Zurück in Rīga bricht schon der letzte “richtige” Tag dieser Reise ist an. Und es ist kaum zu glauben, aber auch in Rīga soll es heute eine nennenswerte Chance auf Sonne geben. Wie gut sich dieses “Wetter mit Chancen” nutzen lassen sollte, davon erzählt dieser letzte Teil meiner Reise durch Lettlands Regen.
So richtig alt war ich gestern nach der langen Fahrt aus Liepāja nicht mehr geworden und entsprechend früh erwachte heute Morgen der Tatendrang. Untermauert wurde selbiger von erschreckend vielversprechenden Auflockerungen, sofern ich das aus dem schmalen Spalt zwischen den Häusern in der Altstadt beim Blick aus dem Hotelfenster beurteilen konnte. Das Frühstück wurde aber erst ab 8 Uhr kredenzt, sodass ich einfach schonmal zu einem kleinen Morgenspaziergang aufbrach. Zurückkommen zum Frühstück, sollten die ersten Auflockerungen doch nichts sein, konnte ich später immer noch. Die morgendliche Visite führte auf den Aspazijas bulvāris, der jetzt eigentlich mit der prächtigen Häuserfassade ganz gut im Licht sein sollte. Wäre er wohl auch gewesen, allerdings ergab der hier ganz gute Rundumblick, dass zwar durchaus hier und da blauer Himmel auszumachen war, aber so richtig konkret an meinem Standort wurde das mal nicht. Dafür waren hier am frühen Montagmorgen die Parkplätze noch weitgehend unbesetzt und auch der Autoverkehr fand noch nicht richtig statt. So frei bekommt man das Motiv dann doch selten und hell war es zumindest – verglichen mit den letzten Tagen in Rīga…
Erste Anflüge von Helligkeit zeigen sich schon über Rīga. Konkret war der Sonnenschein aber noch nicht, als um halb acht das T6B5SU-Doppel 35196+35206 auf dem Aspazijas bulvāris auf die Oper zurollt.
Erstmal schien es sich aber wieder etwas einzuwölken und so konnte ich dann das inkludierte Frühstück im Hotel wenigstens an zwei von vier Tagen mitnehmen. Zielstrebig ließ ich das komischen Nichtselbstbedienungsbuffet aus und steuerte stattdessen die Kaffeemaschine, die Cerealien und das Obst an. Diesmal platzierte ich mich gleich im ruhigen Innenhof und überließ das wilde Treiben im Frühstücksraum sich selbst.
Abgesehen von der Linie 1 nach Imanta, hatte ich das Streckennetz in den nun schon 2 1/2 Tagen in Rīga inzwischen vollständig bereist. Ernsthaft Sonne prognostizierten die Wetterkarten allerdings erst so ab Mittag, sodass ich diese Lücke jetzt noch schließen könnte. Für den Vormittag noch etwas eingeschränkt, war spätestens ab Mittag dann “Wetter mit Chance” prognostiziert, wie es in einem aktuellen Reisebericht aus Norwegen im DSO-Auslandsforum immer so schön geschrieben steht. Heißt konkret: Der eine Wetterbericht sieht viele Wolken, der nächste auch paar wenige Sonnenstunden. Es bestehen also durchaus Chancen, wenn Wolkenlücke, eigene Position und eine Straßenbahnfahrt gerade glücklich zusammenfallen.
Ich brach also wiedermal von der Haltestelle Grēcinieku iela über die Daugava auf. Vorweg aber noch zum letzten Mal die Streckenkarte der Straßenbahn Rīga, heute aber mit der Warnung, dass es ein wenig wild hin und her gehen wird – je nachdem, wo gerade Sonne und noch dafür vorgemerkte Motive sein sollten.
Liniennetz der Straßenbahn Rīga im August 2021 mit den Linien 1, 2, 5, 7, 10 und 11. Zusätzlich waren mit wenigen täglichen Fahrten die Verstärkerlinien 3 Jugla – Ķengarags und 9 Ķengarags – Aldaris ausgehangen, die während meines Besuches eventuell wegen den Ferien aber nicht verkehrten.
Ganz unterbrechungsfrei ging es allerdings nicht nach Imanta. Am Abzweig der Linie 1 von der Slokas iela lief ich zunächst noch ein Stück geradeaus entlang der Linie 5 bis zur Haltestelle Eiženijas iela, an der ich das vielleicht prächtigste grüne Holzhaus der Stadt noch im Hinterkopf behalten hatte. Das Bild sollte später am Tag aber noch etwas heller gelingen – ich komme darauf zurück…
Zurück in der Linie 1 war der nächste Fotohalt an der Haltestelle Imantas iela dann vollkommen nichtssagend und auch noch im Nichtlicht – das vergessen wir auch lieber schnell. Ende des Liedes: Das nächste Foto gibt’s erst aus der Endschleife Imanta. Den dichten Takt von teilweise unter 10 Minuten verdankt die Linie 1 auch auf dieser Seite der Stadt dem gleichnamigen, gigantischen Plattenbauvierteln, bestehend aus den fünf Parzellen Imanta 1 bis Imanta 5. Zumindest die ersten vier Imantas werden dabei von der Tram tangiert. Die Endschleife liegt dann aber wirklich wieder am Ende von Rīga, dahinter beginnt der endlose lettische Wald.
15T 57626 hat die Endschleife der Linie 1 in Imanta erreicht und steht an der Ankunftshaltestelle.
Blick aus der Endschleife auf dieselbe Szene die Dammes iela hinunter. Irgendwo auf der Hälfte der Geraden kreuzt übrigens die altbekannte Endlosstraße Slokas iela die Trasse. Hier ist die Slokas iela kaum mehr als eine kleine Quartiersstraße.
Komplette Streckenbereisung: Check! Und was nun? Gute Frage, erstmal wieder ein bisschen raus aus der Platte und an der Stelle, wo die Linie 1 dann auf der Jūrmalas gatves tilts die Linie 2 überquert ausgestiegen. Eine Umsteigebeziehung besteht hier zwar mit Nichten, aber durch die Nebengassen ist man doch in knapp fünf Minuten von der Haltestelle Botāniskais dārzs der Linie 1 zur Haltestelle Jūrmalas gatve der Linie 2 hinübergelaufen. Der Zug Richtung Endschleife Tapešu iela schien laut Fahrplan gerade durch. Dann konnte es aber auch nicht mehr lang dauern, bis dieser zurückkäme. Richtig schön war es hier unter der Brücke aber nicht, sodass ich noch eine Station Richtung Stadt lief und das T6B5SU-Doppel an der Haltestelle Kandavas iela erwartete. Zwischenzeitlich kam dabei sogar die Sonne wie aus dem Nichts wieder heraus und auch bei Durchfahrt der Tatra konnte für Rīgaer Verhältnisse fast von Sonne gesprochen werden.
Unmittelbar neben der Bahntrasse verlaufen die letzten Haltestellen zur Schleife Tapešu iela der Linie 2. Vorgestern dröhnte dabei sogar ein schwerer Güterzug mit zweifacher Dieseltraktion neben mir her. An der Haltestelle Kandavas iela wachsen allerdings einige Büsche und Bäume zwischen den beiden Trassen, sodass sich T6B5SU 35727+35283 zwischen Plattenviertel zur rechten und Bahntrasse zur Linken scheinbar in idyllischer Umgebung befinden.
Das Übel mit dieser Linie ist natürlich wieder der Takt. Für die nächsten zwanzig Minuten würde erstmal aus keiner Richtung etwas kommen. Angesichts der spontanen Auflockerung lief ich dann doch schnell wieder zur Linie 1 zurück, wo ich eine Punktlandung mit dem vierteilgien Skoda 58011 landete.
Skoda 15T 58011 hat soeben die Haltestelle Botāniskais dārzs/Rīgas Stradiņa universitāte stadteinwärts verlassen. Für das Streckenbild war der Vierteiler eine Idee zu lang, ich hatte es aber auch auf eine sonnige Typenaufnahme abgesehen, für welche die Lücke dann genau ausreichte. So war auch dieser Punkt schon abgehakt.
In der Hoffnung auf Sonne lief ich dann zum zweiten Mal zum grünen Haus an der Linie 5 auf der Slokas iela hinüber. Das war von hier auch nur eine Haltestelle, wobei ich den nächsten Kurs der Linie 2 trotz Laufschritt knapp verpasste. So hatte ich dann erstmal viel Zeit ein wenig ZEIT zu lesen. Die Sonne verzog sich derweil wieder, die Aufnahme vom grünen Haus war aber trotzdem schon um Längen besser als heute Morgen.
Grünes Holzhaus die Zweite: Diesmal deutlich vorzeigbarer. Die Sonne hat sich zwar wieder verzogen, aber die Aufnahme von T3SU 30024+30035 an der Haltestelle Eiženijas iela zeigt doch deutliche Kontraste und schöne Farben.
Mit den letzten drei Aufnahmen hat der wilde Linienwechsel des heutigen Tages auch schon begonnen und so sollte es weitergehen. Für “Wetter mit Chance” hatte ich schließlich überall noch das ein oder andere Motiv auf dem Zettel. Zunächst bleiben wir aber noch westlich der Daugava und wechseln an die Linie 10. Mit der Blockumfahrung am Friedhofsdepot – im doppelten Sinne, wenn jemand versteht was ich meine – hatte ich noch nicht abgeschlossen. Und auch das tolle Ensemble an der Bahnbrücke der Haltestelle Torņakalna stacija wollte ich noch umsetzen. Zwischen zwei Stadtauswärtsfahrern sollte eigentlich genug Zeit bleiben, den Standort zu wechseln.
An der Blockumfahrung hatte ich mich schon am Mittwoch umgesehen und ein Bild in Gegenrichtung in der Tipogrāfijas iela an der Haltestelle Vienības gatve/Bērnu slimnīca gemacht. Stadtauswärts hört die Haltestelle auf den Namen Telts iela. Dort halten T3SU 30645+30656. Dem aufmerksamen Betrachter fällt dabei sofort die Matrix-Zielanzeige von T3SU 30645 auf. Auch alle anderen modernisierten führenden T3SU erhielten den dafür vorgesehenen neuen Zielfilmkasten, fahren allerdings bis heute nur mit eingesteckten Liniennummern in der Anzeige herum. Ob es neben 30645 noch weitere Exemplare mit Matrixanzeige gibt, können sicher die Experten sagen. Mir begegnete jedenfalls kein weiterer.
“Wetter mit Chance” heißt nicht umsonst so: Ein Stück stadteinwärts an der Haltestelle Torņakalna stacija landete ich anschließend mit T3SU 30830+30841 Richtung Bišumuiža eine Punktlandung.
Der nächste Kurs der Linie 10 brachte mich dann erstmal wieder ans andere Ufer der Daugava, wobei ich, bis dieser denn dann mal kam, auch schon wieder bis zur Slokas iela gelaufen war…
Ein elektrischer Vorortzug überquert die große Eisenbahnbrücke über die Daugava.
Über der Innenstadt lagen gerade dunkle Wolken, Aufhellungen machten sich aber ringsum langsam breit. Ich ahnte schon, dass der Nachmittag in hektische Arbeit ausarten könnte und kehrte daher nochmal für einen stärkenden Cappuccino und einen Salat bei Double Coffee ein. Tatsächlich sollte es den weiteren Tag dann nur noch für kleine Snacks nebenher von Narvesen reichen, denn aus “Wetter mit Chance” entwickelte sich im Laufe des Nachmittages doch deutlich mehr als nur “Chance” – mir sollte es recht sein 😀
Wie das dann aber immer so ist, kaum sitzt man irgendwo und macht eine wohlverdiente Pause, scheint plötzlich die ganze Zeit die Sonne vom Himmel. Ich wusste aber, dass der Service hier schnell war, konnte also zügig zahlen und die Nachmittags-Session starten. Und so viel sei schon verraten: Die nächsten sieben Stunden sollten noch bis zum Sonnenuntergang für einige wettertechnische Frechheiten der vergangenen Woche entschädigen.
Was sich dabei immens auszahlte: Ich wusste nach nun fast drei Tage Rīga sehr genau, was wann wo geht, wie man dort am schnellsten hinkommt und wo man eher sinnlos Zeit vertrödelt. Mit dem ersten großen Sonnenfenster wollte ich jetzt erstmal die wichtigsten Mittagsmotive in der Innenstadtmotive erschlagen.
Es geht los an der 13.janvāra iela. T3SU 30493+30503 rumpeln geradeaus über die Kreuzung der zum Centrāltirgus abzweigende Strecke und erreichen die Haltestelle 13.janvāra iela.
Die Haltezeiten an dieser zentralen Haltestelle sind nicht eben die kürzesten. So konnte das Sonnenfenster des einen Zuges der Linie 5 gleich für drei Aufnahmen genutzt werden. Die Zweite entstand direkt an der Haltestelle 13.janvāra iela.
Und ein drittes Bild, wenige Meter hinter der Haltestelle.
T3SU 30830+30841 befinden sich auf ihrer Kehrfahrt durch den Innenstadtblock und überqueren die 13.janvāra iela zum Centrāltirgus.
Rasch geht es weiter zur Oper, solange die dortige Strecke neben den imposanten Gründerzeithäusern noch nicht vom Schatten eingenommen ist. T6B5SU 35098+35108 haben vor der Oper gehalten und rollen nun als Linie 7 nach Kengarags weiter zum Centrāltirgus. Wie der Abstand zwischen Nationaltheater und Oper, ist auch jener zwischen Oper und Centrāltirgus für einen Innenstadtabschnitt beachtlich.
Wir rücken vor zur Haltestelle Nacionālā opera, an der das Licht noch soeben für den haltenden 15T 57136 Richtung Mezaparks ausreicht.
Der Kronvalda bulvāris lag bereits weitgehend im Schatten. Nur an der kleinen Brücke über den Stadtkanal, unmittelbar hinter der Haltestelle Kronvalda bulvāris stadteinwärts, gab es noch einen längeren Sonnenspot. Für den vierteiligen 15T 58044 reichte indes auch dieser nicht aus. Angesichts der wabernden Wolken nimmt man den Niederflurer dann aber lieber so mit, als den folgenden Kurs der Linie 5 im Dunkeln.
Blick in die Gegenrichtung den Kronvalda bulvāris hinauf Richtung Theater mit T3SU 30493+30503. Stadtauswärts hört die Haltestelle auf dem Kronvalda bulvāris abweichend auf den Namen Ausekļa iela, da die Haltestelle an der Endschleife Ausekļa iela nur von wendenden Bahnen angefahren werden kann.
Einen Pflichttermin hatte ich noch am Ende des Kronvalda bulvāris in der Schleife Ausekļa iela, in der die Linien 7 und 11 wenden. Bei der Abfahrt von T6B5SU 35054+35065 passte alles.
In der Innenstadt hatte ich nun schon gut was abgefrühstückt und damit eine sichere Basis im Rücken, sollte den restlichen Tag nicht mehr alles so glatt laufen. Jetzt wollte ich aber doch noch ein wenig an den charakteristischen Außenstrecken mit Holzhäusern und Kopfsteinpflaster fotografieren und was böte sich da besser an, als es an der dicht mit T6B5SU befahrenen 7 in der Moskauer Vorstadt zu versuchen. So sprang ich auf dem Kronvalda bulvāris auf den nächsten 7er auf und fuhr mal bis zum Beginn der Moskauer Vorstadt rund um die Haltestelle Katoļu iela mit. Doch irgendwie war es hier wie verhext. Genau über dem Viertel nährte sich eine dunkle Riesenwolke scheinbar von sich selbst, während es überall sonst inzwischen nach mehr als nur “Wetter mit Chance” aussah. So gab ich es nach drei vergeblichen Kursen auf. Bringt ja nichts, wenn hier gar nichts klappt kann ich lieber an eine Linie mit wenig Fahrten aber Sonne wechseln… Lange Rede kurzer Sinn – das wäre doch auch ein Titel für diese Reihe 😀 – ich wechselte anschließend in den Norden der Stadt an die nicht minder schöne Linie 2, wo im Grunde nur noch blau am Himmel zu sehen war.
T6B5SU 35098+35108 am Rande der Moskauer Vorstadt kurz vor der Haltestelle Katoļu iela. Hier dominieren noch große heruntergekommene Geschossbauten. Wenig später wandelt sich das Straßenbild zu den typischen Holzhäusern in unterschiedlichsten Erhaltungszuständen.
Blick in die Gegenrichtung mit T6B5SU 35054+35065 stadteinwärts. Dieses Motiv kennen wir schon von Mittwoch. Heute war zwar Wetter mit Chance, aber trotz des dichten Taktes war es hier wie verhext und es sollte einfach nichts mit Sonne klappen. Immer im letzten Moment zog doch wieder von irgendwoher ein schwarzer Riesenklopper in die blauen Felder, die sich ansonsten in allen Himmelsrichtungen zeigten.
An der Haltestelle Slokas iela hieß es Umsteigen von der 1 auf die nächste Linie 2, um A.Grīna bulvāris den Abzweig zu bekommen. T6B5SU 35272+35283 fahren in die Haltestelle Slokas iela ein und bringen mich anschließend in den Norden der Stadt. In Gegenrichtung hört die Haltestelle auf den Namen Uzvaras bulvāris. Die Haltestelle Slokas iela stadeinwärt befindet sich wiederum auf dem im Hintergrund quer verlaufenden Uzvaras bulvāris an der Linie 10. Diese teils etwas verwirrenden abweichenden Haltestellennamen, sind für Riga nicht untypisch, folgen allerdings auch keinem wirklich klaren Konzept.
Mit T6B5SU 35272+35283 fuhr ich unter den letzten Wolken hindurch gen Norden. Die schönen Straßenszenen, denen ich mich an dieser Strecke am Samstag ausgiebig im Regen gewidmet hatte, lagen leider alle bereits im Schatten oder unter Wolken, so ganz war das nicht immer auszumachen. Also fuhr ich bis zur Zwischenschleife Zasulauka stacija weiter, an der mir die ersten großen Sonnenfenster ins Auge stachen. Rund um die Station gab es dann die nächste schöne Session des Nachmittages.
Nicht weit von hier war ich heute Vormittag schon einmal an der Linie 2, an der Stelle, wo die Linie 1 unterquert wird. Jetzt befinde ich mich wieder auf dem Stück parallel zur Bahntrasse, allerdings ganz am Anfang dieses Abschnittes unweit Zasulauka Stacija. T6B5SU 35272+35283 jagen über die Piste zurück Richtung Stadt.
Auf der anderen Seite der Blockumfahrung an der Zasulauka Stacija erwartete ich den nächsten Kurs stadtauswärts im typischen Straßenbild. Nur ein passendes Holzhaus fehlt, um die Aufnahme mit T6B5SU 35239+35241 zu komplettieren.
In der Blockumfahrung konnte ich hinter dem vorsichtig durch Kurven und Weichen sägenden Doppel her traben und an der Haltestelle Zasulauka stacija zum Überholmanöver ansetzten. Dummerweise schlich genau dann so eine Oma vor der Tram her – Fahrgäste, so ein Ärgernis aber auch immer 😀 So waren 35239+35241 dann schon recht weit in den Weitwinkel hinein gefahren, aber zur Dokumentation der Blockumfahrung/Zwischenschleife wollte ich das Bild nicht vorenthalten. Rechts geht es zu der Halteposition stadteinwärts, an der die Bahnen nach nur vier Haltestellen bereits wieder einige Minuten Pause machen. An dem dortigen Stationsgebäude befindet sich noch ein zweites Gleis, das – hier im Hintergrund zu erkennen – vom stadtauswärtigen Gleis der Blockumfahrung kommt und das Wenden ermöglicht.
Weniger die Wolken, als vielmehr die immer tiefer stehende Sonne wurde allmählich zum Problem. Im Park am A.Grīna bulvāris sollte aber noch was gehen, sodass ich dort wieder ausstieg. Sowohl die Slokas iela, als auch der A.Grīna bulvāris lagen im feinsten Abendlicht. Noch schnell etwas Trinkbares aus dem kleinen Narvesen auf der Ecke vor dem riesigen Bellevue Park Hotel geholt und die nächsten Kurse konnten kommen.
15T 57071 trägt scheinbar als einziges eine weiße Nase. Da hat wohl jemand bei der Ersatzteilkiste die falsche Spraydose erwischt. Am Abzweig der Linie 2 auf den A.Grīna bulvāris erreicht der Skoda entlang der Slokas iela die Haltestelle A.Grīna bulvāris.
Um den Abzweig herum, kommt schon wieder das altbekannte T6B5SU-Doppel aus 35239+35241 vom Centraltirgus zurück. Am Rande des Parks jagt der Zug mit der stets freundlich grüßenden Fahrerin den A.Grīna bulvāris entlang.
Weiter geht es mit den wilden Sprüngen durch das Straßenbahnnetz. Als nächstes stand noch einmal die Blockumfahrung am Depot an der Tipogrāfijas iela auf dem Plan. Die eigentliche Hauptansicht mit den Holzhäusern entlang der Tipogrāfijas iela müsste jetzt perfekt im Licht sein. War sie dann auch – theoretisch. Praktisch war die Sonne bereits hinter die Bäume im Rücken des Motives an der Vienības gatve gewandert. Auf der Fahrt hierher hatte ich aber schon gesehen, das die Brücke über die Torņakalna stacija noch perfekt ausgeleuchtet ist. Also nichts wie hin, um den entgegenkommenden Kurs, der mir nun im Nacken saß, noch zu erwischen – es galt an diesem sonnigen Nachmittag keine Zeit zu verschwenden 😀
T3SU 30645+30656 erreichen vor rustikaler Kulisse die Brücke über die Torņakalna stacija mit gleichnamiger Haltestelle.
Das war dann aber das letzte “Experiment”. Es war nun schon 18 Uhr und es galt, für die letzten zwei Stunden in denen die Sonne noch über dem Horizont stehen würde, eine sichere Anlaufstelle zu finden. Also zurück in die Stadt, denn am Ufer der Daugava hat es schließlich einen 500 Meter breiten Streifen, von dem es keinerlei Schatten werfen kann. Es sei denn die Queen Marry würde unerwartet in Rīga einlaufen 😀
So entstanden dann noch bis zum Sonnenuntergang zahlreich Aufnahmen, begonnen an der Haltestelle Grēcinieku iela, gefolgt von einer sehr ertragreichen Session am wunderbar im Abendlicht liegenden Centrāltirgus, bis zum Abschluss zum Sonnenuntergang auf der Akmens Tilts.
T6B5SU 35239+35241 machen an der Haltestelle Grēcinieku iela den Anfang der Abendsession.
Der Centrāltirgus lag jetzt einfach genial im Licht. Noch später hätte ich allerdings nicht aufkreuzen dürfen, denn schon nach kurzer Zeit wuchs der Mauerschatten in die Fahrzeuge.
Daher verschob ich mich westlich neben den Centrāltirgus an die Verbindung zwischen Centrāltirgus und Grēcinieku iela, wo T3SU 30002+30013 nach der großen Wendefahrt als Linie 10 stadtauswärts durchkommen.
Gefolgt von T6B5SU 35272+35283 direkt beim Abzweigen am Dreieck neben dem Centrāltirgus in Richtung Grēcinieku iela. Rechts von dieser Aufnahme befindet sich im Übrigen die Haltestelle Centrāltirgus stadteinwärts, an der nur die Linie 7 vorbeikommt.
Diese erreicht soeben das Doppel aus T6B5SU 35054+35065 bei der Fahrt durch die Maskavas iela. Lange dachte ich, der obligatorische “Stalinturm” wäre in Rīga garnicht mit Straßenbahn umzusetzen. Hier mogelt er sich allerdings doch noch ein Stück weit ins Bild. Eine weitere Möglichkeit gibt es natürlich noch von der Akmens tilts mit der Tram am Ufer und dem “Stalinturm” weit im Hintergrund. Beides wird bei dieser Aufnahme aber seeehr klein und so richtig frei für eine Zuglänge ist das Ufer rund um die Haltestelle Grēcinieku iela kaum einmal.
Kurz darauf halten T6B5SU 35054+35065 an der eben erwähnten stadteinwärtigen Haltestelle Centrāltirgus.
Einfach weil der Blick auf den abendlichen Centrāltirgus so schön ist, hier nochmal 15T 57171, wie er sich mit weit auslenkendem Drehgestell um die Kurve quält.
Und noch ein Zug der Linie 7 mit T6B5SU 35130 an der Spitze, die als einzige vom Centrāltirgus kommend stadtauswärts nach links abbiegt.
Zum Abschluss am Centrāltirgus klappte es dann auch endlich mit einem T3SU, die hier während meines Besuches nur auf der Linie 10 durchkamen. Dabei handelte es sich wiedermal um den Matrix-Wagen 30645 mit 30656.
Die wohl letzten Sonnenstrahlen des Tages erreichen die Straßenbahn in Rīga auf der Akmens tilts. Auch der Autoverkehr spielte bei der Durchfahrt von T3SU 30514+30525 mit wie selten.
In Gegenrichtung rollt ein T3SU-Doppel mit 30536 an der Spitze vor der Kulisse der neuen Nationalbibliothek über die Akmens tilts.
Im letzten Licht biegen T3SU 30830+30841 von der Haltestelle Grēcinieku iela kommend auf die Akmens tilts ab.
Was für ein versöhnlicher Abschluss in Rīga. Bei klarem Licht versinkt die Sonne hinter den Hochhäusern am anderen Ufer der Daugava.
Achja, war das doch ein super Nachmittag gewesen! So kehrte ich rundum zufrieden ein letztes Mal bei Golden Coffee ein. Zu frittiertem Fisch und Pommes gab es ein großes Bier. Euphorisiert von den zurückliegenden (Sonnen)Eindrücken wurden erste Bilder dieses tollen Tages gleich mal aufs Smartphone gezogen und an einen kleinen Kreis in die Welt geschickt. Es folgte noch ein Americano, bevor ich gemütlich Richtung Hotel schlenderte und ein letztes Mal durch das Labyrinth im Inneren mein Zimmer aufsuchte.
Dienstag, 31. August 2021
Der Vollständigkeit halber gehört natürlich auch der Tag der Abreise noch erzählt. Der Flug hatte wirklich eine böse Abflugzeit um 07:50, Boarding entsprechend um 07:20. Der erste 22er-Bus fuhr aber geradeso ausreichend früh, um es ohne Taxi auf den Flug zu schaffen. Um halb sechs trug ich also meinen Koffer aus der Altstadt und warete anschließend an der Haltestelle Grēcinieku iela auf den 22er um 05:52. Schon einige andere Reisende, die es auf die frühen Flüge schaffen mussten, warteten an der Haltestelle und im Laufe der knapp halbstündigen Fahrt füllte sich der Bus beachtlich.
Die Abfertigung am Flughafen lief routiniert, sodass nach der Sicherheitskontrolle noch ausreichend Zeit für ein kleines Frühstück beim Costa blieb, bevor ich zum Gate hinüber schlenderte. Eine Handgepäckreisende scheiterte dann erst in letzter Sekunde an fehlenden Corona-Dokumenten direkt am Gate – ist aber auch schön blöd, sich da in der heutigen Zeit nicht vorher zu informieren… Obwohl das Boarding erst gut zehn Minuten vor Abflug begann, schaffte es der Flieger noch einigermaßen pünktlich auf die Startbahn. Diesmal hatte ich zwar keine Zweierreihe für mich, aber der Flieger war wieder nur mäßig gefüllt, sodass der Mittelplatz der Dreierreihe frei blieb und ich die Beine Richtung Gang strecken konnte. Das war doch wieder recht angenehm.
Dank des Terminal-Parkplatzes, stieg ich in Frankfurt vom Flieger praktisch direkt ins Auto – oder so ähnlich. Zumindest fand ich unterwegs noch meinen Koffer und etwas Essbares für die Fahrt. Dank des Zeitzonenwechsels dauerte der Flug nur eine gute Stunde und die Straßen auf der Rückfahrt am Vormittag waren nun entsprechend angenehm leer. Noch ein kurzer Power-Nap an einem Rastplatz und schon war am frühen Nachmittag die Löwenstadt erreicht und die Reise durch Lettlands Regen fand ihr Ende.
Epilog
Anders als es vielleicht der Titel dieses Reiseberichtes vermuten lässt, ist meine Reise nach Lettland im Nachhinein gar nicht in negativer Erinnerung aufgrund einiger Wetterkapriolen geblieben. Im Gegenteil: Mit am Ende auch zahlreichen Sonnenbildern aller drei Betriebe im Rücken, gefallen mir nun aus der Retrospektive auch die Bilder im klitschnassen und/oder dunklen Rīga immer mehr. Man muss es eben nehmen wie es kommt und das Beste draus machen – auch wenn es hin und wieder zugegebenermaßen schon etwas sehr nass war…
War diese Reise für den April 2020 ursprünglich deutlich länger geplant, mit Besuchen von Tallinn und Helsinki im Anschluss, hat sie nun mit ihrer Beschränkung auf Lettland doch umso mehr die Lust geweckt, in dieser Ecke Europas noch etwas mehr tätig zu werden. Das notgedrungene Zusammenstreichen der Reise führte letztendlich aber auch zu etwas mehr Zeit in Rīga, als ursprünglich geplant. Das gab mir den nötigen Spielraum, dort auf einen sonnigen Tag zu warten und nebenbei das Gesamtnetz intensiv zu bereisen und mir einen Überblick über diesen spannenden Betrieb zu verschaffen, wie es andernfalls kaum möglich gewesen wäre.
Zumindest waren die 1 1/2 Jahre Verspätung in Lettland noch soeben im Rahmen, um bei den beiden Kleinbetrieben noch einige Altfahrzeuge zu erleben und gleichzeitig schon den Generationswandel zu dokumentieren. So kann ich zu dieser Reise doch ein durchweg positives Fazit ziehen. Lettland war ein schönes und unkompliziertes Reiseland mit tollen Straßenbahnbetrieben, bei denen und um die herum es sicher noch viel mehr zu entdecken gäbe. Ich komme gern wieder!