Nach meiner Tagestour zwischen Davos und Saas, ging es zwei Tage später noch einmal über den Flüela ins Prättigau. Diesmal stand die Strecke zwischen Schiers und Kloster auf dem Programm.
Donnerstag, 1. August 2019: Ein Tag im Prättigau zwischen Klosters und Schiers
Heute sollte der letzte Tag bei der Rhätischen anbrechen, bevor es morgen früh galt, den Rückweg anzutreten. Die morgendliche Stimmung am Flüelapass war erneut grandios. Ganz gemütlich schaukelte ich über den Pass, hin und wieder wurde ein Fotohalt eingelegt und nach rund einer Stunde war Klosters erreicht. Heute wollte ich es allerdings strategisch etwas anders angehen und das Auto unten parken, sodass ich am Abend nicht wieder die ganze Zeit bergauf strampeln müsste. Ohnehin war für heute der Streckenabschnitt zwischen Klosters und Schiers vorgesehen, sodass sich die Steigung im Vergleich zur Tour von Davos aus, in Grenzen halten würde.
Über dem kleinen See auf Passhöhe des Flüela wabern noch vereinzelte Nebelfelder – ein herrliches Schauspiel.
Von nun an geht es hinab ins Prättigau.
Passhöhe auf 2383 m
Das Auto wurde in Küblis am Bahnhof abgestellt und die Parkuhr für den Tag gefüttert. Der zufrieden gesättigte Rülpser der Parkuhr blieb wiedermal aus, als die Parkdauer endlich bis 19:00 Uhr angefüttert war. Später entdeckte ich am Radweg Richtung Saas sogar einen kleinen kostenlosen Waldparkplatz – muss ein echter Insider gewesen sein, denn er war bis auf ein Fahrzeug leer und es hätten bestimmt noch drei weitere Platz gehabt. Aber in einem Land wo das Geld aus der Parkuhr auch zu einem nicht unerheblichen Anteil dem öffentlichen Verkehr zu Gute kommt, kann man ja auch mal den ein oder anderen Franken Spenden, genügend Kleingeld hatte ich vorsorglich eingesteckt.
Anschließend wurde das Fahrrad vom Dach geholt, noch schnell die Wasserflasche am Bahnhofsbrunnen gefüllt und schon konnte der Fototag so richtig beginnen. Zunächst ging es hinauf bis nach Saas, um am kleinen Tunnel unterhalb des Dorfes die Vormittagsmotive abzuarbeiten. Das Licht stand allerdings noch nicht optimal und so ging es bis zum nächsten Regio-Doppel noch schnell (bzw. langsam – der Weg ist wahnsinnig steil) in den Ort hinauf um beim kleinen Volg noch die Versorgung für den Tag sicherzustellen. Heute war der 1. August und damit der Schweizer Nationalfeiertag, womit die Läden die überhaupt geöffnet hatten, spätestens zum Mittag ihre Türen schlossen. Pünktlich zum nächsten Regio-Doppel war ich wieder an Ort und Stelle.
Mit dem Regio Landquart-Davos ist Ge 4/4III 645 kurz vor Saas zu sehen.
Im Blockabstand folgt der Regio aus Disentis nach Samedan mit Ge 4/4II 614 und “falschem” Steuerwagen am Zugschluss.
Nun stand mit dem folgenden Engadin-Star noch einmal das Viadukt von Saas in Richtung Küblis aus der Vormittagsperspektive auf dem Plan. Dazu musste ich blöderweise erneut in den Ort hinauf und dann am Ortsausgang wieder hinab zu Strecke.
Die Regios nach Samedan hatten teilweise Steuerwagen, die aber nur dem Niederflurangebot dienten und nicht als solche genutzt wurden – die Loks setzten in Samedan immer um. Im Engadin-Star Umlauf befand sich allerdings schon seit zwei Wochen eine “richtige” Pendelgarnitur mit einem der neuen Steuerwagen im Allegra-Design. Ausgerechnet dieser musste natürlich jetzt kommen und das ohnehin schon etwas fragwürdige Motiv entgültig mit zweifelhafter Schönheit beehren.
Ein Wagenzug ohne Lok überquert mit 52803 an der Spitze das Viadukt bei Saas. Irgendwo hinter den Büschen schob den Engadin-Star nach St. Moritz wohl auch die Ge 4/4 II 620.
Viel Strecke hatte ich noch nicht gemacht, wollte aber bis frühen Nachmittag noch zur Wiese vor Klosters Dorf kommen. Das nächste Regio-Doppel bergwärts drückte aber schon wieder von hinten, also wurde hinter Saas vom Hang aus noch die Ausfahrt des Regios nach Davos aufgenommen. Die wenigen Minuten zwischen den beiden Zügen reichten geradeso, um nach Pagrüeg zu wechseln und dort den Regio nach Samedan aufzunehmen.
Ge 4/4II 630 verlässt Saas mit dem Regio Landquart-Davos. Ein Motiv, das ich leider garnicht auf dem Schirm hatte und für das das Licht dann schon zwei Stunden zu weit rum war, als ich den Landschaftsblick spontan bei der Vorbeifahrt bemerkte. Mit dem Auto war mir diese tolle Stelle einfach nie aufgefallen, aber mit dem Rad hat man bergauf doch etwas mehr Zeit in der Weltgeschichte herum zu gucken und findet auch direkt einen Parkplatz. Das wird dann halt in Zukunft mit Capricorn nochmal ordentlich umgesetzt…
Wenig später folgt bei Pagrüeg der Regio nach Samedan mit Ge 4/4II 626.
Ich wechselte hinab in den Talgrund auf die herrliche MTB-Route entlang des Flusse und durch angenehm kühlen Wald. Vor Kloster Dorf verließ ich die ausgeschilderten Wege wieder und fuhr zur großen Wiese vor der Ortseinfahrt. Unterhalb der Strecke gibt es hier einen kleinen Schotterweg, der auch am Vormittag das Fotografieren ermöglicht.
Ge 4/4II 613 mit dem Regio Disentis-Samedan in der großen Wiese kurz vor Kloster Dorf.
Nachdem die zwei Züge pro Richtung durch waren, ging es wieder zurück Richtung Küblis. Die knappe halbe Stunde Vorsprung auf den nächsten Engadin-Star reichte aus, um erneut bei dem kleinen Tunnel bei Saas eine weitere Perspektive umzusetzen. Hier kann man einfach den ganzen Tag aus unterschiedlichsten Blickwinkel fotografieren…
Ge 4/4 II 631 mit einem Engadin-Star nach Landquart mal wieder beim kleinen Tunnel bei Saas.
Ohne große Pause ging es weiter hinab Richtung Küblis. Bis vor die enge Schlucht vor Schiers wollte ich der Strecke noch weiter Richtung Landquart folgen und hatte noch einige Motive auf dem Zettel stehen, die so noch nicht umgesetzt waren. Am Bahnhof Furna überraschte mich dann das Krokodil 414. Wie ich am Abend erfuhr, wurde es wohl wegen eines Schadens von Davos nach Landquart überstellt und stattdessen kam wieder 415 in den Umlauf nach Filisur. Gerade eben konnte ich das Rad noch stoppen und die Kamera herausreißen. Ganz so schlecht ist die Aufnahme mit dem üppigen Holzumschlag im Bahnhof von Furna dann auch garnicht geworden, auch wenn sich die Station noch leicht im Gegenlicht befand.
Ge 4/4 II 614 erreicht Küblis aus Samedan kommend mit dem Ziel Disentis. Eine schmale Straßenbrücke in den oberen Ortsteil, erlaubt die Aufnahme des soeben zwischen Straße und Bahn an den Hang gedrängten Hauses. Auch wenn letzteres wohl zuerst da gewesen sein dürfte…
Wenige Minuten später folgt der Regio aus Davos mit Ge 4/4 III 645 und Steuerwagen 1752, welcher im Bahnhof von Küblis einige Minuten Aufenthalt hat und den ersten Regio wieder Vorsprung gewinnen lässt.
Zwischen Jenaz und Fideris ist Ge 4/4 II 621 mit dem Regio nach Samedan auf dem hohen Bahndamm unterwegs.
In der engen Schlucht zwischen Küblis und Fideris konnte Ge 4/4 II 626 mit dem Regio nach Disentis aufgenommen werden.
Und besagter Überraschungschuss auf Ge 6/6 I 414 in Fideris bei der Überstellung von Davos nach Landquart. An der Station herrscht noch immer reger Holzumschlag und so wartete bereits ein beladener Langholzwagen auf den nächsten werktäglichen Güterzug.
Der Damm zwischen Fideris und Jenaz nun einige Stunden später anders herum mit Ge 4/4 II 620. Der Engadin-Star wurde in St. Moritz mit zwei weiteren Wagen verstärkt.
Ge 4/4 II 613 verlässt Jenaz auf dem Weg nach Disentis.
Der nächste Engadin-Star durchfährt den Bahnhof von Fideris mit Ge 4/4 II 633 an der Spitze.
Der nun folgende Engadin-Star wäre nun wieder jener mit lediglich einer Stunde Abstand, welcher in den vergangenen zwei Wochen mit guter Regelmäßigkeit mit einer Ge 6/6 II geführt wurde. Diesen wollte ich nochmal an der Stelle bei Pagrüeg versuchen. Ich gab im Bahnhof von Fideris mal bei Osmand und Maps das Ziel Pagrüeg ein, um zu sehen, ob diese Strecke in den knapp 50 Minuten zu schaffen wäre. Zehn Kilometer und 300 Höhenmeter war die Ansage. Das würde sportlich werden und so kam ich nur wenige Minuten vor dem Zug leicht außer Atem bei der Fotostelle in Pagrüeg an. Allerdings hatte es sich etwas verschleiert am Himmel und als dann der Zug nahte, schob sich die Coop Ge 4/4 III um die Ecke. Gut, so war der Ärger über das Dämmerlicht wenigstens nicht sehr groß und ein wenig hatte ich auch schon mit der 641 gerechnet, welche schon seit dem Wochenende hin und wieder in den Engadin-Star-Umlauf eingeschert war und die Ge 6/6 II ersetzte.
Dafür musste ich jetzt nur noch die herrliche Schotterpiste im Talgrund bis zum Auto in Küblis hinuter rollen. So ging auch dieser letzte Tag mit dem Rad entlang der Rhätischen Gleise zu Ende. Ein letztes Mal ging es über den Flüela zurück ins Engadin und mit Einbruch der Dunkelheit war Bever erreicht.
Am Abend gab es dann dank des Nationalfeiertages zahlreiches Feuerwerk, wobei das Donnergrollen der Pyrotechnik mächtig zwischen den Talhängen des Engadin hin und her schallte. Viel beeindruckender fand ich derweil die riesigen Leuchtfeuer die auf den kahlen Berghängen weit oben entzündet wurden. In Anbetracht der weiten Entfernung müssen diese Feuer schon einigermaßen gigantisch gewesen sein, so deutlich wie sie sich in der Nacht abzeichneten.
Damit endete dann auch mein zweiwöchiger Besuch im Engadin. Über 700 Kilometer und unzählige Höhenmeter hatte ich in Summe an rund neun Fototagen mit dem Rad entlang der Gleise geschrubbt und dennoch war es auf seine Art und Weise wahnsinnig entschleunigend – einfach Urlaub pur!
Am nächsten Tag galt es dann noch die über 800 Kilometer abzureißen, was zum besten Ferienreiseverkehr schon einigermaßen nervig war, abgesehen von einigen Querelen in Österreich und Süddeutschland, aber ohne große Zwischenfälle gelang und in Anbetracht der erholsamen zwei Wochen ein geringer Preis war.