CrossCountry Switzerland III: Sonnenaufgang am Riffelsee

Heute geht es gleich mit dem ersten Zug hinauf zum Riffelsee. Anschließend steht den restlichen Tag die Wanderung entlang der Gornergratbahn hinauf zur Bergstation und wieder hinunter bis auf die Riffelalp durch die herbstliche Bergwelt auf dem Programm.


Montag, 2. Oktober 2023

Den geplanten Tagesstart hatte ich gestern schon umrissen: 06:35 mit dem Zermatt-Shuttle von Täsch nach Zermatt und dann mit dem Early Bird hinauf bis nach Rotenboden, um zum Riffelsee zu gelangen. Schnell das schon gestern eingekaufte Proviant für den Tag zusammengeschmissen, kurz frisch gemacht und dann aus dem Zimmer geschlichen. Zum Bahnhof hinüber waren es nur wenige Schritte und der QR-Code der SBB-App funktionierte anstandslos an der Bahnsteigsperre des Zermatt-Shuttles. Zu dieser frühen Stunde war noch nicht viel los in dem einzeln fahrende BDSeh 4/8 Richtung Zermatt und somit freie Platzwahl im Panorama-Mittelteil – nicht, dass es viel zu sehen gäbe auf der kurzen Fahrt im Dunkeln… Wie immer mussten in der Betriebskreuzung gleich zwei Züge des Gegenverkehrs durch: Der erste wartete schon als wir einfuhren, der zweite kam dann im Zugfolgeabstand hinterher. Kein Wunder, dass inzwischen ernsthaft an einer neuen Tunnelstrecke geplant wird, um dieses Nadelöhr endlich zu entlasten. Das Gebummel ist aber im Fahrplan eingepreist und so blieb im Terminal von Zermatt noch genügend Zeit, kurz beim Brezelbäcker einen ersten Kaffee zu ziehen. Der Bäcker die Straße runter, der vor zwei Jahren schon um halb sieben öffnete, sperrte jetzt leider erst nach dem Early Bird auf, aber das hatte ich vorher nachgeschaut und entsprechend ausreichend Proviant mitgenommen. Eine Traktion Bhe 4/8 stand schon gegenüber auf der anderen Seite des Bahnhofsplatzes bei der Gornergratbahn am Bahnsteig bereit. Auch hier war noch sehr entspannt ein Platz zu bekommen, einige Arbeiter begannen aber damit, ordentlich Material im Wagen einzulagern, vom Klettergeschirr über schwere Hilti-Koffer bis zur Leiter. Die waren darin aber sehr routiniert, ohne irgendwo anzuecken und pünktlich konnte es losgehen. Etwas unsicher war ich noch in Bezug auf meine Kleidungswahl: Ich hatte etwas überlegt und mich schließlich für kurze Hose, das übliche Sport-Shirt und eine dünne Trainingsjacke entschieden. Unten waren so knapp zehn Grat, aber wenn man das auf tausend Meter höher skaliert, wären es wohl nur knapp über null. Andererseits wäre es höchstens eine Stunde bis ich in der Sonne stehen würde und die würde auf der Höhe dann richtig ballern, sodass zumindest die gefühlte Temperatur locker die 20 Grad erreichen sollte. Also würde ich höchstens eine Stunde frieren und dann den restlichen Tag froh sein, nicht die ganze Zeit schwere Bekleidung herumschleppen zu müssen. Die restlichen Fahrgäste hatten derweil doch etwas anders entschieden, was mich dann doch ein wenig ins Grübeln brachte. Aber zu ändern war es jetzt nicht mehr.

Gemächlich schraubte sich der Zug in die Höhe und während sich immer wieder die bekannten Blicke Richtung Matterhorn eröffneten trank ich gemütlich meinen Kaffee. Oberhalb der Riffelalp tauchte dann die Spitze langsam in rotes Morgenlicht. War also doch noch zwei, drei Wochen zu früh hier für den ganzen Sonnenaufgang. Zumindest aus dem Zug konnte ich das Spektakel aber schon einmal genießen. In Rotenboden abgesprungen, galt es dann keine Zeit zu verlieren um zum Riffelsee hinab zu kommen. Jeglicher Gedanke an Kälte war verflogen bei dem grandiosen Blick in die umliegende Bergwelt und auf DEN Schweizer Berg schlechthin im Morgenlicht.


Knapp unterhalb der Station Rotenboden eine erste Aufnahme des Matterhorn, an dem langsam die morgendliche Sonne hinabkriecht.

Entlang des Alpengarten schnell weiter hinab Richtung Riffelsee und dabei an einigen Asiaten vorbeigequetscht, die wiedermal mitten im Weg stehenblieben für irgendwelche dämlichen Selfies. Zwei vermutlich nicht legale Zelte waren am Riffelsee aufgeschlagen und eine Drohne stand über dem See, ansonsten war hier noch nicht viel los und der Auftrieb nicht zu vergleichen mit dem, was hier später am Tag abgeht. Auch mein Zug hatte höchstens ein knappes Dutzend weiterer Besucher mitgebracht. Ich war jetzt komplett im Modus und setzte die verschiedensten Varianten und Perspektiven um: mit Spiegelung und ohne Spiegelung, mit Umgebung, mit dem Matterhorn formatfüllend, mit und ohne Stativ und ND-Filter und und und… Es sollte am Ende mehrere Abende kosten, allein diese morgendliche Session auszuwerten. Eine Auswahl für diesen Bericht zu treffen, war ebenfalls eine Herausforderung. Vom Hang oberhalb des Riffelsees arbeitete ich mich langsam weiter bis zum Ufer und anschließend zum kleineren See hinab, wo ich dann endgültig als einziger unterwegs war.


Unterhalb des Alpengartens ein erstes Panorama mit Riffelsee, Matterhorn und Teilen der Weisshornkette.


Trotz etwas Modder im See, bot sich eine grandiose Spiegelung im Riffelsee.


Weiter geht es hinab zum kleineren See unterhalb des Riffelsees.


Am unteren See war es eigentlich noch genialer als am Riffelsee, da der Modder hier fehlte und zudem interessante Felsen den See umgeben.


Blick über den See zur Weisshornkette.


Überall finden sich weitere Perspektiven dieses ikonischen Schweiz-Motivs.


Wieder oben am Riffelsse ist inzwischen auch das Ufer mit dem fast verwelkten Wollgras aus dem Schatten aufgetaucht.

Es war einfach eine unbeschreibliche Stimmung hier am Morgen. Ich hoffe, die Aufnahmen können wenigstens einen Bruchteil davon transportieren. Fast wie im Rausch hatte ich hier mein Programm abgespult und jetzt wo ich keine Möglichkeit mehr sah, noch etwas Besseres umzusetzen, kam dann erst so richtig die Realisierung, was das gerade für eine geniale Stunde gewesen war. Ein komplettes Hochgefühl. Der Tag hatte sich bereits jetzt voll ausgezahlt, wenn nicht zusammen mit dem gestrigen Tag sogar die komplette Fahrt hier runter in die Schweiz, egal was jetzt noch kommen würde. Und was direkt im Anschluss kommen sollte, war ja auch nicht die schlechteste Aussicht, denn nun blieb mir quasi noch der gesamte Tag bei absolutem Kaiserwetter an der Gornergratbahn. Also stieg ich mal wieder hinauf zur Strecke, um zunächst mal das Bahnmotiv mit Riffelsee und Matterhorn auch noch im schönen Morgenlicht umzusetzen.


BDeh 4/8 3052 und 3051 haben ihre erste Runde nun schon hinter sich und sind knapp oberhalb Rotenboden zum zweiten Mal an diesem Tag unterwegs zum Gornergrat. Unten sind schön die beiden Seen zu erkennen, an denen ich mich über eine Stunde lang herumgetrieben hatte. Ansonsten dürfte dieses Motiv auch schon mit dem zweiten und dritten Kurs des Tages in der Sonne sein, aber auch jetzt war es noch grandios.

Für die nächste Aufnahme ging ich noch einige Meter höher und kletterte ein wenig in einen seitlichen Hang rein. Auf einem schönen Absatz war dann Zeit für das Frühstück, bis der nächste Kurs im inzwischen angelaufenen 24-Minuten-Takt an der Reihe war. Ich habe schon mit schlechterer Aussicht gefrühstückt…


Neben der Hochflurgarnitur waren auch zwei reine Polaris-Traktion unterwegs. Hier sind BDeh 4/6 3094 und 3093 auf Bergfahrt zwischen Rotenboden und Gornergrat.


Eine knappe Viertelstunde später kommt die Traktion aus BDeh 4/6 3094 und 3093 wieder vom Gornergrat hinab. Im 24-Minuten-Takt treffen sich die Kurse meist zwischen Rotenboden und Riffelberg.

Da war es also, mein erstes Polaris-Bild. Neben dem Riffelsee und der grandiosen Herbstlandschaft der eigentliche Grund für den erneuten Besuch am Gornergrat nach gerade einmal zwei Jahren. Ehrlich gesagt hatte es mir schon ein wenig gegruselt vor diesen Fahrzeugen, irgendwie sehen die aber auch schon wieder so seltsam und außergewöhnlich aus, dass ein gewisser “Haben-Wollen-Effekt” nicht ganz zu verleugnen ist 😉 Nicht falsch verstehen, schön im eigentlichen Sinne finde ich dieses Design nicht, aber etwas weiter entfernt geht auch dank der Farbgebung in dieser Landschaft eh alles. Je näher man kommt, desto mehr fragt man sich allerdings schon, wie man auf sowas kommt – selbst schuld, wenn man beim “Star-Designer” bestellt…

Jetzt ging es für mich den letzten Steilanstieg zum Gornergrat hinauf. Von dem großen Felsen, den es immer noch mit Blick bis zum Riffelsee zu überwinden gilt, boten sich schon wieder spektakuläre Ausblicke auf Bahn und Berglandschaft. Und bei dem dichten Takt kommt ja ohnehin ständig was. Es kam jetzt ein gemischtes Doppel aus Polaris und BDeh 4/8. Damit stellte sich nun doch die Frage, warum denn die BDeh 4/6 3081-3084 überhaupt nicht im Einsatz standen und man stattdessen gar mit einer reinen Hochflurgarnitur unterwegs war. Störte mich jetzt zwar nicht, aber ein wenig überraschend war das schon.


Von oben kamen nun langsam etwas zahlreicher die “Spaziergänger” entgegen, die meist nur das Stück zwischen Gornergrat und Riffelboden mit einem Abstecher zum Riffelsee laufen und den Rest hoch und runter per Bahn fahren. Ist wohl auch der spektakulärste Teil hier oben, hat man dabei doch Ausblicke auf das Monte-Rosa-Massiv, das Matterhorn und die Weisshorngruppe gleichermaßen. Dafür ist man um die Mittagszeit dann aber auch voll im Massentourismus, während man unterhalb Rotenboden meist schon wieder allein durch die Gegend wandert. Den Spaziergängern entgegen kommt das gemischte Doppel aus BDeh 4/8 3053 und Polaris 3095.


Beim Frühstück schweift der Blick vom Monte-Rosa-Massiv bis zum Matterhorn. Rechts davon würde es mit der Weisshorngruppe weitergehen.


Bis das Doppel wieder hinunterkam hatte ich schon längst wieder einige Meter Höhe überwunden. Der Zug ist fast an gleicher Stelle wie zuvor bei der Bergfahrt, der Blick auf die Strecke aber ein Stück erhabener.


Marketing-Aufnahme für den Verband Schweizer Wanderwege 😉

Um mal ein wenig voranzukommen ließ ich den nächsten Kurs unbeachtet auf dem Steindamm über mir hinwegziehen und stieg nun bis zum Gornergrat hinauf. Hauptsächlich wollte ich die Bergstation noch anlaufen, da dort anlässlich des 125-jährigen Jubiläums die He 2/2 3003 prominent auf einem Plateau oberhalb der Bahnhofsausfahrt aufgestellt wurde. Wie die beiden anderen Loks 3001 und 3002 präsentiert sich auch diese jetzt in einem glänzenden goldenen Überzug. Historisch natürlich nicht korrekt und vielleicht auch ein wenig kitschig. Aber auffallen tut es dem gemeinen internationalen Besucher ohne Bahnbezug sicher mehr, als das sonst übliche rostrot der Gornergratbahn. Problem an der Sache war allerdings, dass heute eine Tagesbaustelle den Zugang zur Lok blockierte. Nur vom Bahnsteig aus könnte man noch halbwegs ein Bild machen, aber das war erstens noch nicht im Licht, zweitens eigentlich nicht die “Motiv-Seite” und drittens kam ich ja nicht durch die Bahnsteigsperre. Hätte mir jetzt natürlich ein Ticket Gornergrat-Rotenboden holen können, aber für ein halbgares Bild war das irgendwie auch unnötig. Stattdessen warnte ich mal den Mitreisenden vor, er solle noch ein Bild machen, bevor er vom Bahnsteig “auscheckt”, denn ich kannte den genauen Plan nicht, ob er auch wieder von ganz oben runterfahren würde. Nachdem sich das He 2/2-Vorhaben damit erledigt hatte, schoss ich eben noch einen Planzug an der bekannten S-Kurve vor der Gipfelstation und wühlte mich dann durch die Massen an Selfie schießenden Besuchern einmal in das Hauptgebäude zwecks Ergänzung der Wasserreserven und um etwas Müll aus dem Rucksack loszuwerden.


Die Hochflurtraktion aus BDeh 4/8 3052 und 3051 nimmt die letzte S-Kurve hinauf zu Bergstation Gornergrat.


Auch in der Zwischensaison Herbst ist der Andrang selbst unter der Woche bei solch einem Wetterchen noch beachtlich. Verstärkerfahrten im Korso gab es heute aber nicht.


Der Mitreisende setzte später am Tag noch die “Bahnsteigversion” mit der He 2/2 3003 um. Die steht da eigentlich wirklich genial, nur gab es heute leider keinen Weg dorthin.

Also wieder runter. Plan war es, nun über den restlichen Tag ganz gemütlich bis zur Riffelalp hinabzulaufen. Unterhalb der Schluss-S-Kurve erblickte ich eine bekannte Gestalt den kleinen Felskamm gegenüber der Strecke erklimmen. Ich folgte dem Beispiel und schon wenig später kam das nächste Doppel den Berg hinauf. Anschließend liefen wir noch ganz auf den Kamm, um noch einmal den Blick Richtung Monte-Rosa-Massiv zu genießen und nach einem kleinen Imbiss trennten sich die Wege auch schon wieder.


Langsam ist die Sonne so weit herum, dass an den ersten Stellen schon der Blick Richtung Mattertal möglich ist, auch wenn dieses sich von hier aus noch hinter der Bergflanke versteckt. Knapp unterhalb der letzten S-Kurve streben BDeh 4/8 3053 und BDeh 4/6 3095 dem Gornergrat entgegen.


Der kleine Grat neben der Strecke ist hier sogar bei OSM und Google als ViewPoint hinterlegt – völlig zurecht möchte man meinen… Entsprechend finden sich hier auch wieder typische Spuren des Tourismus, wie diese Steintürme die irgendjemand immer aufschichtet.

Ich stieg bis Rotenboden hinab und legte dort im Schatten eines Felsens erstmal ein ordentliches Mittagessen ein. Wie erwartet schepperte die Sonne jetzt doch ordentlich um die Mittagszeit und nach dem frühen Aufstehen, war das Energielevel irgendwie gerade im Keller. Ich hatte auch keinerlei Zeitdruck, da ich keinen genauen Plan mehr hatte für den restlichen Tag und jetzt erstmal das “Hochlicht” durchziehen lassen konnte – falls es sowas im Oktober überhaupt noch gibt. Mehr beiläufig fiel dabei an der Geraden unterhalb Rotenboden eine Aufnahme eines der zwei Polaris-Doppel ab. Irgendwie krass: Was man hier mal ebenso nebenbei mitnahm, wäre an einem normalen Fototag das absolute Highlight gewesen. Aber hier oben kann man sich drehen und wenden wie man möchte, alle paar Meter springen einen Knallermotive an.


Polaris 3093 und 3094 sind kurz unterhalb Rotenboden auf Bergfahrt.

Wie ich dort so Siesta hielt, fragte mich ein Seniorenpaar, ob hier der Weg hinab zur nächsten Station wäre. Ich bejate und riet dazu, sich einfach links der Bahn zu halten bis man die Station Riffelberg sehen könnte. So ganz einfach ist das mit den “Wegen” in diesem Abschnitt nämlich nicht. Man erkennt selbige schlichtweg nicht, da einfach alles mit einem moosig, flechtig, grasigen Teppich überzogen ist. Jetzt im Herbst war das Zeug in Gelb auch noch maximal kontrastlos zum Boden, sodass die Pfade teilweise kaum erkennbar waren. Ist aber eigentlich auch egal, da man dort problemlos überall laufen kann in diesem Abschnitt. Man darf halt nur die grobe Richtung nicht völlig verpeilen – oder man hält sich einfach an der Bahn 😉

Irgendwann rappelte ich mich wieder auf und lief auch hinab Richtung Riffelberg. Schon bald hatte ich die beiden wieder eingeholt. Sie waren begeistert, dass man hier in dieser grandiosen Kulisse, selbst wenn man etwas unsicher auf den Beinen sei, so gut laufen könne. Vom oberen Abschnitt sei ihnen abgeraten worden, denn der ist ja wirklich ziemlich felsig und nicht ganz anspruchslos. Nach einem kurzen Gespräch setzte ich mich wieder ab und erreichte bald die große Kurve oberhalb Riffelberg mit Blick über das Riffelhaus und die Bahnstation vor der imposanten Kulisse der Weisshorngruppe.


Zwischen Riffelberg und Rotenboden fahren BDeh 4/8 3053 und BDeh 4/6 3095 bergwärts. Im Hintergrund ist noch das Polaris-Doppel Richtung Zermatt zu erkennen, dass gleich die Station Riffelberg erreicht.


Dort hinten scheint der richtige Wanderweg zu sein. Ich schlage mich aber weiter querfeldein neben der Bahn her, was in diesem Abschnitt kein Problem ist.


Bis zum nächsten Kurs war ich schon bis knapp oberhalb Riffelberg hinabgelaufen. Wobei ich hier am Nachmittag die meiste Zeit der jeweils 24 Minuten zwischen den Kursen gemütlich in der Landschaft saß, denn weit ist es einfach nie bis zum nächsten Topmotiv. BDeh 4/8 3052 und 3051 sind hier bergwärts unterwegs vor der immer imposanter emporragenden Weisshornkette.


Mit etwas variieren in der Landschaft lassen sich hier nun erstmals auch vernünftige Blicke Richtung Mattertal hinab umsetzen. Auf das typenreine Hochflurdoppel folgt 24 Minuten später das typenreine Polaris-Doppel aus BDeh 4/8 3091+3092.


Vermutlich wird der Anblick reiner Hochflurzüge hier bald eher Seltenheitswert haben, daher wartete ich auch gern noch auf das fünf Minuten später in Gegenrichtung hinabkommende Doppel aus BDeh 4/8 3052 und 3051.

Ich wollte nun doch langsam hinab Richtung Riffelalp, denn mein Blaubeermotiv oberhalb der Kehre wäre am Nachmittag nicht ewig im Licht und 14 Uhr war schon durch. Es galt also mal wieder in geringem Maße etwas Strecke zu machen, nachdem ich die letzten zwei Stunden wirklich mehr herumgelungert als gelaufen war 😀 Unterhalb Riffelberg wird die Strecke in der Galerie erstmals seit der Bergstation eingleisig, zwischen Riffelboden und Riffelalp folgt aber schon der nächste Zweispurabschnitt. Etwas Sorge bereitete mir vor allem eine alpine Baustelle rund um diesen langen Galerieabschnitt zwischen Riffelberg und Riffelboden, denn so richtig war nicht einsehbar, ob die Baustelle passierbar wäre. Auf der breiten Schotterpiste neben der Galerie war zumindest mal eine Baustellenfläche eingerichtet und abgezäunt, da würde es nicht durchgehen. Normalerweise würde aber wohl irgendwo ein Hinweis stehen, wenn der Weg gesperrt wäre, nur war ich eben wieder etwas querfeldein hier hinübergelaufen und hätte ein Hinweisschild auch unbemerkt umlaufen können. Man hatte aber extra einen kleinen Holzplankenweg zwischen Schotterpiste und der Bahnstrecke eingerichtet, der aus der Nähe dann auch erkennbar und passierbar war. Also alles kein Problem. Der Ausblick von der Piste neben der Galerie ist übrigens grandios und auch mal wieder ein ganz anderer, fällt der Blick hier doch über Riffelboden hinab ins grüne Mattertal, womit das Auge wieder etwas anderes als das verdorrte Gras, Flechten und kargen Fels erblickt.


Von der Schotterpiste neben der Galerie zwischen Riffelberg und Riffelboden fällt der Blick hinab auf die große Kehre, die die Gornergratbahn bei Riffelboden hinab Richtung Riffelalp nimmt. Darunter sind bereits die Ausläufer von Zermatt und in der Ferne das Mattertal erkennbar.


Ein Stück weiter hinab ist das Ende der Galerie erreicht und es geht in einem Bogen in die Betriebsstelle Riffelboden, an der sich neben einer Baustelle auch ein (provisorisches?) Abstellgleis befindet. Das Polaris-Doppel 3091+3092 hat soeben die Galerie verlassen und bremst hinab Richtung Zermatt.


Kurz vor dem Eingang der Galerie ist auf Fensterhöhe diese nette Einrichtung installiert. Wischt vom Smartphone bis zum ausgestreckten Arm alles weg und das zumindest deutlich sanfter, als der unnachgiebige Stützbalken der Galerie, der wenige Meter später folgt.

Eine bergablaufende junge Asiatin fragte mich noch interessiert, wozu denn diese komischen Besen dort an der Strecke stünden. Meine Erklärung schien einzuleuchten und sie fragte noch wo ich denn hinwollte. Da ich “next station” antwortete schien sie sich bestätigt zu fühlen, nicht völlig auf dem falschen Weg zu sein und lief weiter, während ich noch für das Bild mit den Besen auf den Zug wartete. Wie man da hinkomme zur “next station” fragte sie jedenfalls nicht. Ich sah sie dann wenig später, als ich für eine Aufnahme oberhalb der Riffelalp auf der Lauer lag, auf der Strecke hinunterlaufen. Der Mitreisende bestätigte am Abend, dass er die Dame etwas weiter unterhalb ebenfalls die Strecke hinunterlaufen gesehen habe. Bleibt nur zu hoffen, dass sie dann in Riffelalp in die Bahn gestiegen ist oder einen besseren Weg gefunden hat. Es rennen ja heute quasi alle mit dem Smartphone in der Hand durch die Gegend, da nehme ich mich nicht aus. Warum ist es aber immer wieder so schwierig, dort mal kurz auf OSM oder eine andere taugliche Karte zu schauen? Denn von hier gibt es durchaus einen bequemeren Wanderweg hinunter zur Riffelalp, als das Bahntrassé, quasi direkt von Riffelboden aus. Einzig für das Blaubeer-Motiv oberhalb Riffelberg, welches mir nun als nächstes vorschwebte, muss man etwas querfeldein über den Hügel, den die Bahn bei Riffelboden umkreist. So lag ich dann 20 Minuten später in den Blaubeersträuchern und versuchte mich an der angedachten Umsetzung. Ein paar Versuche brauchte es bis alles passte, denn ganz einfach war es nicht: Die Kamera stand auf einem Mini-Stativ in den Sträuchern, damit ich nicht selbst einen Schatten auf den Vordergrund warf. Gleichzeitig musste ich aber noch passend auslösen, sodass ich mit flach ausgestrecktem Arm auf dem Auslöser daneben lag und feuerte, sobald Zug ins Motiv kam. Das muss von außen schon seltsam ausgesehen haben 😀 Einfacher als daneben zu liegen wäre es sicherlich gewesen, dass iPhone mit der Kamera zu connecten, aber das kann ja jeder 😉
Zwischendurch kam auch noch eine kleine Überraschung durch: Der Bhe 4/4 3061 mit einem Vorstellwagen mit seltsamer Ladung für die Baustelle bei Riffelboden. Entsprechend kam der dann schon wenig später ohne Vorstellwagen wieder runter. Mit ohne Steuerwagen sieht der aber auch etwas seltsam abgehackt aus der Triebwagen…


Oberhalb der Riffelalp kommt Bhe 4/4 3061 von der Baustelle bei Riffelboden zurück. Den Flachwagen hat er dort stehen gelassen, sodass die abgehackte Front besonders zur Geltung kommt.


Von der Bergfahrt kurz zuvor wurde ich etwas überrascht, sodass mein Bildausschnitt nicht optimal war. Dafür gelang dem Mitreisenden, der in der langen 180-Grad-Kurve unterhalb unmittelbar vor Riffelalp Stellung bezogen hatte, eine schöne Aufnahme sogar von der Türseite. Immer lustig hinterher zu bemerken, wie nah man teilweise beieinander gestanden hatte, ohne es zu bemerken 😀


Einen Planzug nahm ich in den Blaubeeren natürlich auch noch mit in Gestalt des Polaris-Doppel aus 3091+3092 auf Bergfahrt.


Auch hier ließen sich die kurzen Pausen zwischen den Kursen wieder gut aushalten… Blick aus den Blaubeeren auf die Weisshorngruppe.


Dann kurz bevor die Sonne endgültig rum ist noch der Landschaftsblick an dieser Stelle mit Zermatt und dem Mattertal im Hintergrund und dem gemischten Doppel aus BDeh 4/8 3053 und BDeh 4/6 3095.


Auch hier möchte ich die Perspektive des Mitreisenden nicht vorenthalten, die eine gute Stunde vor meinem Eintreffen entstanden war. So hatte ich es im Sommer vor zwei Jahren mal am frühen Morgen umgesetzt. Im Herbst ist es um diese Zeit freilich noch dunkel, wenn das Motiv “richtig” im Licht ist. Dank der im Gegenlicht leuchtenden Blaubeeren ist es so aber eh viel eindrucksvoller als “korrekt ausgeleuchtet”. Und wenn die Fahrzeugfront der Polaris etwas im Schatten verschwindet, ist es auch nicht gerade von Nachteil… Die Polaris 3094+3093 sind hier auf Talfahrt nach Zermatt.


Auch der Arbeitszug mit Bhe 4/4 3061 schien an diesem Tag gleich mehrere Runden zur Baustelle nach Riffelboden zu drehen. So war er zuvor schon mit einem Schiebewandwagen unterwegs.

Was jetzt also noch anstellen? Obwohl schon fast 16 Uhr, hätte es hier zwischen Riffelalp und Riffelboden noch locker eine, wenn nicht zwei Stunden Sonne. Unterhalb Riffelalp geht es direkt in den Wald, oberhalb Riffelboden in die Galerie, sodass ich hier motivlich etwas gefangen war. Ich lief also noch mal um die Kehre herum nach Riffelboden und saß gemütlich Podcast hörend an der Strecke herum und versuchte ein bisschen was mit den Zügen die durchkamen. Zum Abschluss ging es dann noch an die Kehre oberhalb der Riffelalp hinab. Selbst hier schien um 17 Uhr noch die Sonne rein.


Die Polaris 3094 und 3093 habe Riffelboden erreicht und können ein kurzes Stück fast eben fahren, bevor es wieder in die volle Steigung in die Galerie hinauf nach Riffelberg geht. So aus der Nähe und vergleichsweise steil aufgenommen sehen die dann schon etwas arg aus 😀


Deutlich klassischer kommen die BDeh 4/8 3052 und 3051 daher, hier in der Kehre unterhalb Riffelboden mit Blick in das in die Schatten fallende Mattertal.


Nicht mehr ganz den optimalen Standpunkt fand ich für das letzte Bahnbild des Tages beim Versuch, noch einmal etwas Herbst mit ins Bild zu bringen in der Kehre oberhalb Riffelalp. Der Nachschuss auf Polaris 3093+3094 gelang eher so mittel…

Am Überweg wechselte ich dann auf den Spazierweg durch den märchenhaft wirkenden Hang oberhalb der Riffelalp zum gleichnamigen Resort hinunter. Eine ganz besondere Stimmung erzeugte die späte Herbstsonne gepaart mit den roten Blaubeersträuchern und gelben Lärchen in leichtem Streiflicht. Unbeschreiblich und ebenso kaum im Bild festzuhalten.


Durch den Märchenwald geht es hinab zur Riffelalp.


In Gelb leuchten die Lärchen im Streiflicht.

Am Riffelalp-Ressort angekommen, folgte ich dem bekannten Weg entlang der Gleise des Riffelalp-Tram zur Station Riffelalp der Gornergratbahn. Das Hotel war bereits in der Herbstpause, sodass hier aber mal komplett der Hund begraben war. An der Station war dann wieder etwas Leben, einige weitere Ausflügler warteten auf den 17:40 Uhr nach Zermatt. Aufgrund des am späten Nachmittages nun ausgedünnten Taktes, war der auch ordentlich gefüllt. Hätte ich gewusst, dass ich für meine 26 CHF jetzt auch noch stehen durfte, vielleicht wäre ich dann gleich gelaufen. Zum Glück wusste ich es aber nicht, denn irgendwie waren die Füße jetzt doch gut platt nach diesem Tag…

Am Ausgang des Terminals der Gornergratbahn wurde ich bereits erwartet und schnell ging es in den örtlichen Coop gleich nebenan. Was hier abging war wirklich anders. Das wildeste Getümmel von Touristen aus aller Welt, die sich gegenseitig im Weg standen oder nach irgendetwas suchten und das Ganze natürlich, wie auch wir, zu allem Überfluss noch mit größeren und kleineren Rucksäcken bewaffnet. Einfach nur ein herrliches Durcheinander. Dazwischen wuselten noch die Angestellten herum, um die leergeräuberten Regale schnellstmöglich wieder zu befüllen. Erstaunlich, wie gelassen die dabei blieben. Hier hätte ich gern mal so einen Bademeisterhochsitz gehabt, um aus sicherer Distanz einfach nur das wilde Durcheinander zu beobachten 😀

Jedenfalls fanden wir noch reichlich für ein Abendessen auf dem Hotelzimmer und verschoben uns Richtung Bahnhof. Der Zermatt-Shuttle war gerade weg, sodass wir schonmal eine Kleinigkeit aus den Rucksäcken naschten, bevor es mit dem nächsten Kurs nach Täsch hinunterging. So waren wir dann heute zu etwas humanerer Zeit am Hotel, sodass Zeit blieb, ganz gemütlich zu Abend zu essen die Bilder der vergangenen Tage zu sichern und zu sichten und sich etwas Gedanken über den weiteren Reiseverlauf zu machen: Für morgen war durchaus mal wieder so etwas wie Wolken angesagt, wenn wir auch von schlechtem Wetter weit entfernt bleiben würden. Eigentlich das Richtige, um sich ein wenig an der MGB entlangtreiben zu lassen. Nach zwei Tagen Bergprogramm war mir ohnehin mal wieder nach einem “Autotag”. Eigentlich war der Plan gewesen, nach dem Tag morgen an der MGB über den Pass hinunter zur Vigezzina zu wechseln, allerdings sah gerade jetzt das Wetter nicht optimal aus für den morgendlichen Umlauf des Abe 4/6 der SSIF. Wäre also vielleicht doch nicht das Sinnvollste und da auch das Wochenende dort nichts bringen würde, weil der Kurs dann nicht fährt, mussten wir den Besuch dort irgendwie auf Anfang der nächsten Woche basteln. Was also vorher noch machen? Übermorgen Oberalp, Donnerstag die letzten RhB-Lokzüge im Rheintal und dann stand beim Mitreisenden noch Zürich im Raum. Wenn Zürich, dann wollte ich da aber an einem Werktag hin, sodass noch möglichst viele Tram 2000 unterwegs wären. Also Freitag nach Zürich hoch und dann langsam wieder gen Süden, sodass man am Montagmorgen in Domodossola starten könnte. Verständlich soweit? Nein? Man merkt vielleicht langsam, wie der Titel dieser Reise zu Stande kam, denn aus den verschiedenen “Zwängen” ergab sich doch am Ende ein recht wilder Fahrtverlauf 😀 Grob stand jetzt aber eine Idee für die nächsten Tage und ganz konkret für Morgen müssten wir eh schauen, wo die Wolken hängen und dann entscheiden, ob wir hier im Mattertal anfangen, oder drüben im Goms. Gute Nacht!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert