Im Juni stand wiedermal die alljährliche Schmalspurbahn-Tour mit einem Kollegen vom Bodensee an. Hauptziel waren in diesem Jahr die Schmalspurbahnen Tirols und Norditaliens, aber auch die Brennerstrecke und die Berninabahn standen auf dem Programm.
Prolog
Die Idee zu der Rundreise über den Alpenhauptkamm und zurück, kam uns eigentlich schon vor fast einem Jahr, auf der Rückfahrt unserer letzten Tour “Auf 760mm durch Österreich”. Die Rückfahrt führte uns dabei zur Achenseebahn, Zillertalbahn und Brennerbahn in Tirol. Da wir mehr oder weniger auf der Durchreise auf dem Weg zurück zum Bodensee waren, blieb uns nur ein knapper Tag in Tirol. Wie wir da aber zum Abschluss unserer Fahrt so am Hang der bekannten Fotokurve bei St. Jodok an der Brennerbahn saßen und auf die nächste RoLa warteten, waren wir uns doch schnell einig, dass man in diesem Bereich der Alpen eigentlich einen ganzen Urlaub würde verplanen können. Die Lust auf einen ausgiebigen Aufenthalt in dieser Ecke der Alpen war geweckt!
Schnell kamen diverse Ideen auf, was bei dieser nächsten Tour alles auf dem Programm stehen müsste: Der Stubaitalbahn wollte ich wiedermal einen intensiveren Besuch abstatten, waren doch auch schon wieder zehn Jahre seit meinem letzten Besuch dort vergangen. Die Rittnerbahn in Oberbozen stand seit der Inbetriebnahme der neuen alten Triebwagen aus Trogen, auch schon seit Jahren auf dem Plan und der Schmalspurbahn Tirent-Mezzana, hatte ich noch nie einen intensiveren Besuch abgestattet. Die italienische Seite der Brennerrampe fand ebenfalls ihren Weg auf die Wunschliste und die Rückfahrt könnte man dann irgendwie durch die Schweiz abwickeln. Eine Grundidee für unsere 2019er Tour war also schonmal vorhanden.
Im neuen Jahr wurde dann mit der zweiten Juniwoche, schon frühzeitig ein passender Termin gefunden, die Detailplanung ließ allerdings bis eine Woche vor Fahrtbeginn auf sich warten. Wirklich unklar war aber auch nur die Rückfahrt geblieben. Diese wurde aber schließlich mit zwei Tagen an der Berninabahn fixiert und so startete ich gegen halb drei Uhr morgens am 7. Juni in der Löwenstadt den Motor für die Fahrt gen Süden.
Freitag, 7. Juni 2019: Düwag GT8 in Würzburg
Halb drei Uhr morgens??? Ja, bin ich denn wahnsinnig geworden? Vielleicht schon, aber da das Pfingstwochenende vor der Tür stand, war es doch wesentlich stressfreier, fünf Stunden vor dem Aufstehen loszufahren und so diverse Staupunkte schonmal hinter sich zu haben, bevor die Mehrzahl der Urlauber überhaupt erst ihre Wecker klingel ließen. Wenn ich dann aber eh schon früh los wollte, konnte ich auch gleich ganz früh los und wiedermal in Würzburg die morgendlichen Verstärkerfahrten mit den mitlerweile über 40-jährigen Düwag GT8 mitnehmen.
Gegen halb sieben erreichte ich ungefähr zum dritten morgendlichen Düwag-Kurs die Endschleife Bürgerbräu, schaltete die Maschinen ab und gönnte dem Wagen nach den ersten 350 reibungslosen Kilometern seine wohlverdiente Pause. Zu Fuß lief ich die Linie 4 vom Bürgerbräu bis in die Innenstadt ab. Das Wetter hielt leider nicht was es versprochen hatte: Statt dem angesagten wolkenlosen Himmel, waberte eine Nebel-/Wolkensuppe über Würzburg, die sich nur sehr zäh auflöste.
Wie seit Jahren praktiziert, ist die Linie 4 von Zellerau nach Sanderau in der Frühspitze fest in Hand der alten Hochflurer. Lediglich ein Niederflurkurs ist fahrplanmäßig am Morgen auf der Linie anzutreffen. Die GT8 laufen dann 2 bis drei Runden auf der nicht sonderlich langen Linie, bevor sie ab acht Uhr von Niederflurwagen ersetzt werden, welche wiederum von den anderen Linien abgezogen werden, die dann ebenfalls den Takt auf ein 15min Intervall ausdünnen. Die Düwags rücken anschließend in Sanderau ins Depot ein und kommen erst zur Nachmittagsspize wieder heraus.
Als erstes kam GT8 243 aus der Endschleife Bürgerbräu in Zellerau Richtung Innenstadt. Links befindet sich die namensgebende Brauerei.
Der farbenfrohe 245 fährt in die Haltestelle DJK Sportzentrum ein. Genauso wie der Einsatzplan der letzten Düwag GT8 in Würzburg, haben sich auch die Vollwerbungen in den vergangenen zehn Jahren kaum verändert.
So konnte ich genau wie den bunten 245, auch den roten 244 bereits zehn Jahre zuvor ablichten. Heute begegnete mir der Wagen an der Haltestelle Hartmannstraße.
Kurzzeitig brach dann auch die Sonne durch den morgendlichen Schlonz, sodass 244 bei der Rückfahrt am klassischen Motiv für die morgendlichen Verstärker an der Haltestelle Rathaus abgelichtet werden konnte.
Zwischen den Haltestellen Ulmer Hof und Dom fährt 243 auf der Juliuspromenade und wird gleich scharf nach rechts Richtung Dom und Rathaus abbiegen.
Dort befindet sich wenig später der bunte 245 kurz vor der Haltestelle Dom auf seiner letzten Runde und wird wenig später in Sanderau ins Depot einrücken.
Das frühe Aufstehen machte sich jetzt zusammen mit dem Fußmarsch entlang der Linie 4 bemerkbar, sodass ich im Stehen hätte einschlafen könne, nachdem die GT8 allesamt eingerückt waren. Also wurde erstmal nach einem Bäcker mit anständiger Barrista-Maschine ausschau gehalten und nach erfolgreicher Suche ein großes Koffeinsüpchen mit zwei süßen Stückchen eingenommen. Als nach einer halben Stunde Frühstückspause eine dem Rentenalter nahe Fahrradaktivistengruppe in uniformen neongelben Funktionsjacken laut schnatternd das Café stürmte, beendete ich mein Päuschen umgehend und verließ fluchtartig den Laden. Ich drehte noch eine kleine Runde zum Hauptbahnhof und beschloss kurzfristig, den eigentlich anvisierten Besuch bei der neuen Linie 2 in Ulm zu streichen und stattdessen gleich bis zum Bodensee weiter zu fahren, solange die Straßensituation es noch hergab. Die Nachricht ob meines früheren Aufschlagens, stieß auf keine Wiederstände und wir verabredeten uns für den Nachmittag zum Grillen.
Vor dem Hauptbahnhof gab es auch noch ein Bild eines der eingenwilligen GT-E von LHB. Wagen 208 hat vor dem Hauptbahnhof gewendet und fährt nun als Linie 2 nach Zellerau. Mit einem Einzelfahrschein folgte ich dem Wagen mit Umstieg an der Juliuspromenade mit dem nächsten 4er.
Die Entscheidung, Ulm zu streichen, sollte sich als goldrichtig herausstellen, waren doch die Autobahnen um Ulm weitläufig kollabiert. Stattdessen wählte ich die westliche Route über Stuttgart und kam ohne nennenswerte Störung gegen halb vier am Ziel an. Nach einem erneut bitter nötigen Koffeinsüppchen, wurde der Grill entzündet und der Abend klang einige Stunden später bei der Betrachtung der neuen Aufnahmen seit unserem letzten Zusammentreffen aus.
Morgen soll es dann über Innsbruck ins Zillertal gehen, wo der erste Tag unserer Alpentour eingeplant ist.