Herbstliche Bergwelten III: Generationswechsel am Pilatus

Heute soll es auf der anderen Seite des Brünig entlang der steilsten Zahnradbahn der Welt hinauf ins Pilatusmassiv gehen. Natürlich sollen die alten Triebwagen noch einmal im Fokus stehen, aber der Einsatz eines neuen Wagens wäre auch nicht schlecht.


Montag, 17. Oktober 2022: Pilatusbahn

Mit Frühstück war hier natürlich wieder nicht viel heute. Am Wochenende geht 8 Uhr ja noch in Ordnung, aber in der Woche ist das schon ein wenig unnötig spät, wenn es keine Möglichkeit gibt, das Frühstück nicht mit zu buchen. Aber egal, ich würde mir drüben in Alpnach was holen. Wenn ich hier Frühstücke bis halb neun, dann noch über den Brünig und noch einkaufen, käme ich nicht vor 10 Uhr los in Alpnach. Das wäre mindestens eine Stunde zu spät, um am Pilatus noch genug vom Tag zu haben.
Die Sachen waren schnell zusammengeräumt, an die Tourismusabgabe hatte ich zum Glück schon gestern Abend gedacht. Die wird ja dummerweise über booking.com meist nicht mit abgerechnet, sodass es doch immer noch einen Bezahlvorgang in der Unterkunft braucht. Schon startete der fleißige Leon seinen Weg über den Brünig, während es über den Bergen schon gewaltig dämmerte. Der Ersatzverkehr zwischen Interlaken und Meiringen war auch schon angelaufen.
Pünktlich zur Ladenöffnung des Coop war Alpnach erreicht. Beim Spar express zog ich noch einen Kaffee und legte dann auf dem Bahnhofsparkplatz erstmal ein kleines Frühstück ein, während ich in der SBB-App ein Parkticket für den Tag zog. Die Vorbereitung von Rad und Proviant war inzwischen schon wieder zur Routine geworden, sodass es gegen halb neun losgehen konnte. Der Plan für den Vormittag: Einen neuen Weg hoch nach Ämsigen ausprobieren. Der Serpentinenpfad des Pilatustrail war dann doch nicht so der Spaß. Vor allem bergab ist das Rad natürlich immer unschlagbar was Geschwindigkeit und Spaß angeht, sodass ich mir im Vorhinein eine rad-taugliche Route bis Ämsigen herausgesucht hatte. Während Pilatusbahn und -Trail aus Alpnachstad praktisch senkrecht bergauf führen, verlief mein Weg aus Alpnach in einem großen Bogen nach Westen in für mich immer gerade noch gut tretbarer Steigung über die Grundbergstrasse bis zur Lütoldsmatt. An der Lütoldsmatt wird dann wieder die Ostrichtung eingeschlagen, um über die Chretzalp den Weg zurück zur Bahn zu finden. An der Lütoldsmatt ist streckenmäßig entsprechend in etwa Halbzweit, von den Höhenmetern hat man bis hier allerdings schon weit mehr als die Hälfte bis Ämsigen überwunden. Entsprechend ist die weitere Strecke dann vergleichsweise entspannt zu radeln und es darf auch mal ein höherer Gang als der niedrigste eingelegt werden 😀 Hier holt man dann zeitlich wieder einiges raus gegenüber dem Fußweg. Bis zur Chretzalp ist es auch durchgehend ein asphaltiertes Alpsträsschen und wäre auch mit einem Straßenrad problemlos fahrbar, wenn denn die niedrigste Übersetzung passt. Hinter der Chrezalp geht es dann etwa einen Kilometer auf einer recht ausgeschlagenen Piste weiter, bevor es wiederum eine Weg-Kategorie nach unten geht und der Weg auf dem letzten Kilometer hinüber nach Ämisgen nur noch einem Wanderpfad gleicht. Dafür geht es hier erstmals leicht bergab, wenn auch nicht viel, sodass nicht viel tote Höhenmeter gemacht werden müssen. Insgesamt sind bis Ämsigen auf diese Weise etwa 1000 Höhenmeter auf 10km Strecke zu überwinden, was schon ein klares Indiz dafür ist, dass sich diese Route sehr gut mit dem Rad meistern lässt.


Die ersten Höhenmeter sind etwas oberhalb Alpnach überwunden und es ist schon wieder so warm, dass ich eine kurze Pause einlege, um die dünne Sportjacke im Rucksack zu verstauen. T-Shirt und kurze Hose schon morgens um neun – ist das noch Oktober?


Nach knapp 1 1/2 Stunden ist mit der Lütoldsmatt der westlichste Punkt des großen Bogens hinauf nach Ämsigen erreicht. Überraschenderweise hätte man bis hierher sogar mit dem Auto fahren dürfen und auf der Alp parken. Gut zu wissen für einen nächsten Besuch, denn eine weitere Route, die von hier noch weiter hinauf bis zur kleinen Zwischenebene unterhalb Pilatus Kulm führt, wartet auch noch darauf, mit dem Rad getestet zu werden.


Der Weg über die Chretzalp nach Ämisgen radelt sich dann vergleichsweise entspannt und es ist “gefühlt” sogar mal eben. Das es doch nicht eben ist, merkt man dann doch recht schnell, wenn man mal kurz nicht in die Pedale tritt. Hinter der Chretzalp wird die Piste dann schon eine Kategorie grobschlächtiger.


Der letzte Kilometer hinüber nach Ämsigen ist dann nurmehr ein Wanderpfad, dafür geht es aber sogar leicht bergab. Hinter der Ecke treffe ich dann beim grandiosen Blick über Alpnacher und Vierwaldstättersee knapp oberhalb Ämsigen auf den Pilatustrail.

Über zwei Stunden waren es dann doch mit dem Rad bis hierher. Aber es ist ja auch schon deutlich mehr als die halbe Miete der Höhedifferenz bis Pilatus Kulm eingefahren. Etwas abseits des Pilatustrail legte ich dann mein Rad ab und verlegte noch eine Wasserflasche vom Rahmen an den Rucksack. Apropos Wasser: Die 1 1/2 Liter waren nun doch sehr zur Neige gegangen. Da müsste ich doch die sieben Serpentinen noch nach Ämsigen hinabsteigen und mich auf die Suche nach Nachschub machen. Glücklicherweise lief hier aus einem aufdrehbaren Hahn noch frisches Bergwasser, sodass ich einen ordentlichen Zug nehmen und anschließend noch die Literflasche für den Aufstieg nach Kulm füllen konnte. Da ich doch ein bisschen länger hier hinauf gebraucht hatte als gedacht, stand jetzt auch jeden Moment eine Kreuzung an, die ich gleich noch hier abwarten konnte. In ein Motiv oberhalb hätte ich es eh nicht mehr geschafft. Also einen kühlen Milchkaffee aus dem Rucksack genossen und mal auf die nächsten Wägelchen gewartet.


Der erste Wagen aus Alpnachstad ist schon eingelaufen, während von oben Bhe 1/2 23 in die Kreuzungsstation Ämsigen zur 11:07 Uhr-Kreuzung einläuft. Man ist hier derzeit mächtig am Bauen, um die Bahnsteige für schnellere Kreuzungen zu verlängern.

Der nächste Wagen im Talfahrer-Korso war dann mit dem nagelneuen Bhe 2/2 42 doch noch ein recht ungewohnter Anblick. Mich freute es allerdings sehr, dass heute eines der neuen Wägelchen eingesetzt wurde und ich so schon mal einen Haken hinter die neue Baureihe setzen konnte. Die Aufnahmen hier in Ämsigen sind dann doch eher Sichtungsbilder, aber vielleicht würde der Neue ja gleich wieder hochkommen.

Das Wasser war aufgefüllt, der Kaffee ausgetrunken – es konnte also weiter ins nächste Motiv gehen, wo dann auch mal ein “richtiges” zweites Frühstück an der Reihe wäre. Was war eigentlich unterdessen mit der Laufmuskulatur geworden. Das Radfahren gehen müsste, hatte ich ja gestern Abend schon festgestellt und auf den letzten 1000 Höhenmetern hatte sich das auch so weit bestätigt. Beim Laufen jetzt war aber durchaus etwas Vorsicht geboten. Mit dem linken Bein musste ich doch etwas darauf achten, keine “falschen” Bewegungen zu machen – also möglichst gerade aufsetzten etc. – und die schwierigen Schritte stets mit rechts zu machen. Wenn man es mal vergaß, wurde es hin und wieder mit einem doch sehr unangenehmen Ziehen quittiert – aber es sollte schon gehen…

Mit Erreichen der Mattalp war auch schon wieder der nächste Talfahrer-Korso an der Reihe. Wirklich weit kommt man hier ja nie zwischen den Kursen: 40 Minuten-Takt aus beiden Richtungen und dann noch eine Durchfahrdauer eines jeden Korsos von 5-10 Minuten – da werden die Zeitfenster für’s “Vorankommen” doch schon arg kurz. Der große Felsen am unteren Ende der Mattalp sollte als Motiv herhalten. Vor zwei Jahren hatte ich hier unten noch immer wieder in Wolken gestanden und dieses Motiv nicht umsetzten können. Heute klappte es wunderbar. Eine aufmerksame Wanderin fragte mich noch, wie ich da so mit der Kamera an der Strecke lauerte und offenbar einen fachkundigen Eindruck machte (warum auch immer :D), warum denn die Triebwagen die Pantografen nicht angelegt hätten – ja wirklich “Pantografen”, nicht “Bügel” oder sowas 😀 So blieb zwischen den einzelnen Talfahren noch Zeit, die Widerstandsbremse zu erklären und natürlich auf den großen Vorteil der neuen Fahrzeuge hinzuweisen, die bei der Talfahrt Energie zurückspeisen können – natürlich dann mit Pantho an der Fahrleitung. Wirklich überraschend, welche Details auch “Laien” hier und da auffallen.


Mit ohne Panto an der Fahrleitung bremst Bhe 1/2 27 am unteren Ende der Mattalp die Kurve hinab, die in die Lange gerade hinab nach Ämsigen mündet. Diesen Talfahrer-Korso bildeten die Bhe 1/2 30, 27 und 23.

Für die Bergfahrer wechselte ich dann ganz auf die Mattalp, das Motiv querab war noch so gerade eben im Licht – hatte halt wirklich lang gedauert hier hoch… Für eine kleine Stärkung blieb nun auch noch Zeit – bis die Kreuzung in Ämsigen vollzogen ist, dauert es bekanntlich immer etwas. Dann kam auch gleich der neue Bhe 2/2 42 wieder hinauf, gefolgt von Bhe 1/2 28, 25, 21 und 22. Also sogar ein Maximal-Korso mit fünf Triebwagen und das auf einen Montag. Das Wetter war aber auch schon seit längerem großartig angesagt, da zieht es im Oktober doch sehr viele spontane Ausflügler an den Berg neben den internationalen Touristen, die sowieso für eine gewisse Grundlast sorgen. Die vier Triebwagen in gebührendem Abstand boten jedenfalls viele Möglichkeiten das “Mattalp-Motiv von unten” zu variieren.


Der neue Bhe 2/2 42 bildet die Spitze des Fünferkorso Richtung Pilatus. Optisch gefallen mir die Triebwagen in real doch deutlich besser als zunächst gedacht. Die “Supermarkttüren” sehen halt bisschen hässlich aus, lassen sich aber bei diesem Fahrzeugkonzept wohl kaum vermeiden. Daneben ist es eigentlich nur das von der Seite sehr dominante Schwarz, das mich etwas stört, wodurch die Fahrzeuge etwas weniger als Farbtupfer in der Landschaft auffallen.


Ein markanter “Märchenbaum” hat es sich auf der Mattalp bequem gemacht und lässt sich mit Bhe 1/2 28 vor der beeindruckenden Steilwand des Esels ablichten. Die Steigung auf der Mattalp liegt deutlich unter dem 48%-Weltrekord, wodurch die Fahrzeuge hier immer etwas nach oben “überkippen”.


Nachschuss auf die ersten vier Fahrzeuge des Korsos, von denen hier von Vorn nach Hinten Bhe 1/2 21 und 25 und oben in der Steilwand Bhe 2/2 42 zu sehen sind. In einem der drei Tunnels versteckt sich noch der Bhe 1/2 28 und als letzter im Bunde folgt gleich Bhe 1/2 22. Bei dieser Aufnahme lässt sich gut erahnen, wie lang bei der geringen Geschwindigkeit die Durchfahrt eines solchen Korsos dauert. Wenn der letzte oben ankommt, kann der erste fast schon wieder starten…


Auch ein Blick auf den letzten im Bunde soll mit Bhe 1/2 22 nicht fehlen. Oben hinter dem ersten Tunnel passt gerade ein weiterer Triebwagen perfekt ins Bild.

Als nächstes hatte ich ein Motiv unterhalb des ersten Tunnels auf dem Zettel und eventuell auch noch etwas um die Ecke herum, wofür sich der Sonnenstand dann aber als zu weit fortgeschritten zeigte. Für die angedachte Stelle unterhalb des ersten Tunnels stand das Licht aber noch optimal. Problem dabei: Man macht natürlich jede Menge verlorene Höhenmeter, wenn man anschließend noch nach Kulm hinauf möchte. Denn einen sicheren Weg durch die Eselwand gibt es dort oben nicht (mehr?), sodass man wieder komplett auf die Mattalp hinunter darf anschließend. Aber erstmal hoch dort. Durch die herbstliche Bergwiese läuft es sich auch recht angenehm, mal etwas anderes als das Geröll, dass man oberhalb Ämsigen praktisch auf dem gesamten Pilatustrail vorfindet. Oben angekommen musste ich wiedermal nicht lang warten und selbst wenn, ist das in dieser Landschaft selten eine Strafe. So gelang dann beim Talfahrer-Korso auch noch eine erhoffte Nahaufnahme des neuen Bhe 2/2 42, sodass ich da schonmal einen Haken hinter machen konnte. Es sollte auch die letzte Chance dazu gewesen sein am heutigen Tag, denn eine weitere Fahrt auf den Pilatus unternahm der Neue heute nicht mehr.


Der neue Bhe 2/2 42 klettert durch die Eselwand zur Mattalp hinab. Gut zu erkennen, dass das Licht schon zu weit rum ist für das Motiv zwischen den Tunnels. Weitere “verlorene” Höhenmeter an der Eselwand würde ich mir also sparen können.


Der Abschnitt durch die Eselwand ist wohl die spektakulärste und ikonischste Stelle der Strecke. Aus den Fahrzeugfenstern geblickt, geht es teilweise viele Meter senkrecht in die Tiefe.


Dann erreicht der Bhe 2/2 42 auch meinen Beobachtungsposten unterhalb der Eselwand. An einer geeigneten Stelle konnte das schmierige Trassee auf der charakteristischen Steinmauer überquert werden, um von den Talfahrern auch mal Aufnahmen aus der Nähe machen zu können. Dem oft gehörten Vorwurf, die neuen Wagen sähen ja aus wie beliebige moderne Standseilbahnwagen, kann ich mich auch nicht wirklich anschließen. Klar sehen die so aus, das Fahrzeugkonzept ist halt auch nicht sooo verschieden und vor 80 Jahren sahen auch die alten Bhe 1/2 aus, wie x-beliebige Standseilbahnwagen. Aber so ist das ja immer bei neuen Fahrzeugen: Die Meinungen gehen einfach auseinander und ein wenig schwingt auch immer das Bedauern über den Abtritt der alten Generation mit – da kann ich mich auch nicht von ausnehmen…


Auch drei Oldies kletterten mit dem Korso hinab Richtung Alpnachstad. Bhe 1/2 22 erreicht die kurze Galerie vor dem untersten der Tunnels an der Eselwand.


Kurz darauf hat sich der Bhe 1/2 22 Richtung Mattalp gewendet und bremst weiter hinab.


Anschließend hieß es auf der Mattalp wieder weit hinab zu laufen, um anschließend auf den Weg Richtung Kulm abzubiegen. Ein wenig abkürzen konnte ich zum Glück, aber viel an Höhenmetern hat das auch nicht gespart. Im Zick-Zack-Kurs windet sich der Pilatustrail anschließend von der Mattalp weiter hinauf Richtung Kulm und führt dabei im Herbst durch teilweise ganztägige Schatten der Steilwand unterhalb des Matthorn.

Der Weg zurück, hinab auf die Mattalp, wurde dann noch unerwartet teuer: Ein kurzer SMS-Austausch kostet in der Schweiz schließlich schonmal locker einen niedrigen Euro-Betrag. Das es die deutschen Provider auch bis heute nicht geschafft haben, mit den Schweizer mal vernünfitge Abkommen abzuschließen… Jedenfalls hätte ich kurzfristig, coronabedingt, eine Karte für das DFB-Pokalspiel am Montag übernehmen können. Die Anreise war mir dann aber doch etwas weit 😀

Während ich auf die letzte Zwischenebene unterhalb Kulm hinaufkletterte, wo dann noch der letzte Weg aus Westen hinzustößt, zog natürlich auch der nächste Bergfahrer-Korso hinauf. Den schoss ich dann eben irgendwie vom Pilatustrail. Einsehbar ist die Strecke ab der Mattalp vom Weg aus schließlich die ganze Zeit über.


Die Senke ist schon durchschritten und es geht auf dem Pilatustrail wieder bergauf. Dabei zieht auch der nächste Bergfahrer-Korso Richtung Kulm.


Auch der gelbe, “moderne” Bhe 1/2 30 ist wieder mit von der Partie. Von dem dürfte es am Nachmittag auch gern noch eine Nahaufnahme geben – mal sehen ob es sich ergibt…

Richtiggehend kalt wurde es hier in den herbstlichen Dauerschatten, die eben auf dem Bild schon zu sehen waren. Also wirklich – im Oktober eine dünne Jacke über das Shirt ziehen zu müssen – eine Frechheit 😀 Auf der letzten Zwischenebene unterhalb Kulm strahlte dann aber wieder die wärmende Sonne hinein. Die letzte Gerade der Strecke hinter der Eselwand hinauf nach Kulm war aber noch nicht im Licht. Also ging es nach einer kurzen Zwischenstärkung direkt in den letzten Anstieg. Mit dem Ziel “direkt” vor Augen sind diese letzten Meter für mich immer die brutalsten: Es sieht immer schon so nah aus, aber irgendwie kommt immer noch eine Serpentine, während die Luft schon merklich dünner ist und bereits weit über 1000 Höhenmeter in den Beinen stecken.

Irgendwann war es aber geschafft und um 14 Uhr war Kulm erreicht. Zeit, sich hier oben etwas umzusehen, einen Kaffee zu trinken und bei der grandiosen Aussicht darauf zu warten, dass der letzte Streckenabschnitt unterhalb Kulm ins Licht drehte. Schwer fällt es einem nun wirklich nicht, hier oben eine Stunde totzuschlagen. So bestieg ich dann als höchsten Punkt des Tages gleich noch den 2119 Meter hohen Esel und genoss die grandiose Rundumsicht.


Die gut bevölkerten Kulm-Terrassen liegen nach einen Kaffee schon wieder unterhalb und es geht noch die letzten Meter hinauf auf den Esel, während von hieraus auch erstmals der Blick hinter das Pilatusmassiv auf den Vierwaldstättersee mit der Rigi auf der anderen Seite fällt.


Im letzten Halbrund um den Gipfel des Esels bieten sich dann wahrlich grandiose Ansichten, die nur in Panoramen ansatzweise zur Geltung kommen.


Die letzte Serpentine hinauf zum Esel ist hier der Selfie-Spot schlechthin…


Vom 2119 Meter hohen Gipfel des Esels fällt der Blick dann auf Kulm und das restliche Felsmassiv. Der markante hinterste Zacken ist der höchste Gipfel des Pilatusmassiv, das Tomlishorn mit 2128m. Ohne Bergsteigerausrüstung möglich ist der kurze Aufstieg auf den Oberhaupt mit 2106m, direkt hinter dem Kulm-Hotel.


Die Bergdohlen sind auf den touristischen Alpen-Gipfeln allgegenwärtig und äußerst aufdringlich – kein Wunder, werden diese hier doch regelrecht von den Touristen gemästet. Bei den ordentlichen Aufwinden am Pilatusmassiv bedeutet es für die Rabenvögel keinerlei Anstrengung, stundenlang am Gipfel in wilden Manövern umher zu segeln. Deutlich anstrengender haben es da die Wanderer beim Versuch, die letzten Serpentinen hinauf zum Kulm-Hotel zu klettern.


Die Tiere können hier weitgehend selbst entscheiden, ob sie sich von den Besuchern bespaßen lassen, oder sich etwas abseits auf einem Felsen in Ruhe niederlassen.

Das Fotografieren der unruhigen Vögel ist dabei gar nicht mal so einfach. Da hilft es, wenn sie sich für einen Moment auf einer Mauer niederlassen.


Wie immer waren mir das hier am Gipfel doch entscheidend zu viele Menschen, sodass es schon bald wieder hinab ging nach Kulm, auch um dann die Motive an der Geraden zum Kulm-Hotel umzusetzen. Hier noch ein Blick vom schmalen Weg auf den Esel hinab Richtung Mittelland.

Von Kulm aus lief ich dann die wenigen Meter den Weg hinter dem Kulm-Hotel, aber vor der Felswand hinein. Von dort ergibt sich ein schöner Blick auf die Gerade entlang des Esels unterhalb der Bergstation. Etwas ungünstig, dass dieser enge Weg zur Radarstation eine Sackgasse ist und man sich so immer wieder an Wegelagerern vorbei quetschen musste – oder umgekehrt 😀 Aber schon bald kamen die nächsten Bergfahrer durch, die ich dann auf ihrer Rückfahrt noch gleich aus leicht geänderter Perspektive ablichtete.


Der erste Bergfahrer des nächsten Korsos hat den letzten Tunnel an der Eselwand verlassen und kriecht nun unter den Augen der Wanderer und Ausflügler am Gipfel die letzten Meter hinauf. Die kleine Standfläche neben dem Tunnel wäre dann meine nächste Anlaufstelle, sobald ich es hier oben gesehen hätte.


Zwei der vier Bergfahrer auf der Zielgeraden unterhalb des Eselgipfel. Die Sonne ist nun geradeso weit genug, um die Seite der Triebwagen etwas anzuleuchten.


Blick über Kulm mit altem Kulm-Hotel und den neueren Anlagen dahinter mit der neuen Bergstation, der Seilbahnstation und ganz hinten am Berghang die alte Bergstation der Pilatusbahn. Darüber thront der Gipfel des Esels.


Blick auf das Kulm-Hotel, wo ich nun noch auf einen mit der Bergstation höhengleichen Weg gewechselt bin. Die Aufnahmen zuvor entstanden von dem etwas höheren Weg, auf dem oben rechts gerade ein Ausflügler hinabsteigt. Der Aufenthalt der Triebwagen in der Bergstation war gerade lang genug, um sich durch die Menschen hierher zu wühlen.


Die Ansichten waren dann aber nicht sooo viel anders, aber weiter hinab hätte es eh nicht mehr gereicht.

Inzwischen war es auch schon 15 Uhr und damit allmählich doch höchste Zeit, an den Abstieg zu denken. Ein absolutes Pflichtmotiv war natürlich noch die Ansicht von der Fläche neben dem Tunnel, die ich eben schon erwähnt hatte. Bei meinem Besuch hier 2020 hing es hier oben doch so sehr in den Wolken, dass sich der Aufstieg von der letzten Zwischenebene hinauf nach Kulm nicht gelohnt hätte. Stattdessen hatte ich mich dann am Nachmittag mehr auf die Mattalp und die Strecke hinab nach Ämsigen konzentriert. Daher fehlte mir hier oben praktisch noch alles und damit auch diese Ansicht neben dem Tunnelportal mit dem Kulm-Hotel im Hintergrund. Also ging es nur einige Serpentinen auf dem Hauptweg hinab, und dann höhengleich quer am Hang entlang zu meiner Plattform neben dem Tunnel. Einst führte hier wohl auch ein Weg weiter durch die Eselwand – ob der jemals offiziell ausgeschrieben war kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist er heute selbst bei OSM nicht mal mehr mit der dünnsten Linie eingetragen und sogar schon die drei Meter zu meiner Plattform versperrte ein kleiner Alibi-Zaun, über den ich mich allerdings hinwegsetzte, um die drei Meter noch vernünftig ins Motiv stehen zu können.


Noch bis zu einer verlassenen Hütte führt der aufgelassene Weg entlang der Eselwand weiter. Ob es hier jemals wirklich weiter ging ist schwer zu sagen. Vielleicht ist der Weg auch irgendwann von Geröll verschüttet worden und wurde dann aufgelassen.


Ich war ja eigentlich auch für den Blick in die andere Richtung hier: Bhe 1/2 21 verlässt den obersten Tunnel Richtung Gipfelstation. Hier bekommt man die rüstigen Wägelchen dann auch noch einmal schön aus der Nähe und trotzdem mit Motiv, was bei dieser Bahn gar nicht mal so einfach ist.


Besonders freute mich hier auch noch einmal der Auftritt des Nachbau-Triebwagen Bhe 1/2 30. Schade, dass der noch immer die Uhrenwerbung trägt. Gern hätte ich den auch noch einmal in Rot abgelichtet.

Querab kletterte ich anschließend die Geröllwiese hinab. Lief sich hier oberhalb des eigentlichen Weges im herbstlichen Gras sogar besser, als auf dem steinigen Trail selbst. Ein verzweifeltes Pärchen suchte unterwegs noch nach einem verloren gegangenen Portmonee, mir war es allerdings auch nicht über den Weg gelaufen, musste ich zur Enttäuschung antworten. Sowas sollte nach Möglichkeit nun wirklich nicht passieren. Mir müsste dazu schon der gesamte Rucksack irgendwie den Berg runter stürzen, dann hätte ich zugegebenermaßen aber auch ein kleines Problem… Von etwas weiter unten schoss ich die folgenden Talfahrern dann auf der kleinen Brückenkonstruktion, unterhalb der hier seltsam hervorstehenden Eselwand.


Weit habe ich es für die nächsten Talfahrer nicht geschafft, die Ansicht hat sich trotzdem schon wieder deutlich geändert, als ein Bhe 1/2 in den obersten Tunnel hinab bremst.


Nochmal einige Meter weiter gehastet für den letzten Wagen im Korso mit dem vollen Panorama von Pilatus Kulm.

Anschließend erreichte ich wieder die kleine Zwischenebene des Trails zwischen Kulm und Mattalp. Der Blick über die Kuppe hinab auf die Mattalp offenbarte dabei direkt, dass die Schatten dort schon sehr weit fortgeschritten waren: Der flache Teil der Mattalp lag praktisch schon komplett im düsteren Bergschatten, der bei dem hohen Kontrast fast schwarz wirkte. Der mächtige Schatten kam natürlich von der fast senkrechten Nordwand südlich der Mattalp. Dadurch, dass die Sonne praktisch um diese Wand herumwandert am Nachmittag, bewegte sich der Schatten sogar gerade wieder ein Stück talwärts, wie man schön an den Fahrleitungsmasten beobachten konnte, von denen immerhin zwei zuvor bereits im Schatten liegende, wenige Minuten später wieder Sonne hatten. Dennoch wäre es recht sinnlos gewesen, jetzt schon weiter hinab zu steigen, denn schon bald würde die Sonne so tief sinken, dass der Schatten nachhaltig zurückkäme. Also musste ich erstmal nicht großartig weiterlaufen, denn unterhalb dieser Zwischenebene wäre entsprechend nichts Neues mehr zu holen. Daran, noch halbwegs im Hellen herunterzukommen, musste ich ja heute wieder keinen Gedanken verschwenden – praktisch, wenn das Rad an der Mittelstation wartet und einen in einer halben Stunde nach unten bringt…

Also variierte ich hier noch ein wenig mit den genial im Licht liegenden Ansichten Richtung Pilatusmassiv und Richtung Vierwaldstättersee. Beide vollkommen verschieden, aber quasi mit einer kleinen Drehung aus der gleichen Position umsetzbar. Ein Stück lief ich auch noch den Hang des Matthorn hinauf, um die Standhöhe gegenüber der Bergstation etwas anzunähern. Die vierzig Minuten hier im besten Oktober-Nachmittagslicht auf der Zwischenebene zwischen Matthorn und Pilatus, waren vielleicht die schönsten des ganzen Tages. Einfach nur ein herrliches Panorama im feinsten Licht und ich hatte den Berg um diese Zeit auch schon wieder fast für mich allein.


Das kleine Plateau zwischen Matthorn und Pilatusmassiv ist erreicht und der Blick fällt bei Ankunft direkt hinab Richtung Mattalp und Vierwaldstättersee. Ein Bhe 1/2 taucht in die drohenden Schatten der steilen Nordwand unterhalb des 2041 m hohen Matthorns ein.


Eine Viertelumdrehung gegen den Uhrzeigersinn fällt der Blick über die kleine Zwischeneben in diesem zusammengesetzten Panoramabild auf das beeindruckende und weithin sichtbare Pilatusmassiv. Ich stehe hier schon über dem eigentlichen Pilatustrail am Hang des Matthorn. An den Wegweisern unten biegt auch der alternative Pfad aus Westen hier herauf ab.


Weitere 180 Grad gegen den Uhrzeigersinn schweift der Blick Richtung Westen und Berner Oberland. Von dort führt der deutlich weniger steile, dafür aber deutlich längere Weg auf das Zwischenplateau zwischen Matthorn und Pilatus.


Die nächsten Wägelchen kämpfen sich von der Mattalp Richtung Eselwand und werden nun schon wieder von den Schatten verfolgt, die sich zwischenzeitlich sogar wieder ein Stück zurückgezogen hatten.


Noch einmal erreichte ein Vierfach-Korso die Bergstation, von denen hier noch die letzten drei Wägelchen auf den letzten Metern ihrer Fahrt zu sehen sind.

Von der Zwischenebene hatte ich nun alles umgesetzt was mir so in den Sinn kam. Also weiter hinab und vom Trail aus bei Gelegenheit noch einige Aufnahmen in Richtung der beiden Sonnenspots schießen, der Geraden unterhalb der Bergstation und den obersten Streckenmetern auf der Mattalp. Lange dauerte es schließlich nicht mehr, bis die Bhe 1/2 aus der Bergstation schon wieder talwärts starteten. Für die nächsten Bergfahrer hatte es dann wirklich nur noch knapp unterhalb der Tunnels auf der Mattalp eine Ecke Sonne. In den Schatten des Matthorns, irgendwo an einer Serpentine, wartete ich diese noch ab und schoss damit schon wieder um 17 Uhr noch ein Sonnenbild. Eine wirklich gute Sonnenausbeute am Nachmittag, wie schon die letzten beiden Tage. Schnell wurde es hier in den Schatten auch kühl, aber auf diese beiden letzten “Sonnenbergfahrer” wollte ich hier dann doch noch warten und vertrieb mir Zeit und Kälte mit einem kleinen Imbiss und dem Herauskramen der dünnen Jacke. Außer drei Bergläufern begegnete ich hier um diese Zeit nun auf dem gesamten Abstieg ab der Zwischenebene schon wieder keiner Menschenseele. Die drei waren aber wirklich sportlich unterwegs und kämpften sich im Laufschritt den steinigen und steilen Pfad hinauf – allerdings abgesehen von einem Trinkbeutel auf dem Rücken auch vollkommen ohne Gepäck – da brachte mein Rucksack schon einiges mehr mit… Ob die drei mit dem letzten Talfahrer noch runter wollten? Geschafft hätten sie es wohl noch, ansonsten würde es talwärts ja doch bald kritisch dunkel werden ohne Zweiradgeschwindigkeit.


Ich bin schon einige Meter weiter Richtung Mattalp hinabgestiegen, aber der Blick fällt für die nächsten Talfahrer noch ein letztes Mal zurück zur Eselwand, deren Mittagsansicht nun endgültig in die Schatten gerückt ist. Durch die seitliche Einstrahlung zeichnen die Kontraste der Schatten die Felswand allerdings noch markanter, als ein Bhe 1/2 in den obersten Tunnel eintaucht.


In die andere Richtung gesehen, nun noch einige Serpentinen weiter unten sitzend, warte ich auf die vorletzten Bergfahrer. Die Mattalp oberhalb des Alpnacher See liegt schon längst in den langen Schatten der südlichen Felswand. Über den Seen haben sich am Nachmittag einige Schlieren gebildet. Hier oben war es aber den ganzen Tag bei Volllicht geblieben.


Ein kurzes Stück unterhalb der Tunnels durch die Eselwand liegt aber selbst für die vorletzten Bergfahrer um 17 Uhr noch in der Sonne und war der Grund, warum ich hier in den kühlen Schatten an meiner Serpentine wartete und nebenher noch eine kleine Brotzeit einlegte. Der Gleitschirm oben rechts war fast zeitgleich mit mir von Kulm aus gestartet, in den Aufwinden hat er aber noch nicht nennenswert an Höhe verloren und scheint genau wie ich den tollen Oktober-Nachmittag voll auszukosten.

Fotografisch war das nun schon der Tagesabschluss gewesen. Die weiteren Landschaftsansichten Richtung Vierwaldstättersee waren dann doch etwas schlierenbelastet, aber darum war es heute auch nicht gegangen. Der Blick von Ämsigen aus, das ich rund eine halbe Stunde später erreichte, konnte natürlich auch ohne Volllicht noch einmal genossen werden. Ich rüstete derweil das Rad wieder auf und stieg in den Sattel. Das kurze Stück hinüber zur Schotter-/Asphaltpiste war nur einige wenige Meter noch einmal laufen bzw. schieben angesagt, dann konnte es “richtig” bergab gehen. Zum Sehen war es noch mehr als ausreichend hell, nur um im dunklen Wald auch gesehen zu werden, wurde schonmal das Anstecklicht am Rad angeknipst. Wenn dann zwischen den Kurven an wenigen Stellen mal ausreichend Gerade verbaut war, passierte die Tachonadel an der ein oder anderen Stelle die 60 Sachen. Jedenfalls ab der Lütoldsmatt, wo der Straßenbelag dann wieder hervorragend war und die querliegenden Regenabflussrinnen entfielen. In den Wiesen oberhalb Alpnach konnte ich es dann rennen lassen bis der Luftwiderstand größer wurde als der Hangabtrieb – oder bis zur jeweils nächsten Serpentine oder dem nächsten Hof…

Für den unter der Woche bis 19 Uhr geöffneten Coop in Alpnach ging es sich dann auch noch locker aus. Ich konnte sogar erst noch zum Bahnhof fahren und das Rad verladen. Die erste Stärkung aus dem Coop mampfend und trinkend, schwang ich mich dann auch schon auf die Autobahn Richtung Zürichsee und von dort aus dann immer Richtung Südosten. Das Ziel stand nach einer letzten Wetterkonsultation und einem abschließenden Motivationslagecheck inzwischen fest für die nächsten Tage: Berninabahn. Eine Unterkunft hatte ich für heute Abend in Savognin am Julierpass gebucht. Erstaunlicherweise hatte einer der typischen Sportlerunterkünfte dort auch außerhalb der Skisaison geöffnet und bot mit eigenem Bad und Frühstück für rund 80 CHF ein attraktives Angebot. Das waren jetzt natürlich noch fast drei Stunden Fahrt, aber im Herbst ist das ja kein großes Problem, sind die Abende doch ohnehin lang und dunkel und ich hatte mein Abendessen eben auch schon eingekauft. Es dudelte eine Folge “Alles gesagt?”, mit Melanie Brinkmann als Gast eindeutig eine der interessantesten der letzten Zeit und langsam aber sicher kratzte die Route die Kurve von östlicher zu südlicher Richtung. Auf den Straßen war nicht mehr viel los und so erreichte ich ohne Probleme den Julierpass. Lediglich ein besorgter Opelfahrer unterbrach kurzzeitig meine Fahrt, als er sich auf der Autobahn neben mich setzte und gestikulieren auf das schwankende Rad auf dem Dach deutete. Ich bedankte mich und sah mal nach. Es war aber alles in Ordnung. Die Thule-Träger sind eigentlich das Beste was es so gibt und dass die Räder bei Seitenwinden, Böen und Unebenheiten deutlich ins Wanken geraten, ist so normal und gewollt. Sorgen würde mir eher machen, wenn da gar kein Spiel drin wäre im System, dann bricht es wahrscheinlich einfach irgendwann ohne Vorwarnung ab 😀

Hinter Thusis endete die sechstündige Podcastfolge und die die Südrampe des Julier bis Savognin hoch begann. An der Unterkunft hatte man an mich gedacht und den Zimmerschlüssel hinterlegt. Noch ein spätes Abendessen und eine mehr als nötige Dusche auf dem Zimmer und dann wurde ich auch nicht mehr alt heute nach diesem anstrengenden, aber wieder absolut genialen Tag.

Morgen geht es dann noch das kurze Stück Richtung Bernina weiter, wo dann die nächsten Tage, nach über drei Jahren Pause, wiedermal die RhB beackert wird. Für die nächsten zwei Tage ist jedenfalls mal weiterhin Kaiserwetter angesagt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert