Alle Wege führen nach Rom III: Alt, älter, am ältesten: Mit Jumbos, 46ern und Ventotti durch Mailand

Heute hatten wir ein klares Ziel für den Tag: Es galt die Linie 2 zu erkunden, auf der heute an einem Werktag im Normalfall die 46er ihr Unwesen treiben sollten. Da neben den 46ern auch die 47er und Jumbos die Linie bedienten, war die Linie 2 ein Paradies für Altbauwagenbilder. Neben diesen Fahrzeugtypen sollten auch heute die Ventotti nicht zu kurz kommen. Ebenfalls würde es die letzte noch fehlenden Fahrzeugtypen mit den Eurotrams und Sirios in mein Bild schaffen, denen gestern überhaupt keine Aufmerksamkeit gewidmet wurde.


Montag, 8. April: Alt, älter, am ältesten: Mit Jumbos, 46ern und Ventotti durch Mailand

Nachdem wir gestern noch im Hotel gefrühstückt hatten, ging es heute direkt ohne Frühstück aus dem Hotel. In der Mailänder Innenstadt sollte es ja kein Problem darstellen, ein kleines Cafe zu finden, in dem wir einen Kaffee und ein Cornetti kaufen könnten. Somit war die Innenstadt auch unser erster Anlaufpunkt. Also ging es in die Metro, die direkt unter dem Hauptbahnhof fuhr. Innerhalb von vier Stationen war die Mailänder Altstadt unterquert und wir tauchten an der Station Duomo wieder auf. Auf der nahe gelegenen Via Orefici verkehrte auch die Linie 2 und so konnten wir direkt feststellen, ob die 46er dort heute erneut fuhren. Als erstes kam ein Kurs der Linie 19 angerollt, der einen 47er mit sich brachte. Der Wagen wurde in der kurzen Lücke zwischen den Häuserschatten abgelichtet.

Gerade lang genug war der Sonnenspot für Wagen 4724, der sich hier im Morgenlicht nahe der Station Via Orefici – Piazza Cordusio zeigt. Für den nachfolgenden Jumbo hingegen reichte die Länge des Sonnenspots nicht aus. Die Linie 2 knickt indes schon kurz vor dem Motiv in eine andere Straße ab, sodass es sich als vorteilhaft herausstellte, dass der Wagen, anders als prognostiziert, die Linie 19 bediente.

Bevor wir uns nun aber der Linie 2 widmen sollten und den Fototag so richtig starten ließen, galt es sich erstmal eine Stärkung zu suchen. Nicht weit entfernt, befand sich ein kleines Cafe, welches uns als morgendliche Frühstücksquelle dienen sollte. Schnell am Tresen zwei Cappuccini und dazu zwei Cornetti bestellt und kurze Zeit später stand unser Frühstück vor uns. Gemütlich beobachtete ich so das Treiben, welches um mich herum vor sich ging. Neben den Straßenbahnen, die hier an einem Montagmorgen im Minutentakt an mir vorbeirollten, war es mindestens genauso interessant die Menschen zu beobachten. Neben uns am Tisch wurde ein kurzer morgendlicher Schnack zwischen zwei Bekannten gehalten, bevor es weiter zur Arbeit ging. Der Barista zauberte in Rekordzeit Espressi aus der Siebträgermaschine und schien jeden Kunden persönlich mit Namen zu kennen. Schon an diesem Morgen verliebte ich mich in die italienische Mentalität. Während in Deutschland morgens der vorprogrammierte Stress herrscht und niemand auch nur eine Minute verschwenden möchte, geht das Ganze in Italien viel ruhiger von Statten. Auch wenn es morgens zur Arbeit gehen muss, wird sich die Zeit für den Espresso beim bekannten Barista genommen. Und auch das kurze Gespräch darf natürlich nicht fehlen. Auch sonst grüßt man sich freundlich und es herrscht eine viel lockere Stimmung. Während gemütlich der Cappuccino ausgetrunken wurde, hatte ich eine Entdeckung gemacht. Auf der Linie 2 war als dritter Kurs der erste 46er vorbei gefahren. Also fuhren die Wagen noch immer auf der Linie 2, was den angesetzten Tagesplan zementierte. Nach einem kurzen Abstecher zur Linie 1 sollte es für uns also die Linie 2 heraus gehen.

Einmal durch die Galleria Vittorio Emanuele II gegangen, erreicht man die Linie 1. Die Linie ist fest in Händen der Ventotti. Leider verkehrt die Linie hier auf einer Straße, auf der einiges an Autoverkehr herrscht. Deshalb ist es so gut wie unmöglich, ein Bild ohne Autos zu schießen und unser Abstecher wurde nach nur einem Bild wieder beendet. Hier ist es Ventotto 1915, der als einer von mehreren Wagen mit einer FoxTown-Vollwerbung unterwegs ist und sich umringt von Autos zeigt.

Mit dem nächsten Kurs der Linie 2 ging es direkt raus bis zum Porta Genova FS, an dem wir schon gestern gewesen sind. Heute fuhr dort auch wieder planmäßig die Linie 2. Hier ist es mit Wagen 4605 der erste Wagen der 46er-Serie, der sich im Bild präsentiert. Wie schon die 47er haben auch die 46er das Problem, dass fast alle Wagen mit Werbung bestückt sind und lediglich die Front in der eigentlichen Lackierung daherkommt.

Ein wenig unübersichtlich ist hier der Gleisverlauf auf dem Vorplatz des Bahnhofs. Während quer die Linie 2 am Bahnhof vorbeiführt, verkehren zwei Linien direkt über den Vorplatz. Auf dem hinteren Gleis fährt die Linie 9, die am Porta Genova FS gleichzeitig ihre Endstation hat. Daher gibt es für die Linie 10 ein eigenes Gleis, welches ein Stück weiter vorne verläuft und es so den Kursen der Linie 10 erlaubt an den Wagen der Linie 9 vorbeizufahren, die ihre Pause auf dem Vorplatz machen. Genau dies tut auch gerade Ventotto 1511, der sich so schön vor dem Eingangsportal des inzwischen recht bedeutungslosen Porta Genova FS zeigt.

Jetzt sollte es die Linie 2 einmal ganz bis zum Ende herausgehen. Stück für Stück würden wir uns die nächste Stunde die Strecke herausarbeiten und uns dabei davon überraschen lassen, was uns für Fahrzeuge auf der Linie begegnen würden. Starten sollte das Ganze bereits an der nächsten Station Via Valenza Alzaia Nav. Grande.

Erstmal ging es vom Porta Genova FS mit der nächsten Bahn der Linie 2 zwei Stationen weiter in Richtung der Endstation Piazzale Negrelli. Doch schon während der Fahrt fiel uns bei einem Blick aus der Bahn die kleine S-Kurve über eine Brücke hinweg auf, die wir daraufhin ablichten wollten. Daher ging es an der nächsten Station aus der Bahn raus und zu Fuß eine Station zurück zur Brücke. Dort kam kurze Zeit später Jumbo 4970 in Innenstadtrichtung angefahren.

Ein ganzes Stück weiter draußen weicht die dichte Bebauung seitlich der Straßenbahn immer wieder rustikaleren Schauplätzen. So unterquert die Straßenbahn hier in kurzem Abstand sowohl eine Autobrücke, als auch die hier im Bild zu sehende Eisenbahnbrücke. Zwischen den beiden Brücken präsentiert sich der 46er 4605, der sich mit seinem etwas abgerockten Erscheinungsbild super in die Umgebung einfügt.

An der Endstation angekommen, hätte sich zugegebenermaßen ein Sechsachser besser im Bild gemacht. Jumbo 4978 ist eigentlich ein bisschen zu lang für das Motiv in der Endschleife. Da es sich bei dem Wagen aber bereits um den dritten Kurs handelte, der einen Jumbo brachte, neigte sich unsere Geduld dem Ende entgegen. Daher musste das Motiv mit Jumbo ausreichen, da wir für den Wagen zudem noch ein Motiv auf dem Rückweg offen hatten.

Schnell ging es in den Kurs vor Jumbo 4978, um den Wagen an diesem Motiv ablichten zu können. Das Kopfsteinpflaster gepaart mit dem rechts verlaufenden Kanal sorgt für ein tolles Ambiente.

Die Linie 2 hatten wir nun ausgiebig abgearbeitet. Für uns sollte es nun langsam zurück in Richtung Innenstadt gehen. Dort standen noch einige Motive um die Mittagszeit auf dem Zettel. Inzwischen war es 10:30 Uhr und mit der Bahn würde wir noch einige Zeit zurück in die Innenstadt brauchen, zumal auf dem Weg dorthin sicherlich noch das ein oder andere Motiv auftauchen würde. Als nächster Kurs kam nun ein 46er angefahren. Somit würde es den nächsten Fahrzeugtyp auf der Liste von Fahrzeugen geben, die uns durch Mailand transportiert hatten. Die 46er Generation war der letzte Fahrzeugtyp, der uns noch gefehlt hatte. Vom Fahrkomfort war kein besonders großer Unterschied zu den deutlich jüngeren Jumbos festzustellen. Die Klimaanlange wurde auch bei diesem Wagen, wie üblich für ältere Wagen, durch großzügig zu öffnende Fenster ersetzt. So war es mit dem Fahrtwind auf dem Gesicht angenehm kühl an einem ansonsten wie immer relativ warmen Tag. Blöd nur, wenn der Wagen an einer Haltestelle stehenblieb und der Fahrtwind abrupt verschwand. Dann war doch zu spüren, dass man sich auf einem nicht klimatisierten und engen Raum mit vielen anderen Personen befand. Die erhofften Motive blieben bis zur Station Lanza aus und so befanden wir uns schon wieder fast am Cordusio, als wir die Bahn verließen. Nach einem Bild an der Station Lanza ging es mit dem nächsten Kurs, der in Richtung Innenstadt fuhr, bis zum Cordusio, an dem noch einige Motive umzusetzen waren.


Nach einem ganzen Stück Fahrt quer durch die Straßen und Gassen von Mailand, haben wir fast wieder das Zentrum erreicht. An der Station Lanza wurde die Bahn verlassen. Dort wurde sich einige Zeit aufgehalten. Denn einerseits wollten wir hier den nächsten Kurs der Linie 2 ablichten, andererseits fuhren hier auch die selten anzutreffenden Sirios. Die längeren Vertreter der Siriettos fahren nur auf ausgewählten Linien im Netz und sind in der Innenstadt schwer anzutreffen. Im Bild zeigt sich hier der nächste Kurs der Linie 2 in Form von 4606.


Schnell ging es in den Vertreter der 46er-Serie hinein und weiter zum bekannten Knotenpunkt an der Station Cordusio. Dort gelang uns direkt ein weiteres Bild des Wagens. Hier war der erste Punkt seit der Haltestelle Lanza erreicht, an dem der Wagen sich wieder aus dem Häuserschatten heraus getraut hatte.

Auch die Achse der Linien 16 und 19, die ein Stück nach Westen gedreht auf dem Cordusio verläuft, befindet sich um diese Uhrzeit so gerade noch im Licht. Aus dieser Perspektive fällt der Blick über die Gleise hinweg direkt in die Fußgängerzone. Dahinter erhebt sich in der Straßenachse das riesige Portal des Castello Sforzesco. Die Gleise knicken noch vor der Fußgängerzone nach Westen ab. Im Vordergrund präsentiert sich auf der von Ventotti dominierten Linie 19 Ventotto 1895.

Typisch für den italienischen Straßenverkehr sind natürlich die Roller, die in Massen durch die Gegend jagen. Diese zweirädrigen Verkehrsteilnehmer sind teilweise an Orten anzutreffen, an denen man eigentlich nicht mal mehr mit einem Fahrrad rechnet. Und obwohl man bei einem Blick in den Straßenverkehr der Meinung sein könnte, dass sich alle Roller gleichzeitig durch die Stadt bewegen würden, stehen noch einmal ebenso viele der kleinen Flitzer überall in den Straßen herum. Da kommt schnell die Frage auf, ob es mehr Roller als Einwohner in Italien gibt? Neben der gestaffelten Flut an Rollern präsentiert sich hier der Vollwerbe-Ventotto 1842.

Als nächstes Ziel stand jetzt ein Motiv auf dem Zettel, welches bei Recherchen in Tobis Reisebericht auf dem Plan getreten war. Dafür sollte es ein Stück die Linie 19 herausgehen, die fahrzeugtechnisch mit Ventotti und 47ern ohnehin nicht ganz uninteressant war. Dafür ging es mit der nächsten 19 wieder ein Stück aus der Innenstadt heraus. Mühsam quälte sich der Ventotto durch die vollen Straßen der Innenstadt. Dabei fiel nur selten Licht auf den Wagen, der sich im Normalfall zwischen hohen Häuserreihen entlang schob. Als sich die Umgebung um die Strecke herum langsam begann zu lichten, hatten wir unser Ziel erreicht. Die Haltestelle Piazza Sei Febbraio befand sich auf einem kleinen Platz in Mitten von einigen Häuserblocks und es war unschwer zu erkennen, dass wir den touristischen Kern Mailands verlassen hatten. Hier waren die Häuser auf Praktikabilität ausgerichtet und sollten nicht bloß schön aussehen. Die Straßenbahn machte einen großen Kreis auf dem Platz und ermöglichte es so auch, die Station als Schleife zu nutzen.

Stadteinwärts ist Ventotto 1922 am Rande des Platzes unterwegs. Auf beiden Seiten des Platzes befindet sich eine zweigleisige Haltestellenanlage für die jeweilige Fahrtrichtung. Wagen 1922 erreicht in wenigen Augenblicken die Station in Richtung Innenstadt. Im Hintergrund hat sich mal wieder ein Architekt an einem gläsernen Hochhaus ausgelassen und gezeigt, dass schief eben doch modern ist.

47er 4718 befindet sich auf der anderen Seite des Platzes an der Haltestelle stadtauswärts. Das rechte der beiden Gleise wird nach dem Zustand der Schienen zu urteilen nur selten genutzt, während das linke Gleis als Durchfahrtsgleis dient. Die Wohnblocks im Hintergrund zeigen, dass der Teil von Mailand erreicht ist, in dem die Menschen auch wirklich wohnen.

Für mich stand als großes To-Do noch eine Endschleife auf dem Programm. Die Linie 16 führt bis zur Endschleife San Siro Stadio heraus. Wie der Name der Station schon verrät, befindet sich an dieser Endhaltestelle mit dem Giuseppe-Meazza-Stadion (im Volksmund San Siro), eines der bekanntesten Fußball-Stadien der Welt. Die Heimstätte der beiden großen Mailänder Clubs AC Mailand und Inter Mailand gilt als architektonisches Unikat und steht sogar unter Denkmalschutz. Dies bewahrt das Stadion trotz Planungen für ein neues Stadion vor dem Abriss. Als großer Fußball-Fan war es so natürlich ein Muss, sich das Stadion in echt einmal anzuschauen. Dass die Straßenbahn dort direkt vor dem riesigen Stadion endet, passte natürlich super. Zudem befand sich nahe des Piazza Sei Fabbraio auch eine Metrostation, die direkt zum Stadion führt. In der Metrostation angekommen, stellte ich fest, dass es sich bei dieser Metrolinie um die einzige selbstfahrende Linie Mailands handelte. Ergebnis davon war, dass die Türen für eine Metro rekordverdächtig lange an den Stationen offen standen. Zudem fiel mir auf, dass die Türen der Metro und die Türen am Bahnsteig leicht zeitversetzt öffneten, was sich mir nicht so ganz erschloss und ebenfalls Zeit kostete. Trotzdem kamen wir so deutlich schneller am San Siro an, als wenn wir die Straßenbahnlinie genommen hätten. Irgendwie verließen wir die Metro nur eine Station zu früh, weshalb wir uns beim Verlassen fragten, wieso man denn ein so riesiges Stadion nicht direkt sehen konnte. Nach einem kurzen Blick auf die Karte fiel der Fehler auf und die letzte Station ging es zu Fuß zum kolossalen Bauwerk.

Selbst mit äußerstem Weitwinkel gestaltete es sich fast unmöglich, das Stadion in vollem Umfang ins Bild zu bekommen. Daher wurde für das Bild mit Straßenbahn nur ein Ausschnitt des Stadions ins Bild genommen. Typisch für das Stadion sind die riesigen Betonpfeiler, die sich ums gesamte Stadion als Stützen herumziehen. Innerhalb dieser Stützen befinden sich die Treppen, mit Hilfe derer man in die oberen Ränge des Stadions gelangt. Zudem sind die großen Stahlträger markant, die als Konstruktion für das Dach des Stadions dienen. Vor dem riesigen Bauwerk wirkt der modernisierte Jumbo 4904 dann doch etwas klein.

Ohne Straßenbahn gelang auch noch eine Totale des San Siro. Der Architekt des Stadions scheint wirklich nicht sonderlich auf filigrane Elemente zu stehen, zumindest gibt es dafür keinerlei Indizien beim Blick aufs San Siro.

Jetzt entschied ich mich, den weiteren Tagesverlauf alleine zu bestreiten und so trennten sich hier die Wege unserer Reisegruppe. Ich wollte mich noch einmal der Linie 1 in der Innenstadt widmen, nachdem dieses Projekt heute Morgen aufgrund der Masse an Autos schnell beendet wurde. Zudem wollte ich versuchen, die Eurotrams und Sirios ins Bild zu bekommen, die bis jetzt noch überhaupt keinen Platz in meinen Bildern gefunden hatten. So würde ich mich erstmal zurück in die Innenstadt begeben und von dort ein Stück die Linie 15 heraus. Die Linie ist die einzige Linie, auf der die Eurotrams noch ein Zuhause gefunden haben. Daher ging es erstmal zurück in die Metro, die mich mit einmaligem Umsteigen zurück in die Innenstadt brachte. Dort fand ich mich ein weiteres Mal am Cordusio wieder. Danach ging es zu Fuß das kurze Stück zur Linie 1 hinüber, wo ich mein Glück erneut versuchte.

Mal wieder auf dem Cordusio ist die Sonne inzwischen so weit herumgewandert, dass die S-Kurve der Linie 2 ins Licht gerückt ist. Auf dem Platz präsentiert sich 4605 wie fast alle Wagen der Baureihe mit einer Vollwerbung. Durch die Werbungen auf großen Teilen der 46er und 47er ist auch nur schwer zu erkennen, dass die beiden Fahrzeugserien unterschiedliche Lackierungsvarianten tragen. Einzig die werbefreie Front lässt erkennen, dass der creme-farbene Teil bei den 46ern ein ganzes Stück weiter nach unten gezogen ist, als bei den 47ern.

Nur für eine ganz kurze Zeit am Tag ist dieses Motiv im perfekten Licht umzusetzen. Da ich mich zu dieser Zeit aber nicht mehr in der Innenstadt befinden würde, wurde das Bild mit Streiflicht umgesetzt. Zudem zogen einige Kurse ohne Bild vorbei, da sich für dieses Motiv nur ein Ventotto als Wagen anbot. Der nächste Kurs der Linie 19 brachte dann aber einen Wagen des Fahrzeugtyps, der sich so neben dem Dom präsentiert.

Zum zweiten Mal am heutigen Tag an der Linie 1 angekommen, musste ich leider feststellen, dass sich der Autoverkehr nicht beruhigt hatte. Trotz der Tatsache, dass die Straßenbahn direkt vor dieser Kreuzung eine Haltestelle hat, war es ein Ding der Unmöglichkeit, ein Bild mit Straßenbahn, aber ohne Autos zu schießen. Nach drei vorbeigezogenen Kursen gab ich das Projekt auf und nutze den nächsten Kurs um zumindest ein Bild mit Autos zu schießen. Da wurde mir direkt wieder zum Vorteil, dass die Ventotti relativ kurz sind. So passte zumindest Ventotto 1545 in die kleine Lücke zwischen den Autos auf beiden Straßenseiten.

Rekordverdächtig frei konnte ich kurze Zeit später den nächsten Kurs der Linie 1 ablichten. Ventotto 1982 kam nur acht Minuten nach dem vorherigen Kurs ohne Autos im Schlepptau die Straße heruntergefahren. Schon die ganze Zeit, während ich meine Zeit an der Linie 1 verbrachte, fiel mir auf, dass der Takt nicht so ganz einheitlich war. Manchmal kam 20 Minuten gar nichts und dann plötzlich in zehn Minuten drei Bahnen. Daher wunderte es mich auch nicht, dass der Wagen schon acht Minuten nach dem vorherigen Kurs kam. So ganz werbefrei mit der gelben Lackierung gefallen mir die Wagen ja doch am besten.

Und nur vier Minuten später kam mit Wagen 1809 der nächste Kurs. Inzwischen war ich bis zu dem Torbogen vorgedrungen, hinter dem die Strecke abknickt und den schönen Innenstadtcharakter ein wenig verliert. Auch hier war es trotz zwei weiterer abgewarteter Kurse nicht möglich, ein Bild ohne Autos zu schießen. Zu viele KFZ wollten gleichzeitig durch den Torbogen, weshalb es sich regelmäßig von der dahinterliegenden Ampel bis durch den Torbogen hindurch zurückstaute. Der Schweizer Mercedes hatte indes zwischen den beiden Fahrspuren offensichtlich einen idealen Parkplatz gefunden und sein Auto dort einfach abgestellt. Das kann er auch wirklich nur in Italien machen. In seinem Heimatland würde diese Parkweise eine sehr hohe Strafe nach sich ziehen.

Da die Strecke nach dem Torbogen relativ langweilig wird, wollte ich mich nun der Linie 15 widmen. Dafür sollte es mit der Linie 1 die paar Stationen zurückgehen, die ich zu Fuß bis zum Torbogen gelaufen war. Das Problem war nur, dass gerade innerhalb von zwölf Minuten drei Bahnen gekommen waren. Bei einem italienischen Straßenbahnbetrieb ist das niemals ein gutes Zeichen, wenn man danach in die gleiche Richtung weiter möchte. Und so war es auch hier kein gutes Zeichen. Denn nach den eigentlich üblichen zehn Minuten war noch keine Bahn zu sehen. Erst nach knapp 25 Minuten erbarmte sich mal wieder ein Ventotto die Linie zu bedienen. Somit ging es bis zum Cordusio zurück, von wo aus ich bis zur Endstation der Linie 15 lief. In der Hoffnung direkt eine Eurotram zu erblicken, wartete ich auf den nächsten Kurs. Doch der nächste Kurs wurde lediglich von einem Sirietto bedient. Da es an der Endstation aber ohnehin schattig war, lief ich einfach mal ein Stück die Linie 15 raus. Nachdem aber auch an der übernächsten Haltestelle noch immer kein ausreichend großes Sonnenloch gefunden war, setzte ich mich in den folgenden Kurs und fuhr die Strecke heraus. Auch die nächsten zwei entgegenkommenden Kurse brachten nur Siriettos mit sich. Erst der dritte Kurs war dann mal eine Eurotram. So wusste ich zumindest, in welchem Abstand der Wagen hinter mir herkommen würde. Doch es bot sich einfach kein einziger Punkt, an dem genug Sonne gewesen wäre, um ein ordentliches Fahrzeugbild der Wagen schießen zu können. Daher stellte ich mich an einer Stelle auf, an der zumindest Teile des Wagens Licht abbekommen würden. Meine Hoffnung beruht nun darauf, dass die Wagen auch beim nächsten Besuch noch fahren werden. So richtig wahrscheinlich ist das allerdings nicht. Denn schon beim jetzigen Versuch fuhren nur eine Hand voll der Wagen auf der Linie 15 und uns fiel auch keine andere Linie auf, auf der die Wagen noch fahren würden. Bei einem Bestand von 21 Fahrzeugen ist das nicht gerade eine hohe Einsatzquote. Zudem wäre es bei Weitem nicht die erste Fahrzeugserie, die die Ventotti überdauern würden.

Ein ganz selten zu erblickender Wagen im Mailänder Netz. Als einzige Fahrzeugserie wurden die Eurotrams nicht in das neue gelbe Farbschema versetzt. Eventuell ein weiteres Indiz für den bald nahenden Abgang der Wagen? Zumindest große Teile des Wagens 7020 sind hier mit Sonne beschienen.

Weitere Bilder sollten von diesen Wagen nicht hinzukommen, dafür waren die anderen Fahrzeugserien einfach zu interessant. Außerdem sind die Wagen für meinen Geschmack auch nicht sonderlich schön. Somit waren keine weiteren Bilder auch kein großer Verlust. Noch immer fehlte aber ein Wagentyp komplett im Bericht. Die Sirios waren ebenso wie die Eurotrams nur schwer zu finden und verkehren nur auf ausgewählten Linien im Netz. Glücklicherweise hatte ich schon vorhin eine Linie ausgemacht, auf der die Wagen den kompletten Umlauf bedienen. Die Linie 4, die den Innenstadtbereich nur leicht anschneidet, verkehrt typenrein mit den Sirios und stellte sich so als perfekter Anlaufpunkt für den letzten noch fehlenden Wagentyp heraus. Also ging es die ganze Strecke, die ich der Linie 15 stadtauswärts gefolgt war, wieder zurück in die Innenstadt. Dort in der Fußgängerzone einmal quer durch die Stadt gegangen, war die Linie 4 erreicht. Mit der Linie 4 ging es dann ein Stück stadtauswärts bis zu einer Kreuzung mit den Linien 10 und 33. Dort verkehrte auch die Linie 2, die uns bereits von heute Morgen bekannt war und so war einiges an Abwechslung geboten.

Während meines Spaziergangs zur Linie 4 kam ich auch an dieser Haltestelle vorbei. Die Linie 4 wendet hier in einer großen Blockumfahrung in der Innenstadt. Auf der einen Hälfte der Blockumfahrung wird die Linie dabei von der Linie 1 unterstützt. Hier ist es Ventotto 1738 als Kurs der Linie 1, der sich an der Haltestelle Cairoli zeigt. Für das Motiv war ein kurzer Ventotto gegenüber einem Sirio auch klar im Vorteil, denn der Sirio hätte überhaupt nicht ins Bild gepasst.

Endlich hat es auch der letzte Fahrzeugtyp ins Bild geschafft. Bei der Linie 4 war es auch später am Tag noch deutlich einfacher eine Stelle mit viel Licht für Fahrzeugbilder zu finden. An der besagten Kreuzung mit den Linien 10 und 33 zeigt sich 7146. Der alte Wasserturm im Hintergrund gibt zudem ein farbenfrohes Motiv ab.

Auf der Achse der Linie 10 waren nur Ventotti zu sehen. So bildet sich ein interessanter Kontrast zwischen dem 95 Jahre alten Wagen im Vordergrund und den modernen Hochhäusern im Hintergrund. So richtig will Ventotto 1863 einfach nicht ins Bild eines modernen Hochhauskomplexes passen. Während ich an der Kreuzung auf den Wagen wartete, wurde wieder einmal eindrucksvoll das Klischee des italienischen Straßenverkehrs erfüllt. Denn ganz davon abgesehen, dass die Verkehrsregeln ohnehin eher so als Richtlinien gesehen werden, wird auf Italiens Straßen bei jeder nur erdenklichen Möglichkeit gehupt. Als das erste Auto in der wartenden Schlange vor der Ampel nicht schnell genug los kam, wurde direkt die Möglichkeit ergriffen und beherzt auf die Hupe gedrückt. Dies war offensichtlich ansteckend, denn nur ein paar Sekunden später war die ganze Autoreihe am Hupen. Sogar ein Mofa, das an einer ganz anderen Ampel stand, sah sich dazu genötigt, einfach mal das akustische Warnsignal zu betätigen und so ins allgemeine Hupkonzert mit einzustimmen.

Ein kurzes Stück über eine Brücke der Linie 2, 4 und 33 gefolgt, verlässt man das Chaos der großen Straßenkreuzung. So ergab sich mir die Möglichkeit, im schönen Abendlicht einen der wenigen werbefreien 47er in Form von 4715 festzuhalten.

Zurück über die Brücke und ein wenig der Linie 10 gefolgt, erreicht man die Haltestelle Piazzale Cimitero Monumentale Via Bramante. Die Haltestelle befindet sich direkt an dem riesigen Zentralfriedhof Cimitero Monumentale, der hier ganz offensichtlich namensgebend für die Haltestelle war. In einem großen Bogen führt die Linie 10 an den Mauern des Friedhofs entlang und hat sogar für ein kurzes Stück Rasengleis abbekommen. Auf diesem präsentiert sich Ventotto 1719 neben dem äußerst farbenfrohen Ventotto 1813, der eine Regenbogenwerbung trägt.

Inzwischen war es schon 17:30 Uhr und somit blieb nicht mehr allzu viel Zeit am Tag für Bilder. Eigentlich war ich auch schon mehr oder weniger durch mit meinem Programm. Als einziger Punkt stand noch einmal die Linie 2 auf dem Zettel. An dem Kanal, an dem wir uns schon heute Morgen herumgetrieben hatten, könnte eventuell noch etwas gehen. Dort war keine hohe Bebauung im Weg, die große Schatten auf die Strecke werfen könnte. Zudem wäre die Perspektive quer über den Kanal auf die Strecke auch noch einmal etwas ganz anderes. Um dort hin zu kommen, musste ich nur einmal durch die Stadt durch. Dafür ging es zurück in die Innenstadt, in der Hoffnung dort noch etwas Abendlicht zwischen den Häuserschatten zu erwischen. Aus der Innenstadt konnte ich die Metro bis zum Porta Genova FS nehmen und von dort mit der Linie 2 weiter hinausfahren. Von einer der Brücken sollte sich dann ein schönes Motiv ergeben.

Am Abend gelang es mir dann doch, den einzigen 46er ohne Vollwerbung zu erwischen, der am heutigen Tag fuhr. Mit den letzten Sonnenstrahlen, die es zwischen die Häuser in die Innenstadt schafften, konnte ich Wagen 4604 beim Verlassen der Innenstadt festhalten. Jetzt ist auch über die gesamte Wagenlänge die abweichende Lackierung im Vergleich zur 47er Fahrzeugserie zu erkennen.

Knapp 1 ½ Stunden und einige gescheiterte Bildversuche in der Innenstadt später ist es erneut Wagen 4604, der sich ins letzte Bild des Tages schiebt. Die Idee mit dem schönen Abendlicht über dem Kanal war in der Theorie ja ganz gut gewesen. Problem daran war nur, dass sich inzwischen eine geschlossene Wolkendecke gebildet hatte und somit das letzte Bild des Tages gleichzeitig das erste Bild des Tages ohne Sonne war.

Am Himmel war nun keinerlei Blau mehr zu erkennen und um 19:30 Uhr würde da auch nicht mehr viel Licht auf mich warten. Daher setzte ich mich mit dem Rest der Reisegruppe in Verbindung. Passenderweise war dieser nur unweit von mir am Porta Genova FS unterwegs. So wurde sich schnell wieder gefunden. Jetzt konnte sich um die wichtige Frage der Essensbeschaffung gekümmert werden. So ganz wussten wir noch nicht was es zu Essen werden sollte. Daher ging es mit der Metro in die Innenstadt und dort wurde sich einfach in das nächstbeste Lokal gesetzt, in dem es natürlich wieder Pizza gab. Dieses Mal hatten wir zudem einen perfekten Blick auf die Straßenbahn und so konnte ich während des Essens den Verkehr beobachten, der sich nun aber nach und nach auch beruhigte. Nach dem Essen ging es noch einmal wie bereits gestern Abend zum Cordusio, wo sich mit ein paar Nachtaufnahmen ausprobiert wurde.

An der Haltestelle Cordusio steht Jumbo 4904 mit Ziel San Siro. Die “Lego-Bahn”, wie wir sie tauften, begegnete uns an diesem Tage so einige Male, so dass man schon fast denken konnte, es gäbe mehrere Wagen mit der Werbung.

Und auch die Linie 2 zeigt sich in der Nacht auf dem Cordusio. Etliche Versuche dauerte es, bis endlich ein Kurs ohne Auto davor ins Bild kam und perfekt an der roten Ampel stehen blieb. 4725 war endlich der erhoffte Wagen, mit dem das Bild funktionierte.

Auch zum Dom ging es noch einmal rüber, der nachts wunderschön beleuchtet wird. Die riesige, detailliert verzierte Front ist schon tagsüber imposant. Wenn das Gebäude in der Nacht noch beleuchtet wird, wirkt die Front noch einmal mächtiger. Selbst nachts sind allerdings einige Touristen auf den Beinen, die den Vorplatz des Doms belagern und dabei eine Menge digitalen Datenmüll erstellen. Im Vergleich zu tagsüber ist es aber noch erträglich.

Das sollte es gewesen sein mit dem Tag. Überaus zufrieden mit der Ausbeute des Tages ging es zurück ins Hotel. Morgen gehen wir noch einmal getrennte Wege. Für mich geht es in einem Tagesausflug nach Bergamo, während meine Reisebegleitung noch einen weiteren Tag in Mailand verbringt. So richtig gut war das Wetter für morgen zwar nicht angesagt, aber darum würde ich mich dann kümmern. Um Bergamo geht es im nächsten Teil von “Alle Wege führen nach Rom”.

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