Nicht gerade rosig ist das Wetter für die kommenden zwei Tage angesagt. So geht es ohne große Ziele vom Jura hinüber zur MOB, von wo mich der Dauerregen schließlich über den Col du Pillon nach Les Diablerets treibt.
Samstag, 30. Juli 2021: Von Les Brenets zur MOB
Überraschend hell ist es heute beim Aufstehen vor dem Fenster. Dennoch kein Grund zur Eile, denn so richtig viel Hoffnung machen weder der Wetterbericht noch die kleinen blauen Lücken am Himmel. Vom Frühstück erwartete ich erstmal nichts Großartiges, schienen wir doch die einzigen Gäste des Hauses zu sein. Wie schon gestern, wurde ich mit meinen negativen Erwartungen aber eines Besseren belehrt: Es wurde doch mehr als ausreichend aufgefahren. Croissant, frisches Baguette, Käse, Joghurt und Obst lagen auf einem nett angerichteten Holzkarren als Buffettisch bereit. Dazu ein frischer Kaffee aus der Siebträgermaschine, bei dem das Angebot einer zweiten Tasse gern angenommen wurde.
Nachdem das Zimmer geräumt war, wechselten wir gleich mal zum Bahnhof hinauf, wo heute zur Abwechslung der Be 4/4 5 auf die nächste Runde nach Le Locle wartete. Sogar die Sonne zeigte sich noch zaghaft. Anschließend ging es für die Rückfahrt an das kurze Stück unterhalb der kleinen Passstraße nach Le Locle zwischen den zwei Tunnels. Dort traf ich auch sogleich wieder den Mitreisenden, der an dem kleinen Haltepunkt Les Frêtes ausgestiegen und zur Straße hinaufgelaufen war. Mangels Parkmöglichkeit, stellte ich den Wagen einfach auf der Straße ab, mich daneben und wartete die nur wenigen Sekunden bis zur Zugdurchfahrt. Auf diesem kleinen Nebensträßchen kam in dieser kurzen Zeit auch kein Verkehr, sodass die spontane Aufnahme klappte. Anschließend fuhren wir zu zweit hinüber nach Le Locle, wo sogar bei Sonne noch zwei weitere, vermeintliche Abschiedsaufnahmen dieser Strecke entstanden.
Les Brenets – Le Locle: Noch kann diese Strecke mit den meterspurigen Triebwagen aus dem Jahr 1950 erlebt werden. Schon 2023 könnte hier Schluss sein mit dem Bahnverkehr. Durch die beiden Tunnels ist die Fahrzeit der Bahnlinie auf der Straße aber bis heute nicht zu schlagen und auch der geplante Bus dürfte selbst unter der Nutzung des längeren der beiden Tunnels in Zukunft nicht mithalten können.
Der Fahrer vertritt sich ein wenig die Beine im Bahnhof, während am Bücherschrank fleißig getauscht wird.
Sogar die Sonne kam in Les Brenets noch einmal heraus kurz vor der Abfahrt von Be 4/4 5. Das sie nicht voll schien, war angesichts des ungünstigen Baumschatten garnicht mal so verkehrt.
Am kurzen Stück zwischen den beiden Tunnels mit dem Haltepunkt Les Frêtes gelang spontan von der Straße aus noch eine Aufnahme mit dem aus Le Locle zurückkehrenden Be 4/4 5.
An der Serpentine oberhalb des Haltepunktes Le Locle Le Chalet hatte ich gestern schon im Nieselregen gestanden. Heute Morgen zeigt sich erfreulicherweise auch hier noch ein letztes Mal die Sonne. Seitenlicht dürfte es aus dieser Perspektive ohnehin nie geben.
Schon kommt der Triebwagen vom Bahnhof Le Locle zurück und verschwindet hinter dem Haltepunkt Le Chalet im längeren der beiden Tunnels.
Damit nahm ich persönlich schonmal vorsorglich Abschied von diesem seit 70 Jahren fast unveränderten Kleinod und nahm die Fahrt Richtung MOB in Angriff. Aufgrund nicht vorhandener Autobahn zwischen Neuchâtel und Fribourg, zog sich die Fahrt bis Bulle auch rund 1 1/2 Stunde hin. Zwecks Toilettenpause und um zu schauen, was bei der tpf so herumsteht, machte ich noch dem Bahnhof von Bulle meine Aufwartung. Richtung Montbovon stand erwartungsgemäß einer der ABe 4/16 abfahrbereit am Bahnsteig. In den Abstellgruppen präsentierten sich aber zumindest noch zwei der BDe 4/4 aus den 90er Jahren mit den neu arangierten Pendeleinheit. Diese bestanden aus zu den Triebwagen passenden Steuerwagen aus den 90er Jahren und den adaptierten Mittelwagen B 205, 207 und 209.
ABe 4/16 105 der tpf steht abfahrbereit Richtung Montbovon im Bahnhof von Bulle. Der Bahnhof ist derzeit noch eine Großbaustelle, die Bahnsteigdächer sind aber schon neu.
Anschließend fuhr ich der Strecke der tpf folgend bis Montbovon weiter. Dort wollte ich an der Rampe nach Allières hinauf noch eine Aufnahme vom Gegenhang auf den Bogen vor dem Bahnhof Les Sciernes versuchen. Das einspurige Sträßchen hinauf nach Allières geht direkt am Bahnhof von Montbovon ab. Die geplante Ansicht ist dann auch direkt von diesem Sträßchen aus umsetzbar. Einige hundert Meter fand ich eine geeignete Fläche, um das Auto nicht störend für einige Minuten abzustellen. Vorübergehende Auflockerungen hielten sich bei den beiden folgenden Zugdurchfahrten allerdings zuverlässig zurück. Zunächst kam der Pullman Richtung Montreux mit zwei ABe 4/4 durch, dann ein “normaler” Kurs Richtung Zweisimmen mit nur einem ABe 4/4 und einem der beiden älteren Panoramasteuerwagen.
Ein ABe 4/4 verlässt mit einem der beiden älteren Panoramasteuerwagen den Bahnhof Les Sciernes. Der Bahnhof ist inzwischen behindertengerecht ausgebaut und versteckt sich hinter den Bäumen links am Hang.
Mangels eines ernsthaften Plans, ließ ich mich einfach weiter Richtung Hotel in Chateaux d’Oex treiben. Das trübe Wetter erlaubte dabei zumindest die Bahnhöfe frei von Hinderungen durch Sonnenstände abzulichten. Neben einigen bereits behindertengerecht ausgebauten an diesem Streckenabschnitt wie Les Sciernes, Montbovon oder Château-d’Oex, finden sich bis Gstaad auch noch einige weitgehend unangetastete und äußerst fotogene Bahnhöfe, wie Rossinière oder Rougemont.
Den radikalen Umbau des Bahnhofes von Montbovon hatte ich durchaus mitbekommen. Wenn man es mit eigenen Augen sieht, ist es dann aber doch noch mal etwas anderes. Von der einstigen Gemütlichkeit dieses Verknüpfungsbahnhofes von der Strecke Bulle-Montbovon und der MOB ist nichts mehr übrig. Was der Fotograf auch mit einem weinenden Auge sieht, ist für die Fahrgäste und die Zukunft der Bahn aber natürlich zu begrüßen. Durch den steilen Abstieg konnte ich sogar den Zug von der letzten Aufnahmen mit ABe 4/4 9304 wieder einholen und beim Halt in Montbovon ablichten.
Im Bahnhof von Rossinière kommt ABe 4/4 9301 entgegen. In diesem Bahnhof scheint die Zeit (noch) stehengeblieben. Der barrierefreie Ausbau der Bahnhöfe entlang der MOB schreitet aber weiter voran.
In Chateux d’Oex checkte ich erstmal im Hotel de la Gare ein. Auch das Auto konnte ich dann gleich vor Ort lassen und angesichts der überraschend großen Auflockerungen am Himmel, zum Tagesabschluss noch eine kleine Runde mit dem Rad drehen. So ein wenig war aber heute Nachmittag der Wurm drin. Obwohl ich nun doch überwiegend durch die Sonne radelte, wurde es mit fast jeder Zugbewegung zuverlässig dunkel. Einzig bei der Ortsdurchfahrt von Rougemont sollte es passen. So war ich dann aber wenigstens noch ein paar Kilometer geradelt heute und der Tag war in Summe mit den morgendlichen Aufnahmen nicht völlig für die Tonne gewesen. Angesichts der bedrohlich dunklen Wolkenwand, die sich schon wieder Richtung Gstaad schob, trat ich nach der kleinen Tour von Château-d’Oex bis Flendruz doch alsbald den Rückzug an.
Es hätte so schön sein können an der Wiese zwischen Les Combes und Flendruz. Doch bei allen Versuchen an dieser Stelle heute Nachmittag war zuverlässig eine Wolke zur Stelle, bis die Sonne schließlich zu weit herumgewandert war.
Einzig die Ortsdurchfahrt von Rougemont klappte mit Ast 117 voraus Richtung Montreux ganz ordentlich.
Noch kurz vor dem ersten großen Platzregen erreichte ich Château-d’Oex und lief noch schnell zum Coop unweit des Bahnhofes hinüber. Wenn schon das Wetter nicht mitspielt, so konnte ich mir dort zumindest mal ein ordentliches Abendessen zusammenstellen, denn der hiesige Coop verfügte über eine dieser praktischen Fertig-Theken, in denen alle möglichen frischen Leckereien warmgehalten werden. Dazu einen großen Salat, ein Calanda Radler und diverse Kleinigkeiten als Nachspeise und ein mehr als vollwertiges Abendessen fand sich im Einkaufskorb wieder. Damit nicht alles kalt wurde, fing ich heute ausnahmsweise mal allein an zu essen, aber beim Blick aus dem Fenster während des Essens erspähte ich schon bald den Mitreisenden, der ebenfalls noch kurz vor dem Weltuntergang den Coop erreichte.
Etwas Trübsinnigkeit stellte sich dann am heutigen Abend aber doch ein. Zum einen angesichts der weiterhin bescheidenen Wetterprognosen, die eigentlich nur für übermorgen noch mal ordentliches Wetter prophezeiten, zum anderen hatte ein gewisser Gesundheitsminister beschlossen, das von einem auf den anderen Tag plötzlich alle Reiserückkehrer einen Test bräuchten. Sehr witzige Idee, wo es doch in der Schweiz zu dieser Zeit so gut wie keine Schnelltestmöglichkeiten abseits der Hospitäler gab, geschweige denn, dass diese spontan nutzbar gewesen wären. Ganz abgesehen von den horrenden Kosten die dafür anfallen würden. Damit dürften wir uns dann wohl später noch herumschlagen.
Um wieder auf andere Gedanken zu kommen, ging es zur Zugkreuzung um kurz vor acht nochmal auf den Bahnsteig, einfach nur mal so schauen. Genau passend kam dann der ABe 4/4 9302 “Château-d’Oex” Richtung Montreux durch. Dieser war mir dann doch noch eine Schlechtwetteraufnahme im vor einigen Jahren vollständig barrierefrei umgebauten Bahnhof wert.
ABe 4/4 9302 “Chateux d’Oex” im gleichnamigen Bahnhof bei abendlichem Schlechtwetter.
Das war es dann auch schon für heute. Morgen gilt es dann am Nationalfeiertag irgendwie einen Tag komplettes Regenwetter auszusitzen.
Sonntag, 1. August 2021: Über den Coll du Pillon zur ASD
Tiefhängende, dicke Regenwolken empfingen uns heute beim Blick aus dem Fenster. Alles andere hätte dann aber doch arg überrascht, denn für heute waren sich mit dauerhaftem Niederschlag und null Stunden Sonne eigentlich alle Wetterdienste einig. Also ganz entspannt machen. Um acht ging es mal hinunter zum Frühstück, in den großen Raum des zum Hotel de la Gare gehörenden Restaurants. Frischer Kaffee aus der Siebträgermaschine mit aufgeschäumter Milch, dazu Baguette und Croissant mit Marmelade, Käse und Joghurt und alles wurde großzügig nachgeliefert, wenn auf unserem Tisch die Reserven ausgingen. Mehr braucht es doch gar nicht, um einfach mal ganz gemütlich eine knappe Stunde zu Frühstücken, ein wenig ZEIT zu lesen, zu schnacken und das rege Treiben im Raum zu beobachten. Das Frühstücksangebot wurde dann am Nationalfeiertag auch von zahlreichen Nicht-Hotelgästen genutzt. Man bestellte sich einen Kaffee mit Croissant und laß einfach etwas Zeitung oder tauscht die neuesten Gerüchte aus – fast ein wenig authentisches Dorfleben hier 😀
Gegen halb zehn schmissen wir dann aber doch unsere Sachen zusammen und erledigten die tägliche Tetris-Challenge mit dem Verstauen aller Habseligkeiten im Auto. Leider mussten wir das Hotel de la Gare in Chateux d’Oex heute schon wieder verlassen, war doch unsere Zimmerkategorie nicht mehr verfügbar. Etwas ärgerlich, weil wir eigentlich hier in der Gegen an der MOB bleiben wollten. Aber ich hatte heute beim ausgedehnten Frühstück einen adäquaten Ersatz in Zweisimmen gefunden, wo wir uns mal für die nächsten zwei Nächte einquartierten. Angesichts des Wetters war heute ein Umzug dann auch kein kritischer Zeitfaktor und wir könnten dann den morgigen Tag mit derselben Unterkunft morgens und abends an der MOB voll auskosten, ohne dass ich das Auto würde bewegen müssen.
Mein Mitreisender verabschiedete sich Richtung Bahnsteig und ich sprang ins Auto und fuhr einfach mal etwas planlos Richtung Gstaad. Zwischen Les Combes und Flendruz wartete ich in der Außenkurve den nächsten Zug Richtung Zweisimmen ab, der ohnehin von hinten drückte. Anschließend klapperte ich mit Saanen und Schönried noch zwei der schönsten, bislang noch nicht barrierefrei ausgebauten Bahnhöfe ab. Am Rande von Gstaad fand ich dann auch einen geöffneten Bäcker, wo ich schonmal ein großes Brot für heute Abend einkaufen konnte – wer weiß ob sich heute am Nationalfeiertag noch irgendwo ein geöffneter Laden auftreiben lässt. Und bei diesem Wetter ist man dann auch nicht geizig mit der Kulinarik, also gabs noch ein vorzügliches frisch gebackenes Schokocroissant und einen Kaffee dazu – was soll der Geiz 😀
So ausgerüstet stellte ich mich dann auf den großen, im Sommer gebührenfreien Parkplatz am Bahnhof von Schönried, trank meinen Kaffee, lauschte dem unterhaltsamen schrägen Detektiv Philip Maloney auf SRF 3 und sinnierte über das weitere Vorgehen an diesem Tag nach.
Um kurz nach zehn gibt es dann doch mal das erste Bild des Tages. Eigentlich auch eher ein Verlegenheitsschuss – es drückte eh gerade der nächste Zug nach Zweisimmen von hinten und ich konnte direkt im Motiv auf der keinen Asphaltstraße mit dem Auto stehen und so dem kühlen Nass von oben entgehen. Ein ABe 4/4 schiebt Ast 152 zwischen Les Combes und Flendruz Richtung Gstaad und Zweisimmen.
Bei diesem Wetter geht nicht viel außer Bahnhofs-Hopping. Und das ist gar nicht mal so übel an der MOB, denn einige Bahnhöfe, wie hier in Saanen, strahlen durchaus noch eine Menge Flair vergangener Tage aus. ABe 4/4 9301 Richtung Montreux kommt im Bahnhof von Saanen zum Stehen.
Auch an Schönried ist die Barrierefreiheit bislang noch vorbeigegangen. ABe 4/4 9302 fährt aus Zweisimmen kommend in den Bahnhof von Schönried ein.
Wie ich so etwas planlos auf openstreetmap herumschaute, wurde mir erst deutlich, dass Les Diablerets von hier aus eigentlich auch nur einmal über den Berg ist. Über den Col du Pillon nicht viel mehr als eine halbe Stunde Fahrzeit. Warum also nicht einfach mal spontan bei der ASD vorbeischauen, etwas Besseres hatte ich eh nicht zu tun und so eine kleine Passfahrt ist ja immer schön.
Also neues Ziel eingegeben und hinter einem Sonntagsschleicher her über den Col du Pillon. Aus dem Dauerregen wurde hinter dem Pass leichter Niesel und pünktlich zum Mittag erreichte ich Diablerets. Im Bahnhof standen wie immer die Schneefräse und der bunte BDe 4/4 2 abgestellt. Ansonsten war gerade kein Zug da. Ich steuerte mal den ersten Haltepunkt Richtung Aigle, La Faverge, an und entdeckte unterwegs sogar einen geöffneten Coop. Das Vorgefundene kam der ursprünglichen Bedeutung des Begriffes Haltepunkt doch schon sehr nahe. Einzige Infrastruktur: Ein Haltestellenschild am unbeschrankten Bahnübergang. Das wird ja fast nur noch von der Manx Electric Railway getoppt, bei der an einfachen Haltepunkten nichts außer einer kleinen Symboltafel in die Fahrleitung gehängt wird.
Auch das Streckenmotiv war hier nicht so verkehrt, wo auch immer die Sonnen in der Suppe über mir gerade gestanden hätte. So nahm ich dann den nächsten Kurs Richtung Diablerets mit, nutzte die großzügige Pause am Endbahnhof um einige Kleinigkeiten und ein warmes Kartoffelgratin aus dem Coop zu holen und nahm die Rückfahrt in Gegenrichtung erneut am kleinen Haltepunkt mit.
Der Inbegriff eines Haltepunktes: La Faverge kurz vor dem Endbahnhof der Strecke Aigle – Sépey – Diablerets (ASD) in Les Diablerets. Immerhin lässt sich an der spärlichen Infrastruktur noch eine Mofa festketten.
BDe 4/4 404 erreicht mit Bt 431 in Kürze den Endbahnhof Les Diablerets und passiert zuvor noch ohne Halt den Haltepunkt La Faverge.
Nach einer Viertelstunde Pause geht es zurück Richtung Aigle, erneut vom Haltepunkt La Faverge gesehen. Die vier BDe 4/4 401 bis 404 von 1987 wickeln gemeinsam mit den vier Steuerwagen Bt 431 bis 434 von 1966 noch heute den Hauptteil des Verkehrs auf der ASD ab. Gelegentlich kommt seit der Inbetriebnahme der sieben Be 2/6 541 bis 547 auf der AOMC, auch einer der beiden 2001 ursprünglich für die AOMC gebauten Beh 4/8 591 und 592 auf der ASD zum Einsatz und bringt einen Hauch von Barrierefreiheit auf die Strecke.
Schon länger wollte ich mir hier im oberen Teil der ASD einmal den abseits der Hauptstraße etwas abgelegen auf der anderen Talseite verlaufenden Streckenabschnitt ansehen. Also steuerte ich den Haltepunkt Plan Morier an, stellte das Auto ab, aß noch mein warmes Kartoffelgratin und holte anschließend das Rad vom Dach. Weite Sprünge waren angesichts des Wetters nicht ratsam, aber immerhin bis zum Haltepunkt Les Echenards schaffte ich es hinab. Anschließend verläuft die Strecke ohnehin abseits aller Wege im Wald bis Sépey hinunter.
Wie mir erst zuhause am Rechner auffiel, kam dabei im Stundentakt stets der gleiche Verband aus BDe 4/4 404 und Bt 431. Die Garnitur schien also nur bis Sépey zu verkehren. Ob es weiter Richtung Aigle eine Baustelle gab oder in Sépey ein anderes Fahrzeug einsetzte, ließ sich dann im Nachhinein nicht mehr aufklären.
Am Haltepunkt Plan Morier startete ich eine kleine Radtour über die Haltepunkte Les Nicolets, Les Aviolats und Sur le Buis nach Les Echenards. BDe 4/4 und Abt 431 stehen am Haltpunkt Plan Morier und nehmen eine ganze Reihe Feiertagsausflügler Richtung Diablerets mit. Über der Szenerie thront der Temple de Vers-l’Eglise.
Die vielen Fahrgäste erlaubten mir noch für eine zweite Perspektive zu wechseln und den Zug nach der Abfahrt ein weiteres Mal aufzunehmen.
Im weiteren Verlauf war eine ganze Reihe Bahnübergänge ausgefallen. Teils bereits abgedeckte Blinklichter deuteten darauf hin, dass dieser Zustand schon etwas andauerte. So ging es auch bei Sur le Buis in Schrittgeschwindigkeit über den ungesicherten Bahnübergang, was mir in diesem dunklen grünen Loch zumindest das herunterschrauben der ISO erlaubte.
Ende der kleinen Ausfahrt war kurz hinter dem Haltepunkt Les Echenard, wo sich von einer tief matschigen Wiese der Blick auf die große Straßenbrücke am gegenüberliegenden Hang eröffnete. Fast schon wieder stimmungsvoll waren die tiefhängenden Wolken, aus denen nur zeitweise etwas Landschaft herausschaute. BDe 4/4 404 und Bt 431 kommen aus Sépey Richtung Diablerets und passieren gleich den Haltepunkt Les Echenard.
Auf der anderen Seite des Haltepunktes wird die kleine Ortslage passiert, bevor die Strecke bis Sépey im Nichts verschwindet.
Der Haltepunkt selbst ist noch sehr ursprünglich aber mit viel Liebe ausgeschmückt und zum Nationalfeiertag sogar mit kleinen Flaggen dekoriert.
Zurück in Plan Morier noch der Blick von der anderen Streckenseite über die Wiesen.
Immerhin über drei Stunden hatte ich mir an der ASD nun die Zeit vertrieben und während der radelnden Streckenkunde, hatte sich auch der Niederschlag in Grenzen gehalten. Anschließend gondelte ich über den Col du Pillon zurück Richtung MOB und hinüber ins Simmental nach Zweisimmen. Nachdem ich bei der Adresse von booking.com zunächst auf einen Motel-ähnlichen Außenposten unserer Unterkunft am Ortsrand traf, wurde ich sogleich zum richtigen Ziel, dem Hotel Post direkt am Bahnhof weitergeschickt. Dass war zwar von der Abwicklung etwas seltsam, dass das gebuchte Zimmer ganz woanders im Ort liegt, als die bei booking hinterlegte Adresse, aber uns konnte es nur recht sein, direkt am Bahnhof von Zweisimmen zu wohnen. Da man hier endlich mal wieder mit Sprache kommunizieren konnte, war das Missverständis auch schnell aufgeklärt. Das holzverkleidete Eckzimmer mit eigenem Bad für 100 CHF war auch ein sehr faires Angebot. Frühstück wäre allerdings nicht inkludiert, was angesichts des für morgen angesagten Wetters und der damit verbundenen Aufbruchzeit allerdings mehr als recht war.
Trotz allem war aber gerademal 16 Uhr durch. Normalerweise würde jetzt an einem Sommertag die beste Fotozeit anbrechen, heute allerdings pladderte es weiterhin seit der Überfahrt über den Col de Pillon wieder wie aus Kübeln. Im Bahnhofskiosk holte ich mir eine Toblerone und einen Kaffee und beobachtete einfach mal das Treiben auf dem Bahnhof.
An der MOB ist das Wetter weiterhin nicht sehr einladend – es schüttet wie aus Kübeln. Auf dem Regelspurteil des Bahnhofes von Zweisimmen stehen zwei NINAs der BLS. Der linke ist abfahrbereit Richtung Spiez und wird in Kürze den Bahnhof verlassen. Links der Regelspurgleise befindet sich der Meterspurbahnsteig der Talstrecke nach Lenk. Rechts der beiden Regelspurgleise hinter dem Bahnhofsgebäude befinden sich die übrigen Meterspurgleise für die Abfahrten nach Gstaad und Montreux. Der gesamte Bahnhof wurde vor einigen Jahren großzügig umgestaltet.
Aus Montreux trifft der Pullman Classic in der Bahnhofshalle von Zweisimmen ein. Am Bahnsteig 3 steht der Verstärker-Pendel nach Gstaad.
Auf den Abstellgleisen von Zweisimmen steht noch so Einiges herum. Links die umgerüstete Ge 4/4 8004. In der Mitte steht Rollmaterial für die Ersatzgarnitur der Talstrecke nach Lenk, die noch mit herkömmlichen Kupplungen und einer der noch vorhandenen GDe 4/4 gefahren wird. Rechts der 2012 von der ASm übernommene und lange für den Verschub in Montreux stationierte Be 4/4 1006.
Mit dem letzten Zug aus Montreux war auch mein Mitreisender in Zweisimmen eingetroffen. Während des Spazierganges um den Bahnhof riss es aus Richtung Schönried über der Steilstrecke nach Oeschseite hinauf nun doch langsam auf. Das Wetter für morgen kündigte sich an. Eine Fahrt an die Schleifen oberhalb Zweisimmen brachte allerdings nichts ein, stattdessen positionierten wir uns Richtung Lenk an einem der Flussmotive. Leider war heute ausgerechnet die schaurigste der umgebauten Pendelgarnituren aus 341+5001+241 auf der Talstrecke unterwegs. So blieb es bei nur einer weiteren Aufnahme im Bahnhof von St. Stephan, bevor unser Tatendrang endgültig erloschen war.
341+5001+241 auf der Talstrecke nach Lenk bei Stöckli unterwegs Richtung Zweisimmen.
Und eine knappe halbe Stunde später in Gegenrichtung im Bahnhof St. Stephan Richtung Lenk.
Wir hatten den Tag nun aber auch schon bis 18 Uhr rumgebracht – da konnte man schon langsam ans Abendessen denken. Auf dem Hotelzimmer gab es wieder eine reichliche Auswahl. Aus dem Fenster ließen sich derweil wunderbar die in den Schleifen oberhalb Zweisimmen kletternden Züge beobachten, bevor sie schließlich beim Einlaufen in den Bahnhof erneut zu sehen waren. Je später der Abend, desto wilder wurde auch das Feuerwerk zum Nationalfeiertag. Rundherum stiegen die Raketen und ließen sich aus unserem Eckzimmer aus den zwei Fenstern perfekt beobachten. Gegen Mitternacht kehrte dann allmählich Ruhe ein und erlaubte den für morgen dringend benötigten Schlaf.
Für morgen sind dann endlich wieder zahlreiche Sonnenstunden angesagt. Mein Plan sieht daher vor, schon vor dem Aufstehen mit dem Rad in die Schleifen oberhalb von Zweisimmen aufzubrechen und mich dann anschließend über den Tag die Strecke entang treiben zu lassen. Übermorgen soll dass Wetter dann leider schon am Vormittag wieder absaufen. Auch die Aussichten für die weitere Woche sind alles andere als rosig, sodass heute Abend schon recht sicher der Entschluss fiel, am Dienstag dann die Rückfahrt anzutreten.