Heute sollte es mal sportlich werden: Wir nehmen die Wanderung ins rund 1000m höher gelegene Vall de Núria in Angriff und hoffen auf ein paar schöne Bilder der parallel verlaufenden Cremallera de Núria.
Die übrigen Teile dieses Reiseberichtes sind hier zu finden: Reisebericht 2016: Einmal um die Pyrenäen
Die Aufnahmeorte sind mit einem Klick auf die jeweilige Aufnahme bei OSM hinterlegt.
03.09.2016 – Cremallera de Núria
Gut ausgeschlafen ging es am Morgen zum Frühstück hinunter. Und endlich gab es mal ein authentisches spanisches Frühstück. Heißt im Klartext: Kaffee und irgendein trockenens Stück Gebäck mit einer Scheibe Aufschnitt dazu. Man merkte, dass hier im September einfach keine Saison ist. Im Winter dürften die Hotels im Ort gut ausgelastet sein und die Zimmerpreise entsprechend angepasst, aber im Sommer verschlägt es hier eben nur ein paar Wanderer hin. Und natürlich uns, die Fuzzis 😀
Die Cremallera de Núria beginnt im Ort unserer Unterkunft, Ribes de Freser. Der Endpunkt Ribes-Enllaç mit Anschluss an die Breitspur, ist mit einer großen Halle überbaut, auf deren zweiten Gleis einiges, in der Nebensaison nicht benötigtes Rollmaterial abgestellt ist. Unter anderem auch zwei Mitteleinstiegwagen der ehemaligen Furka-Oberalb-Bahn, die noch immer die “sportwagen”-Beklebung tragen. Von hieraus führt die Bahn in Richtung Ortsmitte zum Betriebszentrum Ribes Vila mit Fahrzeughalle, Werkstatt und Museum.
Für den Abschnitt zwischen Ribes Enllaç und Ribes Vila streue ich noch einmal die Aufnahme von gestern Abend ein. Einzig nennenswertes, dafür aber umso ansehnlicheres Motiv ist die Querung des Freser unmittelbar hinter dem Endpunkt.
Von Ribes Vila verläuft die Bahn dem Tal folgend ohne Zahnstange bis ins 5 Kilometer entfernte und ca. 150m höhere Queralbs. Hier beginnt die Steilstrecke mit Zahstange ins noch einmal 800m höher gelegene Núria hinauf.
Wir wollten unseren Aufstieg in Queralbs beginnen, denn ab hier startet auch der Wanderweg ins Vall de Núria hinauf. Ab Queralbs ist der Takt auch deutlich dichter. Morgens und Nachmittags fahren ab hier Verstärker, sodass in der HVZ etwa alle 30 min aus jeder Richtung mit Verkehr zu rechnen ist.
Zuvor gabs noch ein Bild vom sehr unzugänglichen Adhäsionsabschnitt von Ribes de Freser nach Queralbs. Auch die zwei großen Brücken die es hier gibt, verschwinden wie der Rest der Strecke im dichten Wald.
Wagen A5 auf dem Weg nach Queralbs
Zum Einsatz kommen regulär die Triebwagen A5-A8 aus den Jahren 1986 und 1995, die in Barcelona unter SLM-Lizens gebaut wurden, sowie die zwei GTW 2/6 A10 und A11 von Stadler aus dem Jahr 2003. Alle sechs Fahrzeuge standen heute im Einsatz. Ob und in wieweit dieser Fahrzeugpark im Winter unter anderem mit den ehemaligen Sportwagen der FO verstärkt wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Wir parkten das Auto auf dem riesigen Parkplatz in Queralbs und machten noch ein Foto der Ausfahrt vom GTW 2/6 A10, bevor wie den Aufstieg nach Núria angingen.
GTW 2/6 A10 fährt aus Queralbs Richtung Núria aus.
Der eigentliche Wanderweg von Queralbs aus hätte uns immer deutlich über der Bahn entlang geführt. Seit 2008 verfügt die Bahn aber über einen neuen, 1130m lange Tunnel. Dieser beginnt wenige Kilometer hinter Queralbs. Nach diesem Tunnel kommt die Bahn für wenige Meter ans Tageslicht, bevor sie wieder auf die alte Trasse stößt und erneut im Tunnel verschwindet. Die ehemalige, im Winter anfällige Trasse, wurde zum Wanderweg umfunktioniert und bis zum ersten Tunnel führt eine Straße parallel, die vermutlich zum Bau des neuen Tunnels angelegt wurde. Lange Rede kurzer Sinn: Wir konnten ganz gemütlich neben der Bahn entlang wandern, davon abgesehen, dass wir zwei Viehgatter illegalerweise für wenige Sekunden öffnen mussten, die die Straße für wenige Meter sperrten. Kühe waren aber weit und breit nicht zu sehen…
Wagen 10 kommt oberhalb von Queralbs aus Núria zurück
Wagen 10 fährt parallel zur alten Tunnelbaustraße
Wenigstens ein interessanter Blick ist bis zum neuen Tunnel noch möglich, wenn auch der Sonnenstand jetzt am Vormittag noch nicht passte – immerhin hatte es aber noch Sonne für denTriebwagen A7. Hinter der nächsten Kurve befindet sich bereits die Tunneleinfahrt.
Nach etwas über einer Stunde erreichten wir den neuen Tunnel. Von unten erwarteten wir Verkehr und es kamen nicht weniger als drei Wagen hintereinander her gefahren. Warum die Wagen nicht in Traktion geführt werden blieb uns allerdings ein Rätsel. So mussten die beiden nachfolgenden Triebwagen vor dem Eingang des Tunnls kurz anhalten, bis der erste Block wieder frei war. Der Blockabstand war aber so gering, das die Wagen am Ende doch im Sichtabstand hintereinander fuhren.
Wir haben den A7 auf den wenigen Metern zur Tunneleinfahrt schon wieder eingeholt, wo er auf grünes Licht für die Weiterfahrt wartet.
Es folgen noch die Wagen A5 und A8. Als letzter im Korso hat Wagen A8 gerade grünes Licht für die Einfahrt in den neuen Tunnel erhalten.
Wir liefen die als Wanderweg ausgebaute alte Trasse entlang. Diese führte uns unter anderem auch durch zwei kurze, unbeleuchtete Tunnels, bevor wir die Kreuzungsstation zwischen dem neuen und dem daran anschließenden älteren Tunnel erreichten. Der Einschnitt zwischen den beiden Tunnels ist kaum zwei Fahrzeuglängen lang und so befindet sich der Großteil der Betriebskreuzung im neuen Tunnel.
Die alte Trasse führte direkt am Hang entlang und dient nur noch als Wanderweg
Ein SLM Wagen zeigt sich, von der alten Trasse aus gesehen, im kurzen Einschnitt zwischen den beiden Tunnels
Die dortige Ausweichstation schauten wir uns etwas genauer an: Wagen 11 fährt als letzter eines Dreierkorsos in den alten Tunnel ein.
Nachdem die Kreuzung vorüber war und auch die Essensvoräte etwas verringert waren, sollte es weitergehen. Das stellte uns jetzt allerdings vor ein Problem. Der eigentliche Wanderweg, der zu Anfang wenig oberhalb von uns verlief, war inzwischen unerreichbar, außer man wollte den ganzen Weg zurücklaufen. Der andere Wanderweg nach Núria, der im Verlauf wieder an die Bahn führt, lag blöderweise aber auf der anderen Seite des Tals. Mangels Alternativen mussten wir also etwa hundert Meter wieder runter, um diese anschließend direkt wieder hoch zu laufen. Das Ganze war zwar nicht dramatisch, aber eine Hängebrücke über die Schlucht wär’s natürlich gewesen 😉
Als wir auf der anderen Talseite etwas über der Aussgangshöhe unseres kleinen “Umwegs” waren, kam schon der nächste Zug durch den kleinen Einschnitt gefahren.
Über eine kleine Brücke lässt sich der tief eingegrabene Riu de Núria zumindest trockenen Fußes überqueren, um von der alten Trasse auf den Wanderweg am anderen Hang des Tals zu gelangen.
Ein GTW 2/6 passiert die Lücke zwischen den beiden Tunnels
Da wir ja jetzt den Hauptwanderweg erreicht hatten, war es auch vorbei mit der Ruhe. Ein ganz schöner Auflauf von Spaniern hier und wie die zum Teil den Berg runter rennen, da möchte man ihnen gerade zurufen, das sie ihre Knie auch noch die nächsten 30 Jahre brauchen… nur was heißt das jetzt auf Spanisch? 😀 Dafür reichten die vier Jahre in der Schule wiedermal nicht aus und waren nun auch schon wieder zu lang her…
Die Bahn verläuft jetzt jedenfalls immer am gegenüberliegenden Hang und an der Stelle, wo der Weg den Hang wechselt, tut dies auch die Bahntrasse. Wie praktisch…
Blick zurück auf die alte Trasse am steilen Felshang entlang, die wie eben hinaufgewandert waren. Nun ging es auf deutlich steileren Pfaden auf dem normalen Wanderweg weiter.
Leider ließ uns die Sonne jetzt mehr und mehr im Stich, vor allem immer dann, wenn ein Zug kam, aber die felsige Landschaft hatte trotzdem ihren Reiz.
Tw A5 kämpft sich wieter nach Nuria hinauf und erreicht nun den obersten Abschnitt der Strecke, an dem sich immer wieder freie Blicke auf die Strecke und die felsige Lanfschaft bieten.
Das Hauptmotiv an dieser Stelle war 180-Grad herumgedreht: Tw 5 oberhalb des Riu de Núria auf dem Weg zur Bergstation
Die gleiche Stelle einige Meter den Wanderweg weiter von Schienenhöhe gesehen mit Triebwagen A8.
Auf diesem letzten Abschnitt hinter den beiden Tunnels und vor dem letzten Tunnel kurz vor Núria gab es jetzt zahlreiche Motive, die auch mal einen Landschaftsblick erlaubten. Nur das mit der Sonne wollte halt einfach nicht mehr klappen. Jaja Schönwetterfotografie usw., aber es hat halt einfach was mit ein bisschen Sonne :-/
Strecke und Wanderweg kreuzen praktischerweise genau gleichzeitig beim Wechsel der Hangseite, sodass nun Aufnahmen von der anderen Streckenseite bis hinauf nach Núria möglich sind. Durch das Wetter sind inzwischen Aufnahmen in beide Richtungen möglich und so gab es schon diesen Blick auf den bergfahrenden A6, bevor er unser Hauptmotiv als Nachschuss erreicht hatte.
Wagen A6 wenig später kurz vor einer Lawinengalerie.
Tja, das wäre dann wohl DAS Motiv der Bahn, wenn nur das Licht noch einmal mitgespielt hätte… Zwischen der Galerie und dem letzten Tunnel zum Stausee hinauf gelang diese Aufnahme von A6.
Im Gegensatz zur Bahn, die wie erwähnt kurz vor Núria noch einmal im Tunnel verschwindet, um eine Kuppe zu überwinden, durften wir noch einmal ein bisschen verlorene Höhe machen, was aber mit einem traumhaften Blick auf das Vall de Núria belohnt wurde
Während die Bahn durch das Massif auf der rechten Seite einen letzten Tunnel hat, müssen wir auf der anderen Talseite noch einen hohen Grat überqueren. Dafür werden wir mit diesem Blick auf das Vall de Núria belohnt.
Die Bahn taucht in Núria seitlich neben dem Stausee aus dem Tunnel auf und erreicht wenige Meter weiter den Endbahnhof neben dem großen Gebäudekomplex. Obwohl es sich primär um eine Wintersportregion handelt, waren auch heute zahlreiche Menschen unterwegs und fuhren mit Booten über den See oder lagerten auf der weitläufigen Wiese. Wir vertrieben uns noch etwas die Zeit unter anderem damit, den Gebäudekomplex irgendwie mit Bahn darzustellen, während von den Bergen her zunehmendes Gewittergrollen zu vernehmen war.
Über den Grat haben wir viele toten Höhenmeter gemacht, dafür bietet sich über den Stausee gesehen beim Abstieg dieser Blick auf die Bahnstrecke. Im Hintergrund sind bereits die Seilbahnen und Lifte zu sehen, die vor allem im Winter die Skifahrer weiter in die Berge bringen.
Wir sind auf dem Talgrund angekommen und zur Bahsntrecke hinübergelaufen. Wagen A8 erreicht in wenigen Metern den Endbahnhof Núria.
An nahezu gleicher Stelle aus der anderen Richtung gesehen legt der SLM-Triebwagen A5 die letzten Meter zur Bergstation zurück.
Die Zeit war schon ganz ordentlich vorangeschritten und das Wetter riet nun dringend zur Abreise. Wir wollten eigentlich einen der Verstärkerkurse nach Queralbs nehmen, dieser fand aber im Gegensatz zum Vormittag einfach nicht statt, obwohl Wagen und Personal vor Ort waren. Also mussten wir noch eine halbe Stunde auf dem Bahnsteig herumstehen, was die Laune etwas in den Keller trieb…
Zahlreiche Menschen treten jetzt den Rückweg an. Drei Wagen stehen bereit, um die Massen nach Queralbs und Ribes zu befördern.
Die Rückfahrt war dann wieder ein ganz besonderes Erlebnis: Als es nach dem ewigen Gewarte endlich losging, fing das Getöse an. Wir hatten einen der alten Triebwagen erwischt und wer zum Beispiel in der Schweiz schonmal mit einem Vertreter dieser Bauart gefahren ist weiß, dass sie nicht gerade leise sind. Der etwas lärmende Wagen wurde aber von dem Getöse der Spanier noch völlig problemlos übertroffen. Jedes Ereignis vor dem Fenster muss von den Eltern und Großeltern für die Kleinen in lautem und emotionalem Tonfall kommentiert werden. So als wären die Kinder blind. Diese müssen darauf natürlich mindestens in gleicher Lautstärke irgendetwas zurückmelden und das in einem Wagen der gestopft voll ist. Naja, man kann sich wohl vorstellen wie das endet. Typisch Spanien dieser lautstarke Mitteilungsdrang… Wir waren jedenfalls froh als wir in Queralbs ankamen 😉
Ankunft in Queralbs mit Tw A7. A11 ist auf dem Weg nach Núria um eine weitere Ladung Ausflügler abzuholen.
Das Wetter hatte völlig zugemacht und so ging es schnell zum Auto und in Ribes noch Einkaufen. Nachdem der gröbste Schauer durch war, schauten wir uns noch das kleine Museum in Bahnhof “Ribes Vila” an und guckten, ob der 18:40 Zug die Güterwagen aus Núria mitbringt. Dem war nicht so, also entstand nur noch eine Stimmungsaufnahme im Bahnhof, bevor es für einen frühabendlichen Kaffee ins Ortszentrum ging, denn vor 9 gibt’s ja nichts zu Essen. Das gab es dann später spanientypisch in einer Kneipe, die neben gezapftem Bier auch einen Grill zu bieten hatte.
Die Cremallera de Núria hat auf jeden Fall Lust auf einen weiteren Besuch geweckt, bei dem dann die alpinen Motive vor Núria vielleicht mit etwas mehr Sonne wiederholt werden können.
Im kleinen Museum der Bahn steht die SLM HG 2/3 “Julian Fuchs”. Die Cremallera de Núria wurde zwar von Beginn an ab 1931 elektrisch betrieben, für den Bau wurde aber unter anderem diese Maschine von der Cremallera de Montserrat herangezogen. Von der elektrischen Erstaustattung sind übrigens noch alle vier Maschinene erhalten. Die E1 ist weiterhin betriebsfähig, die E2 und E3 sind abgestellt bei der Cremallera de Núria, wobei erstere ebenfalls im Museum zu besichtigen ist, und die E4 befindet sich seit 2003 bei der Cremallera de Montserrat.
Abendliches Stimmungsbild im Bahnhof Ribes Vila
Für morgen Vormittag ist dann auch schon wieder Sonne angesagt. Wir verlassen dann Spanien und verbringen einen Tag an der Pyrenäenmetro.