Heute verlassen wir die Circumetnea vorerst und machen uns auf den Weg zu einer kleinen Inselrundfahrt. Auf der ersten Etappe geht es via Taormina zur abgerockten “neuen” Straßenbahn von Messina und weiter bis Cefalù.
Mittwoch, 10. April 2023
Obwohl heute hauptsächlich Kulturprogramm anstand, waren wir wieder nicht allzu spät auf den Beinen. Beim Frühstück mussten wir daher heute ohne das sonst angelieferte, süße Gebäck auskommen, denn das würde erst um 8:30 kommen, sodass ich es gestern noch abbestellt hatte. Kaffee konnten wir uns aber aus der Espressomaschine rauslassen und der Cerealienspender gab mit der Milch aus dem Kühlschrank auch ein vorerst ausreichendes Frühstück her.
Dummerweise kamen wir dann beim Verlassen nicht sauber auf die 85€ raus, die wir für die weitere Nacht in bar auf dem Zimmer lassen sollten. Nicht mal annährend gaben das unsere Scheine in Kombination her, da hätten wir weit überbezahlt. Also begann die Suche nach einem Bankomaten und artete in einer mittelschweren Katastrophe aus, denn alle, die wir überhaupt in Randazzo fanden, gehörten irgendwelchen Privatinstituten und waren entsprechend nicht VISA-kompatibel. Das gibt es doch gar nicht. Wenn man keinen braucht, sieht man die Kisten an jeder Ecke und im Ernstfall machen sie sich dann rar. Irgendwann hatten wir es satt und Johannes suchte kurzerhand einen kleinen Krämerladen auf, wo er zwei Glas Honig holte, die ohnehin auf seiner Mitbringselliste standen, und so zum nötigen Wechselgeld kam. Noch kurz zurück zum B&B und das Geld auf dem Tischchen im Zimmer zurückgelassen. Der “Spaß” hatte uns mal eben fast eine Stunde Zeit gekostet. Der Frust über das eigene Versäumnis, gestern beim ewigen Warten in Bronte nicht irgendwo passend Geld besorgt zu haben und den Ärger über die seltsame Bankomatensituation in diesem Kaff, waren zwischenzeitlich schon bedenklich angestiegen.
Aber schnell war diese Episode auch wieder vergessen und ich trieb unseren Fiat über inzwischen bekannte Landstraßen entlang der FCE Richtung Küste und unserem ersten Ziel Taormina. Bei einer normalen Bahn hätte man hier jetzt gut noch zwei, drei Motive im schönen Morgenlicht mitgenommen, aber die Sache mit dem Fahrplan ist ja inzwischen hinlänglich bekannt. Selbiger war auch mit ein Grund, warum wir heute zu unserer kleinen Runde über die Insel starteten: Nach zwei Tagen am Stück hat man doch irgendwie erstmal genug von diesem mageren Zugangebot. Den Ausschlag hatte dann das Wetter gegeben, denn ab spätem Vormittag sollte es sich am Ätna einwölken, später über der ganzen Insel. Bei den wenigen Zugfahrten auch noch Wolkenschäden – das wäre dann wirklich mühsam geworden. Da auch mindestens der morgige Tag zumindest Richtung Ätna durchaus noch einiges an Gewölk bereithalten sollte, würden wir dort frühestens am Freitag weitermachen.
Das “richtige” Parkhaus in Taormina kannten wir inzwischen, sodass es auf direktem Weg zu diesem Riesentrümmer am Hang unterhalb der Stadt ging. Dort war noch ausreichend Platz. Was in den Gassen der Stadt aber angesichts der noch vielen freien Parkplätze aber zur Hauptsaison los wäre, wollten wir uns gar nicht ausmalen.
Vom Großparkhaus führt eine lange Treppe hinauf in die Stadt, alternativ scheint es auch Pendelbusse zu geben. Die Temperaturen Anfang April sind aber noch so angenehm, dass wir die gut 100 Höhenmeter ohne zu zögern mittels kleinem Frühsportprogramm auf der Treppe nahmen.
Nach kurzem Frühsport auf der Treppe vom Parkhaus hinauf, erreichen wir am Vormittag das exponiert über dem Mittelmeer thronende Taormina. Die Vegetation ist dann auch hier merklich südländisch.
Eigentlich war das Antike Theater, die Hauptattraktion des malerischen Bergstädtchens, mein Hauptziel hier in Taormina. Wir liefen mal in die Richtung und je näher wir dem Eingang kamen, desto schlimmer wurde der Touristen-Nepp, der auf und neben der Straße allenorts vertickt wurde. Am Eingang selbst wollte man dann 15€ für den Spaß haben. Wäre ich ja durchaus bereit gewesen zu investieren, ein aufmerksamer Blick hatte aber schon ergeben, dass das Theater und vor allem die Säulenruine, die sich so schön oberhalb des weiten Meeres ablichten lässt, eine komplette Großbaustelle war. Dafür dann ohne Warnung den vollen Preis zu nehmen, ist natürlich schon ein bisschen frech. Für uns Kulturbanausen, die eigentlich hier waren, um das Ganze bildlich in Szene zu setzen und an Hinweistafeln und Führungen mit dutzenden anderen Touristen vor Ort nur so mäßig interessiert waren, war das natürlich ein K.O.-Kriterium. Stattdessen schlenderten wir etwas durch die Gassen des Ortes, die durch den Massentourismus geprägt, nur noch wenig authentisches Flair aufkommen ließen. Etwas zu sauber, etwas zu bunt, hinter den Schaufenstern überall der gleiche Tinnef, in den Restaurants überall die gleichen, landesunüblichen Preise. Am angenehmsten empfanden wir eigentlich den hübschen Stadtpark am Südhang des Gassengewirrs. Hier konnte man von viel Grün und interessanten Bauten umgeben gemütlich entlangschlendern und fand interessante Ansichten mit der Kamera.
Von einer Terrasse des Giardino Pubblico fällt der Blick auf die Ausläufer der am Berg errichteten Stadt etwas abseits des historischen Stadtkerns. Selbst hier haben es nicht alle Investorenobjekte zur Vollendung geschafft.
Der öffentliche Garten versprüht eine angenehme Stimmung verblichenen, viktorianischen Glanzes, wurde er doch Ende des 19. Jahrhunderts als englischer Garten angelegt.
Während die Grünanlagen schön gepflegt daherkommen, zeigen sich die überall im Park stehenden Bauten viktoriansichen Stils in unterschiedlichen Verfallszuständen.
Interessante Details gibt es an den bröckelnden Gebäuden überall zu entdecken. Richtig gerade ist hier nichts mehr.
Als Sonnenbänke genügen die Fundamente den tierischen Bewohnern aber allemal noch. Die kleinen Drachen wuseln hier mittelmeertypisch überall herum.
Ob man hier noch auf die Veranda hinaustreten sollte?
Im Gegensatz zum touristischen Getümmel in den Gassen der Stadt, hielt es sich hier im Garten noch einigermaßen im Rahmen.
Nach dem Besuch im Park schlugen wir uns durch die langsam aufgeheizten Gassen zurück Richtung Parkhaus. Die Preisangaben für das Parkhaus waren einigermaßen irreführend gewesen und ich fürchtete schon ein wenig, mit dem Parkhaus zahle man gewissermaßen den Eintritt für die Stadt, wie das auch in anderen italienischen Touristenhochburgen der Fall ist. Am Ende waren es dann aber doch nur zwei, drei Euro für die knapp zwei Stunden. Vielleicht galt der komische Aushang, den ich mit horrenden Preisen im Parkhaus gesehen hatte, auch für irgendwelche Verstöße. So rollten wir dann wenig später wieder vom Berg hinab Richtung Autobahn, der wir anschließend in der Mittagssonne die rund 50 Kilometer nach Messina folgten. Als Ziel hatte ich den südlichen Endpunkt Gassi der einzigen Straßenbahnlinie von Messina ins Navi eingegeben. Nachdem ich auf der vier- bis sechsspurigen Einfallstraße, die von der Autobahn hinab Richtung Küstenlinie führt, mehrmals auf den unvermittelt beginnenden Linksabbieger abgedriftet war, sah ich zwischenzeitlich auch mit Hilfe eines italienischen Fahrmanövers keine Möglichkeit mehr, noch geradeaus weiterzukommen. Also gab es eine kleine Extrarunde, um wieder zurück auf die Hauptstraße zu gelangen, bevor wir die Endstation der Straßenbahn erreichten.
Die knapp acht Kilometer lange Linie wurde im Jahr 2003 eröffnet, nachdem das ursprüngliche Straßenbahnnetz der Stadt bereits 1951 eingestellt worden war. Für den Betrieb stehen 15 fünfteilige Alstom Cityways zur Verfügung, wie man sie ähnlich und in länger auch aus Turin kennt. Der südliche Endpunkt liegt unweit des Bahnhofes Gassi und Parkmöglichkeiten rund um die örtlichen Logistik- und Gewerbehallen gibt es hier ausreichend, sodass der kostenpflichtige Großparkplatz direkt südlich der Endstation mit gähnender Leere aufwartete. Wir packten kurz unsere Sachen für ein Runde durch die Stadt und waren dann gespannt, ob der gute 500X hier in diesem etwas zwielichtigen Gewerbeviertel nachher noch in einem Stück stehen würde. Aber wer will diesen Schrott schon haben… 😀
Eines der hässlichen Ungetüme stand auch schon an der Endstation bereit und einen Einzelfahrschein gab es unkompliziert am kontaktlosem VISA-Automat in der Bahn.
Die Alstom Cityway von 2003 gehören wirklich mit zu dem Schlimmsten, was der Markt für Multigelenker mit starren Fahrwerken je hervorgebracht hat. Auch optisch kommen die Fahrzeuge eher zweifelhaft daher. Wagen 08 steht in der Endstation Gassi zur Abfahrt bereit.
Die Fahrt Richtung Zentrum war dann ein Erlebnis der besonderen Art: Die Trassierung dieser Strecke sucht wirklich ihres Gleichen, wurden die Kurven doch scheinbar nur im Mindestradius und ohne jegliche Übergangsreadien verlegt, oder einfach gleich mehrere Gerade aneinandergewinkelt, um daraus eine Kurve zu formen. Das in Kombination mit den starren Fahrwerken der Multigelenker ergab so ziemlich das übelste Fahrerlebnis mit einer eigentlich “modernen” Straßenbahn, dass ich bislang erleben durfte. Besonderes Highlight sind Haltestellen mit Mittelbahnsteig, vor denen sich die beiden Gleise nicht etwa elegant aufweiten, sondern unmittelbar vor dem Bahnsteig mittels einer engen S-Kurve den nötigen Platz für den Bahnsteig zwischen den Gleisen schaffen. Aber auch die Umfahrung der Arena und des Parks via Dante war im Stile eckiger Kurven im Mindestradius trassiert und ein echter Knochenbrecher auf den Plastiksitzen der Tram. Da blieb man lieber gleich stehen. Der Fahrer konnte einem jedenfalls nur leidtun, wie er dort im Überhang des Fahrerstandes sitzend hin und her geschleudert wurde. Am Centrale verließen wir das Ungetüm für ein Tour durch die Innenstadt und einige Aufnahmen entlang der Tramstrecke.
An der Zwischenschleife am Centrale verlassen wir Wagen 08 und sehen ihn hier noch neben dem Bahnhof auf der Weiterfahrt Richtung Museo.
Zwischen dem Hauptbahnhof und der Haltestelle Palazzo Reale geht es für einige hundert Meter recht schön durch ansehnlichere Bebauung. Cityway 13 passiert hier die Piazza Felice Cavallotti an der sich allerdings keine Haltestelle befindet. Seit kurzem wird die Flotte vom ursprünglichen grau in ein aus meiner Sicht deutlich gefälligeres rot/schwarz umgestaltet. Die Mehrheit der fünf eingesetzten Fahrzeuge trug schon das neue Farbschema.
Wie wir hier so warteten bis ein Bild zur Zufriedenheit klappte, erreichte mich via Booking.com eine Nachricht unseres Gastgebers der letzten drei Nächte. Ich hatte wohl meine Jacke dort vergessen. Zum Glück wären wir die Tage eh nochmal in der Gegend, sodass wir vereinbarten, ich solle mich einfach kurz melden, wenn wir dort seien und könnte die Jacke dann abholen. Weiter ging es anschließend entlang der Tramlinie, die schon an der nächsten Ecke zum Hafen verschwenkt und fortan die nächsten Stationen recht unfotogen zwischen Hafenzäunen, Straße und der nicht gerade schönen letzten Häuserreihe hin zum Hafenbecken verläuft. So gab es vorerst eigentlich nur noch an der Verschwenkung selbst ein paar nette Ansichten, bevor die Strecke für die nächsten Stationen nichts mehr hergab.
Vor der Haltestelle Palazzo Reale schwenkt die Strecke hinüber zum Hafen. Dabei lässt sich auch eines der Wahrzeichen der Stadt mit Tram ablichten, die Stele della Madonna della Lettera. Cityway 08 kommt von Museo zurück Richtung Gassi.
Hinter der Ecke ist schon zu sehen, dass die Strecke nun erstmal dicht an der letzten Häuserreihe am Hafenbecken entlangführt und kaum Motive bietet. Cityway 08 ist Richtung Museo unterwegs.
Die Stele della Madonna della Lettera am Hafen von Messina. Im Hintergrund ist bereits das Festland zu erkennen.
Ein schönes Beispiel für die Verschwenkungen zu den Mittelbahnsteigen findet sich an der Haltestelle Municipio. Richtung Museo hat Cityway 05 das Glück, nicht durch die S-Kurve rucken zu müssen. Mit etwas Glück kann man an diesem Streckenabschnitt auch riesige Kreuzfahrtschiffe neben der Straßenbahn ablichten. Heute stand aber nichts größeres an den Anlegern.
An der Haltestelle Municipio verließen wir dann die Straßenbahntrasse und bogen für ein wenig Sightseeing in die Innenstadt ab. Neben dem rustikalen Charme einer Hafenstadt, von dem wir nun schon eine gute Dosis abbekommen hatten, hat Messina auch durchaus sehr ansehnliche Ecken, von denen wir ohne übergeordneten Plan zu einigen hinschlenderten.
Wo wir schon beim Rathaus sind, noch eine fast unglaubliche Anekdote zur Tram: Der Bürgermeister wollte den Betrieb nach nur rund 15 Jahren im Jahr 2019 wieder einstellen, da der Zustand inzwischen aufgrund fehlenden Unterhalts vollkommen abgerockt war und man nicht mehr für die Betriebskosten aufkommen wollte. Nur eine großzügige Geldspritze aus Rom konnte dies recht knapp noch verhindern. Wirkliche Verbesserungen sind seither allerdings auch nicht erkennbar. Stattdessen ist nun eine Verlängerung der Strecke im Norden in Diskussion. Das mutet auch schon wieder leicht mafiös an: Erstmal irgendwas bauen, damit sich ein paar Cousins(?), die zufällig die passenden Baufirmen haben, eine goldene Nase verdienen können, für Betrieb und Unterhalt fühlt sich dann aber niemand (monetär) verantwortlich. Gewisse Parallelen zur FCE sind unverkennbar. Man bedenke auch, dass man hier ursprünglich über 15 betriebsfähige Fahrzeuge verfügte, von denen derzeit in einem vollkommen krummen 17-Minuten-Takt nicht einmal die Hälfte zum Einsatz kommt. Ein Takt, der dem Fahrgastpotenzial entlang der Strecke nicht annähernd gerecht wird und zudem noch mit ständigen Unregelmäßigkeiten und Fahrtausfällen zu glänzen weiß…
Eines war heute extrem kurz gekommen heute: Essen und Kaffee. Wir hatten uns bisher irgendwie mit Nüssen und anderen Resten aus dem Auto über Wasser gehalten, aber nun durfte doch mal was Ordentliches her, um die Lebensgeister wieder zu wecken. An der Straße gegenüber dem Dom fand sich auch sogleich eine ansprechende Panineria, deren lange Schlange vor der Theke nur Gutes verheißen konnte. Da es nun eh wie angekündigt langsam aber sicher zuzog, nutzten wir die Wartezeit, bis der Dom noch einmal für ein Foto in der Sonne wäre, für leckere Paninis. Der Inhaber stellte nach Wunsch aus gefühlt zwanzig verschiedenen Schinkensorten, Mozzarella und Tomaten leckere Paninis zusammen. In einem Nebenzimmer war natürlich auch noch eine Siebträgermaschine verstaut, aus der uns zwei Americano herausgelassen wurden. Gestärkt konnten wir dann anschließend einen der letzten Sonnenspots für den Dom nutzen und einen kleinen Spaziergang hinauf zur Santuario Parrocchia S.Maria Di Montalto starten.
Weiter geht es durch die Stadt zum Duomo. Nachdem eine Schülergruppe weitergezogen war, war es auch hier erstaunlich leer. Es lagen heute auch keine Kreuzfahrtschiffe im Hafen, was die angenehme Leere der Stadt im Gegensatz zu anderen Orten auf dieser Insel erklären dürfte. Wenn da so ein Hochseeriese kotzt und tausende Tagestouristen auf die Stadt loslässt, sieht das bestimmt ganz anders aus.
Für einen Ausblick über die Stadt erklommen wir den Hügel auf der die Santuario Parrocchia S.Maria Di Montalto über der Bucht thront. Hier fällt der Blick auf den Nachbarhügel mit dem Tempio di Cristo Re.
Blick hinab Richtung Hafen und Dom.
Einen kleinen Eindruck von Messina hatten wir nun gewonnen. Sicher gäbe es noch unzähliges mehr zu entdecken, aber diesen Anspruch hatten wir gerade nicht und so schlenderten wir zurück hinab zur Tram und schauten dabei noch zum Neptunbrunnen, der sich direkt neben der Trasse an der Promenade befindet. An der Haltestelle für die Rückfahrt wurde es dann sehr zäh. Scheinbar hatten wir einen der ausfallenden Kurse erwischt, sodass nach Bild am Netpunbrunnen erstmal eine halbe Stunde keine Bahn mehr kam.
Zurück an der Hafenlinie ein Blick auf den Neptunbrunnen.
Am Neptunbrunnen wechselt die Straßenbahn die Straßenseite und verläuft einige hundert Meter nicht mehr an der Häuserreihe, sondern direkt an der hier beginnenden Promenade
Cityway 05 wurde von zwei Seiten aufgenommen unterwegs nach Museo.
Dann hieß es an der Haltestelle Boccetta lange Warten, schien doch einer der Kurse im 17-Minuten-Takt auszufallen. Zeit, noch einmal einen Blick auf die Stele della Madonna della Lettera zu werfen.
In Gegenrichtung kam dann zumindest schon mal wieder etwas gefahren, irgendwann würde also wohl auch mal ein Kurs Richtung Gassi zurückkommen. Cityway 13 passiert eines der Hafengebäude. Auch hier wieder völlig ohne Not ein brutaler Knick im Gleis Richtung Gassi.
Irgendwann kam dann auch mal was Richtung Gassi. Wir fuhren aber im ersten Versuch nur bis Cairoli mit, wo mir schon auf der Hinfahrt eine recht interessante Installation hinter der Haltestelle aufgefallen war. Hier übersprangen wir einen Kurs und nahmen die Gegenbahn rund um die Haltestelle im Einkaufszentrum der Stadt auf.
Rund um die Piazza Cairoli und die darauf zulaufende Viala San Martino befindet sich das Einkaufszentrum der Stadt mit verkehrsberuhigten Bereichen, diversen Stores und Restaurants. Die Straßenbahn verschwindet ab hier auf der Viale San Martino in einer Palmenallee. Cityway 05 verlässt die Haltestelle Richtung Gassi.
Wenig später kommt Cityway 12 durch die Palmenallee entgegen.
Cityway 12 an der Haltestelle auf der Piazza Cairolo.
Hinter der Haltestelle grenzt ein interessantes Konstrukt aus luftiger Überdachung und Wasserspielen an, die von der Straßenban durchfahren werden.
Dahinter knickt die Strecke zum Schwenk über den Bahnhof ab. Natürlich typisch Italien nicht ohne ewige Standzeiten vor jeder Ampel.
Es wurde nun ohne Sonne und im Seewind doch langsam frisch im T-Shirt, das beim Sonnenschein vorhin noch die einzige Option gewesen war. Wir beendeten daher unseren Besuch hier in Messina und fuhren mit der nächsten Bahn bis zur Endstation. Das zumachende Wetter begünstigte unseren Plan, heute noch bis Cefalù zu fahren und Johannes buchte während der Fahrt schon mal eine Unterkunft in dem bekannten Städtchen etwa mittig an der Nordküste. Die fast 150km Autobahn liefen dann gewohnt zäh. Nicht etwa wegen Stau, sondern weil Großteile des sizilianischen Autobahnnetzes in einem ähnlich beklagenswerten Zustand sind, wie die Straßenbahn von Messina. Besonders die Küstenautobahn besteht dabei aufgrund der zerklüfteten bergigen Landschaft auch fast durchgehend aus Ingenieursbauten, also abwechselnd aus Brücken und Tunnels, in die sämtliche Instandhaltung seit dem Bau ausgeblieben zu sein scheint. So geht es alle paar Kilometer auf die Brücke der Gegenfahrbahn oder umgekehrt, da die jeweils andere schon vom Einsturz bedroht zu sein schein. Auf anderen Brücken sind zwar noch beide Fahrtrichtungen befahrbar, dafür aber nur jeweils eine Spur, vermutlich um die Belastung zu reduzieren. Das gleiche Spiel bei den Tunnels, von denen meist nur noch eine Röhre oder je Röhre nur eine Fahrspur freigegeben ist. Das war doch alles in sehr bedenklichen Zustand. Da abseits der Tunnels nahezu das ganze Autobahnnetz auf Brücken aufgeständert ist, kann man sich in etwa vorstellen, wie wenig das Ganze noch mit einer klassischen Autobahn zu tun hat. In den monoton wiederkehrenden Schlägen der Brückenschweller holpert man dann so durch das Land. Und auch das sind keine Brückenschwellen, die man nur akustisch wahrnimmt, sondern eher welche, bei denen man durch die extrem kurzen Abstände und tiefen Schläge aufpassen muss, nicht seekrank zu werden. Mit den teilweise zugelassenen 130 sollte man die Schwellen oftmals eher nicht nehmen…
An all den Schäden und Engstellen wurde auch zu 90% nicht gebaut, sondern es schien schon seit vielen Jahren der Normalzustand zu sein angesichts des Grünzeugs, das da teilweise so aus dem Asphalt wuchs. Eigentlich unvorstellbar, dass das alles jemals saniert werden kann. Es würde in weiten Teilen einem Neubau gleichkommen und machte nicht ansatzweise den Eindruck, als würde das Problem mit dem notwendigen Nachdruck angegangen. Eher gewann man das Gefühl, da wird halt noch solang irgendwie gefahren wie es geht und dann wird’s dicht gemacht. Wenigstens schien es den Sizilianern dann doch zu peinlich, für diese Schrottpisten noch Maut zu nehmen, sodass weite Abschnitte des Autobahnnetzes kostenlos sind.
Auf der fast zweistünden Fahrt regnete es dann auch ein bisschen vor sich hin und ich durfte mit Erstaunen feststellen, dass die Scheibenwischer des FIATs noch top in Schuss waren, was ich beim eher trockenen und staubigen Sommerklima und den bereits 70tsd abgerissenen Kilometern des Wagens nun als allerletztes erwartet hätte.
Hinter Cefalù verließen wir die Autobahn und fuhren das kurze Stück zurück zum Ort. Es war inzwischen 19 Uhr und plötzlich brach wieder die Sonne unter den Wolken durch und offenbarte neben der Straße an der Küste einen genialen Blick auf die markante Silhouette des Ortes mit dem Dom und dem Rocca di Cefalù. Es war gleich klar, dass diese geniale Abendstimmung nur wenige Minuten anhalten würde. Das konnten wir uns nicht entgehen lassen. Schnell die Fahrt zur Unterkunft abgebrochen, das Auto bei nächster Gelegenheit abgestellt und zurück zum Durchblick durch das Gestrüpp auf die Küste gelaufen. Wenige Meter weiter führte sogar eine Treppe runter zum Strand, sodass wir die letzten Sonnenstrahlen des Tages auch noch von Meereshöhe aus mit Blick auf Cefalù genießen konnten.
Nach zwei Stunden Fahrt durch Regenwetter kommen wir genau passend zur durchbrechenden und wenig später untergehenden Abendsonne in Cefalù an.
Über eine Treppe geht es noch schnell hinunter zum westlichen Ende der Strandpromenade.
Dicht gedrängt an den Rocca di Cefalù steht die Stadt samt Dom direkt am Meer.
Was für ein genialer Moment zum Abschluss dieses fotografischen Tages. Anschließend ging es die letzten Meter zur Unterkunft in das Gewühle der Gassen der kleinen Stadt. Zielsicher fuhren wir natürlich beim ersten Versuch an der Unterkunft vorbei zu irgendeiner falschen Adresse. Beim zweiten Anlauf klappte es dann aber und die Betreiberin rief auch schon an wann wir kämen und lotste uns sogleich auf den Parkplatz. Das Zimmer mit riesiger Dachterrasse war zum Off-Season- und Spontanbucher-Preis wirklich sein Geld wert. Highlight war aber die Feuerleiter auf die nächste Stufe des Daches unter der ein großer Blumenkübel mit riesigem Kaktus stand. Dafür war am oberen Ende der Feuerleiter aber eine Wasserflasche befestigt. Wenn man also wegen dem Kaktus schon nicht runterkommt, hat man wenigstens einen Liter Wasser um den Brand selbst zu löschen 😀 Aus der obligatorischen Esspressomaschine des Zimmers gab es auf erwähnter Dachterasse über dem inzwischen im Dunkeln versinkenden Ort beim Rauschen der Wellen ein Koffeinsüppchen.
Mit der Empfehlung des Hauses und einem Gutschein für das entsprechende Restaurant liefen wir mal zur Promenade hinüber. Jede Wette, dass das Restaurant von einem irgendwie Verwandten betrieben wurde 😀 Sah aber erstmal nicht schlecht aus und vor allem konnte man wunderbar auf der Promenade beim Rauschen der im Dunkeln auflaufenden Wellen sitzen. Meine Bestellung aus wiedermal mehreren Nebenspeisen, unter anderem einem Pilzrisotto, war auch sehr schmackhaft. Johannes hatte wohl mit seinem Fisch etwas weniger Glück. Nebendran spielte ein Mädchen mit dem Kellner Fußball, während die Eltern noch Aßen – das war schon wieder Italien pur hier, obwohl mitten in einer Touristenhochburg. Ein wenig Sorge um die umstehenden Tische musste man sich aber schon machen, ein neuer Messi schien da jedenfalls nicht heranzuwachsen…
Mittlerweile schon nach zehn, schlenderten wir bald zurück zur Unterkunft. Ich besorgte noch etwas Bargeld am Automaten an der Hauptstraße, damit uns ein Malheur wie heute Morgen nicht noch einmal bevorstand und dann war auch bald Schicht.
Morgen wollen wir uns zunächst hier in Cefalù und auf dem Rocca umsehen, bevor es an der Nordküste weitergehen soll. Geplant war ein Besuch in Palermo und dann der Schwenk ins Inland, um spätestens Übermorgen in einem Bogen zurück zum Ätna zu kommen. Wie es morgen in weiten Teilen anders kam als geplant, davon erzählt dann der nächste Teil auf diesem Kanal.