Durch Lettlands Sonne VI: Versteckspiel mit den Altbauwagen

Heute sollte es mit dem Zug nach Daugavpils gehen. Dort wollten wir erst einmal das Netz etwas erkunden und den Betrieb näher kennen lernen. Vor allem die Nachmittagsspitze, in der komplett andere Wagen fuhren als zu den normalen Zeiten, sollte genauer dokumentiert werden.


Donnerstag, 11. Mai 2023: Versteckspiel mit den Altbauwagen

Der heutige Morgen begann ähnlich früh, wie der Morgen, an dem es nach Liepāja ging. Denn auch heute fuhr der Zug nach Daugavpils ähnlich früh ab, wie der Bus nach Liepāja. Nach dem Weckerklingeln wurden kurz die letzten Sachen in den Koffer geschmissen und es ging wieder ohne Frühstück aus dem Hotel. Beim Auschecken mussten nur noch die Schlüsselkarten zurückgegeben werden, das Zimmer war bereits bezahlt. Dadurch konnten wir relativ schnell ein letztes Mal zur Haltestelle Grēcinieku iela rüber gehen. Anders als sonst wurde dieses Mal nicht die Bahn genommen, sondern der nächste Bus geentert. Dies hatte den einfachen Grund, dass die Bushaltestelle am Centrāltirgus ein Stückchen näher am Bahnhof lag und man bei den Bussen zum Einsteigen keine Stufen überwinden musste. Das war uns aufgrund der Koffer auch ganz Recht und so fuhren wir die eine Station bis zum Centrāltirgus. Dort angekommen wurde uns erneut eine Kostprobe davon gegeben, welchen Stellenwert der Eisenbahnbahnhof in Riga hat. Denn statt direkt vor dem Bahnhof zu halten, hielt der Bus nur in der Nähe des Centrāltirgus und man musste neben einigen hundert Metern Strecke auch noch eine Unterführung zum Queren der Straße durchlaufen. Nachdem wir nach fast zehn Minuten Fußmarsch dann doch endlich mal am Bahnhof ankamen, hatten wir aufgrund der luftigen Planung trotzdem noch genug Zeit für Frühstück. Also wurde einer von mehreren vorhandenen Narvesen im Bahnhof aufgesucht und ein ordentliches Frühstück zusammengestellt. Dieses musste ja schließlich auch die dreieinhalb Stunden Zugfahrt noch reichen. Nachdem dieses zu Teilen noch im Bahnhof verspiesen wurde, suchten wir die Gleise auf. Der Zug sollte vom Hausbahnsteig abfahren. Um diesen zu erreichen, mussten erst eine Treppe überwunden werden. Die Rampe für Koffer und vielmehr für Rollstuhlfahrer wurde scheinbar großzügig vergessen. Am Bahnsteig angekommen sahen wir auch schon das Ungetüm, welches uns nach Daugavpils schaukeln sollte. Dabei handelte es sich offensichtlich immer noch um die gleiche Bauart, wie noch 2021. Dementsprechend wartete auch bei uns ein Dieseltriebwagen darauf, uns befördern zu dürfen. Glücklicherweise hatte dieser seinen Diesel noch nicht angeschmissen und so herrschte am Bahnsteig noch eine angenehme Ruhe. Strategisch günstig wurde sich möglichst weit weg vom Triebkopf gesetzt, um den schon vermuteten Lärm so gut wie möglich zu minimieren. Im Übrigen stehen bereits neue Triebwagen in den Bahnhofsanlagen herum, scheinen aber keine Anstalten zu machen, sich den Beförderungsfällen zur Verfügung zu stellen.


Rechts im Bild ist der Triebwagen zu erkennen, der uns bis nach Daugavpils befördern sollte.

Auf die Minute pünktlich legte der Zug dann auch Richtung Daugavpils ab. Sowas kennt man von der DB eher selten. Man muss dabei aber auch bedenken, dass nicht sonderlich viel auf dieser Strecke los ist und dass dies der erste Zug war, der an diesem Tag nach Daugavpils fuhr. Damit war es aber auch das Einzige, was an diesem Zug besser war als an Zügen von der DB. Direkt nach Beginn der Fahrt musste sich der Zug über viele Gleiswechsel aus dem Bahnhof herausarbeiten. Dabei merkte man schon, dass sowohl der Zug, als auch die Gleise die besten Jahre ihres Lebens hinter sich hatten. Durch dieses Erlebnis direkt am Anfang der Reise machte ich mich auf das Schlimmste gefasst, doch nach dem anfänglichen Ruckeln durch den Gleisbau ging es erstaunlich ruhig weiter, nachdem der Zug seine Strecke irgendwann gefunden hatte und aus dem Bahnhofsbereich entkommen war. Zu diesem Zeitpunkt kam dann auch einer der zwei vorhandenen Schaffner zu uns und kontrollierte neben unseren Fahrkarten natürlich auch die Fahrkarten für unsere Koffer. Währenddessen lief es gemütlich mit Geschwindigkeiten von 90 bis 110 km/h vor sich hin. Wären an der Strecke nicht ständig Zwischenhalte gewesen, hätte man so sogar relativ schnell nach Daugavpils gelangen können. Da der Zug aber an jedem Baum hielt, zog sich das ganze ewig hin. Sobald der Zug aber über einen Gleiswechsel mit mehr als 90 km/h fuhr, war man froh, dass dieser maximal 110 km/h fahren durfte. Immerhin die Sitze waren im Gegensatz zu vielen moderneren Sitzen sehr gut gepolstert und man reiste eher in einem Sessel als auf einem Sitz. Ich guckte Großteile der Fahrt aus dem Fenster und ließ die mäßig spannende Landschaft an mir vorbeiziehen. Bevor wir in Daugavpils ankamen, wurde dann nochmal der Reisebericht von 2021 studiert, um bestens auf den Betrieb vorbereitet zu sein. Nach knapp 3,5 Stunden erreichten wir pünktlich den Bahnhof von Daugavpils. Dort angekommen wurden die Koffer am Hotel direkt am Bahnhof abgegeben und dann konnte sich endlich auf den neuen Betrieb gestürzt werden. Wir entschieden uns zu Beginn die Strecke vom Bahnhof kommend zu Fuß zu erkunden. Dies hatte auch den Grund, dass es in Daugavpils keine Tageskarten gab und man sich nur für 70 Cent pro Fahrt mit der Bahn fortbewegen konnte. Da wir aber weder so viel Kleingeld besaßen, noch übermäßig viel Geld ausgeben wollten, wurden diese Fahrten nur genutzt, wenn es wirklich nötig war.

Zu Beginn erstmal eine Übersicht über den doch relativ abwechslungsreichen Wagenpark von Daugavpils.


T3D

Daugavpils verfügt über acht noch fahrfähige T3D mit den Nummern 070-078. Diese wurden bereits 2002 aus Schwerin übernommen und fristen somit zum Großteil schon ein längeres Dasein in Daugavpils, als bei ihrem Heimatbetrieb in Schwerin. Dort sind sechs der acht Fahrzeuge im Jahr 1983 in Betrieb gegangen. Von den acht Wagen sind jeweils vier geführte und vier führende Fahrzeuge. Während unseres Besuches stand nur eines der T3-Doppel im Einsatz.

KTM-5

Beim äußerlichen Erscheinungsbild kaum zu glauben, aber die KTM-5 sind mit Baujahren von 1990 bis 1991 jünger als die T3D aus Schwerin. Vom meist gebauten Wagen der Welt stehen Daugavpils noch zehn Exemplare zur Verfügung, die wohl auch noch alle fahrfähig sind. Erwiesen haben es davon bei unserem Besuch nur zwei der Wagen.

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Die erste Niederflurgeneration bilden die Wagen 001-008 mit Baujahr 2014. Diese acht Exemplare sind vierachsige Niederflurwagen, die der Moskauer Serie abgezweigt wurden und somit auch das gleiche orange-blaue Lackierungsschema besitzen. Von diesen acht Fahrzeugen begegneten uns sieben während unseres Besuches.

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Im gleichen Jahr 2014 wurden zudem vier sechsachsige Niederflurwagen geliefert, die der Sankt Petersburger Serie abgezweigt wurden. Auch diese haben das gleiche weiß-rote Farbschema, wie die Serie aus Sankt Petersburg. Die Wagen führen die Nummern 009-012 und die drei betriebsfähigen Wagen dieses Typs standen bei unserem Besuch im Einsatz.

71-911E “City Star”

Zu guter Letzt wurden 2019 acht weitere Niederflurwagen an Daugavpils ausgeliefert. Auch hierbei handelt es sich um Vierachser, die dieses Mal für Daugavpils in einem exklusiven Farbschema geliefert wurden damit eine dritte Farbvariante in die Niederflurflotte einbringen. Die Wagen 014-021 tragen ein gelb/dunkelrotes Farbschema, ähnlich wie einst die RVZ-6. Von den City Star verkehrten nur fünf Exemplare, die ich abgelichtet habe.


Und eine weitere Übersicht für einen besseren Überblick über das Liniennetz:

Die Linie 1 stellt in Daugavpils die Hauptlinie dar. Diese verkehrt von der Station Stacija bis Butļerova iela in einem 10-Minuten-Takt. Außerdem wird auf dieser Linie während der Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags der Fuhrpark durch größere Züge ausgetauscht. Die Linie 2 verkehrt von Maizes kombināts nach Butļerova und kommt somit nie in die Innenstadt. Auf dieser Linie herrscht ein Halbstunden-Takt. Die Linie 3 ist die längste Linie und durchquert die Stadt von der Station Cietoksnis ganz im Westen bis zur Station Stropu ezers ganz im Osten in einem 28-Minuten-Takt. Zu guter Letzt gibt es die Linie 4, die von der Station Maizes kombināts zur Station Stacija verkehrt. Da diese aber nur im Stundentakt mit einem Kurs verkehrt, fällt sie im Regelbetrieb nicht wirklich auf.



Mit 005 kämpft sich ein Wagen der älteren Niederflurgeneration die Bahnhofsschleife herauf. Dieser erreicht in Kürze die Haltestelle am Bahnhof. An dieser macht er dann seine Pause, obwohl sich die Haltestelle mitten auf der Straße befindet und die Autos sich alle an ihm vorbeischlängeln müssen.

Wir entschieden uns den Weg über die Gleise runter zu wählen, um der Strecke weiter zu folgen. Wir hatten dabei kein so richtiges Ziel und ließen den Betrieb auf uns zu kommen.


Auf uns zu kam dann unter großem Lärm mit dem 108 erfreulicherweise einer der völlig runtergekommenen KTM-5, ein Exemplar des meistgebauten Wagens der Welt. Dieser konnte beim Verlassen der Haltestelle Alejas Iela abgelichtet werden.


Nur ein kurzes Stück weiter kommt mit 008 wieder ein Wagen der älteren Niederflurgeneration aus der Stadt auf uns zu.


Kurz darauf dröhnt auch schon der 108 vom Bahnhof kommend zurück an der gleichen Stelle um 180 Grad gedreht an uns vorbei.

Jetzt wollten wir uns zu einem der bekanntesten Motive von Daugavpils begeben und auf den KTM-5 warten, bis dieser zurückkommen sollte. Daher liefen wir einmal durch die gesamte Innenstadt, die in Daugavpils aber auch nicht sonderlich groß ist, und postierten uns an der 90 Grad Kurve, die kurz nach dem Innenstadtstück folgt.


Mit 020 präsentierte sich ein Exemplar der neusten Generation der Niederflurwagen auf dem Rasengleis.


Aus der Gegenrichtung kommt 020 eine Viertelstunde später wieder zurück. Hier ist das eben angesprochene Motiv zu sehen, an dem die Bahn zwischen einem bereits renovierten Haus rechts und einem offensichtlich noch nicht renovierten Haus links hindurch fährt und in die 90 Grad Kurve einbiegt.

Uns viel schon nach kurzer Zeit auf, dass die stadtauswärts fahrenden Bahnen in dieser Kurve besonders langsam fuhren. Auch die Fahrer guckten argwöhnisch in Richtung ihres rechten Spiegels. Dies hatte auch einen berechtigten Grund, wenn man beachtet, dass der Spiegel der Niederflurwagen nur um wenige Zentimeter an einem der Masten in der Außenkurve vorbei passte. Unseren Vermutungen nach gab es dort bei zu schnellem Fahren schon mehrere Unfälle mit den Spiegeln, weshalb die Fahrer dazu angehalten sind, langsam durch diese Kurve zu fahren. Der Versuch, den KTM-5 an diesem Motiv zu fotografieren wurde im Übrigen dadurch vereitelt, dass der KTM-5 nicht wieder zurückkam. Da sich am anderen Ende der Linie 1 das Depot der Straßenbahn befindet, gingen wir davon aus, dass dieser kurzerhand eingerückt war. Zumindest wurde die Linie 1 von nun an nur noch von Niederflurwagen bedient. Daher entschieden wir uns nun den nächsten Kurs der Linie 3 zu nehmen und uns die berühmte Waldstrecke anzuschauen. Also stiegen wir in die Bahn ein und prompt kam ein Schaffner in Warnweste auf uns zu und verlangte jeweils 70 Cent von uns. Dafür bekamen wir im Gegenzug einen Beleg in die Hand gedrückt. Ein doch sehr veraltetes System, für die Schaffner aber wohl die einzige Möglichkeit ein wenig Geld mit einem Job zu verdienen. Kurios war auch, dass auch die Schüler einen solchen Beleg in die Hand gedrückt bekamen. Diese durften unter Vorzeigen eines Schülerausweises kostenlos mitfahren, was sie aber nicht vor dem Beleg bewahrte, der ihnen trotzdem bei jeder Fahrt ausgehändigt wurde. Auch Rentner konnten für nur zehn Cent mitreisen, weshalb die gesamte Tasche des Schaffners mit kleinsten Cent-Münzen gefüllt war. Die Linie 3 wurde direkt mal bis zum Ende durchgefahren. Von dort aus wollten wir uns zu Fuß zurückarbeiten.


006 beendet gerade seine Schleifendurchfahrt und begibt sich auf eine neue Runde Richtung Cietoksnis.


Kurz darauf wartet 006 an der Endhaltestelle noch kurz auf seinen Fahrplan, bevor es wirklich losgeht. Der angedeutete Bahnsteig ist auf jeden Fall nicht für längere Wagen als diese ausgelegt.

Auch für uns ging es nun entlang der Strecke zurück. Bei dem eher dürftigen Takt ging dies wieder zu Fuß von Statten. Wir liefen bis zur Station Pilsētas slimnīca, an dem sich das große Krankenhaus befindet. Dieses stellte auch den Grund dafür dar, dass die Streckenführung im Jahre 2020 verändert wurde, sodass die Straßenbahn nun einen Schlenker zum Krankenhaus ausfährt. Dort wollten wir den Kurs ablichten, der aus der Stadt kommen sollte. Auf dessen Rückfahrt wollten wir uns dann an anderer Stelle postieren, um das Ambiente des Waldes darzustellen. Die Strecke direkt am Waldrand entlang wurde durch eine große Baustelle verschandelt, die sich das gesamte Stück bis zur Endstation zog. Ob es jemals wieder so idyllische Bilder wie früher von dieser Strecke geben wird, bleibt daher abzuwarten.


Auf diesem Bild ist gut zu erkennen, dass 007 einer der wenigen Wagen der ersten Niederflurgeneration ist, der neben einem Pantographen auch noch einen Trolley besaß. Der Sinn dahinter erschloss sich uns nicht, da inzwischen alle Strecken mit Pantographen bedient werden und der Trolley daher nicht mehr zum Einsatz kommt.


Auf der Rückfahrt von der Endschleife zeigt sich 007 an dem Abzweig, wo die 2020 neu gebaute Strecke von der alten Strecke abzweigt und den Schlenker über das Krankenhaus nimmt. Links im Bild liegt noch die alte Strecke, über der sogar noch eine Fahrleitung vorhanden ist. Im Gegensatz zur noch betriebenen Strecke sind dort noch alte Masten vorhanden, die dem Waldstück den richtigen Touch gegeben hatten. Außerdem ist links im Hintergrund die Baustelle zu erahnen, die ein Bild am echten Waldstück zerstörte.

Nach diesem Kurs betrieben wir noch einmal Stellungswechsel, um noch einmal einen Kurs an diesem Stück Strecke abzupassen, bevor diese sich mehr und mehr wieder Richtung Innenstadt begibt.


Nun lässt sich mit 016 auch ein Wagen der neuen Niederflurgeneration auf dem Waldstück blicken. Hier führt die Strecke direkt neben einem Waldstück entlang.


Durch das eben beschriebene Waldstück nahm ich eine Abkürzung, um rechtzeitig ein Motiv für die Rückfahrt des Kurses zu finden. Wie schon in Liepāja scheint auch der Betrieb von Daugavpils zu viele Masten für die Neubaustrecke bestellt zu haben. Im Gegensatz zu Liepāja sind die Wagen in Daugavpils aber kürzer, wodurch es unter Zuhilfenahme des Schnellschusses möglich war, 016 auf seiner Rückfahrt zwischen zwei Masten abzulichten.

Dann wurden erstmal wieder ein paar Stationen zu Fuß abgelaufen, bis wir an der nächsten Ausweiche angekommen waren, an der die Kurse von der Endschleife Stropu ezers und aus der Innenstadt kreuzen sollten.


006 und 007 sind beides Exoten mit Pantographen und Trolley und kreuzen hier an der Station Komunālie kapi.


Nur eine Station weiter kommt 007 auch schon zurück. Dies ist die letzte Station, bevor die Linien 1 und 2 zur Linie 3 dazustoßen.

Genau diesen Linien 1 und 2 folgten wir nun. Denn nach unserem Abstecher zur Linie 3 war schon wieder einiges an Zeit vergangen und nun war die Hauptverkehrszeit ausgebrochen, zu der sich zwar der Takt nicht veränderte, dafür aber andere Wagen fuhren. So wurde der Umlauf der Linie 1 fast vollständig durch die dreiteiligen Niederflurwagen und die Ex-Schweriner T3-Züge ersetzt. Zumindest in der Theorie. Die Praxis sollte uns in den nächsten zwei Tagen anderes zeigen, aber dazu später mehr. Wir wollten den Ast der Linien 1 und 2 bis zum Ende ablaufen, an dem sich auch das Depot der Straßenbahn befand. Nur kurze Zeit nachdem wir dem Ast folgten, kam auch schon der erste dreiteilige Niederflurwagen.


009 ist einer der ausgetauschten Kurse auf der Linie 1. Die dreiteiligen Wagen haben einfach ein größeres Fassungsvermögen, was bei der Nachfrage an Fahrgästen auch durchaus verständlich ist. Die Wagen waren vor allem in der Innenstadt immer gut gefüllt. Ein Nachteil stellte allerdings dar, dass diese großen Wagen auch zwei Schaffner benötigten, weshalb sie vielleicht nur in der HVZ eingesetzt werden.


Kurz darauf folgte auch schon der Kurs der Linie 1 aus der Stadt. Anders als angenommen, wurde dieser Kurs noch von einem einteiligen Niederflurer bedient, in diesem Fall dem Wagen 008. Auch einige andere Kurse wurden nicht durch große Züge ersetzt.

Nach dem Bild stellten wir fest, dass der vorherige Kurs der Linie 1 aus der Stadt immer noch an der gleichen Stelle stand, wie zu dem Zeitpunkt, an dem wir an der Fotostelle angelangt waren. Nachdem wir einfach mal ein Stück weiter gegangen waren, wurde auch ersichtlich, woran dies lag. Wie schon bei den anderen beiden lettischen Betrieben hatte auch Daugavpils eine Baustelle zu bieten. Trotzdem folgten wir der Strecke erstmal ein Stück und erkundeten, wo die Baustelle ihr Ende finden würde, was uns auch gleich den Grund lieferte, aus dem die Wagen so lange vor der Baustelle warten mussten: Die Baustelle war natürlich nur eingleisig durchfahrbar und in Mitten der Baustelle gab es für die Gegenrichtung eine Ampel. Die Ampelphase war gelinde gesagt nicht die Kürzeste und so mussten die Bahnen ewig vor dieser Ampel warten, was zu Folge hatte, dass auch die Gegenbahnen ewig vor der Baustelle ausharren mussten.


Exemplarisch ein Bild der Baustelle mit dem neu ausgerückten 012. Die neuen Schienen sind zwar schon da, aber noch nicht verbaut und so intensiv wie dort gearbeitet wurde, kann das auch noch ein wenig dauern.

Auch dieser Kurs war also kein Ex-Schweriner T3 und so langsam fragten wir uns, ob die Wagen überhaupt noch fuhren. Wir verließen die Baustelle erstmal wieder, um ein besseres Motiv für einen möglichen T3-Zug zu finden. So richtig gab es aber keine Motive mehr bis zum Depot, die Straßenbahn verlief in Mitten einer vierspurigen Straße. Daher ging es erstmal in einen Laden, um die Essensreserven aufzufüllen. Als wir diesen wieder verließen, sahen wir gerade noch so einen blau-weißen Streifen eines T3 hinter einer Häuserzeile verschwinden. Da dieser gerade Richtung Depot gefahren war, sollte er auch gleich wieder kommen und so warteten wir an einer halbwegs freien Kreuzung, dass der T3-Zug zurückkam.


Und so kam kurze Zeit später das T3-Doppel bestehend aus 074 und 075 angefahren.

Jetzt wurden auch noch die letzten zwei Stationen bis zum Depot gelaufen. Von dort sollte es dann mit der Bahn zurück in die Innenstadt gehen, um dort den zurückkommenden T3-Zug abzupassen.


Der erste seiner Art 001 sollte unser Taxi zurück in die Innenstadt sein. Die Linien 1 und 2 haben ihre Schleife auf der Depotanlage und bauen dort direkt ihre Pause ein. Daher kommt der Wagen hier gerade aus dem Depot.


Zurück in der Innenstadt kommt direkt der T3-Zug 074 und 075 vom Bahnhof zurück und präsentiert sich hier auf der Innenstadtachse. Dieser Tatra-Zug war der Einzige, der während unseres Besuches im Einsatz stand.

Zum Abschluss der Abendsession sollte noch ein weiteres typisches Motiv für Daugavpils abgearbeitet werden. Dafür pilgerten wir die Strecke stadtauswärts ein Stück herunter, bis wir zur großen Brücke über eine Eisenbahnstrecke gelangten.


Auf dem Weg zur Brücke entstand dieses Bild von 005, nachdem der Wagen aus der Baumallee herausgekrochen war.


Angelangt an besagtem Motiv konnte 012 bei der Überfahrt der Brücke festgehalten werden. Links ist die orthodoxe Kirche zu erkennen, die mit Abstand das am besten aussehende Gebäude der Stadt darstellt.

Der 012 war auch gleichzeitig der letzte Kurs der Nachmittagsspitze und so rückten die großen Wagen nun wieder ein und die kleinen Wagen übernahmen wieder den Verkehr. Wir entschieden uns den Weg zur Kurve zurück zu laufen, an der wir heute Morgen schon ein paar Bilder gemacht hatten. Die Kurve war nun von der Seite der Stadt aus im Licht und bot damit nochmal ein neues Motiv.


008 kommt als Linie 1 in Richtung Innenstadt durch die Kurve gefahren. In diese Richtung steht auch kein Mast im Weg, weshalb die Kurve mit normalem Tempo durchfahren werden kann.

Da es nun schon spät geworden war, entschieden wir uns, uns so langsam in Richtung Innenstadt zu begeben. Für die nächsten Motive kam nun eine Flut an Niederflurwagen der ersten Generation entgegen.


Beginnen sollte diese Flut mit 005 kurz vor der Haltestelle Universitāte.


Dazu passend die Universität von Daugavpils. Nicht gerade vor Schönheit strotzend ist es doch eines der imposanteren Häuser der Stadt. Auch hier wird natürlich nicht an Nationalflaggen gespart.


Diesem folgte kurze Zeit später der Wagen 002 eine Station weiter an der Vienības nams. Der 002 ist am heutigen Tage auch der einzige Kurs der Linie 4. Denn diese Linie verkehrt nur im Stundentakt und kann daher von nur einem Kurs bedient werden. Deshalb taucht die Linie auch nicht so häufig auf den Bildern auf.


An der gleichen Station kann kurz darauf der nächste Kurs der Linie 1 festgehalten werden. 008 zeigt sich im schönsten Abendlicht neben Vienības nams, der der Station seinen Namen gibt.


Auch hier nochmal ein näheres Bild des Gebäudes. Dieses beherbergt das Theater von Daugavpils und ist im gleichen Waschbeton-Stil gehalten wie die Universität, die nur ein paar hundert Meter weiter steht.

Da die Sonne aber immer noch nicht so richtig verschwinden wollte, entschieden wir uns für eine Tour mit dem bald zurückkommenden Kurs der Linie 4. Wenn die Linie nur alle Stunde mal fährt, kann man das ja zumindest ausnutzen. Die Linie 4 fährt bis zu Endstation Maizes kombināts, bis zu der wir auch gleich mitgefahren sind.


Der einzige Kurs der Linie 4 schlummert mit Wagen 002 an der Endstation noch im tiefsten Abendlicht vor sich hin. Stress kommt für das Fahrpersonal bei dieser Linie auf jeden Fall nicht auf.


Zehn Minuten später geht die wilde Fahrt auch schon weiter. Die Endschleife wurde auf jeden Fall platzsparend verbaut, sodass sich die Straßenbahn um ein Haus herum durch eine Hecke winden muss. Nach links geht ein Anschlussgleis zu Güteranlagen ab. Weder das Anschlussgleis noch die Güteranlangen wirken aber so, als wären sie in den letzten Jahren genutzt worden, wobei das in Daugavpils nicht unbedingt was bedeutet.


Nur wenig später folgt ein Kurs der Linie 2, der durch 021 mit einem Niederflurwagen der neuen Generation bedient wird.

Dieser Kurs sollte uns dann zurück in die Innenstadt bringen. Das Problem dabei war allerdings, dass die Linie 2 von dieser Endstation zum Depot verkehrt. Daher muss man zwischendurch einmal umsteigen, um in die Innenstadt zu kommen, was einen direkt wieder 70 Cent gekostet hat. Die Direktverbindung stellt einzig die Linie 4 her, die nur alle Stunde verkehrt und gerade weg war. Muss man auch nicht verstehen, weshalb diese Linie nur alle Stunde verkehrt und die Linie 2 dafür alle halbe Stunde zum Depot fährt, also noch weiter raus aus der Stadt, wo wirklich niemand hin will.


Am Umsteigepunkt fiel noch ein weiteres Bild im Abendlicht ab, bevor der nächste Kurs der Linie 3 uns in die Innenstadt bringen sollte. Hier erstmal 014 als Kurs der Linie 1.


Unser Plan direkt in die Innenstadt zu fahren, wurde durchkreuzt und es wurde noch ein letzter Fotohalt für diesen Tag eingelegt. Die Brücke stellte den letzten Ort des Netzes dar, an dem noch Licht schien und so wurde mit den allerletzten Lichtstrahlen 016 abgelichtet.

Nach diesem Bild ging es dann aber wirklich zurück in die Innenstadt, allerdings zu Fuß statt per Bahn. Dort ging es daraufhin auf Essenssuche. Im Gegensatz zu Riga war es hier auch möglich, sich in ein richtiges Restaurant in der Innenstadt zu setzen, ohne dass man Angst haben musste, komplett ausgenommen zu werden. Daher ließen wir uns im Vesma Gastrobars nieder. Dort gab es für mich zum ersten Mal in meinem Leben ein Schwarzbier, welches mir auch schmeckte, und dazu als Vorspeise eine Solyanka und als Hauptgericht etwas vom Schwein mit Pommes. Auf der anderen Seite wurde ebenfalls eine Solyanka bestellt, dazu aber ein typisches Pils und ebenfalls etwas vom Schwein. Das Essen schmeckte wirklich vorzüglich und hatte für lettische Verhältnisse einen sehr angemessenen Preis. Nach dem Essen schleppten wir uns mit vollen Bäuchen die Fußgängerzone hoch zurück zum Bahnhof und es ging ins Hotel. Dieses punktete vor allem dadurch, dass es nur eins von zweien in Daugavpils war und außerdem jenes, welches näher am Bahnhof war und somit für uns strategisch günstiger. Sonst war es vom Komfort eher dürftig. Es war relativ laut, da es direkt am Bahnhof lag und der Güterverkehr auch nachts keine Pause machen wollte und die Handtücher fühlten sich eher wie Schmirgelpapier an. Für zwei Nächte sollte uns das aber nicht übermäßig stören.

Morgen war frühes Aufstehen angesagt. Die Morgenspitze, mit hoffentlich vielen großen Zügen, begann schon um 7:30 Uhr und somit hieß es: Erst Morgenspitze, dann Frühstück. Daher wurde sich schnell schlafen gelegt und auf noch einen abwechslungsreichen Tag in Daugavpils gefreut.

So viel kann ich schon Mal verraten. Auch morgen sollten sich wieder Altwagen blicken lassen. Was die Morgen- und Nachmittagsspitze sonst zu bieten hatte, erfahrt ihr im nächsten und letzten Teil von „Durch Lettlands Sonne“.

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