Alle Wege führen nach Rom II: Gemütliches Sonntagstreiben in Mailand

Der erste Tag in Italien war vollständig für den Großstadtbetrieb von Mailand vorgesehen. Während am Vormittag noch viel Sonne unsere Bilder zierte, zogen gegen Nachmittag immer mehr Wolken auf. Unser Hauptaugenmerk lag darauf, die Altwagen ausfindig zu machen und uns generell zumindest ansatzweise mit dem Netz vertraut zu machen.


Sonntag, 7. April 2024: Gemütliches Sonntagstreiben in Mailand

Der Tag begann mit dem Wecker-Klingeln um 7 Uhr zu einer für den Urlaub typischen Zeit. Nachdem ich mich beim dazugewonnen Frühstück mit einer Menge Kaffee wach getrunken hatte, ging es auch schon relativ schnell los. Schließlich gab es einen neuen Betrieb zu erkunden, der so einiges zu bieten hat. Beginnen wollten wir direkt von unserem Hotel und so ging es zuerst zur Stazione Centrale – Piazza Duca d’Aosta, die direkt vor Milano Centrale liegt. Nach einem kurzen Blick an der Haltestelle war festgestellt, dass hier nur eine Linie verkehrte. In welchem Takt dies geschehen sollte, war allerdings nicht so ganz ersichtlich. Da Sonntag war, rechneten wir aber nicht mit einem übermäßig dichten Takt und so harrten wir einfach mal der Dinge, die da kommen mochten. Im Hintergrund sahen wir auf einer Querstraße immer wieder Straßenbahnen entlangfahren und so behielten wir die Hoffnung, dass auch bei uns bald etwas kommen würde. Und so war es dann auch. Nach einer Viertelstunde rumpelte der für mich größte Grund für diese Reise auf die Haltestelle zu: Ein erster Ventotto zeigte sich. Die fast 100 Jahre alten Wagen wuseln noch immer im Planverkehr kreuz und quer durch Mailand und machen keinerlei Anstalten, dies in nächster Zeit nicht mehr zu tun. In diesem Fall war es einer der Wagen mit Vollwerbung und Dachreklame. Nach einem Bild des Wagens sprangen wir direkt mal auf und fuhren zur nächsten sonnigen Stelle weiter.

Vor einem riesigen Hochhaus, das sich gegenüber vom Hauptbahnhof befindet, zeigt sich mit Ventotto 1566 ein sehr buntes Exemplar dieser Baureihe.

Es ging ein wenig entlang der Linie 5, bis drei Kreuzungen später wieder etwas Licht auf die Strecke fiel. Dort kamen zudem mit der Linie 19 und 33 zwei weitere Linien hinzu und so verließen wir die Bahn wieder und schauten uns nach einem Motiv um. Schnell war eine kleine Lücke zwischen den Hausschatten gefunden, in die die kurzen Ventottos ohne Probleme reinpassten. Da kam auch schon der nächste Ventotto angeheult und fuhr in die Station ein. Doch das schnelle Kamerazücken wäre gar nicht von Nöten gewesen. Denn es war Sonntag und das merkte man auch beim Fahrbetrieb. An der Haltestelle wurde erstmal der Fahrer getauscht. Da bot es sich natürlich an, mit dem Kollegen einen kurzen Schnack zu halten. Von hinten drängelte ohnehin kein anderer Kurs und so war genügend Zeit, um sich über das neueste Geschehen auszutauschen. Als der Fahrerwechsel dann endlich vollzogen war, stellte der neue Fahrer fest, dass der Spiegel noch gar nicht passte und so wurde auch noch der Spiegel richtig eingestellt, bevor es wirklich weitergehen konnte.

Bei dem Takt war genügend Zeit, sich auch ein wenig der Umgebung zu widmen und die ersten Eindrücke des italienischen Lebens aufzuschnappen. So fiel direkt der typisch italienische Parkstil auf. Weder war es hier erlaubt zu stehen, noch hätte auch nur noch eine Hand zwischen den Range Rover und den Smart gepasst. Aber noch kann das vordere Auto ohne Probleme nach vorne starten. Wenn sich jetzt noch davor ein Auto genauso eng dranstellt, wird die Situation schon schwieriger. Dass die beiden Autos hier mitten auf einer Kreuzung vor einer Ampel parken, wird mal gekonnt ignoriert. 

Endlich hat der Kurs der Linie 33 von der Haltestelle abgelegt und bewegt sich über die Kreuzung in Richtung Innenstadt. Während unserer Wartezeit war auch auf der Linie 19 ein Ventotto über die Kreuzung gerumpelt. Wir befanden uns hier also augenscheinlich im Ventotto-Gebiet. Dies war leicht auszumachen, da die Linien in Mailand größtenteils relativ typenrein verkehren. Mit Wagen 1580 ist hier ein erster Ventotto ohne Vollwerbung zu sehen. Ohne die Dachreklame wirken die Wagen nicht ganz so massiv und kommen im heute typischen Gelb daher.

Unser Ziel war es irgendwie in den Innenstadtkern zu gelangen, wo jede Menge Linien verkehrten und dort mit ein wenig mehr Verkehr einen Plan für das weitere Vorgehen zu entwerfen. Da kam es ganz gelegen, dass nach kurzer Zeit der nächste Kurs der Linie 19 kam, die direkt in den Innenstadtkern und am Dom vorbeifährt. Wir schafften es mit dem Wagen nur bis zur Piazza Cinque Giornate, wo sich die nächsten Motive auftaten und eine weitere Linie verkehrte. Die neu dazu gekommene Linie 27 brachte mit den Jumbos einen neuen Fahrzeugtyp mit sich. Danach arbeiteten wir uns zu Fuß langsam aber sicher in Richtung Dom vor.

Mit der Linie 27 stießen wir an der Piazza Cinque Giornate auf eine erste Jumbo-Linie. Hier ist es mit Wagen 4923 einer der umgebauten und modernisierten Jumbos, der sich beim Einfahren auf den Platz zeigt. Die Linie überquert den Platz von der Innenstadt kommend einmal. Quer führt der Ring über den Platz, der einmal um die Innenstadt herumführt und abschnittsweise von der Linie 9 und 10 bedient wird.

Die Linie 19 kommt aus der Innenstadt und fährt dann für ein kurzes Stück ebenfalls auf dem Ring, bevor die Linie bei der nächsten Querachse den Ring verlässt. Hier an der Piazza Cinque Giornate holt die Linie 19 einmal nach rechts aus, um dann nach links auf den Ring abzubiegen. Wahrscheinlich wäre der Kurvenradius zu eng, um direkt von der Linie 27 auf den Ring zu gelangen. Ventotto 1747 ist der nächste Kurs der Linie 19, der aus der Innenstadt kommt.


Auf dem Weg in Richtung Dom wurde kurz vor Erreichen des Innenstadtkerns an der Haltestelle Largo Augusto ein erster Spot mit Dom im Hintergrund gefunden. Leider war der Hauptturm des Doms eingerüstet und gab daher nicht so ein schönes Motiv ab, wie wir uns das erhofft hatten. Da aber ohnehin gerade mal wieder ein Kurs der Linie 19 an uns vorbeifuhr, wurde schnell die Kamera gezückt und trotzdem ein Bild des Ventotto 1673 mit Dom im Hintergrund geschossen.

Jetzt befinden wir uns bereits am Piazza Giuseppe Missori. Dort treffen die Linie 12, 19 und 24, an deren Linienast wir uns in Richtung Innenstadt gearbeitet haben, auf die Linie 15 und 16. Die Straßenbahn führt hier an Überresten eines alten Gebäudes vorbei, von dessen Struktur allerdings nicht mehr viel zu erahnen ist. Es handelt sich dabei früher um eine Basilika und die Reste davon tragen den ehrwürdigen Namen San Giovanni in Conca. Daneben ist Wagen 1703 auf dem Weg in Richtung Stazione Lambrate.

Wir folgten einfach weiter dem Linienverlauf der Linie 19, die uns eigentlich direkt am Dom vorbeiführen sollte. Das Problem war nur, dass sie das nicht tat. Denn kurz davor bog der nächste Kurs der Linie 19 in eine Schleife ab, die sich in der Innenstadt befindet. Die dortige Endhaltestelle Duomo wird eigentlich nur von der Linie 15 genutzt und stellt nicht das planmäßige Ende der Linie 19 dar. So richtig erschloss sich uns deshalb nicht, weshalb plötzlich die Linie 19 dort endete. Doch dann warfen wir kurz einen Blick auf die Piazza del Duomo, den Vorplatz des Doms, an dessen Seite sich auch die bekannte “Galleria Vittorio Emanuele II” befindet. Davor war ein riesiger Aufmarsch an Personen, der sich nicht alleine durch den Tourismus erklären ließ. Neben den ganzen Menschen waren viele Zelte aufgebaut und irgendjemand hatte fatalerweise ein Megafon in die Hand bekommen, mit dessen Hilfe er ununterbrochen vor sich hin redete. Irgendwann hatten wir durch das Lesen der Schilder herausgefunden, dass hier heute wohl ein Marathon stattfand. Das erklärte dann auch, weshalb die Linien hier anders als eigentlich vorgesehen verkehrten. Für das Bild in der Schleife der Linie 15 passte das sowieso besser, denn in die kurze Sonnenlücke passte ein Ventotto viel besser hinein, als die Niederflurwagen, die die Linie 15 bedienten.

Ob das in Deutschland den Richtlinien für das äußere Erscheinungsbild eines Straßenverkehrszeichens entspricht, wage ich doch stark zu bezweifeln. Da es sich bei Straßenverkehrsschildern in Italien aber sowieso nur um Empfehlungen handelt, kann man sich auch mal so einen Spaß erlauben. Ob es dem Männchen noch gelingt, dass Schild zu klauen, ist aber auch eher unwahrscheinlich.

Ein schmaler Spalt Sonne fällt auf die Endstation Duomo. Für den Ventotto reicht es zumindest für Licht auf großen Teilen des Wagens, als dieser die Endstation verlässt. Im Regelverkehr wäre dieses Bild auch gar nicht möglich gewesen, da auf der Linie 15, die hier endet, nur deutlich längere Niederflurwagen fahren. Somit ist Wagen 1504 eine echte Rarität an dieser Stelle.

Das mächtige Eingangsportal zur Galleria Vittorio Emanuele II macht schon einiges her. Der Eingang fällt nur nicht mehr ganz so sehr auf, wenn man gleichzeitig den imposanten Dom ins Blickfeld bekommt, der hier allerdings rechts neben dem Bild steht. Um diesen Blick zu bekommen, mussten wir uns von der Endstation Duomo nur einige Meter bewegen und gelangten direkt auf die Piazza del Duomo. Hier sind auch die Menschenmassen zu erahnen und die vielen Zelte zu sehen, die vor der Galerie aufgestellt wurden.

Das blöde war nur, dass jetzt hier in der Innenstadt gar nichts mehr fuhr. So konnten wir unseren eigentlichen Plan verwerfen, da wir uns von hier aus keine Linie aussuchen konnten, der wir einfach mal folgen könnten. Ein wenig planlos zogen wir daher los und suchten nach einer Strecke, auf der wieder etwas fuhr. Blöd war auch, dass uns nun überhaupt nicht klar war, auf welchen Linien die Altwagen verkehren würden. Denn neben den Ventotti, für deren Diensteinsatz noch kein Ende in Sicht war, gibt es weitere Altwagen in Mailand, die auch schon knapp 70 Jahre alt sind. Bei den Baureihen der 46er und 47er handelt es sich um 6-achsige Gelenkwagen, die eigentlich die Linie 2 und 10 bedienen sollten. Da die beiden Linien aber ebenfalls durch die Innenstadt fahren sollten und das genau so wenig taten, wie alle anderen Linien, hatten wir keinen Anhaltspunkt für das weitere Vorgehen. Als wir nach einiger Zeit immer noch keine Straßenbahn zu Gesicht bekommen hatten, entschieden wir uns dazu, einfach in Richtung des Rings zu laufen. Dieser sollte sich weit genug außerhalb der Innenstadt befinden, um zumindest dort Verkehr zu haben. Und tatsächlich kam uns dort direkt eine Bahn entgegen, mit der wir einfach mal weiterfuhren. Mit der Linie ging es einmal um die halbe Stadt herum, bis wir an der Piazza 24 Maggio landeten, wo wieder einige Linien verkehrten.

An der Haltestelle Porta Venezia gab es das erste Mal wieder etwas Sonne auf der Strecke. Bis dahin führte die Linie durch tiefe Häuserschluchten und entlang langer Alleen von Bäumen. Auf der Straßenkreuzung hingegen war Licht. Leider war nur kein wirkliches Motiv zu erkennen. Deshalb wurde der Sirietto 7507 hier im Streiflicht der Haltestelle abgelichtet.

Ein Stück weiter den Ring herum wird die Baumallee hinter sich gelassen und die Straßenbahn taucht aus dem Schatten der Häuserfassaden erneut auf. Auch die eigentlich ständig von Autos gefüllte Kreuzung macht für die Straßenbahn eine kurze Pause und so offenbart sich ein hübsches Motiv für Sirietto 7618. Mit dem Wagen ging es dann auch direkt weiter bis zur Station Piazza 24 Maggio.

An der Station nimmt die Ringlinie endgültig ein anderes Erscheinungsbild an und die hohen Häuser auf beiden Seiten sowie die Baumalleen verschwinden. An diesem Punkt verlässt die Linie 9 den Ring und wird durch die Linie 10 ersetzt. Die Linie 9 endet zwei Stationen später an der Porta Genova FS. Daher hat es bei unserem nächsten Bild kurze Zeit später auch Wagen 7618 bereits zurück geschafft und wird erneut abgelichtet.

An dieser Stelle führt quer mit der Linie 3 eine Linie, die größtenteils von Jumbos dominiert wird. Hier geht es für die Linie in beiden Fahrtrichtungen in einem kleinen Bogen um das riesige Tor herum, was rechts im Bild zu sehen ist. Dieses wurde dort offensichtlich vergessen und hat nun seinen festen Platz gefunden. Nach dem Tor geht es eine kleine Gasse entlang, der wir nun erstmal folgen wollten. Dort wurden die nächsten 1 1/2 Stunden verbracht, bevor es wieder zurück zur Piazza 24 Maggio ging.

Die Perspektive durch die riesigen Säulen hindurch zeigt den nächsten Kurs der Linie 3. Der modernisierte Jumbo 4909 hält an der Haltestelle Piazza 24 Maggio. Aus so einer steilen Perspektive fällt erst wirklich auf, wie asymmetrisch die Wagen von vorne sind. Hier ist zudem gut zu erkennen, wie sich die Gleise auf beiden Seiten um das große Bauwerk herumschlängeln, um danach wieder zusammen zu führen und in der nächsten Straße zu verschwinden.

Genau an der gleichen Stelle aus einer anderen Perspektive ist es kurze Zeit später mit Sirietto 7614 einer der wenigen Kurse der Linie 3, der nicht von Jumbos bedient wurde.

Ein Stück weiter die Straße herunter führt die Strecke durch ein Tor hindurch. Aufgrund des Mangels an Platz wurde hier eine von mehreren Gleisverschlingungen auf dieser Straße gebaut. Durch das Tor hindurch kommt ein originaler Jumbo mit Wagen 4966 auf uns zu gefahren.

Und dann war erstmal Pause. Wir befinden uns hier auf einem weiteren Tor einige Meter weiter die Strecke herunter. Das Tor ist der Grund, weshalb erneut eine Gleisverschlingung gebaut werden musste. Das Problem war nur, dass keine Straßenbahn kam. Nicht nach 10 Minuten und auch nicht nach 20 Minuten. Unterdessen waren im Hintergrund auf einer Querlinie immer wieder Straßenbahnen vorbeigehuscht, auf der Linie 3 kam aber erstmal nichts. Nach über 40 Minuten bewegte sich dann mal wieder eine Straßenbahn in unsere Richtung. Inzwischen war das Motiv zwar nicht mehr perfekt im Licht, trotzdem wurde das Bild umgesetzt, schließlich hatten wir hier jetzt lange genug gewartet. Typisch für dieses Viertel von Mailand waren die mit Blumen bestückten Balkons, die bei vielen Häusern angebracht waren.

Nun hatten wir aber genug von den Fahrzeugtypen, die hier fuhren. Noch immer hatten wir am gesamten Tag keinen einzigen der 6-Achser gesehen. Weder ein Wagen der 46er-Serie, noch ein Wagen der 47er-Serie war uns bis jetzt begegnet. Da wir diesen Teil des Netzes nun schon ganz gut kannten, wollten wir uns nochmal zu einem anderen Teil des Netzes begeben und dort nach den fehlenden Wagen suchen. Als Anlaufpunkt hatten wir die Station Garibaldi ausgemacht. Die Station war einerseits mit der Metro innerhalb weniger Minuten zu erreichen und andererseits verkehrten dort laut Fahrplan die Linien 10 und 33. Unseren Recherchen zufolge sollten auf der Linie 10 die 6-Achser verkehren und somit war dies eine weitere Anlaufstelle. Daher ging es mit der Straßenbahn zur Porta Genova, wo es den nächsten Anschluss zur Metro gab. In 15 Minuten waren wir mit der Metro am Garibaldi angekommen und tauchten aus der Metrostation direkt an einer Haltestelle der Straßenbahn auf.

In der Nähe der Station Piazza 24 Maggio kommt ein gewisses Gefühl von Venedig auf. Dafür sorgt der kleine Kanal, auf dem mit einem Boot allerdings deutlich zu wenig Wasserfahrzeuge für Venedig zu sehen sind, gepaart mit den bunten Häusern, die sich auf beiden Uferseiten aneinander reihen. Dazu kommt ein ordentliches Gewimmel von Touristen, die sich den kleinen Weg entlangschieben. Diese Szenerie findet allerdings einige 100 Meter weiter hinten auch wieder ihr Ende und es geht zurück in das normale Stadtleben.

Kurz nachdem wir an der Station Garibaldi aus der Metrostation aufgetaucht sind, kommt schon der erste Ventotto angerollt. Der Vollwerbewagen 1756 bietet mit seinen fast 100 Jahren einen sehr lustigen Kontrast zum modernen Häuserkomplex im Hintergrund. Beim Bau dieses Konstruktes war eindeutig zu viel Glas im Angebot gewesen. Bei einem aufmerksamen Blick in den Hintergrund ist sicherlich auch schon aufgefallen, dass sich hinter dem Ventotto wie erhofft ein Wagen der 47er-Serie anbahnt.

Nun könnte man behaupten, dass das eine perfekte Planung von uns gewesen wäre, hier nach den Wagen zu suchen. Schließlich verkehrt am Garibaldi die Linie 10, auf der die Wagen regelmäßig fahren. Problem daran war nur, dass weder der Ventotto 1756 die Linie 33 war, noch der 47er im Hintergrund die Linie 10. Beim Ventotto handelt es sich um einen Kurs der Linie 1 und der 47er bedient die Linie 19. Also herrscht auch hier etwas außerhalb der Innenstadt bedingt durch den Marathon ein wenig Linienchaos. Uns war das aber eigentlich egal. Wir stiegen einfach in die Linie 19 ein und guckten, wo uns der Wagen hinbringen würde. Einige Stationen folgte der Wagen dem Linienverlauf der Linie 10, bis an der nächsten größeren Kreuzung der eigentliche Linienverlauf der Linie 19 wieder erreicht war. Von dort ging es den üblichen Linienweg der Linie 19 bis zur Endstation. Da sich der Himmel ohnehin etwas zugezogen hatte, bestand kein Bedarf, unterwegs irgendwo rauszuspringen, um ein Bild zu machen. Daher war die Endstation der nächste Halt unserer Reise.

Bis zur Endstation der Linie hatte uns Wagen 4718 transportiert. Nun wurde erstmal die wohlverdiente Pause gemacht, bevor sich der Wagen 10 Minuten später wieder in Gang setzte und zurück jagte. Wir warteten noch einen Kurs ab, bevor es auch für uns zur Piazza Firenze zurückging, die aus der Bahn heraus ganz hübsch aussah.

Einige Kurse waren schon an uns vorbeigezogen, die zuverlässig 47er mit sich brachten. Die 46er-Serie hatte am Sonntag wohl Pause, zumindest begegnete uns davon kein Wagen an diesem Tag. Hier ist es nach einiger Zeit endlich der erste werbefreie 47er mit Wagen 4714, der sich auf der Linie 19 zeigt. Der Wagen konnte auf der Piazza Firenze festgehalten werden.

Da wir auf die Rückkehr von 4714 warteten, um von dem Wagen ein Fahrzeugbild machen zu können, blieb uns noch ein bisschen Zeit auf der Piazza Firenze. Während der Wartezeit kamen weitere Kurse der Linie 19 aus der Stadt angefahren und so auch mit 4717 ein Wagen der Serie, der genau die gleiche Werbung trägt, wie bereits Wagen 4718. Zumindest um den Sonnenstand musste man sich inzwischen auch keinerlei Gedanken machen, denn die Sonne hatte sich komplett hinter einer Wolkenschicht versteckt.

So wirklich viele andere Motive hatte die Linie 19 auch gar nicht zu bieten. Daher entschieden wir uns nach dem Fahrzeugbild von 4714 dazu, mit dem nächsten Kurs zurück in Richtung Innenstadt zu fahren. Auf dem Platz fuhr auch die Linie 1, die den gleichen Fahrtweg vom Garibaldi bis zur Piazza Firenze verfolgt hatte, wie die Linie 19. Zumindest auf der Hinfahrt war das so gewesen. Und da der Kurs der Linie 19 gerade weg war, ging es mit der Linie 1 wieder zurück, die sogar sonntags anstrebte, einen 10-Minuten-Takt zu fahren. Doch anders als erwartet fuhr der Wagen nicht wie noch auf dem Hinweg zum Garibaldi, sondern folgte dem eigentlichen Fahrtweg der Linie 1, der uns zur Station Arco della Pace brachte, wo wir den Wagen wieder verließen. Dort kam uns dann plötzlich auch wieder die Linie 10 entgegen, die vorher komplett verschwunden war. Dies legte die Vermutung nahe, dass der Marathon zu einem Ende gekommen war und die Linien nun ihren geregelten Linienverläufen wieder folgten. So spät am Tag half uns das zwar wenig weiter, aber zumindest wussten wir, dass wir uns nun zurück in den Innenstadtbereich wagen konnten.

Die verschwundene Linie 10 tauchte plötzlich wieder auf und auch die Linie 1 folgte wieder ihrem natürlichen Linienverlauf. Hier waren wir ganz froh, die Bahn verlassen zu haben. Denn schon unser Wagen war rappelvoll und es wollten an dieser Station noch deutlich mehr Menschen einsteigen. Wie hier zu sehen ist, musste ein Teile der Menschen auf den nächsten Kurs warten und versuchte sich in die Linie 10 hinein zu quetschen. Ein gutes Beispiel dafür, wie die Ventottos mit ihrer geringer Kapazität in einer Großstadt wie Mailand zum Problem werden können.

Nach einiger Zeit kam auch von der anderen Seite Ventotto 1787 auf der Linie 1 angerumpelt. Hier zeigt sich der Wagen vor der riesigen Porta Sempione. Dahinter kann man, ohne Straßenbahn davor, durch den größten Bogen hindurch das Castello Sforzesco sehen. An den Säulen ist zu erkennen, dass auch dieses Denkmal nicht von Protestaktionen verschont geblieben ist und mit unnötigen Schmierereien verunreinigt wurde.

Inzwischen wieder auf gewohnter Strecke präsentiert sich Wagen 4717 auf dem Piazza Giuseppe Missori, von wo aus wir heute Vormittag aus der Innenstadt geflohen waren. Ein leichter Schimmer von Sonne zeigte sich gegen Abend noch einmal und spendet dem Wagen so ein wenig Licht.

90 Grad nach rechts gedreht, kommt ein sehr bunter Vertreter der Jumbo-Baureihe auf der Linie 16 in Richtung Innenstadt angefahren. Die Linie, die sich bis ganz nach draußen zum Stadion San Siro arbeitet, ist fest in Hand der ungewöhnlichen Jumbos. Wagen 4987 macht Werbung für verschiedene Früchte und wurde für diese Zwecke sehr bunt beklebt.

Das Bild war gleichzeitig das letzte Bild, welches bei Tageslicht entstehen sollte. Der Sonntag war eigentlich dafür gedacht gewesen, sich ein wenig mit dem Netz und den Linienverläufen bekannt zu machen. Bedingt durch den Marathon war das nicht so ganz möglich gewesen und so würden wir am nächsten Morgen gucken müssen, auf welchen Linien die Frequenz an Altwagen am höchsten sein würde. Trotzdem war ich ganz zufrieden mit dem Tag, denn die ersten Eindrücke von Mailand waren gelungen und der abwechslungsreiche Betrieb machte mir schon am Abend Freude auf den nächsten Tag. Ein paar mehr Sonnenbilder dürften es dann aber schon gerne noch sein. Jetzt ging es erstmal Essen. Wie sich das für Italien gehört, gab es natürlich Pizza zum Abendessen. Nach kurzer Recherche war ganz in der Nähe eine Pizzeria mit sehr guten Bewertungen ausgemacht und diese wurde angelaufen. Die Pizza war wirklich sehr gut und schon am ersten Abend konnte man feststellen, dass auch Italien ein beliebtes Reiseziel der Deutschen zu sein schien. Gefühlt hörte ich in dem Lokal mehr Menschen deutsch reden, als italienisch. Nachdem das Essen beendet war, ging es für einige Nachtaufnahmen zurück in die Innenstadt, wobei ich das Fotografieren bei Nacht dem anderen Part der Reisegruppe überließ, der eine deutlich lichtstärkere Kamera besitzt.

Kurze Zeit wurde sich während der blauen Stunde am Piazza Cordusio aufgehalten und der abendlich ausgedünnte Verkehr in der Dunkelheit dargestellt. Exemplarisch ein Bild von Ventotto 1703.

Nach der kurzen Nachtsession ging es zurück zum Hotel und der erste Tag Italien wurde für beendet erklärt. Im nächsten Teil von “Alle Wege führen nach Rom” geht es, wie schon angedeutet, mit einem weiteren Tag Mailand weiter. Am Montag sollte ein zweites Mal die Jagd auf die 46er beginnen und der Tag versprach noch mehr Sonne, als der heutige Tag bereits gebracht hatte.

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