Finnland & Estland 22 V: KT4 und CAF’s in Tallinn

Der heutige Tag ist ganz für die Straßenbahn von Tallinn eingeplant und die Sonne soll es auch gut meinen über der Hauptstadt Estlands.


Donnerstag, 1. September 2022

Obwohl laut eigenem Infomaterial des Hotels das Frühstück außerhalb der Ferien schon um 7:30, nicht erst um 8 Uhr sein sollte, hatte man mir gestern gesagt, es gebe erst 8 Frühstück. Hätte jetzt schon richtig Sonne geschienen vor dem Fenster, wäre das etwas ärgerlich gewesen, eine Wolkenkante über der Stadt war aber gerade erst dabei, sich etwas zurückzuziehen. Das könnte ich noch aussitzen und für den Tag war insgesamt ohnehin reichlich Sonne vorhergesagt.
Das Frühstück selbst hätte das späte Aufstehen allerdings kaum gerechtfertigt. Einzig frisch war ein gereichtes Omelette und ein Cappuccino, so richtig gelungen war ersteres aber auch nicht. Der Rest des Frühstücks ist mit karg und trocken noch freundlich beschrieben. Dem Preis dieses Etablissements wurde das jedenfalls nicht gerecht. So richtig ausgebucht schien mir der Schuppen aber auch nicht, da sparte man wohl wo es ging…
Aber sei es drum. Draußen machte sich nachdrücklich Sonne breit, da war mir das Frühstück herzlich egal und es war nicht schlimm, dass ich mich hier nicht lang mit aufhalten musste.
Um die Haltestelle Linnahall unweit des Hotels, waberte bereits immer wieder die Sonne umher. Weiter stadteinwärts hielt sich die fast stationäre Wolkenkante allerdings noch recht hartnäckig, sodass es mir dort eher nach Wolkenlotterie aussah. Der Plan war daher vorerst am Vormittag den langen Ast nach Kopli abzuarbeiten. Mit den beiden dicht fahrenden Linien 1 und 2 und vergleichsweise vielen Motiven, ist es hier ohnehin am spannendsten.


Der Tag beginnt zwischen den Haltestellen Linnahall und Kanuti. Genau hier am Bahnsteigende der Haltestelle Kanuti lag gerade die Wolkenkante. Nach wenigen Versuchen der teils im Sichtabstand folgenden Bahnen klappte es mit KT4D 175 zur Zufriedenheit.


Die Haltestelle Linnahall übersprungen, geht es vor der Haltestelle Põhja puiestee an der 90-Grad-Kurve Richtung Linnahall weiter. Gut zu erkennen auch hier wieder die alte Trasse und einige Masten hinter KT4D 167.


Zwischen den Haltestellen Põhja puiestee und Balti jaam kommt KT4D 172 entgegen. Neben den typischen Erfurter Türen sind viele der Fahrzeuge in ihren zweiten Heimaten auch an den neuen Lampeneinfassungen als ehemalige Erfurter zu erkennen. Hier in Tallinn gibt es allerdings auch noch zahlreiche Fahrzeuge, welche noch mit Chromringen aus Erfurt übernommen wurden.


Zwei Exoten, die ich gestern noch nicht vorgestellt hatte, sind die KT4DMC 181 und 182 aus Gera. Die beiden Fahrzeuge sind die einzigen KT4DMC, die aus Gera übernommen wurden. In Tallinn sind es inzwischen die einzigen im Einsatz verbliebenen, nicht umgebauten KT4, die nicht aus Erfurt stammen. Die beiden Fahrzeuge wurden erst 2017 aus Gera übernommen und noch vor ihrem Einsatz in Tallinn analog zu den KTNF6 bei Cegelec in Tschechien modernisiert. Von den schon ab den späten 90ern aus Gera übernommenen KT4D standen keine Fahrzeuge mehr im Einsatz – ausgenommen der zu KT4TMR und KTNF6 umgebauten Fahrzeuge . KT4DMC 181 hat die Haltestelle am Bahnhof verlassen und rollt weiter Richtung Kadriorg.


Unweit der Haltestelle Volta kommt KT4D 152 entgegen. Jetzt gegen 10 wirkte der 8-Minuten-Takt auf beiden Linien doch etwas übertrieben für den Bedarf. Mich freute es natürlich und auch die Wolkengrenze hielt sich stabil im Osten der Stadt. Richtung Westen gab es blauen Himmel satt.


Bei der Haltestelle Krulli wird ein Güteranschluss gekreuzt. KT4D 173 rollt langsam auf die Kreuzung zu. Hier eine Variante der KT4D mit roten Lampenringen. So richtig einheitlich ist diese seltsame Lackierung dann doch nicht.


Bevor die Strecke nach diesem langen, recht einheitlichen Abschnitt die Straßenseite unter eine Allee wechselt, kommt noch ein wenig Industrie ins Motiv. Urbos 3 508 zwischen den Haltestellen Krulli und Angerja.


An der Haltestelle Angerja befindet sich die Strecke bereits unter der Allee. KT4D 161 ist unterwegs nach Suur-Paala.


Ich bin mal wieder eingestiegen und bis zur Endschleife Kopli mitgefahren, an der gestern Abend schon einige Aufnahmen entstanden waren. Jetzt am Vormittag ist hier aber das eigentliche Motiv optimal im Licht: Das Gebäude der Marineakademie direkt in der Flucht der neuen Abfahrtshaltestelle. KT4D 175 legt gerade zu einer neuen Runde ab.


Auch hier wurde die Strecke vor nicht langer Zeit vollständig saniert. Seither geht es weit weniger rustikal zu, als auf älteren Aufnahmen zu sehen. Dafür macht alles einen sauberen und modernen Eindruck. Der Geraer KT4D 181 hat schon wieder eine Runde zum Schloss Kadriorg geschafft und startet zur nächsten Fahrt.


Praktisch, dass der Parkstreifen für die Autos hier direkt im Schlagschatten der Kastanien liegt. So stört das geparkte Blech die Aufnahme von KT4D 152 nicht nachhaltig. Nur vor den LKW muss man sich in Acht nehmen, die hier irgendwo ein Nest haben und unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln die enge Straße hinauf gerast kommen. An der nächsten Haltestelle würde zwei Stunden später ganz fotogen ein zusammenfallendes Holzhaus im Motiv stehen, leider war die Sonne aber noch nicht weit genug.


Zurück in der Innenstadt drehte ich eine Runde auf der noch etwas neueren Linie zum Flughafen, die vollständig mit Niederflurwagen in Gestalt der Urbos und der KTNF6 bedient wird. Wirklich Motive fielen mir auch an dieser Strecke wiedermal nicht ins Auge. Die Flughafenschleife direkt vor dem Terminal lag zu dieser Tageszeit im Gegenlicht. Eine Aufnahme entstand daher erst wieder zurück in der Stadt, kurz hinter dem Abzweig der Linien 2 und 4 hinter der Haltestelle Hobujaama. KTNF6 102 ist unterwegs nach Suur-Paala.


Ein kurzer Sonnenspot ermöglicht am Mittag einen Blick auf die zentrale Straßenbahnachse mit der Haltestelle Hobujaama im Hintergrund am Abzweig der Linien 2 und 4. KT4D 152 ist als Linie 1 geradeaus Richtung Kadriorg unterwegs.


Den Teleblick von der Haltestelle Hobujaama Richtung Altstadt gab es heute auch noch mal bei Sonnenschein. Passend natürlich mit einem historischen Fahrzeug – oder so ähnlich 😀 So richtig der Sinn von diesen umgebauten Fahrzeugen erschließt sich nicht… Hier zu sehen Wagen 138, einer der beiden aus Cottbus stammenden, zu KT4TMR umgebauten Fahrzeuge.


Zeit für einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt samt Kaffeepause. Am Vabaduse väljak (Freiheitsplatz) befindet sich das Freiheitsdenkmal des Unabhängigkeitskrieg von 1918 bis 1920.


Nicht zu übersehen die Solidaritätsbekundungen des Tallinna Kunstihoone mit der überfallenen Ukraine.


Ein weiterer Blick auf das Gebäude des Tallinna Kunstihoone.


Direkt an den Vabaduse väljak grenzt die gleichnamige Haltestelle mit den Linien 3 und 4 an. In einem nicht enden wollenden Strom aus Fahrzeugen fließen auch Urbos 3 512 die leichte Steigung hinauf, bevor die mitten auf der Fahrbahn gelegene Haltestelle erreicht wird. Die Mitfahrt mit den Urbos ist übrigens durchaus gehobene Klasse. Selbst die Multigelenker von CAF waren mit in der Vergangenheit schon mehrmals durch, für ihre Konstruktion, außergewöhnlich gute Fahreigenschaften aufgefallen. Aber diese 100% Drehgestellwagen in klassisch ausfgesattelter Bauweise sind schon eine Klasse für sich. Selbst gegenüber den Artics in Finnland, geht es hier noch einmal eine Spur sanfter duch Kurven, das Abrollverhalten ist einfach nur majestetisch und die Antriebsgeräusche auch im Innern besser gedämmt, als bei manchem Vollbahnfahrzeug. Dafür haben die Wagen in den Endbereichen allerdings auch keinen durchgehend niederflurigen Durchgang, sondern eine Stufe in den End- bzw. Frontbereich. Die Türen liegen aber alle im großzügigen Niederflurbereich zwischen dem ersten und letzten Drehgestell.


Angesichts der aktuellen Farbgebung der Busse, hat die Straßenbahn mit dem Rot der “normalen” Flotte immerhin noch das bessere Los gezogen. Der historifizierte KT4TMR 142 auf dem Weg nach Tondi trägt demgegenüber die neue blau/weiße Kreation.


Ein Blick auf die Haltestelle Vabaduse väljak. Da die Bahnen hier zum Stehen kommen, lässt es sich ganz gut auf eine Lücke im Verkehr warten, wie mit CAF Urbos 3 511 direkt neben dem Schiff der Jaani kirik.


Recht schrecklich ist auch der kurze Ast nach Kadriorg. Abgesehen von der Hälfte der Blockschleife neben den Holzhäuser, verläuft die Strecke ab Hobujaama immer in Mitten der vierspurigen und dicht befahrenen Straße. Auch die Bebauung bietet dann nicht wirklich Anlass zum Aussteigen. Stellvertretend hier eine Aufnahme von KTNF6 131 unweit der Haltestelle Tallinna Ülikool aus Kadriorg kommend.


Schon bin ich wieder im Zentrum des Netzes am Viru väljak, wo sich alle vier Linien treffen. KT4D 169 biegt als Linie 2 zur Haltestelle Hobujaama und weiter nach Suur-Paala ab.


Den anderen Schenkel des Gleisdreiecks befährt der KT4TMR 141 von der Haltestelle Hobujaama kommend Richtung Tondi. Dorthin werde ich mich auch gleich aufmachen, um die seltsamen Umbauten auch von der Türseite von der Liste zu streichen.


Die Linie 3 erschien mir hinter dem Vabaduse väljak wirklich maximal unspektakulär. Wie nach Kadriorg, geht es auch in diese Richtung immer in Mitten einer vierspurigen Straße mit wenig ansprechender Bebauung. Unterwegs geht es auch am zweiten Betriebshof vorbei, der über eine kurze Betriebsstrecke angebunden ist. Die Endschleife Tondi zeigt sich auch hier mal wieder als Blockschleife und bietet direkten Anschluss an die Eisenbahn. KT4TMR 142 startet zur nächsten Runde Richtung Kadriorg, während im Hintergrund schon der nächste Kurs der Linie 3 angerollt kommt.


Und schon bin ich wieder in der Innenstadt am Viru väljak, diesmal von der anderen Seite Richtung Hobujaama gesehen mit KT4D 161.


Wenige Meter weiter die Haltestelle Mere puiestee der Linien 1 und 2 am Viru väljak. KT4D 178 erreicht die Haltestelle Richtung Suur-Paala.


Etwas enttäuscht von den übrigen Streckenästen ging es nochmal mit den Linien 1 und 2 Richtung Kopli. Zwischen den Haltestellen Põhja puiestee und Balti jaam gab es mit KT4D 152 jetzt die Nachmittagsperspektive mit zwei verwahrlosten Holzhäusern. Einen Kaffee & Stückchen-Stopp unweit des Bahnhofes später, ging es dann nochmal einige Haltestellen weiter hinaus.


Die lange gerade Rennstrecke zwischen den Haltestellen Sitsi und Maleva lag nun auch bestens im Licht. Hier eilt der KTNF6 123 zur Haltestelle Maleva. Hinter den Bäumen war gerade sogar ein Diesellok auf dem Güteranschluss am herumhobeln.


Eine zweite Perspektive etwas in Richtung der Haltestelle Sitsi mit KT4D 151.


Im Innern ist die Herkunft der KT4D auf dem Rückweg in die Innenstadt unverkennbar. Das leuchtende Rot der EVAG dominiert noch immer.


Über Tallinn hatte sich jetzt doch etwas Gewölk breit gemacht. So blieb etwas Zeit, unweit der Haltestelle Linnahall selbiger einen Besuch abzustatten. Die Linnahall ist eine gigantische Veranstaltungshalle, die zu den olympischen Sommerspielen 1980 für die Segelwettbewerbe errichtet wurde. Anschließend diente sie weiter als Kulur- und Veranstaltungsort. Ich stehe hier quasi auf dem Dach der Halle, mit Blick über die Ostsee und eine ankommende Tallink-Fähre.


Blick von der Linnahall auf die zugehörigen Anleger. Seit eingen Jahren ist das baufällige Baudenkmal aus Sowjetzeiten, wie so viele andere auch, zunehmend dem Verfall preisgegeben und nicht mehr in Funktion. Die schlechte Substanz in Verbindung mit der Sowjet-Vergangenheit machen eine Sanierung extrem kostspielig und unpopulär zugleich. Ein Abriss ist auf der anderen Seite aufgrund der gigantischen Abmessungen und dem ungebremsten Einsatz von riesigen Betonmassen ebenfalls mit enormen Kosten verbunden. So verbleiben solcherlei Baudenkmäler meist noch Jahrzehnte und werden aus Sicherheitsgründen immer weiter für die Öffentlichkeit abgeriegelt.


Freilich lassen sich auch die bereits abgesperrten Bereiche wie das Hauptdach noch erklettern, auf das sich hier zwei Besucher gewagt haben. Einige Pfade über das Gebäude schienen aber schon nicht mehr ganz vertrauenswürdig…


Zur einen Seite bietet die Linnahall einen perfekten Blick über die Ostsee, zur anderen auf die neuen und alten Stadtteile Tallinns.


Bereits unter dem flacheren vorderen Teilen befanden sich zahlreiche Räumlichkeiten, die Haupthalle, von der ich hier hinabblicke, bot im großen Saal Platz für bis zu 5000 Gäste.


Hier der Blick in Gegenrichtung auf die Haupthalle der Linnahall. Charakteristisch ist neben dem offenen Beton auch die streng symmetrische Bauweise. Besonders anspruchsvoll war hier die geduckte Bauweise, um weder den Blick vom Meer auf die Altstadt, noch umgekehrt zu verbauen. Wohl auch diesen Umständen ist die durchaus faszinierende Architektur der Linnahall zu verdanken.

Von der Linnahall war es nur ein Katzensprung hinüber zum Hotel am Hafen. Da weiterhin keine Sonne über Tallinn in Sicht war, hielt ich dort erstmal eine kleine Siesta und sinnte über die weitere Reise nach. Eigentlich hätte ich hier jetzt noch zwei Nächte, also morgen den kompletten Tag und würde dann Samstag praktisch direkt aus Tallinn über Helsinki zum Flughafen fahren. Nun hatte mir das super Wetter heute aber schon eine sehr zufriedenstellende Ausbeute gebracht und der morgige Tag war im Grunde nur als Reserve eingeplant, wenn dem nicht so gewesen wäre. Jetzt wusste ich jedenfalls mit mehr als einem ganzen Tag hier nicht mehr wirklich etwas anzufangen. Lieber würde ich die Zeit noch einmal in Helsinki für das ein oder andere Sonnenmotiv nutzen, denn auch dort waren morgen und Samstag einige Sonnenstunden angesagt. Letztlich würde es dann auch am Samstag nicht ganz so ein langer Tag, wenn ich von einer Übernachtung in Helsinki aus zum Flughafen starten würde. Hier in Tallinn hätte ich nämlich wirklich vor dem Aufstehen losgemusst am Samstagmorgen. Um das Hotel war es hier dann auch nicht wirklich schade, schon eher um das nicht mehr stornierbare Geld für die dann nicht nötige Übernachtung. Aber da würde ich wohl in den sauren Apfel beißen und das in Kauf nehmen. Die Entscheidung war damit im Grunde gefallen, das Organisatorische würde ich dann heute Abend regeln, denn für eine potenziell letzte Sonnenaufnahme zeigte sich nun doch wieder die Sonne. Daher ging es noch ein letztes Mal zur langen Gerade zwischen den Haltestellen Sitsi und Maleva hinaus, wo ich mit der Sonne noch eine Rechnung von gestern Abend offen hatte.


Zurück an der Tram hat gerade Urbos 3 508 von der Haltestelle Kanuti abgelegt. Mit dem nächsten Kurz fuhr ich noch mal zur Rennstrecke raus.


Ganz die optimale Stelle erreichte ich nicht, zu schnell verschwand die Sonne wieder hinter einer dicken Wolke. Aber mit KTNF6 123 gelang dennoch ein Teleschuss zwischen den Haltestellen Sitis und Maleva.


Die Holzhäuser rund um die Haltestelle Telliskivi lassen sich leider bei Licht nie optimal ablichten. Dann muss eben die lange Dämmerung dafür herhalten, hier mit dem KT4D 152.

Auf bekannten Pfaden ging es auch heute Abend wieder in die Pizzeria. Vor Salat und Spaghetti Carbonara fiel mir aber noch die im letzten Licht leuchtende Rückseite des Regierungssitzes auf, der am Rande des Domberg mit Blick Richtung Bahnhof und Ostsee thront.

Noch eine zufällig entdeckte Installation am Domberg nach dem Essen.

Nach dem Essen und dem obligatorischen Supermarktbesuch ging es dann auch zurück ins Hotel. Dort buchte ich mich noch in ein Hotel in der Innenstadt von Helsinki ein, dass für nur knapp über 100€ mit Frühstück ein ordentliches Last-Minute-Angebot zu bieten hatte. Dann stand noch die Stornierung der Viking-Fahrt am Samstagmorgen und die Neubuchung für morgen Vormittag an. Klappte alles völlig problemlos und auch das Geld war via VISA schon nach knapp zwei Wochen ohne weitere Mühen zurück auf dem Konto – so könnte das immer laufen. Mit Ablegen um halb elf hätte ich dann morgen früh noch kurz Zeit zu schauen, ob auf den Linien 1 und 2 vielleicht doch noch ein KT4SU herauskäme und dann wäre es schon Zeit für die Rückfahrt nach Helsinki.


Freitag, 2. September 2022 I

Das zweifelhafte Frühstück nahm ich heute noch einmal im Schnelldurchlauf mit, denn vor dem Fenster strahlte die Sonne. Da ich um zehn eh zur Fähre müsste, konnte ich das Gepäck auch gleich noch so lang auf dem Zimmer lassen. Hätte ich auch sonst gekonnt, fiel mir dann auf, denn ich hatte ja theoretisch noch eine Nacht hier… Nach einem kleinen morgendlichen Schwenk in die Altstadt entlang der Stadtmauer, schaute ich noch ein wenig nach dem Verkehr auf den Linien 1 und 2. Außer einem noch nicht bekannten Werbe-KT4D war aber nichts Bemerkenswertes unterwegs.

Von der Haltestelle Linnahall bis zum Bahnhof lief ich innerhalb der Stadtmauer an selbiger entlang, um noch etwas des Flairs der Altstadt mitzunehmen, bevor diese von Touristen gestürmt wird wie vorgestern. Auf die Mauer kam man leider nirgends rauf, das ist wohl nur im Rahmen von Führungen möglich oder nicht an dieser Stelle.

Die Altstadt von Tallinn ist wirklich ein tolles Gesamtensemble, dem ich während meines Besuches wohl nicht ganz gerecht geworden bin.


An der Haltestelle Põhja puiestee beobachtete ich noch einige Minuten den Verkehr und Schoss einige Fahrzeugaufnahmen. Richtung Bahnhof gesehen lässt sich hier sogar der Domberg ein wenig anschneiden, während KT4D 174 vor interessanter Wolkenkulisse die Haltestelle erreicht.


Bei diesem schönen KT4D wurde auch in der Portrait-Kurve hinter der Haltestelle Põhja puiestee nochmal draufgehalten. Hochgezogenes Rot und alte Chrom-Lampenringe – so machen die Fahrzeuge gleich viel mehr her…


Vom Rande der Altstadt zu Füßen der Dicken Margarethe gab es dann zum Abschluss noch diesen Blick durch die Bäume auf die Gerade zwischen den Haltestellen Põhja puiestee und Linnhall mit KT4D 172.


Dann war es schon Zeit die Sachen aus dem Hotel zu holen und die Viking XPRS zurück nach Helsinki zu entern. Auch heute legte man statt um 10:45 wieder einige Minuten zu früh ab, allerdings nicht so deutlich wie vorgestern in Helsinki.


Die Ausfahrt am Vormittag bot einen deutlich schöneren Blick auf Tallinn als bei der Ankunft, zumal das offene Deck am Heck des Schiffes natürlich diesmal die perfekte Aussichtsplattform bot.


Blick auf die Kreuzfahrtriesen und die Altstadt von Tallinn. Oberhalb der Flagge ist auch die Linnahall zu erkennen, deren geduckte Bauweise von der Seeseite besonders deutlich wird. Auf Wiedersehen Tallinn und Estland.

Damit ging der Besuch in Tallinn einen Tag früher zu Ende als gedacht. Schuld war einfach das zu gute Wetter gestern 😀 Daneben war ich aber auch einfach schneller durch als gedacht mit der Straßenbahn hier. Klar, hätte ich jetzt heute noch die fehlenden Endschleifen abklappern können und vor allem die Äste zum Flughafen und nach Sur-Paala etwas detaillierter oder überhaupt erstmal dokumentieren können. Irgendwie war die Motivation dazu aber nicht wirklich vorhanden. Bei den Fahrzeugen trauert man doch mehr dem tollen und nicht mehr kennen gelernten Blau/Weiß hinterher und die Strecken hatten mich hier doch etwas enttäuscht aus fotografischer Sicht. Wenn schon nicht wirklich die Übermotive zu finden sind, dürfte es wenigstens etwas morbider Charme der Infrastruktur sein. Aber das gesamte Streckennetz wurde in den 10er Jahren bis heute allem Anschein nach vollständig saniert und in Teilen gar neu trassiert oder im Fall der Flughafenstrecke sogar erweitert. Sah man auf Videos von vor einigen Jahren noch krumm und schief stehende Mastenwälder und hüpfende und schwankende KT4D in schöner Lackierung, ist jetzt halt alles recht modern und ordentlich. Aus Nicht-Fotografensicht ist das natürlich sehr erfreulich: Der Wagenpark ist zu nennenswerten Teilen bereits (teil)niederflurig, nicht überaltert und die Wagen machen einen super gepflegten und astrein unterhaltenen Eindruck. Es wird in dichter Taktung gefahren und die Infrastruktur ist voll auf der Höhe der Zeit. So gesehen alles in den richtigen Bahnen hier, nur für den Fotografen gibt es eben nicht mehr so viel zu holen 😀

Somit sah ich nun noch mal freudig zwei halben Tagen in Helsinki entgegen, dass schon bald am Horizont erscheinen sollte und wo ich nach bereits über zwei Tagen noch immer zahlreiche Motive ausstehen hatte.

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