des Platzes unter anderem die Linie 19 fährt. Mit dieser hätte ich direkt zum Clark Ádám tér durchfahren können. Stattdessen nahm ich die 1 zurück zur Kreuzung Etele út / Fehérvári út und stieg dort auf die 41 um, die mich ebenfalls zum Clark Ádám tér bringen würde. War jetzt etwas unnötig umständlich, aber auch kein Weltuntergang. Am Clark Ádám tér wollte ich neben der Standseilbahn auch noch die Kurve der 19 und 41 aus der Unterführung heraus mit dem Parlament im Hintergrund versuchen. Das stellte sich aber als suboptimal heraus. Es gab einfach keinen vernünftigen Winkel, aus dem nicht entweder fette Kabel im Bild hingen, ein Mast oder Ausleger ungünstig stand oder das Parlament vom Wagen selbst verdeckt wurde. Hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Da müsste ich auf jeden Fall noch eine bessere Parlamentsansicht finden. Dafür klappte die Standseilbahn jetzt beim nachmittäglichen Sonnenstand wunderbar mit der Donau, der Kettenbrücke und den beiden Uferstrecken im Hintergrund. Allein dafür hatte sich der erneute Besuch am Clark Ádám tér mehr als gelohnt.
In meinem Kopf hatte das Motiv am Ausgang der Unterführung irgendwie besser ausgesehen, als es sich am Ende am Clark Ádám tér dann tatsächlich darstellte. Die beste Option war noch der Nachschuss auf das T5C5-Doppel 4158+4157.
Anschließend kletterte ich wieder zur unteren Brücke über der Standseilbahn hinauf für die Nachmittagsansichten des urigen Verkehrsmittels.
Ein echter Glückstreffergelang gelang dabei nach einigem Warten mit dem gerade passend an der Station stehenden Wagen Margit, einem T5C5 auf der Budaer Uferstrecke und einem KCSV-7 auf der Pester Uferstrecke. Das Gewimmel auf dem Clark Ádám tér hatte gerade etwas nachgelassen, sodass sich auch die unermüdlichen Touristenfänger unter ihrem Schirm ausruhten, die ansonsten unablässig damit beschäftigt sind, irgendwelche Bustouren durch das Burgviertel zu verticken.
Den nächsten Nachmittagstermin hatte ich zwei Brücken weiter südlich an der Freiheitsbrücke. Für die Ansicht vom Szent Gellért tér Richtung Norden auf die Brücke wäre ich wohl schon knapp zwei Stunden zu spät, dafür würde sich jetzt vielleicht eine Ansicht vom Gellertberg ausgehen. Nach einigen Versuchen von Höhe Null, bei denen ich doch arg mit dem starken Verkehr auf dem Platz zu kämpfen hatte, lief ich daher die erste Serpentine des Gellertberges hinauf und wartete am Aussichtspunkt im Schatten der Statue des heiligen Stephan I auf einen passenden Slot für eine Aufnahme. War schon ein netter Ausblick hier oben und es wartete sich deutlich angenehmer, als unten auf dem Platz. Man sollte allerdings die Rechnung nicht ohne das Grünzeug machen, das hier am Hang wuchert. Mit meinen 1,90 kam ich am ausgestreckten Arm soeben hoch genug für den Blick Richtung Szent Gellért tér.
Auf dem Szent Gellért tér ist mal wieder großes Gewusel: Eine 47 wartet darauf, auf die Freiheitsbrücke abbiegen zu können, während in Gegenrichtung bereits zwei T5C5-Züge auf die Abbiegephase zur Haltestelle Szent Gellért tér warten, der vordere vermutlich eine 19, der hintere eine 41.
Hauptanliegen hier oben war aber natürlich die Ansicht der Freiheitsbrücke. GCSM 1365 ist vom Szent Gellért tér auf die Brücke Richtung Pester Ufer abgebogen.
Weitere fixe Ordnungspunkte hatte ich nun vorerst nicht mehr auf dem Zettel. Einige vage Ziele gab es aber noch. So wollte ich beispielsweise mal zum Széll Kálmán tér hinüber und heute oder morgen noch zur Zahnradbahn. Beides recht dicht zusammenliegende Ziele im Stadtteil Buda, die sich doch jetzt am späten Nachmittag noch gut anschauen lassen sollten. Gestern hatte ich mich zunächst noch gewundert, welches Ziel die beiden Combino-Ringlinien inzwischen ansteuerten, denn ich meinte mich zu erinnern, dass es beim letzten Mal der riesige Kreuzungspunkt auf dem etwas abgerockte Moszkva tér gewesen war. Schnell ging mir aber auf, dass der Endpunkt noch der gleiche war, sich der Name des Platzes aber inzwischen geändert hatte. Schon der erste Name des Platzes lautete ab 1929 Széll Kálmán tér (Ministerpräsident Ungarns von 1899 bis 1903), ehe der Platz zur sowjetischen Zeit zunächst in Sztalin tér, 1951 dann in Moszkva tér umbenannt wurde. Mit der Wiedereröffnung des Platzes nach grundlegender Sanierung und Umgestaltung erhielt der Platz im Jahr 2016 seinen ursprünglichen Namen Széll Kálmán tér zurück. Fast eine Stunde trieb ich mich auf dem Platz herum und beobachtete bei Kaffee und einem Nachmittagssnack das quirlige Treiben aus Straßenbahnen und Menschen. Der Platz wird an drei Flanken von der Straßenbahn befahren, die somit ein großes Dreieck bilden. An der einen Flanke enden die Ringlinen 4 und 6 mit den Combinos, an der nächsten hält die Linie 17 und an der dritten halten die Linien 56, 59 und 61. Mittig auf dem neu gestalteten Platz liegt der Zugang zur Metrolinie 2 und Anschluss zu diversen Buslinien gibt es natürlich auch an unzähligen Haltepunkten.
Auf dem Weg zum Széll Kálmán tér sprang ich kurzentschlossen noch einmal an der Haltestelle Döbrentei tér ab. Der T5C5 4114 fährt hier kurz durchs Grüne, vorbei an einem Denkmal, dass an die Zwangsarbeiter(?) zwischen 1950 und 1953 erinnert.
Am Széll Kálmán tér zunächst dieser Überblick auf den neu gestalteten Platz von der erhöhten Várfok utca aus. An dieser Haltestelle halten lediglich die Bahnen der Linie 17. Im Hintergrund biegen im Sichtabstand die Combinos in die links hinter dem Metroeingang gelegene Endstation der Linien 4 und 6 ein. Vor dem T5C5-Doppel biegen die Linien 56, 59 und 61 in die dritte Haltestellenanlage des Platzes ein.
An letztgenannter Haltestelle steht der T5C5-Zug mit 4348 als Linie 61 beim Fahrgastwechsel. Im Hintergrund ein Urbos 3 an der im Bild zuvor gesehenen Position.
An der dritten Flanke drängen sich unablässig die Combinos der Linien 4 und 6 in der Endstationsanlage. Drei Wartepositionen befinden sich noch hinter der Haltestelle. Übel wird es, wenn ein Combino von der ganz linken Warteposition zur Abfahrt ganz nach rechts sägt. Besonders wenn nochmal kurz beschleunigt wird, sobald der Fahrer mit seinem ersten Wagenteil über die letzte Weiche ist. Die restlichen 45 Meter werden schon irgendwie nachkommen… 😀
Am Széll Kálmán tér herrscht stehts ein großes Gewimmel. Während gerade ein Combino zur Haltestelle Széna tér ausgefahren ist, biegt Combino 2019 gerade zur Endhaltestelle auf dem Széll Kálmán tér ein. Dahinter drängelt bereits ein Urbos 3, der als Linie 17 geradeaus weiterfährt.
Auch wenn die Fahrzeugvielfalt mit drei Wagentypen sich hier schnell wiederholt, kann man irgendwie ewig das wilde Treiben aus verschiedenen, teils erhöhten Positionen beobachten. Zumal auch die Aufenthaltsqualität durch die große Fläche ohne MIV vergleichsweise hoch ist für einen Verkehrsknotenpunkt. Irgendwann riss ich mich dann aber doch los und nahm die nächste Bahn der drei Linien, die von hier aus an der Talstation Városmajor der Zahnradbahn vorbeikommen. Viel Hoffnung machte ich mir jetzt um 18 Uhr bei der meist im Wald verlaufenden Strecke zwar nicht mehr auf Sonne, andererseits sahen die Satellitenbilder an der untersten Ausweiche Orgonás so aus, als würden sich die Bäume auf der Sonnenseite etwas lichten. Vielleicht geht da noch was.
Es ging trotz des frühen Abends noch etwas an der meist im Wald verlaufenden Zahnradbahn: In der Ausweiche Orgonás hatte es noch einen Spot, der genau für die Zuglänge aus Triebwagen 55 und Steuerwagen 65 ausreichte.
Als ich mit dem nächsten Kurs schon wieder hinunterfahren wollte, sah ich beim Überschreiten der Gleise, dass das Parlament hier direkt in der schmalen Sichtachse liegt. Das musste ich einfach auf einen Versuch ankommen lassen mit dem nächsten Kurs, auch wenn es inzwischen neben den langen Schatten auch noch zu einem Wolkenlotto geworden war. Aber das Warten und der anschließende Fußmarsch hinab zur Tram wurden belohnt mit diesem Nachschuss auf den nächsten Talfahrer aus Triebwagen 52 und Steuerwagen 62.
Mehr Details zur Zahnradbahn soll es dann morgen noch geben. Anstatt weitere 20 Minuten zu warten, lief ich nun zu Fuß durch die ruhigen Wohnsiedlungen am Hang des Svábhegy zur Zwischenschleife Szent János Kórház hinunter, an der die Linie 59 vorzeitig verendet. Mit der nächsten Bahn ging es dann zurück zum Széll Kálmán tér und zum fotografischen Tagesabschluss mit der Combino-Ringlinie bis zum Budaer Donauufer. Hier wollte ich bei tiefstem Sonnenstand noch ein paar Aufnahmen quer über die Donau mit der Pester Uferstrecke machen. Klappte auch wunderbar und passend kam sogar noch das Schaufelrad-Ausflugsschiff Gróf Szécheny durch.
Vom Budaer Donauufer lassen sich südlich der Margaretenbrücke im letzten Abendlicht wunderbar die GANZ-Triebwagen auf der gegenüberliegenden Pester Uferstrecke aufnehmen, sobald diese nach der Fahrt um das Parlament an die Donau verschwenken. Passend kam sogar noch das schöne Schaufelrad-Ausflugsschiff Gróf Szécheny vorbei.
Blick zurück über die Donau auf das Parlament und die Gróf Szécheny.
Ein perfekter fotografischer Tagesabschluss an der Donau.
Nachdem wir uns heute nur einmal getroffen hatten, telefonierte ich mich mal wieder mit Jonas zusammen. Der hatte nun auch fertig, schließlich dürfte das Licht nun überall fort sein, wenn es schon hier an der Uferstrecke nicht mehr scheint. Vor dem Abendessen wollte er nochmal kurz ins Hotel um sich etwas frisch zu machen – war doch nicht mehr ganz so kühl gewesen heute in der Sonne. Wer will sich das im Hochsommer antun?
Ich hatte heute auch keinen Plan noch Nachtaufnahmen zu machen, daher hatte ich nichts gegen ein Treffen im Hotel am Blaha Lujza tér einzuwenden. Von dort würden wir uns dann zu Fuß was Nettes zu essen suchen. Ziel war heute mal was typisch ungarisches, nachdem wir bislang die landestypischen Küchen auf der ganzen Reise weitgehend außer Acht gelassen hatten. Wir schlenderten vom Blaha Lujza tér etwas um den Block und fanden nach einiger Zeit ein nettes kleines ungarisches Lokal und ließen uns an der Straße nieder. Klar, dass war jetzt nicht authentisch im eigentlichen Sinne, mitten in der Touristenhochburg Budapest, aber die feilgebotenen Speisen waren es durchaus. Ein Tontopf mit einer Art Gulasch, sehr schmackhaft und angenehm scharf – nicht so feurig wie der Burger in Prag 😀 – dazu frisches Brot und ein Bierchen. Ja, das konnte man sich gefallen lassen 😉
In der Dunkelheit schlenderten wir anschließend zurück zum Hotel und freuten uns auf den morgigen, letzten Tag in der ungarischen Hauptstadt.
Ein paar weniger konkrete Ziele stehen durchaus noch auf dem Zettel. Zum Beispiel nochmal ein paar TW6000, eine Fahrt mit der urigen Földalatti, ein Blick auf die Vorortbahnen und auch noch ein weiterer Abstecher zur Zahnradbahn und vielleicht sogar zur Schmalspurbahn. Programm hätte es also noch mehr als genug, während das Wetter morgen zumindest zwischenzeitlich etwas abschmieren soll. Mal schauen, was sich so ergibt, aber der größte Druck war durch zwei geniale Sonnentage schon einmal raus aus dem Programm.