Im Jahr 2008 besuchten wir erstmals Manchester und sein Metrolink System. Damals fuhren ausschließlich die T68s und T68As des italienischen Herstellers Ansaldo-Breda.
Damals fuhren, wenn ich mich nicht irre, gerade einmal zwei Linien, die drei Äste bedienten. Im Jahr 2010 kamen wir auf dem Weg zum 125igsten Jubiläum in Blackpool erneut durch Manchester. Es fuhren bereits die ersten Wagen des Typs M5000 von Bombardier.
Jetzt waren die T68, welche erst ab 1991 gebaut wurden, die jüngsten erst 1999(!!!), fast komplett von den M5000 abgelöst und das Streckennetz hat sich im Vergleich zu 2008 mehr als verdoppelt!
Eine doch sehr erfreuliche Entwicklung, die dieses moderne Metrosystem vollführt.
20. Juli 2013: Metrolink die Dritte
Eine wenig erholsame Nacht lag hinter uns. Irgendwie brummte die gesamte Nacht ein Art Klimaanlage direkt neben unserem Fenster. Für die zweite Nacht sollten wir aber ohnehin in ein anderes Zimmer umziehen. An sich ja garnicht schlecht, allerdings hatte das neue Zimmer weder Fenster noch war es gereinigt worden. Nein danke, ein anderes bitte! Zimmer drei war dann sehr viel besser und wir zogen mit dem guten Gefühl los, in der kommenden Nacht besser schlafen zu können. Das Hotel war im übrigen keinesfalls günstig, sondern das Preisniveau in Manchester einfach enorm hoch. Aus diesem Grund hatten wir das überteuerte Frühstück auch nicht mitbestellt und so fielen wir erstmal in das nächste Café ein. Für jeden ein Croissant, ein Muffin und ein XXL Kaffe bitte! Jetzt konnte der Tag beginnen 😀
Das Café lag direkt an der zentralen Market Street die auch vom Metrolink befahren wird. Übrigens nicht unterirdisch, wie bei Metros üblich, sondern mitten durch die Fußgängerzone. Etwas gewöhnungsbedüftig ist es schon wenn ein 60 Meter langer Metrozug mitten durch die Fußgängerzone quitscht. Im Übrigen ist es auch schon häufiger zu schweren Personenschäden gekommen, da die Fahrer einfach einen sehr schlechten Überblick aus diesen hochflurigen Stadtbahnwagen haben…
Zunächst wollten wir aber die damals neue Strecke nach Rochdale erkunden. Die Strecke verläuft zum Großteil auf einer alten Eisenbahntrasse, die für den Metrobetrieb umgebaut wurde.
Tw 3055 auf dem Weg zurück nach Manchester
Tw 3023 in der zwischenzeitlichen Endstation Rochdale railway station. Inzwischen sind die im Hintergrund sichtbaren Bauarbeiten der Verlängerung beendet und die Bahnen fahren bis ins Zentrum weiter
Tw 3017 kurz hinter der Station Newbold
Ursprünglich war geplant, dem Straßenbahnmuseum im Heaten Park einen Besuch abzustatten. Das Museum hatte jedoch kurzfristig seine samstäglichen Öffnungen abgesagt. Wir wollten uns aber dennoch ein Bild von der Lage machen und fuhren zum Heaten Park.
Tw 3020 in der Station Heaten Park. Der großzügige Park ist von hier zu Fuß zu erreichen und beherbergt auch ein Straßenbahnmuseum mit Fahrbetrieb
Auch die Strecken nach East Didsbury und Droylsden waren bei unserem letzten Besuch noch nicht in Betrieb und so wurden auch diese neuen Strecken bereist.
Die Strecke nach East Didsbury ist eher unspektakulär und größtenteils schnellbahnmäßig trassiert. Der Ast nach Droylsdon, der inzwischen bis Ashten-under-Lyne verlängert wurde, ist hingegen sehr interessant und verläuft zum Teil mitten auf der Straße. Für einige Stationen schwenkt die Strecke zur Seite von der Straße aus und fordert daher die Nerven der Autofahrer stark heraus, die dann jedes Mal vor roten Ampeln stehen 😀
Hier wurde in der vorstädtischen Atmosphäre, mit den für England typischen Klinkerbauten, erstmal ein kleiner Snack eingeworfen.
Tw 3048 verlässt die Endstation East Didsbury
Tw 3028 macht sich aus Droylsdon kommend zurück auf den Weg in die Innenstadt
Typisch Manchester ist das teils verlassene, teils rekultivierte Industrieareal rund um die Station New Islington, die gerade von Tw 3045 passiert wurde
In der Innenstadt begegnet uns auf der Market Street eine Doppeltraktion M5000
Im alten Hafengebiet begegnete uns auch noch der einzige im Neulack befindliche T68. Auch er wurde wenige Monate später abgestellt.
Inzwischen sind die T68 Geschichte. Uns begegnete bei unserem Besuch sogar noch eine Doppeltraktion.
Den Abend ließen wir nach einem sehr erfolgreichen Tag in einem rekultivierten Hafenbereich ausklingen. Viele Bars und Pubs sind hier an den alten Kanälen gelegen, in denen mehr oder weniger fahrfähige alte Kanalboote dümpeln. Ein weiterer Besuch dieses interessanten Metrosystems geht damit zu Ende. Am nächsten Morgen sollte es mit dem Zug nach Blackpool weitergehen.
21.07.2013 Altes und Neues in Blackpool
Heute stand unser dritter Besuch in Blackpool an und der erste des modernisierten Betriebes mit Flexity 2 Bahnen von Bombardier. Unser letzter Besuch hier war im Jahr 2010 zum 125 jährigen Jubiläum. Ein wares Highlight waren diese drei Tage im September 2010 und wir stellten uns moralisch auf eine kleine Enttäuschung ein, ob der Tatsache, dass all die interessanten Fahrzeuge nun zumindest im Regelbetreib der Vergangenheit angehören.
Mit dem Zug ging es direkt von Manchester Piccadilly bis Blackpool North. Der übliche Weg zum Meer wurde eingeschlagen, nachdem die Koffer im Hotel verstaut waren. Heute sollte es nach Fleetwood gehen. Dort fand das alljährliche als “Tram Sunday” bekannte Fest statt, bei dem die Strecke ab Fisherman’s Walk gesperrt ist und die gesamte Straße voller kurioser alter Fahrzeuge und Verkaufsständen steht. Von Fisherman’s Walk war ein Pendelbetrieb mit zwei Boat cars bis Thornton Gate eingerichtet. 1934 wurden von English Electric 12 dieser einzigartigen Fahrzeuge für Blackpool gebaut. Drei Exemplare sind noch heute betriebsfähig in Blackpool erhalten, während es die anderen in verschiedenste Museen auf der ganzen Welt, unter anderem bis San Francisco, verstreut hat. Nur vier der Fahrzeuge wurden im Jahr 1968 verschrottet. Die Ausrückfahrt der Boats war von Blackpool North Pier aus ebenfalls öffentlich und so schwangen wir uns in das Boat 600, welches von einem anderen Enthusiasten wegen seiner Modernisierung abfällig als “plastic Boat” bezeichnet wurde ;), und genosssen die Fahrt an der Frischluft bis Fleetwood. Leider war an diesem Tag sehr “englisches” Wetter. Im übrigen nur einer von zwei Tagen auf unserer 13 tägigen Reise mit schlechtem Wetter!!! Von wegen “englisches” Wetter 🙂
Die Fahrt mit dem Boat 600 begann am North Pier
Fotohalt nahe der Haltestelle Gynn Sqaure. Die “Heritage Trams” halten nur an gesonderten Haltestellen. Im Hintergrund die normale Haltestelle Gynn Spuare
Angekommen am Fisherman’s Walk in Fleetwood, dem, wegen dem “Tram Sunday”, heutigen Endpunkt der Strecke
Boat 230 bekam im Jahr 2012 seine alte Lackierung und Nummer zurück. Zuvor trug es die Nummer 604. Hier ist es nahe der Haltestelle Broadwater zu sehen.
In der Endschleife von Fleetwood, in Form einer Blockumfahrung, standen das Brush car 631 und der open top Balloon “Princess Alice”, anlässlich des “Tram Sunday” ausgestellt.
Das Brush car 631 gehört zu einer Serie von ehemals 20 Fahrzeugen, die von “Brush Electrical Engineering” im Jahr 1937, nach Vorbild der zuvor von “English Electric” für Blackpool gebauten “Railcoaches”, gebaut wurden. 1980 wurde es von Blackpool Transport stark modernisiert. Unter anderem veränderten neue Fenster mit Gummifassungen und LKW-Scheinwerfer das optische Erscheinungsbild stark. Im Jahr 2013 wurde die Front des Fahrzeugs wieder rekonstruiert und es erhielt einen klassischen creme-grünen Neulack. Unter anderem an diesem Projekt und vielen anderen Aufarbeitungen und Wiederinbetriebnahmen historischer Fahrzeuge in den vergangenen vier Jahren, seit dem Ende des alten Betreibes, zeigt sich der ernsthafte Wille in Blackpool einen abwechslungsreichen und repräsentativen historischen Betrieb aufrecht zu erhalten.
Brush car 631 in Fleetwood
Vergleichsbild aus 2008 am North Pier. Ebenfalls Wagen 631. Nicht alles ist schlechter geworden 😀
Am Abend fuhren dann die beiden Boat cars wieder nach Blackpool zurück in das Depot Rigby Road, welches die historischen Fahrzeuge beheimatet. Etwa eine Stunde später folgten die in Fleetwood ausgestellten Wagen, nachdem die Strecke in Fleetwood wieder frei war.
Boat car 230 nahe der Haltestelle Pleasant Street
Open top Balloon 706 “Princess Alice” wurde im Jahr 1934 von English Electric als sechter Wagen einer 27 Wagen umfassenden Serie von “Balloon cars” gebaut. Zwölf der Balloons wurden mit offenem Oberdeck geliefert, jedoch im Zuge des zweiten Weltkriegs aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wagen 706 wurde im Jahr 1985 rekonstruiert und ist damit momentan der einzige “open top Balloon”.
“Princess Alice” am North Pier
Zum Abend gab es natürlich eine ordentliche Portion “Fish and Chips” am North Pier. Später zogen wir noch einmal für ein paar Nachtaufnahmen los. Obwohl die “Illumination” noch nicht begonnen hatte, waren Teile der berühmten Beleuchtung Blackpools eingeschaltet.
Ein Flexity 2 am Central Pier
22.07.2013 Alltagsbetrieb bei Sonnenschein
Dieser Montag versprach deutlich besseres Wetter als der Sonntag. Historischen Verkehr sollte es aber nicht geben und so wurden die neuen Flexity 2 ganz gemütlich auf der gesamten Linie entlang der Fylde Coast fotografiert. Auch wenn die neuen Wagen den Betrieb grundlegend verändert haben, gefallen sie mir optisch äußerst gut. Zudem steigen die Fahrgastzahlen seit dem Upgrate kontinuerlich und der langfristige Erhalt dieses einzigen durchgehend betriebenen Straßenbahnbetrieb Englands, ist nun endlich gesichert. Ohne viele Worte folgen die “Highlights” der Tagesausbeute:
Tw 014 morgens am North Pier
Wagen 012 ebenfalls am North Pier
Wagen 004 vor dem Central Pier
Wagen 011 in der Endschleife Fleetwood Ferry
Tw 012 in der London Street in Fleetwood
Wagen 008 fährt in die Station Burlington Road West ein. Im Hintergrund die berühmte Achterbahn des Pleasure Beach.
An der Endstation Starr Gate wurde für die neuen Bahnen ein neues Depot errichtet. Damit hat sich auch das Erscheinungsbild der ehemaligen Endschleife deutlich verändert. Die Bahnen enden jetzt stumpf neben dem neuen Depot. Allerdings ist ein Wenden durch die Depotanlagen möglich, wo die alte Schleife noch fast am selben Ort liegt wie früher.
Flexity 010 nahe der Endstation Starr Gate
Flexity 001 nahe der Haltestelle St.Chad’s
Das alte Depot Rigby Road ist samt Werkstatt und Lackiererei noch nahzu vollständig erhalten. Hier stehen die nun historischen Bahnen sowie die “Balloons” der sogenannten “B-Fleet”, die bei besonders hohem Fahrzeugbedarf die 16 vorhandenen Flexity 2 unterstützen. Hierzu wurden neun “Balloons”, darunter auch die vier in den Jahren 1998-2004 auf alten “Balloons” aufgebauten “Millenium cars”, aufwendig modernisiert und mit breiteren Türen ausgestattet, die einen lückenlosen Ein- und Austieg an den Niederflurbahnsteigen erlauben.
Das gute alte Rigby Road Depot. Nur ein Bruchteil der vorhandenen und zum Großteil betriebsfähigen Altfahrzeuge ist auf diesem Bild zu sehen.
Den restlichen Sommerabend wurde die Promenade entlang flaniert und der North Pier besucht. Anschließend ging es noch beim Italiener eine wirklich hervorragende Pizza essen und dazu wurde ein pilsbierhaltiges Erfrischungsgetränk genossen 😀
Inzwischen wächst schon die Vorfreude auf den nächsten Blackpool-Besuch mit seiner einigartigen Straßenbahn zum 130 jährigen Jubiläum diesen September. Dann werden auch die guten alten “Balloons”, “Twin cars”, “Brush cars” und viele andere wieder zahlreich im Betrieb zu erleben sein und man kann in Erinnerungen schwelgen 😀
Das war’s erstmal mit dem zweiten Teil. Im nächsten Teil geht es dann endlich auf die Isle of Man mit ihren urtühmlichen Verkehrsmitteln.