Moin,
Heute möchte ich einen neuen Reisebericht mit Ziel Wales starten.
Wobei ein richtiger Reisebericht wird es eigentlich nicht, denn im vergangenen Sommer führte ein ausgiebiger dreiwöchiger Urlaub ins schöne Wales. In diesen drei Wochen standen die Eisenbahnen in diesem wunderschönen Teil von Großbritannien nur hin und wieder im Mittelpunkt, sodass ein zusammenhängender chronologischer Reisebericht wenig Sinn ergibt.
Dennoch möchte ich euch einige thematische Bildberichte der eisenbahnlastigen Tage nicht vorenthalten, bevor sie auf der Festplatte verstauben…
Der erste Teil wird derweil nicht wirklich viele (Eisenbahn)Bilder enthalten. Ein bisschen Drumherum und Einstimmung auf das Kommende muss ja auch sein 😉
Die Anreise
Die Anreise erfolgte auf die eher altmodische Weise: Anfang Juli wurde das Auto mit Gepäck und Menschen vollgestopft und die rund 1300 Kilometer in Angriff genommen. Ziel war der Küstenort Harlech, rund neun Meilen südlich vom Ausgangsort der Welsh Highland und Ffestiniog Railway und zudem an der Cambrian Coast Line gelegen – was für ein günstiger Zufall 😉
Eine derartige Entfernung war natürlich nur in Etappen zu Bewältigen, wenn die Reise nicht zur Qual werden sollte. Also wurde der Weg zum Ziel gemacht und die Strecke innerhalb von drei Tagen bewältigt.
Dabei wurde zunächst ein halber Tag in den Haag Station gemacht. Hier wurden hauptsächlich die neuen Avenio Trams von Siemens gefuzzt. Außerdem verkehren in den Sommermonaten täglich zwei PCC-Wagen als Touristenstraßenbahn zwischen der Innenstadt und dem Strand. Nach einem belebenden Koffeinsüppchen wurde der Tag bis zum Nachmittag vertrödelt und anschließend ging es, natürlich erst nach einer Tüte Pommes, Richtung Hoek van Holland.
Beide Gründe für den Besuch in den Haag auf einem Bild vereint: Einer der neuen Avenios von Siemens auf der Linie 11 und der PCC 1180 im Einsatz auf der Touristenlinie an der Endschleife Strandweg
Der PCC 1180 fährt aus den Strandburgen zurück in die Innenstadt. Hier an der Haltestelle Kurhaus
Die alten Achtachser erhielten in den vergangenen Jahren neue Frontschürzen. Wirklich schöner sind sie dadurch nicht geworden – im Gegenteil… Die vielen Motive entlang der Kanäle lassen das Straßenbahnfotografieren in den Haag dafür nicht so schnell langweilig werden.
Auch die RandstadRail gehört inzwischen wie selbstverständlich zum Stadtbild. Wagen 4040 an der Haltestelle Conradkade
Die Innenstadt von den Haag lädt auch abseits der Straßenbahn zum Fotografieren und Herumschlendern ein
In Hoek van Holland ging es dann am frühen Abend auf die Stena Britannica, auch wenn die Fähre schlussendlich erst gegen elf Uhr ablegte. Aber die Zeit ging mit der ersten Portion Fish&Chips des Urlaubs und dem Beobachten des dichten Schiffverkehrs aus dem Rotterdammer Hafen schnell vorüber. Diese Route nach Großbritannien kann ich im Übrigen nur empfehlen. Nicht nur das man während des Schlafens mal eben 130 Meilen zurücklegt, spart man sich doch zusätzlich den Kampf mit dem Großraum London und seinem nur geringfügig überlasteten Autobahnring 😉
Blick aus der Stena Britannica auf eine Cargo-Fähre der gleichen Reederei
Dichtes Treiben herrschte an diesem Abend an der Ausfahrt des Rotterdammer Hafens
Eine herrliche Lichtstimmung bot sich vom Aussichtsdeck der Stena Britannica während der Dämmerung
Früh am nächsten Morgen war Harwich erreicht und schon um kurz nach sechs ging es von der Fähre. Zum Glück wurde uns während der Überfahrt eine Stunde geschenkt, ansonsten wäre das schon die zweite arg kurze Nacht in Folge gewesen und es ist ja eigentlich Urlaub 😀 Wie der Zufall es wollte gibt es rund sechzig Meilen nördlich von Harwich in Lowestoft auch ein kleines Straßenbahn- und Trolleybusmuseum, welches im Normalfall immer so weit ab vom Schuss liegt, dass man dort irgendwie nie hinkommt. Zu diesem kleinen aber feinen Museum habe ich einen separaten Bericht geschrieben.
Am Nachmittag ging es dann weiter Richtung Sheffield und langsam wurde auch das Linksfahren zur Routine, aber hier sind die Straßen ja auch noch recht harmlos. In Sheffield wurde die zweite Zwischenübernachtung eingelegt. Von den neuen Tram-Trains war an diesem Samstagabend erwartungsgemäß leider nichts zu sehen, befinden sie sich doch noch in der Testphase und absolvieren nur Fahrschulfahrten. Noch vor Jahresende sollen die Wagen auch erste reguläre Fahrten im Stadtnetz absolvieren. Wann allerdings die Aufnahme des Tram-Train Betriebs startet, steht derweil inseltypisch noch in den Sternen…
Auch schon 25 Jahre alt sind inzwischen die Düwags in Sheffield. Hier Wagen 103 kurz vor der Station Fitzalan Square – Ponds Forge
Die anschließende Nahrungssuche entwickelte sich derweil zu einer Farce. Ein Italiener schloss kurz vor uns noch die Tür zu – man schließe jetzt – komisch am Samstag Abend um acht Uhr zu schließen und es war auch noch nicht mal ganz acht. Bei PizzaHut – ja, dem Fettpizza Schnellrestaurant, unsere Lage wurde also immer aussichtsloser 😉 – sollten wir rund 45 Minuten warten, es sei ja so viel zu tun. Sonst gab es irgendwie auch überall nur “Great British Pub Food”, was man ja auch nicht unbedingt haben muss. Entnervt ging es schlussendlich zu einem bekannten Burgerbrater im Bahnhof, bevor endlich die erste längere Nacht des Urlaubs zum Energie Tanken genutzt werden konnte.
Am nächsten Morgen ging es dann am Linienbündel der Yellow und Blue Line entlang stadtauswärts weiter in Richtung Wales. Gegenüber von Liverpool in Birkenhead legten wir einen zweiten Stopp bei einem Straßenbahnmuseum ein, der Birkenhead Tramway. Auch zu diesem Museum gibt’s für Interessierte einen ausführlichen Bericht.
Vom Ferry Terminal in Birkenhead hat man auch einen schönen Blick auf Liverpool, ohne sich selbst in das Gewühle dieser Großstadt stürzen zu müssen:
Entlang der Yellow und Blue Line nach Middlewood bzw. Malin Bridge ging es am nächsten Morgen weiter
Typisch englische Backsteinreihenhäuser säumen die Straßen entlang der beiden Linien
Blick auf Liverpool von der gegenüberliegenden Seite des Mersey River
Eine Stena LKW-Fähre liegt am Anleger von Birkenhead
Anschließend ging es kurz nach Mittag weiter nach Harlech, welches am späten Nachmittag erreicht wurde. Kurz nach Überfahren der “Grenze” nach Wales wurde auch schnell das Navigationsdilemma der nächsten drei Wochen deutlich. Die VW-Navigation kannte nahezu in ganz Wales keine unterschiedlichen Straßenkategorien. Jeder der schon mal in Wales war, weiß was das bedeutet: Auch wenn es keine Autobahnen gibt, besteht ein erheblicher Unterschied zwischen ein-, zwei- und dreistelligen A-Straßen sowie B-Straßen und solchen ohne Buchstaben. Während auf den bis zu zweistelligen A-Straßen meist noch ein mittelmäßig schnelles Vorankommen möglich ist, sollte man alle anderen Kategorien, erst recht jene mit B oder ohne Buchstaben tunlichst meiden, wenn noch am selben Tag das Ziel erreicht werden soll 😀
Allzu oft macht man dieses Spiel des Navis nicht mit, bis man sich einfach selbst die Karte ansieht und nach eigener Navigation fährt…
Schließlich wurde gegen Nachmittag des dritten Tages doch noch Harlech erreicht und einem zweiwöchigen Aufenthalt in diesem gemütlichen Ort direkt am Meer stand nichts mehr im Wege. Zu den Besuchen bei den umliegenden Bahnen gibt es dann wie angedroht in den nächsten Teilen mehr. Dann werde ich mich auch bemühen mehr Bilder als Text sprechen zu lassen 😉