Im Februar 2020 wurde nach längerer Zeit wiedermal ein Harzkamel als Triebwagenersatz zwischen Nordhausen und Quedlinburg eingesetzt. Kamen die Harzkamele seit 2018 vermehrt als Dampfzugersatz und seit 2019 in den nachfragestarken Wochen im Jahr gar planmäßig vor Brockenzügen zum Einsatz, ist der Einsatz im Selketal doch eine Besonderheit.
Seit dem 17. Februar war die “Schmalspur V100” 199 861-6 als Triebwagenersatz von Nordhausen aus im Einsatz. In den Tagen zuvor war die Maschine bereits auf dem Wernigeroder Triebwagenumlauf eingesetzt worden. Durch den Ausfall eines weiteren Triebwagens, musste der Wernigeroder Umlauf, welcher den Großteil des Tages in Wernigerode herumsteht, nun ersatzlos gestrichen werden. Das, bis zur Fertigstellung der Restarbeiten nach der HU an 199 872, einzige Harzkamel mit Heizkessel, 199 861-6, wurde auf den wichtigeren Umlauf zwischen Nordhausen und Quedlinburg verschoben.
So kam seit langer Zeit wiedermal ein Harzkamel im Selketal zum Einsatz. Schon lange stand ein solcher Einsatz auf meiner Wunschliste, nachdem die Kamele auf der Querbahn und der Brockenbahn in den vergangenen zwei Jahren nun doch in guter Regelmäßigkeit anzutreffen waren.
Das Wetter war in dieser Woche leider sehr launisch und geprägt von den dicht aufeinander folgenden Sturmtiefs. Am Mittwoch den 19. Februar ließ der Kalender allerdings einen spontanen Ausflug in den Harz zu und je nach Wetterdienst mit bis zu zwei Stunden für Nordhausen und bis zu fünf Stunden Sonne für Quedlinburg, sollte dies wohl noch der beste Tag dieser stürmischen Woche werden.
So machte ich mich erstmals in diesem Jahr auf die gut einstündige Fahrt aus der Löwenstadt in den Harz.
Das Harzkamel war für die Kurse 8970-8973 und 8974 eingeteilt. Es fuhr also zunächst ab 9:25 Uhr eine Runde von Nordhausen zur Talmühle und zurück und anschließend ab 12:25 Uhr den Langläufer von Nordhausen bis Quedlinburg mit Ankunft um 15:15 Uhr in Quedlinburg und Retour nach Nordhausen ab 15:30 Uhr. Etwas blöd an diesem Umlauf ist das überwiegende Gegenlicht: Wirklich gut in der Sonne ist nur die vormittägliche Fahrt von der Talmühle nach Nordhausen, für die heute allerdings so gut wie keine Chance auf Sonne bestand, und die nachmittägliche Rückfahrt von Quedlinburg nach Nordhausen, welche in den Wintermonaten zum Großteil im Dunkeln stattfindet. Falsche Sonnenstände würden bei den mehr als wechselhaften Wettervorhersagen aber vermutlich ohnehin ein nur selten auftretendes Problem werden…
Ich peilte für den Vormittag dennoch mal die Rückfahrt von Eisfelder Talmühle nach Nordhausen an. Anschließend wollte ich den Zug auf seiner langen Fahrt von Nordhausen über Eisfelder Talmühle, Stiege und durch’s Selketal bis nach Quedlinburg begleiten.
In dichtem Schneetreiben ging es über das Torfhaus und so manch ein Wagenlenker aus dem Flachland, schien mit dem weißen Zeug auf der Straße leicht überfordert, sodass die Fahrt dann insgesamt doch fast 30 Minunten länger dauerte als üblich. Unterhalb von 700 Meter verwandelten sich Schnee und Eis auch umgehend in eine matschige Suppe und unterhalb von 600 Metern war garnichts mehr mit Winter. Wirklich knapp wurde mein Zeitpuffer dann allerdings, als die Nebenstraße der B4 über Sophienhof auf halber Strecke wegen Baumschäden gesperrt war und ich den ganzen Weg zurück eiern musste, um dann doch die B4 über Netzkater zu nehmen.
Bei der Harzquerbahn in Netzkater angekommen, schenkte ich mir die letzten Kilometer bis zur Talmühle – die Zeit wäre nun doch sehr knapp geworden – und bezog stattdessen gleich am bekannten Motiv vor dem kleinen Haltepunkt Stellung.
Trüb und regnerisch war es im Tal bei Netzkater, als mir die erste Aufnahme des Triebwagenersatz 8971 mit 187 861-6 gelang. Besonders gefiel mir auch der Einsatz des letzten betriebsfähig verbliebenen zweiachsigen Selketalpackwagen 905-151.
Eine weitere Aufnahme dieser Fahrt entstand nur noch im Bahnhof Niedersachswerfen, wo der Zug wenige Augenblicke verweilte. Ansonsten ist auf der Straße aufgrund der vielen Bahnübergänge und der langen Ortsdurchfahrten von Ilfeld und Niedersachswerfen aber kaum ein Vorbeikommen am Zug möglich. So parkte ich anschließend in Nordhausen in Bahnhofsnähe und beobachtete das Geschehen. Nach dem Umsetzen drückte die Lok den Zug nicht einmal bis zum Bahnhofsgebäude zurück, wo für gewöhnlich die Triebwagen abfahren, sondern blieb fast am Ende des Bahnsteiges neben dem Umsetzgleis stehen. Dafür konnte die ungewöhnliche Fuhre so mit der schönen Häuserkulisse und dem vom Vorplatz kommend ausfahrenden Combino Duo abglichtet werden. Diesem würde das Kamel in einer halben Stunde folgen, sodass noch genügend Zeit für einen Kaffee in der Stadt blieb.
Nach dem Umsetzen in Nordhausen bleibt 199 861-6 mit ihrem kurzen Zug fast am Ende des Bahnsteiges stehen und drückt nicht zurück zum Bahnhofsgebäude. Eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges eilt der Combino Duo 201 voraus zur Ilfelder Neanderklinik.
Während der kleinen Pause machten sich immer mehr der angekündigten Auflockerungen breit. Für die kommende Fahrt bis nach Quedlinburg stiegen die Chancen für Sonnenbilder also immer weiter. Blöd nur, dass die gesamten Strecke bis zur Talmühle jetzt im Gegenlicht lag. Im Bahnhof von Ilfeld wartete ich dennoch auf die Ankunft des Zuges und versuchte aus einer möglichst seitlichen Perspekive das Beste aus der Situation zu machen.
199 861-6 erreicht nun als 8972 den Bahnhof von Ilfeld mit dem neuen Ziel Quedlinburg.
Lichttechnisch immer irgendetwas geht in Stiege. Da der Fahrplan anders garnicht zu halten wäre und das Zugpersonal sicher auch gern auf das Umsetzen der Lok verzichtet, war hier auch mit dem Durchfahren der Schleife zu rechnen. Anschließend erwartete ich den Zug noch in den Bahnhöfen von Alexisbad und Mägdesprung, wobei in letzterem auch nicht wirklich viel zu holen war. Zum Beobachten der Kreuzung mit dem Selektaldampfzug Richtung Eisfelder Talmühle lohnte der Stopp aber allemal. Ein wenig Seitenlicht der nun immer größeren Sonnenspots würde der Zug auch in den Kurven bei Sternhaus Haferfeld abbekommen und so wurde es dort erneut versucht. Ab hier begann dann das große Sonnenglück des Nachmittages: Bei allen folgenden Aufnahmen stand ich bis kurz vor Durchfahrt des Zuges im Dunkeln, oder die Sonne wechselte sich nahezu sekündlich mit Wolken ab. Pünktlich zur Durchfahrt ging dann aber jedesmal der Sonnenspot über 199 861-6 an – so könnte es doch immer sein mit der Wolkenlotterie…
Gute Anlaufpunkte waren anschließend auch die Einfahrt und der Bahnhof Gernrode, dreht die Strecke hier am Nachmittag doch optimal ins Licht.
In der Schleife von Stiege hätte die Sonne dann sogar richtig gestanden. Dennoch war es bei der quitschenden Durchfahrt der engen Schleife leidlich hell. Rund eine Stunde Fahrt liegt seit Nordhausen nun schon hinter dem Zug, der zeitweise gar eine handvoll Fahrgäste zählte.
Nach über 1 1/2 Stunden wird Alexisbad erreicht. Die Kreuzung mit dem Dampfzug findet allerdings in Mägdesprung statt, auch ein Anschluss nach Harzgerode besteht nicht, und so geht es nach kurzem Halt bereits weiter Richtung Quedlinburg.
In Mägdesprung wurde der Dampfzug gekreuzt und in Sternaus Haferfeld rollt der Zug wenig später nun die letzten Minuten nach Gernrode hinunter.
Im Schritttempo näherte sich der Triebwagenersatz dem Bahnübergang vor dem Bahnhof Gernrode, sodass die Sonne genügend Zeit bekam, für einen kurzen Moment durch die Wolkendecke zu scheinen.
In Gernrode trifft das Harzkamel auf das Fischstäbchen 187 011-2, das in wenigen Minuten als 8955 nach Alexisbad aufbrechen wird, während das Kamel die letzte Viertelstunde der fast dreistündigen Fahrt von Nordhausen nach Quedlinburg unter die Räder nimmt.
Nach einer Viertelstunde Pause in Quedlinburg, ging es für das Harzkamel nun als 8975 die gesamte Strecke bis nach Nordhausen zurück, von wo das Gespann auch in den nächsten Tagen das gleiche Tagesprogramm starten sollte, bis wieder einer der schadhaften Triebwagen einsatzbereit sein würde. Ich erwartete die Rückfahrt noch bei Quarmbeck mit Blick auf Quedlinburg und versuchte mein Glück anschließend noch ein letzte Mal am Haltepunkt von Sternhaus Haferfeld. Aber man sollte das Glück eben nicht überstrapazieren und so zeigte sich die Sonne bei diesem letzten Anlauf nicht mehr. Die übrige Fahrt würde nun vollständig in Schatten oder Dunkelheit stattfinden, sodass ich zurück nach Quedlinburg fuhr und mich auf die B6 schwang. Mit den drei, vier schönen Sonnenbildern war ich an diesem doch sehr nassen und wechselhaften Tag mehr als zufrieden. Das hätte ich bei der morgendlichen Anfahrt durch das Schneetreiben am Torfhaus direkt unterschrieben…
Auf der umgespurten Strecke von Quedlinburg nach Gernrode konnte der Zug als 8975 auf der Rückfahrt nach Nordhausen noch einmal bei Sonne aufgenommen werden.
Bei der letzten Aufnahme klappte es in Sternhaus Haferfeld dann nicht mehr mit Sonnenschein. Ich war aber schon mehr als zufrieden und nahm diese typsiche graue Winteraufnahme am lauschigen Haltepunkt eben noch mit…