Belgiens letzte PCCs I: Mit den Beschleunigern durch Brüssel

Mitte September lockten mich die vor der Ablösung stehenden PCCs in Brüssel und Antwerpen nach Belgien. Vier Tage wollte ich mich dort von den letzten Beschleunigern des Landes verabschieden. Während in Antwerpen die Bestände schon arg geschrumpft waren, sollten sich in Teilen des Brüsseler Netzes noch wahre PCC-Festspiele auffinden lassen.


Prolog

Ähnlich wie mit Oslo ging es mir zu Anfang des Jahres auch mit den beiden belgischen Betrieben in Brüssel und Antwerpen: Wenn, dann müsste man dort zeitnah noch einmal hin, bevor die letzten Hochflurwagen auf den Schrott gingen. Freilich war es mit Oslo etwas dringlicher, da ich sowohl in Antwerpen, als auch in Brüssel die PCCs durchaus schon kannte. Aber die Besuche dort waren inzwischen über zehn Jahre her und beide weder besonders ausgiebig, noch von sonderlich guten Bildern gekrönt. Ich stellte das Thema also erstmal mit einem großen Fragezeichen hinter Oslo an, so richtig ließ es mich aber nicht los. In der hochsommerlichen Reisepause – wobei die in diesem Jahr glücklicherweise von den Temperaturen gut auszuhalten war – lotete ich über den Monatswechsel Juni/Juli mal die Möglichkeiten aus: Ein paar Urlaubstage waren doch noch unverplant dieses Jahr und der für Städtetrips schöne Monat September noch gänzlich reisefreie Zone. Vielleicht sollte da was gehen. Brüssel, so hatte ich im Hinterkopf, müsste sich mit der Bahn eigentlich gut erreichen lassen. Der Wechsel zwischen Antwerpen und Brüssel wäre vor Ort eh kein Problem. Das Auto wäre bei diesem Ziel viel größeres Hindernis, als hilfreich. Zu meiner Überraschung fand ich bei der DB einen nächtlichen ICE, der um 02:36 Braunschweig Richtung Köln verlassen sollte. Wusste gar nicht, dass in Braunschweig solche Nacht-ICEs durchkommen. Richtung Süden gab es früher zumindest nie einen solchen. So war das natürlich optimal! Mit einem Umstieg in Köln konnte ich morgens um 09:35 Uhr Brüssel erreichen und das Ganze für Frühbucher noch für schlanke 33,90€ in der 1.Klasse. Gebucht!
Zurück sollte es mit 83,90€ seltsamerweise ungleich teurer sein, was wahrscheinlich am Reisetag lag – Samstag statt Mittwoch. Dafür wählte ich hier den Weg über Frankfurt, denn der bietet Richtung Braunschweig am späten Abend bei den üblichen Bahn-Unwägbarkeiten deutlich mehr Rückfallebenen. Zeitlich nahm es sich quasi fast nichts: 16:25 bis 23:01 lautete die geplante Fahrzeit.
Mit der Unterkunft war das schon etwas schwieriger: Ich kann mich an kaum eine Stadt erinnern, die bei Booking.com mit derart überteuerten und gleichzeitig miserabel bewerteten Unterkünften aufzuwarten wusste. Paris spielt hier vielleicht noch in einer ähnlichen Kategorie. Da war aber wirklich mal gar nichts dabei, wo man sich mit ruhigem Gewissen für das eigene Budget und ohne Angst vor einer völligen Absteige einbuchen wollte. Dann eben nicht. Wie sieht es mit Antwerpen aus? Viel besser! Die üblichen Ketten von Ibis bis Holliday Inn Express waren schon einmal halbwegs bezahlbar. Daneben ploppte aber auch ein erst aus Oslo bestens bekannter auf: Die Citybox. So ein Zufall. Erst in sechs Städten, davon mit Bergen, Kristiansand, Oslo, Helsinki und Tallinn eher nordische, gab es Standorte der jungen Kette. Der sechste war Antwerpen. Durch die mehr als zwei Monate Vorlauf war das Doppelzimmer mit 231€ für drei Nächte noch sehr freundlich im Budget und die Erfahrungen aus Oslo durchweg positiv. Das vermutlich einzige Einzelzimmer war nicht mehr verfügbar, aber auch nur wenige Euro günstiger. Ebenfalls gebucht! Brüssel würde ich dann an den Tagen der Anreise und Abreise machen, an denen ich ohnehin dort durchkommen würde. So zumindest der grobe Plan. Das ließe sich vor Ort natürlich auch flexibel gestalten, denn notfalls geht auch ein Tagesausflug von Antwerpen nach Brüssel ganz problemlos mit einer 45-minütigen IC-Fahrt. Kostenpunkt 8,40€ die einfache Strecke, sodass die Übernachtung in Antwerpen selbst dann noch weitaus günstiger war als in Brüssel.
Ohne großartige weitere Planung konnte es damit Mitte September auf einen Kurztrip zu den letzten PCCs gehen. Wobei – schon rund einen Monat vorher meldete sich die DB, die Hinfahrt sei nicht mehr wie geplant möglich, zwei Wochen vor Abfahrt wurde dann für die komplette Hinreise die Zugbindung aufgehoben. Der Grund: Der nächtliche ICE Richtung Köln sollte nun nach Düsseldorf fahren. Solange alles pünktlich verlaufen sollte, würde das für mich allerdings nur einen weiteren Umstieg in Dortmund auf einen Teppich-RE Richtung Köln bedeuten. Mal schauen, ob und wie das klappen sollte…


Mittwoch, 13. September 2023: Zu den PCCs nach Brüssel

Nach einer sportlichen Begegnung am Dienstagabend, die sich mit fünf Sätzen in die maximale Länge zog, lohnte sich das Schlafengehen im Grunde kaum mehr. Immerhin eine Stunde konnte ich noch schlafen, bis um halb eins in der Nacht der Wecker schon wieder klingelte. Schnell die letzten Sachen zusammengeschmissen und den Leon Richtung Braunschweig Hauptbahnhof bewegt. Etwas gruselig war das Ganze angesicht des gerade heruntergehenden Unwetters dann schon. Immer wieder wurde die schlafende Stadt von zuckenden Blitzen taghell erleuchtet und an manchen Stellen wäre schon fast ein Amphibienfahrzeug angebracht gewesen. Glücklicherweise schien es aber nur ein kurzes und lokales Unwetter zu sein, denn auf den Bahnverkehr gab es auf den ersten Blick mal keine negativen Auswirkungen. Der ICE 948, nun nach Düsseldorf statt nach Köln, kam zwar mit +10 in Braunschweig an, da der aber anschließend eh planmäßig eine halbe Stunde in Hannover herumsteht, sollte sich daraus kein Problem ergeben. Schlafen war entsprechend erst nach dem Halt in Hannover – man weiß ja nie, wer da bei so einem Bahnhofsaufenthalt so durch den Zug streunt… Anschließend wurde die Lehne meines Einzelsitzes zurückgefahren und von der weiteren Fahrt nach Dortmund bekam ich nicht mehr viel mit – ein bisschen Schlaf durfte schon noch getankt werden, denn in Brüssel stand heute schließlich schon ein ganzer Tag Programm an. Dortmund wurde pünktlich erreicht und die Umsteigezeit reichte locker, um einen ersten Besuch beim Bäcker einzulegen. Über die Frechheit, für einen weiß angestrichenen RE Fernverkehrspreise zu nehmen, brauche ich wohl nicht viele Worte verlieren – wer bitteschön möchte mit so einem Teil 7 1/2 Stunden von Dresden nach Köln fahren? Danach brauchts aber direkt einen Besuch beim Orthopäden…
Weiterhin lief aber alles pünktlich und so klappte auch der Umstieg in Köln auf den ICE 18 nach Brüssel völlig problemlos. Zum Glück hatte ich aber ein wenig Frühstück mitgenommen und noch beim Bäcker vorbeigeschaut in Dortmund, denn das Bordrestaurant war wiedermal außer Betrieb. Immerhin einen ersten Kaffee konnte ich noch abstauben, wenn auch der Preis für einen Pappbecher aus der Thermoskanne dann schon sehr üppig war. Zwischendurch gab es noch zu beobachten, wie der Zugbegleiter zwei anscheinend nicht für die 1. Klasse zahlende Reisende immer weiter nach hinten im Zug komplimentierte, bis sie schließlich die 2. Klasse erreicht hatten. Offenbar verstanden die beiden keine der drei bis vier Sprachen so richtig, die der Zugbegleiter auf diesem internationalen ICE sprach. So konnte ich die beiden, nachdem sie aus meinem Wagen Richtung 2. Klasse geschickt wurden, wenig später auf dem Weg zum improvisierten Bistro-Abteil im nächsten 1.Klasse Wagen wiederfinden. Auf dem Weg zurück zu meinem Platz war der Zugbegleiter dann erneut dabei, den beiden zu verdeutlichen, dass auch das hier noch die 1.Klasse sei. Schwierig auszumachen, ob es die Sprach- und Kulturbarriere war wegen derer die beiden nicht verstanden, oder einfach die Tatsache, dass die Fahrgäste in der 2. Klasse teils schon auf dem Gang saßen…
Ich freute mich trotz Bistroausfall allein schon darüber, dass es einfach mal alles pünktlich lief und wie geplant konnte ich nach teils rasanter Fahrt im ICE 3 um 09:35 Uhr den Bahnsteig in Bruxelles Midi betreten. Schon eine geniale Verbindung, hat man dadurch doch quasi den gesamten Fototag noch in Brüssel. Schade, dass es Richtung Süden aus Braunschweig keine tauglichen Nachtverbindungen gibt.

Noch schnell das Köfferchen und den Rucksack im Schließfach verstaut, dann konnte es direkt hinaus zur Straßenbahn gehen. Bruxelles Midi hatte ich nicht zufällig als Ausstieg gewählt, denn hier ist man mit den Linien 51 und 81 und der nicht fernen 97 direkt mitten in der verbliebenen PCC-Hochburg der Hauptstadt.
Richtig schön siffig ist es hier in der unter dem Bahnhof gelegenen Haltestelle der Straßenbahn. Ich beschaffte mir erstmal eine Tageskarte – die gibt es hier an ausgewählten Automaten auch noch klassisch ohne App oder wiederaufladbare Basiskarte – und sah mich kurz etwas um. Auf der 51 und 81 liefen wie erwartet schon unzählige der achtachsigen PCC, aber auch die Sechsachser huschten hier wild durch die Gegend, allerdings als “Pas en service”. Das hing wahrscheinlich mit der baustellenbedingt in Wiels endenden 79 zusammen, von der ständig Wagen im Zu- und Ablauf zu sein schienen. Ich hing mich erstmal an die 81 Richtung “Marius Renard”, das Wetter lud nach jeder Menge Regen auf der Hinfahrt nun auch schon langsam zum Fotografieren ein. So schlecht sahen die Aussichten auch nicht aus, in die ich nun für das weitere taktische Vorgehen schon einmal geschaut hatte. Noch war von Sonne aber nicht übermäßig viel zu sehen, sodass ich mich ganz entspannt Richtung Marius Renard treiben lassen und erstmal ein wenig im Leben von Brüssel ankommen konnte.


Ich trat aus der Haltestelle Gare Du Midi nochmal kurz ins Helle, um mich etwas zu orientieren. Aus Richtung des 7710 müsste hier eigentlich die Linie 81 kommen, in meinem Rücken wendeten die Züge der Linie 51.


Ein recht dunkles und siffiges Loch ist die unter Bruxelles Midi gelegene Tram-Haltestelle. Der wahrscheinlich von der Linie 79 kommende 77er taucht hier ins Dunkel ein, wird die Haltestelle als “Pas en Service” allerdings ohne Halt durchfahren.


Einen ersten Halt legte ich an der Haltestelle Conseil ein. Dort kommt schon bei ersten Anflügen von Helligkeit der achtachsige PCC 7945 entgegen. 61 dieser achtachsigen PCC wurden in den Jahren 1977 bis 1978 von BN nach Brüssel geliefert. Technisch handelt es sich eher um zwei durch ein Mittelteil gekuppelte vierachsige PCC. Elektrisch verbinden die beiden Fahrzeugenden lediglich Steuerleitungen. Entsprechend sind auch stets beide Stromabnehmer angelegt und zwei unabhängige Beschleuniger werkeln gleichzeitig in den Fahrzeugen, was zu einer äußerst markanten Akustik und Beschleunigung der allachsgetriebenen 79er führt.


Ein paar Schritte zurück kommt auch das lokale Rathaus zur Geltung, dass sich an der Haltestelle Conseil befindet. Einige der 79er erhielten in den letzten Jahren noch digitale Zielanzeigen und teilweise neue Lampen. Ansonsten hat sich an den Fahrzeugen Zeit ihres Einsatzes abgesehen von zwei Lackierungswechseln kaum etwas verändert. Überlegungen zur Umrüstung auf eine moderne und vor allem energiesparendere Steuerung wurden nie umgesetzt.


Einige Haltestellen weitergefahren, fand sich an der Haltestelle Douvres vor einer Schule ein hübsches Gemälde der Straßenbahn. Was genau es damit auf sich hatte, war nicht recht ersichtlich.


Und hier die passende Umgebung mit “echter” Straßenbahn an der Haltestelle Douvres: 7906 ist auf dem Weg nach Bruxelles Midi und weiter nach Montgomery. Die Haltestellen für Straßenbahn und Bus sind hier sogar getrennt ausgeführt, um für beide einen passenden, niveaugleichen Einstieg zu ermöglichen. Bei einem Hochflurwagen ist das Ganze dann natürlich etwas witzlos, aber einzelne Flexitys mischten auf der Linie 81 durchaus mit.


Noch traute sich die Sonne nicht recht. Das Fotografieren um 360 Grad gedreht war daher noch problemlos möglich. Dieser Teil des Stadtviertels Anderlecht schien doch extrem nordafrikanisch und arabisch geprägt zu sein. Allerdings von außen betrachtet nicht auf eine negative Weise, wie man es aus einigen Problemvierteln der Stadt immer mal wieder vernimmt, sondern es herrschte einfach die typische Lockerheit – und teilweise Verlottertheit 😉 – mit der man das Leben eben auch angehen kann. Es störte sich auch absolut niemand an einer großen Kamera. Im Gegenteil gab es vom plauschend vor seinem Laden stehenden örtlichen Gemüsehändler auch mal einen Daumen nach oben, nachdem mein Treiben erkannt wurde.


Neben dem Conseil bildet der Place Saint-Guidon ein weiteres Unterzentrum von Anderlecht. Von der Haltestelle Saint-Guidon legt hier der PCC 7916 ab. Die durchgestrichenen Liniennummern scheinen bei Baustellenlinien oder vorzeitig endenden Kursen benutzt zu werden. So scheint dieser Kurs nicht bis Montgomery, sondern nur bis zum Gare Du Midi zu fahren.


Im Anschluss fuhr ich mit dem PCC 7913 bis zur Endstation Marius Renard durch. Der letzte Abschnitt der Linie verläuft am Rande des großen Vijvers Park. So musste dann kurz vor Ende der Fahrt ein unplanmäßiger Halt eingelegt werden, um eine in Reih und Glied über die Straße marschierende Gänseschar durchzulassen.


Offensichtlich hatten sich die Gänse im anliegenden Plattenbaugebiet irgendwo verköstigt und waren nun unterwegs in ihr angestammtes Wohnzimmer. Schön zu erkennen sind hier auch die voluminösen Polster in den achtachsigen PCCs. Solang man nicht stehen muss sind die Fahrzeuge daher äußerst komfortabel. Im Stehen ist die ruckartige und starke Beschleunigung der Fahrzeuge dann schon etwas brutal.


Wie erwähnt, mischten sich vereinzelt auch fünfteilige Flexitys in den Umlauf der Linie 81, wie hier der Wagen 3048 an der Endstation Marius Renard. Den Großteil stellten aber (noch) die PCCs, wobei von den Achtachsern gefühlt noch so ziemlich alle im Einsatz standen.


Am Vijvers Park fanden sich schon erste Anzeichen des nahenden Herbstes, als PCC 7927 die Endstation verließ.


Dann kämpfte sich langsam die Sonne durch, während ich am Park entlang die Linie zurückschlenderte. Hier draußen ändert sich die Umgebung doch deutlich in Richtung “moderner” Nachkriegsquartiere mit westlichem Plattenbau, Einkaufszentrum und viel Grün dazwischen. PCC 7913 erreicht die Haltestelle Frans Hals.


Schon eine Haltestelle später taucht man wieder in das “alte” Belgien ein, hier mit durchaus gehobener Reihenhaussiedlung und uralten Alleebäumen. Direkt auf der linken Straßenseite findet sich der Parc Astrid mit dem Stadion des durchaus auch international bekannten RSC Anderlecht. Durch dieses städtische Kleinod rollt PCC 7945 den Hügel zwischen den Haltestellen Ysaye und Frans Hals hinab Richtung Maruis Renard.

An der folgenden großen Rotunde mit der Haltestelle Meir stieg ich dann in den nächsten Kurs ein und fuhr zurück bis zum Gare du Midi. Ziel war hier schließlich kein Streckenportrait, sondern einfach nochmal die PCCs an der ein oder anderen netten Stelle mitnehmen. Der Carrefour express im Bahnhof diente dann erstmal für einen kleinen Mittagsimbiss und zum ergänzen der Flüssigkeitsreserven. Dann konnte im Programm fortgefahren werden. Konkret ging es einfach mit der 81 in gleicher Richtung weiter, nun also Richtung Montgomery. Unterwegs müsste ich dann auch nach kurzer Fahrt am Kreisel an der Haltestelle Barriere auf die Linie 97 treffen, die anschließend auf ihrem Weg nach Louise kurze Zeit parallel laufen würde und nach meiner Info mit den sechachsigen PCCs bedient werden sollte.


Während der Mittagspause konnte neben dem Gare du Midi der PCC 7950 der Linie 51 beim Wenden beobachtet werden. Theoretisch könnten die hier endende 51 auch eine große Schleife durch die etwas verwirrenden und teils unterpflaster verlaufenden Anlagen rund um Bruxelles Midi drehen. Dieser Kurs hier schien stattdessen den Gleiswechsel auf der östlichen Seite des Bahnhofes zu nutzen.


Zurück zur Linie 81: An der Haltestelle Barriere sprang ich wieder ab, um mir einerseits den etwas wilden Kreisverkehr anzuschauen, andererseits den Fahrzeugeinsatz auf der Linie 79. Anders als auf der 81, schienen auf der 79 gar keine Niederflurer zu laufen, dafür mischten sich zwischen die erwarteten Sechsachser aber auch einige achtachsige PCC. 7924 ist allerdings als Linie 81 unterwegs. Aus der Straße neben dem Wagen kommt die Linie 79 und verläuft anschließend ein Stück parallel zur 81, die hier gemeinsam die nächste Ausfahrt nehmen. Die 79 darf entsprechend in Gegenrichtung fast komplett um den Kreisverkehr, was mit Autos teils rechts und links der Gleise, die alle belgientypisch erst im letzten Moment überlegen, wie sie eigentlich wohin gelangen wollen, schonmal zu einer tagesfüllenden Unternehmung werden kann.


In Gegenrichtung muss PCC 7913 als Linie 81 zumindest zu zwei Dritteln um den Kreisel. Allein hier zu stehen und nur zu schauen war schon äußerst unterhaltsam. In Standbildern lässt sich das faszinierende Chaos naturgemäß immer nur etwas eingeschränkt darstellen…


Ich verließ den Kreisel und lief ein Stück weiter entlang der Linien 79 und 81. PCC 7953 ist hier als Linie 81 auf dem Weg hinab zum Kreisel an der Haltestelle Barriere. In meinem Rücken befindet sich hier nun schon das zweite Bezirksrathaus des Tages, diesmal jenes durchaus eindrucksvolle der Gemeinde Saint-Gilles. In insgesamt 19 dieser Bezirke ist die Hauptstadt Belgiens unterteilt. Mit Straßenbahn ließ sich das Gebäude leider nicht recht umsetzen – zumindest nicht zu dieser Tageszeit.


Weiter geht es durch die Straßen von Saint-Gilles, hier mit PCC 7945 zwischen den Haltestellen Moris und Lombardie.


An der Haltestelle Janson wird der nächste Knotenpunkt erreicht. Während die 79 auf den Linienweg der 92 Richtung Louise einbiegt, folgt die 81 weiter ihrem Kurs nach Nordost und kreuzt dabei die Linie 92, auf der fünfteilige Flexitys zum Einsatz kamen, wie hier Wagen 3100.


Im Abschnitt zwischen Janson und dem nächsten Knotenpunkt Stéphanie, gab’s dann auch erstmals einen Kurs der 97 vernünftig bei Sonne. PCC 7766 hält auf dem Weg nach Wiels an der Haltestelle Faider zwischen den beiden genannten Knotenpunkten. Die gestrichene 97 weißt zusätzlich auf das geänderte Fahrtziel “Wiels” hin, da die Linie baustellenbedingt zweigeteilt war. Den zweiten und recht kurzen Abschnitt Carrefour Stalle – Dieweg habe ich als einzige vermutliche PCC-Linie während der zwei Tage in Brüssel nicht besucht.


Am Knotenpunkt Stéphanie stoßen die Linien 8 und 93 hinzu und führen parallel die wenigen Meter bis zur Endstation der Linie 97 nach Louise hinüber. Während die Linie 8 von kurzen Flexitys und 2000ern bedient wurde, mischten sich zu meiner Überraschung auf der Linie 93 auch sechsachsige PCCs unter. Das hatte ich in der zugegebenermaßen spärlichen Vorbereitung nicht herausgefunden. Wäre jedenfalls noch ein Punkt für den zweiten Tag Brüssel, in der Hoffnung, dass die PCCs hier nicht nur in der Rush-Hour eingesetzt werden. PCC 7771 hält hier an der Haltestelle Stéphanie, während im Hintergrund ein Flexity der Linie 8 Richtung Louise rumpelt.


Der Knotenpunkt Stéphanie noch einmal aus der Perspektive der Linie 8 gesehen, mit Flexity 3075.


Eine Haltestelle weiter ist in Louise schon das Ende der Linie 97 erreicht. Die Wagen fahren allerdings noch weiter bis neben die nächste Haltestelle Poelaert, wo vor dem imposanten Gebäude des Palais de Justice zwei Kehrgleise vorhanden sind. So auch PCC 7828, der hier in Richtung der Kehranlage entschwindet.


In Gegenrichtung überraschte mich dann erstmals ein sechsachsiger PCC auf der Linie 93 nach Legrand. Zumindest Mo-Fr schienen die Einsätze auf dieser Linie noch sehr verlässlich mit etwa der Hälfte der Kurse. Die insgesamt 127 sechsachsigen PCCs der Serien 7700 und 7800 wurden von 1971 bis 1973 geliefert und unterscheiden sich auch abgesehen vom fehlenden Mittelteil grundlegend von den später gebauten Achtachsern. So handelt es sich hier nicht um quasi zwei unabhängige Fahrzeuge, stattdessen haben die Sechsachser klassisch nur einen Beschleuniger. Auch die modernen, durchgehenden Seitenscheiben der 7900er finden sich hier noch nicht, genauso wenig wie die dynamisch heruntergezogene Frontscheibe, die hier nur durch die Lackierung etwas vorgetäuscht wird. Auch die Inneneinrichtung unterscheidet sich durch andere Sitzaufteilung in Abteilform und eine etwas seltsam anmutende Sitzhöhe, bei der man als größer gewachsener schon ungewohnt tief hinabfällt. Identisch sind allerdings die nervigen Türen, bei denen es sich nicht etwa um Doppelflügel handelt, sondern um vier Einzelflügel, die beim Öffnen jeweils seitlich eindrehen. Entsprechend findet sich in der Mitte des Einstieges eine feste Säule, an die sich dann die beiden inneren Flügel drehen. Äußerst nervig, wird doch der dann zweigeteilte Einstieg dadurch unnötig eng und die Zwischenstufe verjüngt sich in beiden dieser Teileinstiege zu beiden Seiten. Sich dort durchzuzwängen ist schon als schlanke Person mit einer Tasche oder einem Rucksack äußerst nervig und das Aussteigen wird gern halb stolpernd, halb irgendwo am Türrahmen anstoßend überwunden. Einen Koffer möchte ich da wirklich nicht rein- oder rausbuchsieren. Wie man dort einen Kinderwagen oder anderes sperriges Zeugs reinbekommen soll, bleibt wohl der Fantasie der Konstrukteure überlassen.
Die Fahrzeuge der 7800er-Serie waren bei Auslieferung ursprünglich Einrichtungsfahrzeuge, für die bereits 1962 ein Prototyp entstand, der später die Nummer 7500 erhielt und damit der späteren Serie der Einrichtungsfahrzeuge 7501 bis 7598 vorangestellt wurde. Mit dem Umbau der Serienfahrzeuge zu Zweirichtern in den 80er-Jahren erhielten diese die 7800er-Nummern. Insbesondere von den 7700ern konnten schon im Zuge der letzten bis 2015 gelieferten Flexity-Serie zahlreiche Fahrzeuge ausgemustert werden.


Ich lief noch hinab zur Kehranlage, wobei sich die Anfahrt der Linien 8 und 93 zur Haltestelle Poelaert als das eigentliche Motiv herausstellte. Hier gelang dann auch erstmals am heutigen Tag eine Aufnahme der 2000er, die in vielen Bereichen des Netzes doch etwas untergehen. Mit nur 51 zwischen 1993 und 1995 gebauten Exemplaren sind die Fahrzeuge in Brüssel auch fast schon eine Splittergattung. Mit ihren 100% Niederflur waren die von BN/Bombardier gebauten Fahrzeuge damals allerdings enorm innovativ. Ein winziges Laufrad lenkt dabei die äußeren Drehgestelle mit entsprechend nur einem angetriebenen Rad je Seite an und lässt einen ebenen Durchgang über die gesamte Fahrzeuglänge zu. Das feste Fahrgestell unter dem Mittelteil weißt vier weitere angetriebene Räder auf. Beobachten konnte ich diese interessanten Fahrzeuge auf den Teilbereichen in denen ich unterwegs war auf den Linien 8, 62 und 93.


Mit der Linie 8 wechselte ich wieder zur Linie 81 hinüber, die an der Haltestelle Bailli kreuzt. Nach kurzer Fahrt mit der 81 gab es an der Haltestelle Germoir wieder einen Fotohalt. Die Haltestelle befindet sich hier auf einer Brücke über die Bahn und bietet einen direkten Abstieg zum Bahnhof Germoir. PCC 7913 erreicht auf dem Weg Richtung Gare du Midi und Marius Renard die Haltestelle Germoir.


Auch die folgende Haltestelle Sint-Antoonkerk (ist hier wirklich auf niederländisch angeschrieben – irgendwie besteht im ganzen Land ein wildes Sprachdurcheinander) bietet ein durchaus fotogenes Umfeld. Zur Abwechslung mal wieder ein auf der 81 eingesetzter Flexity in Gestalt des Wagens 3014. Mit insgesamt 150 Fahrzeugen bilden die 3000er/3100er derzeit die größte Fahrzeuggattung in Brüssel. Von 2005 bis 2015 wurden die fünfteiligen, auf dem Flexity Outlook (vormals Cityrunner) von Bombardier basierenden Fahrzeuge geliefert. Für Brüssel wurden die Fahrzeuge allerdings exklusiv vom Designer Axel Enthoven entworfen, sodass sich der edle Auftritt sowohl durch Exterieur, als auch durch das Interieur zieht. Mit der indirekten Beleuchtung, Holzimitaten und den dunkelbraunen Lederimitat-Sitzen erscheinen die Fahrzeuge alles andere als alltäglich und nicht wie von der “Flexity-Einheits-Stange”. Verstärkt wird das außergewöhnliche Ambiente dadurch, dass der Pflegezustand der Wagen auch nach Teils schon fast 20 Jahren für einen Hauptstadtbetrieb im Inneren sehr positiv hervorsticht. Äußerlich sind die ältesten Vertreter teils schon etwas abgeschrammelt, aber das bleibt im belgischen Straßenverkehr einfach nicht aus…
Zumindest die äußere Farbgestaltung wurde inzwischen auch auf alle älteren Fahrzeuggenerationen adaptiert, wobei auch hier aus meiner Sicht positiv hervorzuheben ist, wie das Farbdesign auf die jeweilige Formsprache der unterschiedlichen Fahrzeugtypen übertragen wurde. Grau/Silber sind ja eigentlich meine absoluten Gruselfarben für Straßenbahnen, aber hier in Brüssel gefällt es mir in Kombination mit dem edlen Gold, dass sich als Akzent über die ganze Fahrzeuglänge zieht, richtig gut. Dem komischen Kanariengelb mit schräg angepinselten, blauen Türen, dass hier beim letzten Besuch noch vielfach anzutreffen war, trauere ich jedenfalls nicht hinterher.

Anschließend sollte es mit dem nächsten Kurs weiter nach Montgomery gehen, um dort auf die beiden Sechsachser-Linien 39 und 44 zu wechseln. Die beiden Linien in die gehobenen östlichen (Vor)Stadtbezirke enden dort an der Metrostation in einer großen unterirdischen Wendeschleife. Der letzte Abschnitt der Linie 81 parallel zur Metro zwischen Merode und Montgomery zeigte sich allerdings als eine große Baustelle. Die 81 endete daher schon an einer provisorischen Stumpfendstelle in der Avenue des Celtes. Für eine Station auf die Metro zu wechseln lohnte aber irgendwie auch nicht so recht, sodass ich das letzte Stück entlang der teils herausgerissenen Gleise der Linie 81 zu Fuß lief. Die auf den Triumphbogen zulaufende Avenue de Tervueren ist hier wirklich eine gigantische Schneise, wobei die mittleren sechs Spuren schnellstraßenmäßig immer wieder für kurze Strecken unter Kreuzungen oder etwa dem Triumphbogen abtauchen. Rechts und links der Schnellstraße verläuft dann auf beiden Seiten die oberirdische Quartiersstraße, auf der nördlichen Seite mit der Strecke der Linie 81. Vor dem gigantischen vierspurigen Kreisel Montgomery tauchte ich dann wie vier der sechs Schnellstraßenspuren in den Untergrund ab und suchte in der Metrostation nach der Haltestelle der Straßenbahn. Nachdem ich herausgefunden hatte, dass scheinbar auch in den Papierfahrschein irgendein Chip integriert ist und das Auflegen auf die Bahnsteigsperre genügt um durchgelassen zu werden, stieg ich in einen bereits wartenden PCC ein. Die ersten Meter waren das übliche Unterpflastergerumpel und -gequietsche, wie man es auch von den anderen Unterpflaster- und Premetroabschnitten der Straßenbahn in Brüssel kennt. Als sich der PCC aus dem Tunnel befreit hatte, ging es dann aber in flotter Fahrt die fünf Haltestellen zum Straßenbahnmuseum hinüber, wo ich einen ersten Halt einlegte.


PCC 7794 erreicht die Haltestelle Musee Du Tram. Passend zum Straßenbahnmuseum werden hier auf den Linien 39 und 44 auch im Planverkehr mit 100% 77er und 78er auf Linie quasi schon fast museumsreife Fahrzeuge eingesetzt.


Die tiefergelegene Straße wird hier von einer Brücke für den Fuß- und Radverkehr überspannt. Am Nachmittag bietet sich von oben herab ein schöner Überblick über die große Fahrzeughalle, die in den ersten vier Hallen die beeindruckende Fahrzeugsammlung des Straßenbahnmuseums beherbergt. In den zwei hinteren, hier verdeckten Hallen finden die Fahrzeuge für die Linien 39 und 44 Platz, die hier eine Art Inselbetrieb mit Metroanschluss darstellen und die Innenstadt nicht erreichen. Über die Linie 8 (und 81) lässt sich aber auch das übrige Straßenbahnnetz erreichen. Nachdem ich auf der Brücke einen hartnäckigen Wolkenklopper abgewartet hatte, gelang die Aufnahme von PCC 7816 auf der Linie 39.


Der Blick in die andere Richtung zeigt das natürliche Habitat der Linie 44 als Waldbahn. Teils kilometerweit rast diese Linie auf besonderem Bahnkörper, später auch abseits aller Straßen durch den Wald. Die Linie 39, auf der auch der PCC 7812 unterwegs ist, bleibt demgegenüber zumindest bis Stockel etwas urbaner. Gleich ist beiden Linien allerdings die weitgehend besondere Trassierung und die damit einhergehende Reisegeschwindigkeit. Ein Spaß, hier mit den Beschleunigern von Haltestelle zu Haltestelle zu rasen. Früher gab es hier auch auffällig beschriftete Wagen auf Expresslinien, die einige Haltestellen ausließen und auf denen die letzten vierachsigen PCC, später die letzten PCC-Einrichtungs-Sechsachser ihr letztes Gnadenbrot verdienten. Diese Expresskurse konnte ich allerdings nicht mehr antreffen.

Auch wenn die beiden Rennstrecken hier ganz witzig sind, besonders natürlich zum Mitfahren, können sie motivlich dann doch nicht ganz mit den Stadtlinien mithalten. Sicher hätte man einen lauschigen Abschnitt im Wald aufsuchen können, danach war mir gerade aber nicht. Vielmehr war mir angesichts des langen Tages jetzt nach einem schönen Koffeinsüppchen. So wurde das hier draußen eher eine entspannte Hängepartie: Ich fuhr bis zum Unterzentrum Stockel durch, an dem die Mertolinie 1 endet und für die Straßenbahn eine Zwischenschleife besteht. Dort fand ich schnell wonach ich suchte und entspannte erstmal zwanzig Minuten mit Blick auf die vorbeifahrenden PCCs. Ein anschließender Blick eine Haltestelle weiter offenbarte, dass die Linie 39 hier auf eigener Trasse im Wald verschwindet und schnellstraßenbahnmäßig, vollkommen unabhängig von Straßenverläufen, bis zur Endstation Ban-eik weiterverläuft. Dort ist dann auch wirklich das östliche Ende von Brüssel erreicht. Schien mir alles nicht so vielversprechend, sodass ich den Rückzug antrat und noch einen Stopp an dem etwas urbaneren Abschnitt Richtung Montgomery einlegte. Die Geschwindigkeit, die die PCCs hier so an den Tag legen, sind aber auch wirklich anders 😀 Da wird wirklich voll durchgezogen und der Querverkehr sollte tunlichst darauf achten, ob eine Bahn kommt oder nicht. Unterstützt wird diese Raserei natürlich dadurch, dass diese Beschleunigerfahrzeuge quasi nur eins oder null kennen – also Vollgas bis die nächste Haltestelle in Sicht kommt und dann auch möglichst so spät wie geht auf die Bremse stehen. Das Ganze sieht durch die Pedalsteuerung natürlich auch immer noch wahnsinnig lässig aus 😀


Zwischen Montgomery und Stockel hat PCC 7828 die Haltestelle Rue Au Bois verlassen und rast schon wieder weiter seines Weges.


Einige Meter weiter kommt wenig später PCC 7827 entgegen und beschleunigt aus der Haltestelle Aviation heraus Richtung Montgomery.

Diese schmale Straße links der Trasse im letzten Bild ist übrigens für Anwohner zum Befahren freigegeben, um die Hauseinfahrten zu erreichen. Warum ich das erwähne? Weil es hier wiedermal eine herrliche Kostprobe des doch recht französischen Fahrstils der Belgier zu beobachten gab: Und damit meine ich das anscheinende Unvermögen, Hindernisse oder andere Fahrzeuge gekonnt zu umschiffen, wie es unsereins für selbstverständlich für das Erlangen einer Fahrerlaubnis halten würde. Spätestens im Rückwärtsgang wird hier unter scheinbarer Geringschätzung des eigenen und anderer fahrbarer Untersätze auf alles draufgesemmelt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Und auch Bäume selbst sind bekanntermaßen recht standhaft. Wie man hier rückwärts aus seiner eigenen (?) Ausfahrt herauskommen kann und dann solange zurücksetzt, bis man mit der Stoßstange an die Holzmauer des Straßenbaums andockt – einfach nur rätselhaft. Ein Kleinkind auf Fahrrad konnte zuvor gerade noch von der Begleitperson aus der Gefahrenzone des rückwärts irrenden Vierrades gebracht werden. Irgendwie schon wieder unfassbar komisch das Ganze. Und es sollte nicht das einzige derartige Manöver bleiben, dass es in den gerade einmal vier Tagen zu bestaunen gab…

Aber zurück zu Straßenbahn. Bzw auch nicht zurück zur Straßenbahn, denn außer bis zur unterirdischen Endstation Montgomery durchzufahren, riss ich hier nichts mehr an den Linien 39 und 44. Da ich nicht wieder an der sechs- bis achtspurigen Avenue entlangschlendern wollte, nahm ich diesmal die Metro für eine Station, entschied aber, nicht zur Linie 81 zurückzukehren, sondern stattdessen einen Blick auf den schon erwähnten Triumphbogen zu werfen. Weiter dieser Achse folgend wollte ich dann an der europäischen Kommission wieder in die Metro einsteigen und mit dieser bis Comte de Flandre zur Linie 51 hinüberfahren. Der dortige Abschnitt direkt am Kanal schien mir prädestiniert für einige abendliche Aufnahmen bei tiefstehender Sonne.


Kurzes Sightseeing am Triumphbogen. Mit großer Kamera bewaffnet wurde ich dann natürlich gleich wieder als kompetent erkoren, Smartphone-Erinnerungsschüsse von zwei hier lauernden Touristinnen zu schießen.


Die sechsspurige Schnellstraße taucht hier dankenswerterweise für einen kurzen Abschnitt unter die Oberfläche und verläuft nicht (mehr) durch den Triumphbogen.

Der Achse weiter folgend gelangt man zur europäischen Kommission und zur Metrostation Schuman. Auch die Metrostation ist hier durchaus sehenswert modern, hell und im EU-Branding gestaltet.


Von der Metrostation Comte de Flandre gelangt man in wenigen Schritten zur auf der anderen Seite des Brüssel-Charleroi-Kanals gelegenen Haltestelle Porte de Flandre der Linie 51 hinüber. Die 51 verläuft hier einige hundert Meter zwischen den Haltestellen Porte de Ninove, Porte de Flandre und Marguerite Duras direkt am Kanal, um dann über einen Schwenk um den Häuserblock die Brücke über den Kanal zu nehmen. Der Schwenk um den Häuserblock und die Brücke sind hier im Hintergrund zu sehen, während PCC 7922 in Gegenrichtung auf dem Weg zum Gare Du Midi ist.


Am anderen Ufer beginnt das berüchtigte Stadtviertel Molenbeek, eine weitere der 19 Gemeinden Brüssels. Bei fast 100.000 Einwohnern konzentriert sich das Geschehen, welches immer mal wieder auch bei uns in den Nachrichten präsent ist, aber sicherlich nur auf einige wenige Straßenzüge und Brennpunkte. Mir schien hier zumindest auf den ersten Blick nichts furchteinflößend und auch mit Kamera im Anschlag wurde ich weiterhin ignoriert.


Passend zum benachbarten Molenbeek befindet sich gleich am anderen Ufer das festungsartige Centre Fedasil du Petit-Château, ein Erstanlaufstelle für Asylbewerber. In der letzten Abendsonne erreicht PCC 7920 gleich die Haltestelle Porte de Flandre.


Mit PCC 7782 hat sich auch ein Sechsacher auf die Linie 51 verirrt.


In Gegenrichtung ist PCC 7907 im Streiflicht am Kanal unterwegs.

PCC 7917 biegt in den Häuserblock ein, um für die Brückenüberfahrt auszuholen und mit Schwung über die Ponts Sainctelette hinüber nach Molenbeek zu wechseln.


Auch ich wagte mich hinüber nach Molenbeek, wo die 51 nach zwei Haltestellen an einer breiten Hauptverkehrsachse wieder in beschaulichere Wohnbebauung abbiegt. Auch die gebrandmarkte Gemeinde Molenbeek verlässt die Linie wenig später nach nur fünf Haltestellen wieder. Den weiteren Verlauf der Linie werde ich mir dann zu einem späteren Zeitpunkt anschauen.

Hinter dem Abzweig sah es hier durchaus schon wieder nach beschaulicheren Motiven aus. Das wäre dann aber etwas für den zweiten Tag in Brüssel. Eben war übrigens auch der erste neue Flexity durchgekommen, den ich hier gesehen habe, genauer der 3202. Der Versuch einer Aufnahme an der Ponts Sainctelette scheiterte allerdings kläglich an der parallelen Autoflut, die auch im letzten Bild ganz gut zu sehen ist. Nur der steile Winkel und der Abzweig ermöglichten hier eine Aufnahme im letzten Abendglimmen.

Ich holte mir online schonmal ein Ticket für den IC nach Antwerpen. Geht ganz entspannt ohne Anmeldung per Kreditkarte auf der SNCB-Website und kostet mit 8,40€ auch immer genau gleich viel. So einfach kann es sein. Mit der nächsten Tram ging es dann zurück Richtung Bruxelles Midi. Schon eben beim Vorbeilaufen hatte ich an der nun folgenden Haltestelle eine ganze Security-Mannschaft, unterstützt von der Staatsgewalt gesehen. Diese machten sich beim Halt sogleich daran, den Wagen auf französische Art an jeder Tür mit mehreren Leuten zu stürmen, die Fahrkarten zu kontrollieren und gesichert durch die Polizei alle direkt aus dem Fahrzeug zu ziehen, die nichts Gültiges vorzuweisen hatten. Der Erwerb von Fahrkarten scheint hier zumindest nicht üblich zu sein, denn fortan setzte ich die Fahrt im zuvor zwar auch nur mäßig besetzten Wagen fast allein fort. Was mich immer wundert: Wenn man hier keine Fahrkarten kauft, die Kontrollen aber derart auffällig sind, warum sind die Leute dann über die üblichen Netzwerke nicht längst vorgewarnt und umgehen die Kontrolle oder kaufen gar ausnahmsweise einen Fahrschein? Vielleicht sind die meisten aber auch vorgewarnt und der Wagen war deshalb schon zuvor nur mäßig besetzt. Gegen diese Theorie spricht zumindest, dass an der nächsten Haltestelle auch keine Völkerwanderung zustieg 😀

Am Gare Du Midi besorgte ich mir noch eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken für die Fahrt, löste meinen Koffer aus dem Schließfach aus und bestieg den pünktlichen IC Richtung Antwerpen um 20:19 Uhr. Der braucht übrigens allein schon für die Brüsseler Bahnhöfe eine Viertelstunde der Dreiviertelstunde Fahrzeit bis Antwerpen. Überhaupt scheint es die Kategorie Regionalexpress aufgrund der Größe des Landes wohl nicht zu geben, denn mehr wäre das hier angesichts der Reisegeschwindigkeit bei uns nicht gewesen. Schlimmer als der weiße Teppich-RE heute morgen war es aber auch nicht 😀 Immerhin war es angenehm leer und so machte es auch nichts, dass der IC eher eine Stunde, als eine Dreiviertelstunde bis Antwerpen brauchte – was übrigens bei allen drei Fahrten auf dieser Route zwischen Antwerpen und Brüssel so war.
Dort aus dem Bahnhof verbrachte ich erstmal das Gepäck in die Citybox einige hundert Meter vom Centraal entfernt. Antwerpen Centraal fand ich höchst beeindruckend. Nicht nur wegen des imposanten alten Bahnhofgebäudes des einstigen Kopfbahnhofes, sondern auch wegen des dreietagigen Zugverkehrs mit zwei Ebenen für durchgehende Züge unter den Stumpfgleisen auf Normalhöhe. Besonders spektakulär macht das Ganze, dass man von oben bis unten über alle drei Ebenen durchschauen kann.

Der CheckIn lief so problemlos wie kontaktlos, der Automat spuckte eine Zimmerkarte aus und ich brachte kurz das Gepäck hoch. Ungefähr für den Preis, für den ich in Oslo ein winziges Einzelzimmer mit noch winzigerem Bad unter der Dachschräge bekommen hatte, gab es hier ein überaus geräumiges Doppelzimmer mit großzügigem Bad und schier gigantischer Dusche. Wie in Oslo alles modern, sauber und funktionstüchtig. Das war durchaus mehr als ich erwartet (oder gebraucht) hatte und ich bereute es nicht, das preislich zum Buchungszeitpunkt nur leicht darüber rangierende IBIS oder Holiday Inn ausgeschlagen zu haben.

Für einen kleinen Imbiss ging es nochmal raus. Dabei entstanden natürlich auch die ersten Aufnahmen an der Genter PCC-Linie 12, eines bei der Ausfahrt aus der Chinatown, eines vor dem Riesenrad vor der Centraal Station.


Der ehemalige Genter PCC 6211 verlässt Chinatown und fährt in die Schleife vor der Centraal Station ein. Die Genter PCC liefen also noch immer auf der 12, wie ich es erwartet hatte. Im Grunde der wichtigste Punkt hier, denn die fehlten mir in Antwerpen noch gänzlich.


Der PCC 6211 lässt sich nicht viel Zeit und steht schon wenig später wieder an der Abfahrtshaltestelle vor der Centraal Station.

Der Tatendrang war nach diesem langen und durchaus erfolgreichen ersten Tag dann aber doch am Ende. Es gab noch einen Wrap mit Pommes, dann lief ich auch schon wieder zurück zur Citybox, um Energie für den morgigen Tag in Antwerpen zu tanken.

2 thoughts on “Belgiens letzte PCCs I: Mit den Beschleunigern durch Brüssel”

  1. Hey,
    vom ersten Überfliegen mal wieder sehr sehenswert! Brüssel und Antwerpen sind bei mir mögliche Ziele für nächstes Jahr. Schön, dass du dich wohlgefühlt hast! Ein Höhepunkt ist die Begegnung mit den drolligen, dreisten Gänsen 😀
    Auch den Oslo-Bericht werde ich noch mal so richtig durchgehen, die Stadt ist ja wie Brüssel eher selten zu sehen bei Straßenbahnfans.
    VG
    Lennart

    1. Moin Lennart,
      Danke Dir für die nette Rückmeldung 🙂 In Antwerpen könnte es nächstes Jahr schon knapp werden mit den PCCs, aber auch so natürlich einen Besuch wert! In Brüssel liefen noch so viele PCCs, da wird es in Anbetracht der momentan vielerorts doch eher zähen Auslieferungen von Neufahrzeugen sicher noch für eine schöne Beschleunigerfahrt reichen 😉
      VG,
      Tobias

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