Heute starten wir den zweiten Anlauf an der FCE. Nach dem Tagesstart bei Bronte widmen wir uns erstmal dem am dünnsten Befahrenen Streckenabschnitt von Randazzo nach Riposto.
Montag, 8. April 2024
Der Tagesstart unterschied sich nicht von gestern, denn Ziel war noch immer, die ersten Züge bei Licht aus und nach Randazzo im Lavafeld südlich von Bronte abzupassen. Heute genehmigte ich mir vor dem Aufbruch aber noch einen Kaffee aus der Espressomaschine um die ersten Stunden des Tages ohne weiteres Frühstück zu überstehen. Die Zuwegung war uns nun auch schon bekannt und da es gestern etwas knapp gewesen war, hatte ich für heute ein paar Minuten mehr Puffer eingeplant, um durch die drei Ampelbaustellen zwischen Randazzo und Maletto zu kommen. Beeindruckend dabei eine ganze Schlange an Autos, die die längst umgesprungene Ampel an einer der Baustellen noch ganz lässig bei rot nahm – ein Carabinieri, den es ebenfalls nicht im Geringsten juckte, inklusive 😀 Das war selbst mir, der sich recht schnell im Verkehr anderer Länder akklimatisiert, etwas zu viel und ich hielt dann doch mal vor der roten Ampel. In diesen Baustellen kamen uns die Tage übrigens mehrfach mitten in der Baustelle Fahrzeuge entgegen, obwohl wir längst grün hatten. Ein ganzer Reisebus war dabei das Highlight.
Wir schafften es mehr als rechtzeitig zum Lavafeld, sodass wir uns noch strategisch aufteilen konnten und ich noch wie geplant um die Ecke herumlief zu meinem angedachten Motiv. Ein Vorgehen, das wir an vielen Stellen wiederholten. So konnten wir bei den wenigen Zugfahrten wenigstens noch das Maximum rausholen, denn oftmals liegen verschiedene Stellen hier nur wenige hundert Meter auseinander. Der Zug TR.6 mit Start in Randazzo um 7.15 ließ sich dann aber noch etwas Zeit: Planmäßige Abfahrt in Bronte Castello wäre um 7.45 gewesen, Ankunft in Adrano Nord um 8.09. Um 7.55 kam er dann bei uns durch. Das dürfte zumindest sportlich geworden sein bis Adrano.
ADe 18 kommt als TR 6 als zweiter Zug des Tages aus Randazzo Richtung Catania durch. Der noch frühere Zug mit Abfahrt 5.57 dürfte auch hier südlich von Bronte noch im Dunkel abgehen Anfang April. Aber auch jetzt um kurz vor acht ist noch schönstes Morgenlicht in der atemberaubenden Lava-Landschaft.
Johannes passte den ADe 18 um die Ecke herum ab, wo wir gestern Morgen vergebens gewartet hatten.
Das war schon einfach genial hier im Lavafeld: Die Landschaft, das Wetter, die urigen FIAT-Triebwagen. Mehr konnte man sich nicht wünschen, sodass wir auch für die beiden nächsten Leistungen noch hierbleiben wollten. In der Zeit von kurz vor acht bis halb zehn kommt wenigstens etwa ein Zug pro Stunde. Natürlich nicht je Richtung, aber Nachschüsse sind hier ja kein Problem mehr, seit die letzten Beiwagen abgestellt wurden.
Ich versuchte also mal etwas an Höhe zu gewinnen und erklomm einen der Lavahügel. Einen Hügel weiter vorn betrat dann wenig später Johannes die Bildfläche. Ein wenig rang ich die ganze Zeit, ob sich es noch etwas seitlicher versuchen sollte, um dabei etwas von dem überall gelb blühenden Ginster(?) ins Bild zu bekommen. War der Zug eben noch halbwegs pünktlich gewesen, hatte die Gegenrichtung nun hoffnungslos Verspätung. Als ich mich dann aber endlich dazu durchgerungen hatte, die seitliche Perspektive noch anzuschauen, kam vom Hügel weiter vorn der warnende Ruf einer Zugsichtung. Also schnell die paar Meter wieder zurück geklettert.
Einsamer Fotograf in grandioser Lava-Landschaft. Gibt schlimmere Orte, auf einen verspäteten Zug zu warten…
Diesmal hatte Johannes von seinem Ausguck aus die erste Auslösung auf den TR 5 aus Catania, gebildet aus ADe 15 und 16. Schön mit dem nicht modernisierten und altfarbenen ADe 15 voran – das gefiel!
Ich hatte dann mehr oder wenig doch noch eine recht ähnliche Ansicht wie bei der ersten Aufnahme, nun von etwas weiter oben gesehen.
Auch die seitliche Perspektive durch das Lavagestein bot sich noch an. Mit planmäßiger Ankunft in Bronte Castello um 8.12 und Durchfahrt bei uns um ’33 war der TR 5 nun doch schon massiv verspätet.
Durch die massive Verspätung war es jetzt wenig sinnvoll für den eigentlich mit 1:20h folgenden TR 7 aus Catania einen großen Ortswechsel zu versuchen. Hier gab es eh noch genügend Motive und die Wartezeit wäre dann wenigstens nicht gar so lang. Ich erklomm daher mal den nächsten Hügel oberhalb einer großen Kurve, ohne einen Plan, wie ich dort jemals wieder herunterkommen sollte. Zumindest nicht auf dem Weg, den ich hochgenommen hatte, denn der führte seitlich an einem fein gerölligen Hang entlang. Das ist ja so eine Sache auf diesem Lava-Gestein: Einerseits hat man erstklassigen Grip mit den Schuhen, andererseits ist das Zeug mit den Händen berührt bestes Schmirgelpapier. Und dort wo keine massiven Felsen sind, hat man häufig recht lose Geröllhänge, die nur so mäßig gut zu bezwingen sind, egal ob rauf oder runter. So bahnt man sich immer etwas planlos suchend den vermeintlich besten Weg durch das recht unwegsame Gelände.
Nur eine knappe Stunde später fällt der Blick auf den nun ebenfalls nach Randazzo zurückfahrenden ADe 18 von heute Morgen. Aus nun bodennaher Perspektive hatte wieder Johannes den ersten Schuss.
Ich erwartete den FIAT derweil an der eleganten Außenkurve gut hundert Meter weiter von einem Lavahügel aus, diesmal auch mit Ginster im Vordergrund, auch wenn dieser noch nicht in voller Blüte stand. Die große Frage ist dabei, wie der ADe 18 das geschafft hatte, denn vorhin war der hier als TR 6 nach Catania Borgo mit Ankunft dort um 9.15 durchgekommen. Nun kam er als TR 7 mit Abfahrt in Catania Borgo um 8.05 durch. Der musste also irgendwo die Pofalla-Wende gemacht haben und stattdessen irgendwas anderes nach Catania hinuntergefahren sein.
Der Blick folgt dem FIAT noch durch die nächsten S-Kurven. Auch akustisch ein Hochgenuss, wenn sich die Triebwagen hier durch die wechselnde Steigung kämpfen und dabei immer wieder mit lautem Brüllen vom Leerlauf aus den Gang einlegen.
Nun war hier die große Pause. Der nächste Zug Richtung Randazzo würde erst in über vier(!) Stunden durchkommen und auch Richtung Adrano/Catania wären es noch zwei Stunden, nachdem der letzte Zug in diese Richtung nun auch schon fast zwei Stunden her war. Ein wirklich klägliches Angebot, bei dem einem echt die Tränen kommen könnten angesichts der hervorragend trassierten Strecke, die der gut befahrenen Straße durchaus Konkurrenz machen kann.
Für uns war nun also Zeit für ein Frühstück und anschließend wollten wir an den Abschnitt Richtung Riposto wechseln. Zurück durch die drei Baustellenampeln ging es in Randazzo ins B&B und es wurden erstmal mit viel gutem Zureden ein paar Americanos aus der Espressomaschine gelassen 😀 Die üblichen süßen Stückchen dazu standen bereits auf einem der drei Tische in der großen Gemeinschaftsküche, die weiterhin uns allein gehörte. Den TR.10 mit Abfahrt 10:58 Richtung Catania ließen wir während des Frühstücks ziehen. Da wir mit dem Mittagszug in die entgegengesetzte Richtung nach Randazzo starten wollten, mussten wir einen Zug hier auslassen, wollten wir nicht das ohnehin schon verspätete Frühstück komplett ausfallen lassen. Aus dem großen Panoramafenster sahen wir den Zug aber direkt an unserer Terrasse Richtung Catania abdüsen. Rechtzeitig vor dem Start des TR.13 Richtung Riposto liefen wir mal an den Bahnhof rüber, um von der Brücke und der anderen Seite noch das Bahnhofsbild aufzunehmen, dass inzwischen halbwegs im Licht sein müsste. Die Doppel aus ADe 13 und 19 und eines aus 16 und 15 standen im Bahnhof herum, ersteres auch recht fotogen für den Bahnhofsblick. Für die Fahrt Richtung Riposto hofften wir aber auf das Doppel aus 16 und 15, mit dem altfarbenen ADe 15 vorweg.
Mal keiner der unzähligen originalen Pandas, sondern ein “echter” 500 stand am Weg vom B&B zum Bahnhof fotogen am Straßenrand.
Im Bahnhof Randazzo stand das Doppel aus ADe 13 und 19 recht fotogen abgestellt und wartete auf nachmittägliche Aufgaben Richtung Catania.
Im Abstellgleis warteten noch ADe 15 und 16. Angesichts der baldigen Abfahrt um 12:15 Richtung Riposto, müsste aber schon bald das Sägen Richtung Bahnsteig beginnen.
Am Weg zum Auto, um ins erste Motiv zu starten, brummte uns dann unser Gastgeber zufällig, stilecht auf einem Piaggio, entgegen. Ein freundlicher Gruß, die Frage ob alles in Ordnung sei und ich konnte noch schnell die Frage anbringen, ob wir das Zimmer noch eine Nacht verlängern könnten. Durch den “verlorenen” Tag gestern, hätten wir hier noch genug zu tun und das Wetter sah mal mindestens auch für morgen noch perfekt aus. War kein Problem, Bezahlung dann am Besten in Bar. Ein lukratives Geschäft, so konnte er sich mindestens die Booking-Gebühr sparen – wenn nicht mehr 😉 Nur die Mafia bekommt sicher immer ihren Anteil, da versucht man keine Tricks…
Als erstes wollte ich ein Motiv zwischen Passopiciaro und Solicchiata am Ende einer langen Stichpiste in ein ehemaliges Lavafeld versuchen. Wie fast alles an dieser Strecke, eine in der Szene bestens bekannte Stelle im halb überwucherten Lavafeld mit diversen Ruinen dazwischen. Ich setzte mich selbst an der Stichpiste ab und Johannes fuhr zurück zu einem der drei hier dicht aufeinander folgenden “Straßenmotive” direkt bei Passopiciaro. Gemütlich schlenderte ich die Piste hinunter und kämpfte mich an deren Ende etwas ins Gestrüpp, bis ich die passende Position gefunden hatte. Schön Anfang April, wenn das selbst in der Mittagssonne nicht zu Qual wird.
Nach einem CL-415-Löschflugzeug kam auch bald der Zug durch, zu meiner Freude mit dem orangen ADe 15 voran. Irgendwie quimelte es schon jetzt Anfang April überall in den Hängen vor sich hin, weshalb vermutlich auch die CL-415 unterwegs war. Einen Löschhubschrauber hatten wir die Tage auch im Einsatz gesehen. Man fragt sich nur, wie hier jetzt schon Brände entstehen können. Gut, es war staubtrocken und teils extrem windig. Aber Anfang April? Oftmals sah es auch eher so aus, als würde bewusst irgendwas abgefackelt werden in den Olivenhainen oder Hinterhöfen. Vielleicht gerät das bei dieser Trockenheit hin und wieder außer Kontrolle? In den meisten Fällen wird wahrscheinlich einfach Müll verbrannt. Immer noch besser, als es der nicht vorhandenen sizilianischen Abfallwirtschaft zu überlassen, die den Müll dann auf welchen Wegen auch immer wieder in die “Freiheit” entlässt. Ein echtes Problem hier, das ich so noch nirgends in Europa erlebt habe. Selbst Bulgarien, dahingehend auch alles andere als ein Musterschüler, war dagegen irgendwie noch harmlos. Für die Touristen wird an den Hotspots und Stränden für die Insta-Werbung natürlich einigermaßen aufgeräumt, aber wirklich weit muss man nicht gehen, um selbst auf öffentlich problemlos zugänglichem Gelände durch Berge aus Müll zu waten. Das vergessen die Influencer natürlich in ihren Stories zu erwähnen…
Aber zurück zur FCE. Wir waren stehengeblieben beim Doppel aus ADe 15 und 16 bei Passopiciaro:
Auch in den älteren Lavafeldern trifft man immer wieder auf verfallene Ruinen, während sich die Natur ihren Teil schon recht weit zurückgeholt hat.
Gemütlich spaziere ich von der SS120 die Stichpiste Richtung FCE-Strecke hinüber.
Den ersten Schuss auf das Doppel aus ADe 15+16 hat indes Johannes, der weiter vorn an einem der drei Straßenmotive von Passopisciaro stand.
Wenig später eilt das Doppel auch bei mir durch das recht alte und inzwischen fast vollständig überwachsene Lavafeld zwischen Passopiciaro und Solicchiata.
Für die weitere Verfolgung fuhr Johannes zum Glück soweit es die Stichpiste und der dort abgeladene Müll zuließen zu mir rüber. So konnten wir dem Doppel schnell nachsetzen, aber wirklich einträglich sind die Verfolgungen der Züge hier eben nicht. Besonders die Ortsdurchfahrten durch die beiden großen Orte an diesem Streckenteil, Linguaglossa und Piedimonte Etneo kosten extrem viel Zeit. Abgesehen von den lächerlichen BÜ-Stopps des Zuges, ist der auch einfach flott unterwegs auf der exzellent trassierten Strecke. Richtig viele Motive hat es hier hinten ohne ein paar Minuten Zeitaufwand auch nicht, zumindest für uns nicht mehr erreichbar, denn wir hatten erst bei Piedimonte-Etneo wieder ausreichend Vorsprung. Da ich hier hinten für diese Leistung dann gar nichts auf dem Zettel hatte, schauten wir einfach mal in den Bahnhof. Gleiches Spiel dann am Streckenende in Riposto, nachdem wir uns mühsam über Sträßchen zur Küste und durch Riposto hindurch gequält hatten. Wir merkten schnell, dass die Zugverfolgungen hier ein ziemliches Rumgegurke sind. Zwischen Randazzo und Adrano eh fast aussichtslos, schafft man auch zwischen Riposto und Randazzo kaum mehr als zwei oder drei Aufnahmen eines Zuges. Aber der Fahrplan lässt kaum etwas anderes übrig, als es zumindest in diesem Abschnitt zu versuchen.
In Piedimonte Etneo haben wir den TR.13 wieder eingeholt. Vielmehr, als uns zum Bahnhof durchzuschlagen und mal die Lage zu erkunden, blieb aber nicht.
Gleiches Spiel am Streckenende in Riposto: Fast zeitgleich mit uns lief der Zug im Bahnhof ein, nachdem wir uns durch das Straßenlabyrinth des Küstenortes geschlängelt hatten. Die roten Zugschlussblenden hatten schon die Seite gewechselt und markierten nun den altfarbenen ADe 15 als hinteres Fahrzeug.
Die Zugmannschaft freute sich über die Fotografen und grüßte freundlich bei der kurzen Pause in Riposto.
Für die Rückfahrt wollte ich bisschen was am Bahnhof Cerro versuchen. Der Bahnhof markiert quasi das Ende der “Steilstrecke” von der Seehöhe bei Riposto hinauf ins Hinterland des Ätnas. Die drei großen “Unterwegsorte” Fiumefreddo Sicilia, Piedimonte Etneo und Linguaglossa liegen dann bereits hinter dem Zug und besonders hinter uns, sodass wir die Chance hätten, den Zug im Folgenden noch ein-, zweimal zu überholen und ein paar Straßenmotive abzugrasen. Die unzähligen Pandas hörten wir am Weg nach Cerro in den drei großen Orten bald auf zu zählen. Unsere Schätzung belief sich schlussendlich auf etwa ein Zehntel aller Fahrzeuge, wobei nicht wenige davon noch die ursprüngliche, klassisch kantige Karosserievariante in den unterschiedlichsten, abgerockten Zuständen war. Das absolute Highlight war einer der original Pandas vor uns in Piedimonte Etneo: Der peizte ohne nur ans Bremsen zu denken mit locker 50 Sachen über den Bahnübergang, der mitten im Ort die Hauptstraße kreuzt. Erstmal nicht ungewöhnliches, außer man weiß, dass die Strecke hier in Kurvenlage deutlich überhöht ist und zudem nicht im 90-Grad-Winkel, sondern im 45-Grad-Winkel kreuzt. Den Panda hat’s aber einmal komplett durch die Gegend geworfen. Ob da alle vier Räder noch durchgehend Bodenkontakt hatten, darf zumindest bezweifelt werden. Einfach ein großartiges Schauspiel wie der da wild tanzend rüber gehüpft ist mit dem einmal komplett durchgeschüttelten Fahrer 😀
Die Verfolgung hinter Cerro klappte dann mit einem hohen Maß an Eile auch wie geplant, sodass wir zunächst nach einigem Warten in Cerro noch das Motiv am Landgut bei Passopisciaro und das bekannte Lava-/Ruinenmotiv vor Randazzo abhaken konnten.
Johannes hat an der Einfahrt zum Bahnhof Cerro wiedermal den ersten Blick auf den Zug, nun mit dem modernisierten ADe 16 führend auf Höhe des “neuen” Einfahrtsignals.
Die Funktion des neuen Einfahrtsignals ist derweil identisch zu seinem verrosteten Ausfahrtsäquivalent beim Nachschuss: nicht vorhanden. Wenigstens eine ansprechende Lost-Place-Stimmung kann das alte Formsignal des Bahnhofs Cerro aber vermitteln. Gut versteckt hinter dem mittigen Felsbrocken hatte ich derweil Stellung direkt an der Bahnhofseinfahrt bezogen.
Die Szenerie aus meiner Perspektive an der Bahnhofseinfahrt. Was das Gerät links am Bildrand mal gewesen war, erschloss sich mir nicht.
Und der Nachschuss in den Bahnhof. Wegen einer kreuzenden Schotterpiste musste der Zug an der Bahnhofsausfahrt anschließend erneut einen Stopp einlegen und das übliche, lächerliche Prozedere aus anhalten, pfeifen und wieder durchbeschleunigen absolvieren. Irgendwie muss man die Fahrzeiten ja künstlich in die Höhe treiben, damit der Bus auf der Straße schneller ist. Zu dieser Schikane passt auch das Abschalten des gesamten, erst wenige Jahre alten Signalsystems auf dem Streckenabschnitt Randazzo-Riposto. Hier darf sich seither nurmehr ein einziger Zug auf dem gesamten Abschnitt befinden. Nicht das noch jemand auf die Idee kommt, das Fahrplanangebot wieder zu verbessern. Denn ohne Weiteres wieder in Betrieb nehmen, lassen sich die Anlagen sicher nicht, so wie sie teilweise aussahen.
Bei Passopisciaro hatten wir die Fuhre wieder ein. Die heute übliche Abfolge: Johannes mit dem ersten Bild vor dem Erreichen des markanten Landgutes.
Und meine Wenigkeit am Ende der langen Geraden mit dem Motiv dominierenden Landsitz rechts der Straße.
Mit einem sportlichen Manöver klappte sogar noch der Klassiker im Lavafeld vor Randazzo, dass die Stadt im Jahr 1981 nur um knapp verfehlte. Wenig später erreicht der Zug, ausnahmsweise sogar mit Anschluss nach Catania, dass Ende seiner Fahrt in Randazzo. Zumindest wenn der Zug nach Catania warten würde, denn mit fast zehn Minuten Verspätung wäre der zweiminütige Übergang in Randazzo nicht zu schaffen.
Wir wollten auch die zweite und letzte Nachmittagsrunde noch hier an der Strecke Richtung Riposto mitnehmen um so zumindest an die wichtigsten Nachmittagsmotive schon einmal einen Haken setzen zu können. Sooo viel Zeit bleib auch gar nicht, denn der TR.21 legt planmäßig um 15:06 in Randazzo ab. Aufgrund der durchgehenden Verspätungen über den ganzen Tag rechneten wir nicht damit, dass der nun auf die Minute fahren würde und liefen noch einmal meine erste Stelle von der vorherigen Runde an der Stichpiste ins Lavafeld an. Am Nachmittag ergibt sich dort ein schöner Blick in die Gegenrichtung mit dem Bergdorf Castiglione di Sicilia im Hintergrund, das wir gestern schon auf unserer “Kulturrunde” aus verschiedensten Perspektiven gesehen hatten. Dumm nur, dass der Vulcano in Randazzo wohl schon bereitgestanden hatte und direkt nach Einfahrt unseres verspäteten Zuges durchgestartet sein musste. So war ich im Gewirr aus Stachelgestrüpp, wackligen Ruinen und scharfkantigen Lavabrocken noch am Suchen der richtigen Perspektive, als der Vulcano schon von hinten angesäuselt kam. Da Johannes schon an einer der möglichen Optionen Stellung bezogen hatte, verzichtete ich darauf, noch waghalsig irgendwo hinzuhechten, denn das endet in beschriebener Umgebung schnell unangenehm.
Die zweite Nachmittagsrunde nach Riposto durfte Vulcano 004 übernehmen. Nehmen wir auch gern mal mit, nur in einigen Motiven ist der halt einfach ein bisschen lang. Zwischen Passopiciaro und Solicchiata ergibt sich ein weiter Landschaftsblick bis hinüber nach Castiglione di Sicilia.
Ein Pflichtmotiv hatte ich für diese späte Runde: Den Meer- und Kirchenblick bei Notara. Also hinter all den nervigen Ortsdurchfahrten. Da blieb, obwohl von hieraus recht weit entfernt, wieder nicht viel Luft zum Trödeln. Hinter Piedimonte Etneo ging es diesmal also über noch kleinere Sträßchen zu der kleinen Ansammlung von Häusern und einer Kirche hinüber, die das Motiv markieren sollten. So ganz klar war nicht, ob, wie weit und aus welchem Grund man das Sträßchen nach oberhalb der Strecke nun noch befahren durfte, aber mehrere durchkommende Autos störten sich nicht an unserem an der Serpentine abgestellten Fiat. Wiedermal gut, so ein “Undercover-Fahrzeug” zu haben 😀
Trotz der weiten Distanz zum letzten Motiv mussten wir nur wenige Minuten warten, während unten an den Gleisen zwei Figuren einen kleinen, dem Hang abgetrotzten Kartoffel(?)acker bearbeiteten und dabei waren, Wasserleitungen zu den Pflanzenreihen zu legen. Dabei liefen sie immer wieder am Gleis auf und ab und natürlich mitten durch’s Motiv. Es blieb ein Hoffen, dass sie im rechten Moment weit genug abseits stehen würden, um nicht zu stören. Mit dem Tönen des Vulcanos zogen sie sich dann wirklich ausreichend weit zurück und tarnten sich, wie bestellt, sogar etwas hinter einem Busch. Das Motiv war optimal im Kasten.
Vulcano 004 rollt hinab auf Seehöhe und passiert dabei das kleines Dorf Notara kurz vor Santa Venera. Der zugehörige, ehemalige kleine Haltepunkt Santa Venera etwa hundert Meter weiter scheint nicht mehr bedient zu werden. Im Hintergrund thront wie schon gestern Taormina oberhalb der Küste.
Nachschuss mit der Kirche von Notara. Hinter der Kurve befindet sich der kleine, aufgelassene Haltepunkt. Im Hintergrund an der Küste kann man schön das Ziel der Strecke Riposto erkennen mit seiner markanten Hafenmauer, auf der wir gestern noch herumgelaufen waren.
Folgen musste wir dem Vulcano nun nicht mehr, das Gegurke hinab zu Küste konnten wir uns sparen. Stattdessen fuhren wir schon einmal durch die erste der beiden nervigsten Ortsdurchfahrten hindurch und postierten und am Haltepunkt von Terremorte zwischen Piedimonte Etneo und Linguaglossa. Auch so ein Lost Place. Im offiziellen Fahrplan der FCE steht der wie so viele Haltepunkte nicht mehr drin. Ob noch gehalten wird, wenn man am Bahnsteig steht und winkt? Zumindest vor dem ehemaligen Bahnhof, denn dort befindet sich wieder eine der lächerlichen, technisch nicht gesicherten Straßenkreuzungen, an denen gehalten werden muss.
Während ich so am Rand zukünftiger Weinreben wartete, kam dann auch mal der Bauer vorbei, der weiter hinten an einem anderen Acker mit einem Bagger am Graben war. Als der LKW voll geschaufelt und losgefahren war, fand er Zeit, mal nach dem Rechten zu schauen, was ich hier so trieb. Ich deutete auf die zwei Kameras und die Stichworte “Foto” und “Littorina” genügten, um mein Anliegen zu verdeutlichen. Er wünschte noch einen schönen Tag und stiefelte durch den Staub seines Ackers wieder zurück zum Bagger. Hier hätte es aber auch wirklich noch nichts zu stehlen gegeben für mich, außer ich wollte eine der jungen Pflanzen kurzerhand ausgraben und bei mir im Garten wieder einpflanzen. Mit Traubenernte war da zumindest noch nichts… 😀
Nachdem weiteres Trockenfutter aus den Vorräten vernichtet war, kam auch irgendwann der Vulcano aus Riposto zurückgesäuselt – haben wirklich eine ganz eigenartige Stimme die Karren.
Vulcano 004 kommt aus Riposto zurück und schleicht durch den ehemaligen Bahnhof von Terremorte.
Nächstes Ziel war noch einmal die “Dreimotivstelle” Passopisciaro. Da müsste auch jetzt noch was gehen. Den Karren wieder einzuholen war aber dank der Ortsdurchfahrt von Linguaglossa trotz der Bahnübergangshalte nicht ganz so einfach. Eine noch vor Solicchiata mögliche Stelle direkt an der Straße bei Rovittello mutierte daher zum Drive-By-Shooting: Wir waren wirklich genau gleichauf mit dem Vulcano und ich hielt einfach mal schnelle die Kamera aus dem Fenster und schoss mehr auf gut Glück und ohne viel zu sehen drauf los. Gerade so passte direkt die erste Auslösung, bevor sich eine Straßenmauer vor das Motiv schob.
Drive-By-Shooting bei Rovittello mit Vulcano 004.
Bis Solicchiata hatten wir dem Vulcano dank einiger BÜ-Halte dann die nötigen Sekunden abgerungen und die “Dreimotivstelle” klappte noch einmal wunderbar.
Am späten Nachmittag bietet sich die etwas steilere Perspektive auf die lange erhöhte Gerade bei Solicchiata an.
Selbst die Lavastelle von vorhin klappte auch mit dem Vulcano noch einmal, das Licht stand nun fast drei Stunden später aber schon achsig, sodass ich mir diese Ansicht spare. Das war dann gleichbedeutend mit dem Feierabend, denn halb sechs ist bekanntlich überall Schicht. Blieb für heute nur noch ein letzter Blick in den Bahnhof von Randazzo, wo die beiden Züge der beiden Nachmittagsrunden nach Riposto nun einträchtig in den letzten Sonnenstrahlen badeten.
Um das tolle Licht, während dem schon am frühen Abend einfach nichts mehr rollt auf der FCE, ist es jedesmal schade. Ein, zwei Stunden länger könnte man an ausgewählten Stellen im April locker noch fotografieren, würden die Züge im Bahnhof von Riposto nicht schon den Feierabend eingeläutet haben…
Unsere Pizzeria der letzten zwei Abende hatte heute am Montag geschlossen, genau wie die Alternative, die wir noch auf dem Zettel gehabt hätten. Eine Pizzeria zum Mitnehmen an der Straße vom Bahnhof hinab ins Ortszentrum hatte aber geöffnet und die exzellenten Bewertungen kamen nicht von irgendwo. Für wenige Euronen wurden im Steinofen zwei hervorragende Pizzen gebacken, die wir zusammen mit zwei kühlen Bieren und weiterer Erfrischungsgetränke die wenigen Meter hinauf zu unserem B&B trugen und im großzügigen Frühstücksraum vertilgten. Das war mindestens genauso entspannt wie im Restaurant und noch einmal günstiger. Von Johannes extra großer Pizza konnte ich dann auch noch ein Stück abstauben, aber selbst zu zweit bekamen wir die Maschine nicht ganz aufgegessen. So klang der Abend bald aus, denn auch morgen müssten wir zeitig starten. Das Zugangebot beginnt und endet bekanntlich früh… Der Plan war für morgen genau invers zu heute: Den Frühzug an der Strecke nach Riposto und den restlichen Tag dann zwischen Randazzo und Adrano.